Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (2)

  • "Hab ich das gesagt?" Alanis stutzte sichtlich, dann nickte sie, ein wenig widerstrebend. "Naja, das stimmt schon. Aber ich glaube es geht eher darum, nicht allzuviel Mitleid zu empfinden, bevor es einen innerlich zerbröselt wie einen alten Keks."

  • "Hast doch auch schon genügend", gab Alanis, fein lächelnd, zurück und nahm damit das Gespräch von vor einigen Tagen wieder auf. "Für mich ist es immer noch ein Problem, mit Verletzungen und Sterben umzugehen und das wird es auch immer sein. Aber die Verwundeten mögen nur einmal lieber einen sachlichen Heiler, der kompetent zu handeln vermag als jemanden, der ihnen mitleidig den Kopf streichelt - obwohl beides in Kombination wohl optimal wäre."

  • "Klar", antwortet Kassandra. "Wenn der Heiler so tut als ob nichts wär denkt der Verletzte auch es wär nichts und macht sich keine Sorgen. Wenn der Heiler sich sorgt denkt der Verletzte sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Wie bei kleinen Kindern..."

  • "Jupp. Wenn sie hinfallen, bloß nicht entsetzt kucken", nickte Alanis und streckte sich ein wenig, so dass es in ihrem Rücken ziemlich laut knackte. "Und was machst Du, wenn Du wieder daheim bist? Alles wie immer?"

  • Kassandra zuckt die Schultern.
    "Erst mal Liri und Ai ablösen. Die haben den Laden die letzte Woche allein geschmissen und sich jetzt glaub ich mal Urlaub verdient... Also bleib ich wohl erst mal in Amonlonde..."
    Sich wieder in den Alltag zu finden wäre wohl Aufgabe genug für die nächsten Monate.

  • "Mal schaun", antwortet Kassandra. "Vielleicht hat sie ja jetzt Blut geleckt und möchte auch mal ein bißchen raus."
    Obwohl sie das eher nicht glaubt. Ellemir ist nicht der Typ sich auf Reisen in unbekannte Gefahren zu stürzen.
    "Aber wenn ich raten sollte würde ich sagen: das hier war das höchste der Gefühle... Ich habe nicht erwartet daß sie darauf besteht mitzukommen."

  • "Hast Du ihm eigentlich inzwischen gesagt, was los war?" Alanis gestikulierte mit der Kanne, um zu erfahren, ob sie nachschenken durfte.Währenddessen tappte auf leisen, kleinen Pfoten die graugetigerte Katze aus dem Schlafzimmer, so dass Kassandra nunmehr von zwei grünen Augenpaaren fixiert wurde - einem menschlichen und einem tierischen.

  • Kassandra nickt und hält Alanis ihren Becher hin.
    "Ja, hab ich. Also genau genommen hat Silia es ihm gesagt. Ich war zu dem Zeitpunkt... dazu nicht mehr in der Lage."
    Sie seufzt. Ja, diese Suche nach Silia. Danach hatte die Seherin sie erst einmal nicht in ihren Körper zurückkehren lassen. Ein Schatten zieht über ihre Züge als sie sich daran erinnert warum.
    "Und dann haben die beiden diese Sache losgetreten."
    Was gut gewesen war, auch dazu wäre sie nicht mehr in der Lage gewesen.

  • "Und? Wie hat er reagiert?" Die Katze schlängelte sich an einem Tischbein entlang und richtete sich auf den Hinterbeinen auf, die Vorderbeine mit den Krallen in Alanis Rock schlagend. Mit einer Hand nahm sie das Tier auf und legte es sich auf den Schoß, wo es es sich zusammenrollte und auffordernd zu schnurren begann. "Oder hat es ihm vorher jemand gesagt, was los war? Ich gehe zu dass ich es fast getan hätte."

  • Kassandra schaut Alanis einen langen Augenblick an, nach dem letzten Satz, doch letztendlich läßt sie ihn unkommentiert.


    "Wie gesagt, Silia hat es ihm gesagt. Es ging mir... nicht so... gut... also war seine Reaktion eher vorsichtig." Sie hebt die Schultern und lächelt dann.
    "Und dann hat er natürlich nicht locker gelassen bis er eine Lösung hatte."

  • "Ist schon ganz schön doof, wenn man das Gefühl hat, dass man mit seinen Sachen letztendlich allein dasteht, oder?"


    Alanis seufzte und versetzte der Katze, die an ihrem Finger zu nagen begonnen hatte, einen spielerischen Klaps.