Im Hafen von Rendor

  • Marie verschluckte sich kurz... "Verzeihung," sagte sie nur schnell und vermied es, Dunja oder ihre Schwiegermutter anzusehen, wusste sie doch, dass sich Dunja nichts aus Gewändern machte.


    Isabell hingegen nahm das Kompliment wohl an und strahlte plötzlich wieder:


    "Vielen Dank, liebe Lady!" Sie sah aus, als würde sie ebenso ein Kompliment zurückgeben wollen, doch schien ihr nicht so recht eines einzufallen.


    Dafür übernahm Maries Vater die Konversation...

  • "Marie, ich habe einen Brief von Deinem Onkel Tuok erhalten. Er hat mir berichtet, dass Du Anwärterin zur Hofdame am kaotischen Hofe bist!"


    Marie sah ihn mit großen Augen an. Sie wusste nicht, dass ihr Onkel ihrem Vater davon geschrieben hatte, wollte sie ihn doch persönlich darauf ansprechen und ihm berichten über dieses Angebot.


    Michael setzte weiter an: "Das habe ich sehr wohl wollend zur Kenntnis genommen. Er sagt auch, dass die Fürstin auf eine Antwort von Dir wartet. Hast Du ihr inzwischen geantwortet?"


    Marie schüttelte nur stumm den Kopf.


    "Worauf wartest Du denn noch? Das ist ein großzügiges Angebot und ich erwarte, dass Du dem nachkommst - ist es doch eine Ehre!"

  • Marie hatte einen Kloß im Hals. Wollte sie doch mit ihrem Vater unter vier Augen über dieses Thema und das Angebot von Dunja sprechen.


    "Vater, ich würde darüber gerne mit Dir nachher in Ruhe sprechen."


    Sie schaute zu Dunja, dann zu ihrer Stiefmutter und wieder zu ihrem Vater.


    Ihr war der Appetit vergangen.

  • Nun ist es Dunja, die für einen winzigen Moment durch Herrn de Moribas Worte aus dem Konzept gebracht wird. Rasch senkt sie den Blick und als sie ihn wieder hebt, liegt ein kleines wehmütiges Lächeln auf ihren Zügen. Ohne Marie dabei anzuschauen, bemerkt sie bemüht leichthin,


    "Das ist wirklich eine große Ehre...!"


    Sie gibt sich angemessen beeindruckt...

  • "Ich möchte - wie gesagt - es Dir nachher in Ruhe erklären, wenn Du erlaubst."


    In diesem Moment kamen Fanny, Prya und eine Magd herein und trugen die leeren Teller ab.


    Prya sah immer noch unglücklich aus. Das arme Mädchen. Man sah, dass es ihr wirklich leid tat.


    Isabell de Moriba hingegen beachtete Prya nicht eines Blickes. Im Gegenteil. Sie legte ihr Hand auf die ihres Gatten und täschelte diese. Sie sagte zu ihrem Gatten:


    "Mein Lieber, stell Dir vor, welche neuen Kontakte das bedeuten würde, wenn Marie am Hofe ist! Sie wird wichtige Persönlichkeiten kennenlernen und wir können sie sicherlich mal besuchen kommen."


    Isabell sah sich schon am Hofe weilen...

  • Mit einem feinen Lächeln fragt Dunja Maries Stiefmutter,


    "Sagt Euch das Leben bei Hofe zu, Madame?"


    Scheinbar interessiert liegt ihr Blick auf den Zügen der Dame, nur um ja nicht zu Marie oder ihrem Vater schauen zu müssen...

  • "Ja, meine Liebe," sagte Michael zu seiner Gattin. "Vor allem aber wird sie dort sicherlich passende Ehekandidaten kennenlernen. Wie Tuok mir berichtete, ist die Fürstin bekannt für ihre Kuppeleien..."


    Er sah sehr freudig aus, als er diese Worte aussprach.


    "Das mag wohl sein," erwiderte Isabell. "Aber vor allem wird sie Kontakte knüpfen können, die uns sicherlich einmal zugute kommen könnten."


    Michael sagte wiederum zu seiner Frau:


    "Meine Liebe, Kontakte sind immer gut - aber stell Dir vor, welche Chancen das für Marie ergibt. Vielleicht findet ja auch ein Adliger Gefallen an ihr und ich werde bald Großvater werden!"


    Er schaute freudig in die Runde. "Darauf möchte ich trinken!" Er erhob das Glas und wartete, dass alle anderen es ihm nachtaten.

  • Dunja hebt ebenfalls ihr Glas und stimmt stumm dem Toast zu, den der Kaufherr auf seine Tochter und deren glanzvolle Zukunft ausbringt. Zu Madame de Moribas Antwort nickt sie nur leicht,


    "Dann würde Euch der Hof ihrer Hoheit sicher sehr zusagen, Madame!"

  • Marie hatte inzwischen ebenfalls ihr Glas erhoben und lauschte - ebenso wie ihr Vater - dem kleinen Gespräch zwischen ihrer Stiefmutter und Dunja... sie hatte den Unterton in Dunjas Stimme wohl wahrgenommen und war irgndwie auf der Hut...


    Isabell hingegen bemerkte gar nichts und fragte ganz freimütig:


    "Lady Dunja - das hört sich so an, als würdet ihr den kaotischen Hof kennen. Ich habe von der Fürstin Celeste gehört. Sie soll eine Fee oder sowas sein und sehr prachtvoll leben."

  • "Mehr als sehr prachtvoll, Madame! Ich würde sogar sagen, Ihr hättet Eure helle Freude daran!"


    Das feine Lächeln vertieft sich,


    "Ich sah selten atemberaubendere Roben, aufregenderen Kopfputz und schillernderes Geschmeide. Ihre Hoheit ist von einem steten Glanz umgeben, jeder, der sich ihr nähert, tut dies mit äußerstem Respekt und größter Achtung!"


    Sie spielt einen Moment mit dem Stiel ihres Weinglases,


    "Es gibt wenig, was sich mit dem kaozischen Hof vergleichen läßt, Madame!"

  • "Oh!" Isabells Augen begannen zu leuchten: "Na, wenn das so ist, dann auf Dein Wohl, liebe Marie!"


    Marie sah zu Dunja. Ihr Blick sagte alles und sie wusste, dass Dunja sie verstand.


    "Danke," erwiderte diese nur kurz, nickte ihrem Vater zu und trank einen Schluck Weißwein aus ihrem Glas.


    Der zweite Gang - ein Zwischengang wurde aufgetischt.

  • Michael wandte sich an Lady Dunja:


    "Das sind die vorzüglichen Fischeier, von denen ich Euch erzählte. Nehmt doch etwas auf eine Eihälfte oder einem Stück Brot... das schmeckt köstlich! Wenn Ihr mögt, könnt ihr auch einige Tropfen Zitronensaft daraufträufeln."


    Zu den Fischeiern wurde ein prickelnder halbtrockener Sekt gereicht.

  • Dunja folgt dem Vorschlag des Handelsherrn und probiert die Fischeier auf einem halben Ei, allerdings ohne Zitrone. Sie hatte noch nie verstanden, wie man den Geschmack von Fisch, den sie eigentlich sehr mochte, mit dem Saft der Zitrone überdecken konnte.


    "Wirklich exquisit! Ich gestehe, dass ich ein großer Liebhaber von Fisch & Meerestieren jeglicher Art bin und es stets geniesse, sie so hervorragend zubereitet zu finden!"


    Sie lächelt und fügt dann an,


    "Einer der Vorteile daran, dass einige meiner Ländereien an der Küste liegen!"

  • Marie liebte Fischeier. Und überhaupt Fisch. Aber besonders mochte sie an diesen Fischeiern, dass sie so lustig im Mund kitzelten, wenn man auf sie biss.


    Sie schaute Dunja an und musste unwillkürlich lächeln... und sie fand es immer lustig, dass man ganz schwarze Lippen vom Essen bekam.


    Schnell nahm sie eine Serviertte und bedeutete Dunja, es ihr nachzutun...


    Sie grinste sie vergnügt an.


    Dann richtete sie sich an ihren Vater:


    "Vater, wie lange wirst Du diesmal bei uns weilen? Wirst Du Zeit finden, Dir mein Haus anzusehen? Die Arbeiten daran sind fast fertig."


    Marie wartete gespannt auf eine Antwort... vielleicht würde ihr Vater nun, da er verheiratet war, auch mal länger als ein paar Tage bleiben können.


    Wie schade nur, dass sie bald aufbrechen würde müssen, um einer Einladung zu folgen. Sie hoffte aber, dass ihr Vater diesmal solange bleiben würde, dass er nach ihrer Rückkehr noch da wäre.

  • Eine kleine Gestalt stolpert durch den kalten Abend zur Haustür der Moribas und mit klammen Fingern greift sie nach dem Türklopfer, während sie mit der anderen Hand versucht sowohl ihren dünnen Umhang als auch einen kleinen Beutel mit einigen Habseligkeiten festzuhalten. Als sie mehrmals mit dumpfen Schlägen an das Holz der Tür geklopft hat, tritt sie einen kleinen Schritt zurück und schaut hoffnungsvoll an der Fassade des Hauses hinauf. In ihrem Gesicht spiegeln sich Müdigkeit & Resignation und ihr gesamtes Auftreten strahlt Verlassenheit aus.

  • "Verzeiht die Störung, Madame... aber ist dies ist doch das Haus des Kaufmanns Michael de Moriba?" Sie versucht ein zaghaftes Lächeln, zieht schließlich einen gesiegelten Umschlag unter ihrem Umhang hervor und reicht diesen der Frau vor ihr, "Mein Name ist Clarisse d´Etienne... wenn Ihr so freundlich sein würdet und dieses Schreiben dem Hausherren geben könntet?" Ihn ihrem Blick liegt ein Hauch von Hoffnung.

  • Fanny tut die frierende Frau so leid, nahm die Schriftrolle entgegen und sagt:


    "Ja, das ist hier sein Haus. Möchtet Ihr auf eine Antwort warten und hereinkommen? Oder wenigstens einen heißen Tee trinken, bevor ihr vielleicht wieder los müsst?"


    Fanny streckt kurz die Nase raus. Das Wetter ist aber wirklich unangenehm und kalt geworden. Dunkel war es auch schon. Sie wollte nicht, dass das junge Ding sich noch den Tod holte.


    Sie trat zur Seite und ließ die junge Dame herein.


    "Wie war Euer Name d'Etienne?"


    Fanny runzelte die Stirn. Irgendwie kam ihr der Name zu bekannt vor.

  • "Ja, Clarisse d´Etienne." Dankbar schlüpft die junge Frau an Fanny vorbei ins Haus und wendet sich direkt wieder zu ihr, "Ein heißer Tee wäre traumhaft!" Ihr Gesicht ist blass, doch bei der Aussicht auf etwas Warmes zu trinken, kommt etwas Leben in ihre Züge. "Ich möchte Euch aber keine Umstände bereiten, Madame! Und wenn ich auf seine Antwort warten dürfte, wäre ich Euch sehr verbunden!"