Herberge "Am Geisenstieg" (2)

    Kassandra ordert zwei Mahlzeiten am Tag, Frühstück und Abenendessen für sich und ihren Begleiter und drückt Ella dafür und für die Zimmer schon mal für die nächsten drei Tage das Geld in die Hand.
    Als Jost die Matratzen in die Zimmer gebracht hat tauchen zwei Mitglieder der Besatzung der Alamlas mit Kassandras Truhe auf und schauen sich sehr interessiert in der guten Stube um, bevor Kassandra auch ihnen ein Geldstück in die Hand drückt und sie wieder verschwinden.
    Kassandras Elbischer Begleiter bleibt weiterhin stumm, obwohl er der Sprache sehr wohl mächtig zu sein scheint, wie seine Reaktionen zeigen. Auch er schaut sich aufmerksam um und scheint... ein ganz winziges bisschen fehl am Platze zu sein, obwohl er mit keiner Geste unfreundlich wirkt.

    Nach ihrem Besuch bei Alanis kommt Kassandra am Abend spät zurück in die Herberge. Nicht lange nach ihr kehrt auch Albion aus der Werft zurück und die beiden nehmen das Abendessen gemeinsam ein - in ein ruhiges Gespräch vertieft, das zum Teil in der Sprache der Menschen, zu einem Teil aber in der melodiösen Sprache des alten Volkes geführt wird. Und dieser Umstand, auch wenn die Klänge der alten Sprache dem Außenstehenden alles andere als abstoßend erscheinen, ist nicht dazu geeignet jemand anderen zur Teilnahme oder nur Unterbrechung des Gespräches zu ermutigen.
    Nach der Mahlzeit bedankt sich der Elb bei Frau Urschel für ihre Kochkunst - so wie er das bisher nach jedem Mahl getan hat.
    Dann ziehen die beiden sich in Kassandras Zimmer zurück, aus dem kurz darauf die Klänge der Harfe zu hören sind, und auch ab und an Kassandras Stimme, die singt. Auch das hat sich in der kurzen Zeit als abendliches Ritual der beiden Gäste herausgebildet; die Bardin singt und spielt vielleicht eine halbe Stunde lang für ihren Begleiter, wonach er sich äußerst züchtig von ihr verabschiedet und sich in sein Zimmer zurückzieht, um dort die Nacht zu verbringen. Und nicht nur einmal hat Frau Urschel einen ihrer Gäste in dieser halben Stunde an der Treppe stehen sehen um zu lauschen.

    Die Urschel saß unten in der guten Stube. Leise versuchte sie summend Kassandras Melodien aufzugreifen. Im Kamin knisterte die Glut während die Frau ihre Füße auf einen Schemel gelegt strickte und heißen Wein schlürfte, der auf dem Tisch neben ihr stand.