Marie ballte ihre Fäuster, versteckte sie aber in ihren Rockfalten. Sie hatte das Bedürfnis, dieser Frau für ihr Verhalten an den Haaren zu ziehen.
Sie atmete tief durch. Nein - sie würde sich zusammenreißen. Noch nie hatte sie jemanden etwas Böses gewünscht oder gar angetan. Sie war immerhin die neue Gattin ihres Vaters und sie könnte nichts tun, was ihm weh tun würde.
Isabell de Moriba drehte sich wieder zu Marie um, sichtlich zufrieden mit ihrem Aussehen.
"Du solltest ebenfalls etwas für Dein Äußeres tun, meine Liebe. Du willst uns doch nicht etwa so am Tisch beehren."
Marie sah an sich herunter. Sie sah in der Tat von der Reise noch etwas zerknittert aus. Auch einige Strähnchen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst.
"Ja, Ma'am. Ich werde mich dann zurückziehen."
Sie knickste kurz vor ihrer Stiefmutter, drehte sich um und verließ das Zimmer. Nurstraks ging sie die Treppe herunter, durch den schmalen Dielengang zum Ladengeschäft. Niemand war mehr hier - der Laden geschlossen. Draußen wurde es bereits dunkel und der Wind wehte einige Blätter gegen die Ladenscheibe.
Marie atmetete noch einmal tief durch - löste ihre Hände, die bis dato immer noch geballt waren. Dabei bemerkte sie, dass sie ihre Nägel doch tiefer in die Haut gekrallt hatte, als ihr bewusst war. Nun schmerzten ihr die Hände.
Dann wurde ihre Aufmerksamkeit geweckt durch die Stimmen hinter dem Vorhang und sie lauschte...