Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg

  • "Das klingt... wie drücke ich das am diplomatischsten aus... nach Trollmist? Wieso Bastarde? Wieso Schimpf und Schande, macht ihr in eurer Welt Unterschiede zwischen menschlichem Leben. Ist das eine mehr wert als das andere, weil Eltern vorher diverse Bindungen eingegangen sind und sich ewige Versprechen machen?"


    Sie schüttelt ein wenig ungehalten ihren Kopf. "Das hört sich nach einem weiteren völlig idiotischen Verständnis von Dingen an."

  • "Wie lange lebst Du schon unter Menschen?", fragt Alanis, vielleicht eine Spur provokant. "Natürlich unterscheiden Menschen, welches menschliche Leben mehr wert ist als das Andere. Der Unterschied zwischen Adeln, Freien und Unfreien. Bastarde und ehelich Geborene. Dunkle und helle Haut. Der eine Glauben - der andere Glauben."


    Sie schüttelt den Kopf.


    "In meinem Glauben ist alles Leben heilig. Und ja, Du hast natürlich Recht, dass das alles - Trollkacke ist. Aber es ist nicht zu ändern. Amonlonde ist ein schöner Versuch, die Menschen gleich zu machen. Aber es wird wohl immer nur ein Versuch bleiben."

  • "Anscheinend nicht lange genug. In meinem Volk in zumindest meiner Welt ist niemand besser als der andere. Jeder hat seinen Platz, niemand ist weniger Wert, weil er dies tut oder jener ist."


    Wieder brummt sie unverständlichsvoll. Natüprlich gab es auch in ihrer Welt bestimmte Wesen, die sich durch die angehäufte Macht auf eine bessere eine höhere Stufe stellten aber jene andere, die das inakzeptabel fanden haben ihnen einen freien Fall in die Dunkelheit beschert in der sie heute noch vor sich hin vegetieren... bis auf sie selbst und das Blut in ihr.


    "Unterschiede sollte es nur geben wenn elementare moralische Werte durch den Glauben oder das Verhalten oder den vermeintlichen Stand eines Wesens mit Füssen getreten werden. Wenn ein Glaube nur Zerstörung und nicht Schöpfung bringt, zum Beispiel, dann hat ein Gläubiger einer derlei destruktiver Religion kein Anrecht auf einen gleichwertigen Platz in der Gesellschaft. Zum Beispiel Ilythiiri oder die Anhänger Khazuras."

  • "Das ist zum Glück bei den meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit", nickt Alanis und lehnt sich gegen die Stuhllehne zurück. Die Katze entrollt sich aus der bequemen Position auf ihrem Schoß und tappt ein wenig auf ihrem Schoß herum. "Aber den meisten Menschen auf dieser Welt entzieht sich der Blick auf die Dinge, die wir sehen, Tear'asel. Da wird das Dorf zu Welt und das moralische Gefüge in so einer kleinen Welt ist sehr, sehr strikt." Sie macht eine alles umfassende Geste. "Auch hier in Renascân ist das so."

  • Sie nickt und sieht überflüssigerweise kurz aus dem Fenster.


    "Avaraen, du hattest deine Bedenken mich hierher mitzunehmen. In deinen Gedanken war von einem möglichen Krieg die Rede oder Naturkatastrophen... jedenfalls im Ansatz."


    Ein breites Grinsen huscht über die Züge der Wildelbe.


    "Wenn ich irgendwann mal soweit bin einen Krieg auslösen zu können, dann wird es dabei ausschließlich um den amonlondischen Honigkrustenbraten gehen... aber ich rechne frühestens in einem halben Jahrtausend damit, ebenso was Naturkatastrophen in einer größeren Ordnung angeht."

  • Alanis lacht auf.

    "Also, an Naturkatastrophen hatte ich nicht gedacht. Nur an - diplomatische Verstimmungen."
    Sie schränkt die Arme unter der Brust. "Die Menschen hier kennen nur ihre fünf Götter und deren Gebote und erst langsam kommt das Wissen über fremde Länder hierher. Das Misstrauen Magiern gegenüber ist groß. Dich und Deine Macht hierher zu bringen ist wie - einen Felsbrocken in eine Pfütze fallen zu lassen."

  • "Es ist schon ein Kreuz mit euch allen," sagt sie und wählt den Ton dabei so, dass man die Wortfloskel sehr deutlich als Theaterstück erkennen kann. "Die einen haben einen gehörigen Respekt vor mir, in dem sie annehmen meine Macht kann Kontinente verrücken oder mein Wort möglicherweise Regierungen stürzen, andere belächeln ihr selbst erdachtes Konstrukt von dem, was ich anscheinend predige zu sein und doch nicht bin... und was ich tun könnte und gar nicht tun kann doch anscheinend propagiere."


    Wieder nippt sie am Tee.


    "Bei meinem ersten Besuch in der Baronie Eichhoven?... Auf dem Fest im vorletzten Jahr standen Elfen und Leute dieses Landstriches, wie auch Freunde bei einer kurz aufgeflammten Diskussion über Götter und gottgleiche Wesen bei mir... Gespannt wie ein Jagdbogen warteten sie nur darauf, dass ich irgendetwas, irgendwie sagen konnte, das ihren Glauben in Frage stellte oder ein Wort, das möglicherweise ihren Glauben in einer wie auch immer gearteten Form zu einem Diskussionstandpunkt werden lies. Und als ich sie dann auf ihren eigenen Willen hinwies war der... wie nennt ihr das der Ofen aus. Dann schweift sie ab. "Her je, weil ein Dämon durch seine imense Feuerkraft euer Haus zerstört oder eine der Khel'Emiril den Boden für kommende Ernten fruchtbar macht, eben weil die Macht, die sie innehaben es gestattet, baut man ihnen doch aus Angst oder Respekt auch keinen Tempel, erschafft Dogmen der Jungfreulichkeit oder der Nahrungsaufnahme und wälzt sich in Traditionen oder religösen Regeln. In einer hochgradig magischen Welt bevölkert von hochgradig magischen Wesen, ... wir wären ja nur noch damit beschäftigt zu opfern zu preisen und oder zu verfolgen."

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Tear stockt und sieht Alanis einige Momente verdutzt an, ehe sie Auskunft gibt.


    "Die Khel'Emiril sind die Ersten, die Lichtgeborenen, die mit dem Lied hierherwanderten. Meine Vorfahren. Sie haben viele Namen und erwachten vor den Menschen überall in den Gefilden von Toril - der Erde. Ihr Licht ist das Licht der Sterne, deshalb nennt man sie auch die Seldarine oder die Valar in anderen Ländern. Ihre Macht ist nicht an die Gefüge von Toril gebunden, dieses Geschenk gaben sie erst ihren Kindern."


    Während sie berichtet bekommen ihre Augen einen eigenartigen Glanz, als würde sie abschweifen und mit ihren Gedanken eine Welt voller Bilder betreten, die noch tausendfach eindrucksvoller waren als die Worte, die sie wählte.

  • Tear zieht scharf Luft ein. "In etwa das was man gemeinhin als Gott bezeichnet. Ihre Macht erreicht Sphären, die wir nicht mehr begreifen können, deshalb benötigten wir eine Definition, die es uns einfacher macht, damit zu arbeiten. Den meisten ist unsere Misere natürlich vollkommen egal."
    Sie lächelt. "Andere achten peinlich genau darauf, wie man sie nennt. Die Khel'Emiril jedoch nicht. Sie schmunzeln müde, wenn man sie zu definieren versucht und ich schätze Mir'anel schenkt jedem, mit verkniffenen Gesichtausdruck einen Apfel."

  • "Mir'anel ist der Erste meiner Art, es gibt niemanden der älter ist als er selbst, abgesehen von Tasmia der Erdgöttin Daynons."


    Auf die Frage nach Frühstück nickt Tear nur. Die Inbrünstigkeit lässt erahnen, dass sie großen Hunger hat.

  • Alanis erhebt sich und streckt sich. Als ihre Arme an einem bestimmten Punkt erreichen, zuckt sie schmerzerfüllt zusammen.


    "Sag mal", fragt sie, als sie sich zum Küchenschrank begibt, um Teller und Besteck herauszuholen. "Ist es normal, dass ich mich nach unserer - hm, Begegnung an viele Dinge auf einmal wieder erinnere, die ich längst verloren geglaubt habe?"


    Sie stellt die Sachen auf den Tisch, dann geht sie hinüber zur Bodenklappe, die zum Keller führt.

  • "Ja, das ist es. Vieles in deinem Unterbewußtsein habe ich durchwandert, dadurch ist es aus seinem Schlaf erwacht. Insofern wirst du nun zwei Möglichkeiten haben, die Dinge behalten und somit auf ihre Erfahrung zurückgreifen oder sie wieder langsam vergessen, in dem du sie von dir stößt."

  • Alanis stemmt die Kellerklappe auf, was ihr nicht leichtfällt, weil sie noch immer nicht wirklich bei Kräften ist. Als sie merkt, dass ihre Knie zittern, setzt sie sich kurzerhand auf die kurze Treppe, die in den Keller führt, um zu verschnaufen. Sie wirkt ein wenig irritiert.


    "Es wird ja schon vorher einen Grund gegeben haben, dass ich sie vergesse, diese Erinnerungen. Sie jetzt von Neuem zu verspüren - ich habe das Gefühl, dass mir der Schädel platzt."


    Und nicht nur ihr Schädel. Viele von den Dingen, die wieder auftauchen, werden von Gefühlen begleitet, die ihre Auswirkungen auf sie haben.

  • Die Gestalt der Elbe war plötzlich oben an der Kellertreppe aufgetaucht und Tear ging in die Hocke, wo sie zu Alanis hinabblickt.
    "Das tut mir leid aber du wurdest darüber aufgeklärt, dass es Nachwirkungen gibt. Es vergeht... aber eben nicht direkt. Wichtig ist, dass du nie vergisst, das egal, was dir wieder einfällt, was du erneut fühlst... schon lange hinter dir hast. Nichts davon hat letztlich den Tod für dich bedeutet, alles führte dich zu dem heutigen Tag, zu dem Menschen, den du liebst, zu diesem Haus, zu deinen Gefährten."

  • "Ich weiß", sagt die Priesterin begütigend. "Es verwirrt mich trotzdem - und da ich so etwas ja noch nicht oft gemacht habe, weiß ich schließlich nicht, was normal ist und was nicht."


    Sie rappelt sich wieder auf die Füße und geht zu den Regalen. Sie reicht Tear'asel ein kleines Glas mit eingemachter Kirschmarmelade - ihrer Lieblingsmarmelade - nach oben, ebenso wie ein geräuchter Wurst. Aus einem gut verschlossenen Kasten nimmt sie einige Scheiben Zwieback und dann nach kurzem Zögern noch einen kleinen, runden Käse zur Hand, dann kommt sie die Treppe wieder nach oben.


    "Bislang waren nur böswillige Präsenzen in meinem Kopf unterwegs. Ich weiß nicht, was sie dort angerichtet haben - es könnte ja auch Auswirkungen haben?" Fragend blickt sie die Elbin an und ein neuer Gedanke schießt ihr in den Kopf. "Du, ehm, hast aber nicht so geblutet, weil ich da oben so kaputt bin, oder?"


    Sie sieht erschrocken aus.

  • Tear nimmt die ihr gereichten Dinge mit stoischer Ruhe entgegen und ordnet alles auf ihrem Arm, ohne dass es sich selbstständig macht.


    "Was nichts in deinem Kopf zu suchen hat, hinterlässt immer Spuren. Aber auch das sind nur Erinnerungen und alte Narben. Es wird dich nur den Verstand kosten, wenn du es zulässt."


    Auf die letzte Frage der Priesterin jedoch findet sie nicht direkt eine Antwort, schon gar keine, die weder ihre Sorge, noch den Schmerz der letzten Nacht wegwischt. Ihr Blick senkt sich kurz.


    "Egal über welche mentalen Kräfte ich verfüge, das ist nur ein Körper. Er ist an die Physik gebunden und an seine ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen. Alles was darüber hinausgeht hat Konsequenzen. Ich habe mich überanstrengt, als es zu lange dauerte und du begonnen hast, dich effektiv zu wehren. Ich dachte ich brauche mehr, um genauer zu werden, eine bessere Spur aufzunehmen, dir mehr zu erzählen... mein Körper sah das anders."


    Sie tippt auf ihre Nase und die Schläfe, was anhand der Dinge, die sie auf dem Arm trägt gar nicht so einfach ist.

  • "Dann bin ich umso dankbarer, dass Du soviel für mich riskiert hast", sagt Alanis inbrünstig und steigt langsam die Treppe wieder hinauf. Sie lässt sich Zeit dabei und bringt die Sachen an den Tisch. "Würdest Du die Klappe wieder schließen?" Die Luft, die aus dem Keller dringt, ist trocken, aber recht kühl. Alanis verbleibt unterdes für einen Moment unbeweglich vor dem Tisch. "Sie werden mich nur den Verstand kosten, wenn ich es zulasse", wiederholt sie leise und nachdenklich.