Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg

  • Damorg nahm sich die Lampe und entzündete sie an einem Span aus dem Feuer, damit ging er wieder die kurze Treppe nach unten und holte dort von der beschriebenen Stelle eine Flasche Wein. Diese stellte er zusammen mit der Lampe, welche er bereits wieder gelöscht hatte, auf den Tisch.


    "So das hätten wir."


    Mit einem Eimer unter dem Arm ging er nach draus um Wasser aus dem Brunnen zu holen.

  • Als er das Haus durch die Hintertür verlässt, blickt sie ihm einen kleinen Moment lang nach, nachdenklich. Dann gießt sie in die Schwitze im Topf die Hühnerbrühe hinein, bis eine sämige Soße entstanden ist. Den Topf ein wenig vom Feuer schwenkend, zerbricht sie ein Ei und rührt es mit dem Löffel in den kleinen Krug Sahne ein. Das Gemisch gibt sie dann in den Topf und rührt alles zusammen. Es beginnt in der Küche nach süßer Sahne und zerlassener Butter zu riechen. Alanis schnuppert genießerisch und beobachtet, wie es sich die Katze auf der Schwelle zur Hintertür gemütlich macht, wohl neugierig, wer der Mann war, der gerade das Haus verlassen hatte. Ein leises, melancholisches Lied summend, beginnt sie, das heiße, gekochte Huhn zu würfeln, was schwierig ist, da die Haut an ihren Händen rosa und weich ist und damit ziemlich empfindlich.

  • Damorg brauchte einen Moment um sich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen und einen weiteren bis er den Umriss des Brunnens gefunden hatte. Mit einigen schnellen und geübten Bewegungen förderte er einen Eimer Wasser nach oben, welchen er dann in die rechte Hand nahm und zurück zum Haus ging. Als er durch die Tür gehen wollte stolperte er fast über die Katze, welche er erst im letzten AUgenblick bemerkte. Mit einem großen Schritt setzte er dann über das Tier hinweg und musste schmunzeln.


    "Wo hast du die denn her?"


    Bei seinen Worten stieg ihm der Duft in Mund und Nase, so dass ihm das Wasser im Mund zusammen lief.

  • Alanis blickt auf, als er eintritt und schiebt das Huhn und die Erbsen in den Topf, dann legt sie den Deckel auf und nimmt einen Zahn weg, um den Topf ein wenig höher zu hängen. Sie bedeutet Damorg, den Wassereimer neben die Spüle zu stellen.


    "Sie war auf einmal da, irgendwann während des Baus. Ich habe es irgendwie nicht über's Herz gebracht, sie fortzujagen. Und jetzt benimmt sie sich schon wie die Herrin des Hauses."


    Sie lächelt Damorg an und schiebt sich mit dem Handrücken ein paar Haare aus der Stirn, die feucht ist vom Wasserdampf des Essens. Zufrieden blickt sie aus das Essenschaos und beginnt, die Zutaten und leeren Gefäße auf die Anrichte zu räumen, damit sie nicht im Weg sind.


    "Was macht Dein Tempel? Auch fertig?"


    Sie trocknet ihre Hände an der Schürze ab.

  • Das Schmunzeln in seinem Gesicht wurde noch etwas breiter.


    "Na da wird sie aber einen schweren Stand haben sich gegen dich durchzusetzen."


    Er stellte den Eimer neben der Spüle ab, wie ihm gezeigt wurde und ging dann hinüber zu der Priesterin.


    "Fertig sicherlich noch nicht, aber das wird schon. Ich bin sehr zuversichtlich. Immerhin sind die Priester aus der Heimat da."


    Erst einen Schritt bevor er die Priesterin berhren würde, blieb er stehen.

  • Der Priester macht unbewusst einen Schritt nach hinten und lehnt sich dort dann an den Tisch, die Arme nach hinten abgestämmt.


    "Es sind leider nur zwei geworden."


    Er verzieht etwas das Gesicht.


    "Ein älterer Mann, gute fünfzig Sommer dürfte er schon haben. Er scheint ziehmlich robust zu sein und kann immer noch ordentlich zupacken. Und eine junge Frau, vielleicht um die Mitte der zwanzig Sommer. Sie scheint mir recht heißblütig. Ich bin leider noch nicht viel dazu gekommen um mit ihnen zu sprechen."

  • Für einen Moment scheint Alanis verwundert.


    "Ich dachte Du hättest von Anfang an nur mit Zweien gerechnet?"


    Sie stößt sich von ihrem Halt ab und geht zum Feuer, um dort im Top zu rühren.
    "Es gibt übrigens Hühnerfrikassee", erklärt sie munter. Tatsächlich erscheint sie erstaunlich entspannt.

  • "Eigentlich sollten es drei sein. Aber der Tempel aus Kapals Tränen hat scheinbar niemanden entsand, zumindest kam keiner zu dem verabredeten Treffen in Rokono, berichteten mir die anderen beiden."


    Damorg seufzte.


    "Aber wie es auch sei, ich bin froh, dass sie nun hier sind. Und nun habe ich einen Hunger wie ein Bär. Das Wasser läuft mir schon im Mund zusammen, bei dem Duft."

  • Alanis lächelt ganz leicht. Diese Männer - so einfach gestrick!, scheint diese Regung zu besagen.


    "Es braucht noch etwas - wollen wir uns vorher oder nachher unterhalten?"


    Sie geht zum Schrank hinüber und holt Becher, Teller und Besteck heraus.

  • Damorg schließt kurz die Augen und atmet tief ein. Viele der Gedanken die in den wenigen Augenblicken wieder verschwunden waren, seit dem er in dem Haus war, kamen schlagartig wieder in seinen Kopf und rasten.


    "Da es wohl kaum etwas gibt, dass mir gerade den Hunger verderben kann. Können wir gerne jetzt wieder darüber reden."

  • "Du armer Kerl - so einen Hunger?" Mitleidig und ein wenig spöttisch lächelt sie ihn an und reicht ihm dann Flasche und Flaschenöffner hinüber. Dann setzt sie sich auf den Stuhl, der am nächsten am Herd steht. "Ich habe Arnulf einen Brief hinterlassen, in dem ich ihm angeboten habe, zu ihm nach Montralur zurückzukehren. Als geistlicher Beistand."


    Sie schlägt ein Bein über das Andere.

  • Damorg zieht eine Augenbraue nach oben, während er zu ihr hinüberblickt.
    Die Flasche die er eben öffnen wollte lässt er ebenso wie den Öffner sinken.


    "Du hast was?"

  • Alanis verschränkt die Finger im Schoß und blickt in die Flammen, die sich zuckend an der Metallplatte hinter dem Herd widerspiegeln.


    "Ich glaube es war falsch zu gehen. Und ich glaube, dass es dort noch etwas zu erledigen gibt, was man nicht mit einer großen Gruppe angehen kann." Sie legt einen Ellbogen über die Stuhllehne und blickt dann wieder zu Damorg. Ihre Haltung wirkt selbstsicher und entschlossen, doch man kann erkennen, dass sie ein wenig unsicher ist, was seine Reaktion betrifft. "Ich glaube Arnulf hat nicht mehr viele Leute, die ihm die Stange halten. Und die Anzahl der Priester in ihren Reihen, die praktischerweise gleichzeitig Heiler sind, dürfte recht gering sein."
    Sie atmet tief durch.


    "Ich warte noch auf Antwort. Aber ich dachte ich sage es Dir jetzt, bevor ich in einigen Tagen vielleicht recht eilig los muss."

  • "Ja in der Tat gibt es dort noch etwas zu erledigen das möchte ich nicht bestreiten und ich wäre auch bereit wieder an diesen Ort zugehen. Das Übel dort weiter keimen zulassen, wäre sicherlich nicht göttergefällig."


    Er setzte den Falschenöffner wieder an.


    "Aber wir haben gesehen das Arnulf nicht der richtige Mann für diese Position ist."


    Der Korken kam mit einem Plop aus dem Hals.

  • Alanis schiebt ihm ihren Becher über den Tisch zu und nickt leicht.


    "Ja, Arnulf war nicht der richtige Anführer für so eine große Gruppe von Personen, die zum großen Teil nicht bereit waren, sich führen zu lassen - ob nun zu Recht oder zu Unrecht, kann ich nicht beurteilen."


    Sie erhebt sich wieder und nimmt den Kochlöffel auf. Mit dem Zipfel der Schürze hebt sie den Deckel an, mit der freien Hand rührt sie um und probiert das Frikassee. Mäßig zufrieden wiegt sie den Kopf hin und her, dann geht sie zum Arbeitstisch und holt ein kleines Gefäß wieder zu sich, aus dem sie einige Kräuter in die sämige Masse streut.


    "Er hat nun einmal versagt. Die Frage ist jetzt, was dort weiter geschieht. Mit den Menschen, die in Forlond leben. Es interessiert mich einfach. Und solange ich helfen kann, würde ich das gerne tun."

  • Damorg füllt die Becher mit Wein und gibt Alanis einen von ihnen. Danach setzt er sich auf einen der Stühle und probiert von dem Wein.


    "Das ich dort gerne helfen würde ist nicht die Frage. Die Frage ist nur wie sich das ganze gestalten wird. Aber um das zu erfahren müssen wir wohl abwarten. Also sind wir uns letztlich wohl einig, oder?"


    Er zog die Schultern leicht an.

  • Alanis nimmt ihren Wein an und nimmt einen Schluck. Anerkennend hebt sie die Augenbraue. Moreta hatte ihr einen guten Wein besorgt.


    "Ich - spiele mit dem Gedanken, auf jeden Fall wieder in den nächsten Tagen dorthin abzureisen. Ich habe noch einige Sachen hier, die ich mitnehmen würde, deswegen bin ich überhaupt mit zurückgekommen." Sie atmet tief durch. "Das Haus ist fertig. Hier habe ich also - nicht viel zu tun."

  • "Du willst jetzt in den kommenden Tagen aufbrechen, alleine?"


    Damorg setzte den Becher ab und stellte ihn auf den Tisch.


    "Das ist Wahnsinn. Willst du all das hier über den Haufen werfen."


    In seiner Stimme schwang ein Unterton mit der es nicht schwer macht zu merken, dass er sauer war.