Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (2)

  • Alanis beginnt, eine Haarsträhne in den Fingern herumzuzwirbeln und mustert ihn weiterhin intensiv.


    "Alles ist ruhig. Du hast Deinen Tempel. Eine Novizin. Der Beginn Deiner ruhigeren Tage, die Du auch meinetwegen gewählt hast - oder vielleicht auch nur meinetwegen?" Sie lächelt leicht, um anzudeuten, dass sie das zu schätzen weiß. "Alles hat sich so gefügt, weil Du hart und ehrgeizig daran gearbeitet hast. Aber das ist eigentlich nichts für Dich, oder?"

  • Damorg verzieht kurz den Mund.


    "Ich weiß es nicht. Es ist einfach ungewohnt. Viele Dinge die ich zuvor selbst erledigt habe, werden nun von anderen übernommen. Viel mehr als die Gottesdienste bleibt mir nicht und selbst jene könnte Gorwin übernhemen, wie in den letzten Wochen."


    Ein dünnes Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, als er der Priesterin kurz in die Aucgen blickt.


    "Aber was will ich eigentlich mehr?"

  • Der Priester lehnt seinen Kopf weiter nach hinten, bis er an die Decke schaut. Dabei entfährt ihm die Luft aus seiner Lunge und seine Backen blähen sich kurz auf.


    "Darauf kann ich dir keine Antort geben, obwohl mich dies Frage schon lange quält. Tag um Tag, Woche um Woche suche ich schon nach der Antwort."


    Seine Augen sind geschlossen und viele mögliche Bilder seiner Zukunft gleiten an ihm vorbei, wie bereits so oft in der letzten Zeit.

  • Alanis betrachtet ihn, mitfühlend und auch bekümmert. Die nächste Frage kostet sie einige gewisse Überwindung, weil sie sie sowie alle Antworten darauf selbst recht gut kennt.


    "Aber Leben willst Du, oder?"


    Sie nimmt ihre Tasse wieder in die Hand und leert sie rasch, um dann mit dem Zeigefinger ein wenig nicht aufgelösten Honig vom Tassenrand aufzunehmen und davon abzulecken.

  • Ein melancholisches Lächeln spielt um seine Lippen ist zu sehen, als er sich wieder aufrecht hinsetzt und sich der Priesterin zuwendent.


    "Habe ich eine Wahl? Ist es eine Strafe werde ich sie erdulden. Ist es ein Geschenk, wer wäre ich dieses zurück zu weisen? Ja ich möchte leben."


    Er schürzt kurz seine Unterlippe bevor er weiter spricht.


    "Falls es dich beruhigt, ich werde nicht auf dem nächsten Schlachtfeld den Tod suchen.""

  • Alanis steht auf, schweigend. Sie geht zum Herd, hockt sich davor hin und legt ein wenig Holz nach. Schneereste auf den Scheiten, die sie in den letzten Tagen selbst zerkleinert hat, verdampfen sofort zischend in den Flammen. Nachdenklich schaut die Priesterin in das Feuer und hält ihm erneut ihre kalten Hände entgegen.


    "Das beruhigt mich, ja. Danke." Sie erhebt sich wieder, zieht ihren Stuhl zum Feuer und setzt sich, weil sie noch immer friert. Die Füße auf die Herdumfassung stellend, wendet sie sich so, dass sie Damorg ansehen kann. "Wo Du gerade bist, war ich vor anderthalb Jahren. Und tatsächlich bin ich in all der Zeit auch zu keinen klugen Lösungen für diese Gedanken gekommen. Außer dass man sich angewöhnen sollte, Freude aus den kleinsten Dingen des Lebens zu schöpfen. Aber auch das ist nicht so einfach."

  • Der Priester brumt nur kurz und erhebt sich dann von seinem Stuhl. Mit einem lauten Geräusch schiebt er ihn wieder an den Tisch. Langsamen Schrittes geht er zu der Priesterin und bleibt hinter ihrem Stuhl stehen. Eine Hand legt er auf ihre rechte Schulter, während er bereits in die Flammen, des Feuers schaut.

  • Ihre Hand legt sich auf seine. Sie lehnt den Kopf zurück, bis er auf seinem Bauch zu liegen kommt.


    "Was sind denn die Dinge, die Du Dir vorstellen könntest für die kommende Zeit?", erkundigt sie sich interessiert.

  • "Da ich nicht in die Ferne schweifen möchte, wäre mir ein ruhiger Winter sowie ein ruhiges Frühjahr sehr angenehm."



    Seine anderen Hand legt sich auf ihre andere Schulter und sein Blick senkt sich nach unten. Ein leichtes Funkeln in seinen Augen.

  • Alanis Kopf rutscht ein Stück in den Nacken, als sie zu ihm nach oben linst.


    "Ja, das weiß ich doch." Sie schmunzelt. "Ich meine wirklich - etwas längerfristige Dinge?" Die Priesterin schaut fragend. "Also, wenn Du Dir über so etwas zur Zeit wirklich Gedanken machen willst?"

  • "Wenn ich dir diese Antwort geben könnte, dann wäre es mir auch ein Leichtes deine Frage von vorhin zu beantworten. Aber das kann ich leider nicht."


    Mit seinem Daumen fährt er sanft über ihr Schlüsselbein und ein leichtes Zucken fährt durch seine Schulter um seiner Ratlosigkeit Ausdruck zu verleihen.

  • "Ach Mist." Alanis lächelt vor sich hin und schließt für einen Moment genießerisch die Augen. "Ich dachte ich finde es raus, je öfter ich frage." Ein kurzes Zögern: "Was willst Du denn nicht? Was kannst Du für Dein Leben denn ausschließen?"

  • "All das verlieren, dass ich mir in den letzten Jahren errungen habe. Dich, den Tempel, meine Freunde."


    Ein leichter Schauer durchläuft seinen Körper und er zuckt leicht. Ein Seufzer entwindet sich seiner Kehle.


    "Aber wir reden nur von mir. Was wünschst du dir?"

  • "Wünschen?" Alanis grübelt einen Moment lang nach und starrt in's Feuer. Ihre Hand streicht über seine, die auf ihrer Schulter liegt. "Schwierig. Ich bin, glaube ich, unglücklich, weil ich manchmal nicht ausreichend dankbar dafür sein kann, was ich habe. Die letzten dreizehn Jahre habe ich stets danach getrachtet, mich zu verbessern. Immer mehr zu erlangen. Also würde ich mir für die Zukunft wünschen, zufriedener sein zu können mit dem, was ich bin und was ich habe." Sie legt wieder den Kopf in den Nacken und sieht zu ihm empor.

  • Ein Schmunzeln ist auf seinen Zügen zu sehen, welches seine folgenden Worten die Glaubwürdigkeit nimmt.


    "Also genüge ich dir nicht? Du brauchst noch mehr Priester?"


    Er schüttelt den Kopf.


    "Das hätte ich von dir nicht erwartet."

  • Alanis grinst zu ihm hoch.


    "Ach, weißt Du, immer mit ein und demselben Mann in's Bett. Das ist so langweilig. Und immerhin habe ich eine Vorliebe für Priester."


    Auch wenn sie scherzt, entbehrt letztere Aussage nicht einer gewissen Wahrheit. Dann weicht ihr Lächeln wieder.


    "Neben den Regeln meines Glaubens bin ich immer den Ansprüchen hinterhergehetzt, die ich mir vor ein paar Jahren selbst gesetzt habe und die ich, glaube ich, niemals erfüllen kann. Also, nicht, ohne nicht das, was ich jetzt habe, kaputtzumachen."

  • Der Priester zieht etwas verwundert eine Augenbraue nach oben und zeiht den Mund schief.


    "Und was wären diese Ansprüche? Sie müssen ja schon etwas Besonderes sein, wenn du alles andere dafür aufgeben müsstest."


    Sein Daumen der die ganze Zeit noch sachte über ihre Schulter gefahren ist hält Inne.

  • Alanis zieht eine kleine, schuldbewußte Schnute und windet sich innerlich einen Augenblick, bevor sie schließlich seufzt.


    "Es klingt ziemlich anmaßend, aber ich hab mir geschworen, eines Tages einen Titel zu tragen. Mit den Jahren und der Priesterschaft ist dieser Wunsch ziemlich weit nach hinten getreten, naturgemäß. Doch hin und wieder denke ich mir, ich könnte mehr bewirken als das, zu dem ich jetzt fähig bin. Ein Titel ist ein Schlüssel für viele Türen, die selbst für Priester verschlossen sind."

  • Nur ein kurzes Brummen kommt über die Lippen des Priesters, als Antwort. Was soll er auch dazu sagen? Ein schmales, melancholisches Lächeln ringt sich auf seine Lippen, als er wieder sanft über ihre Schulter streicht. Es vergehen einige Herzschläge des Schweigens bis, er es bricht.


    "Dinge die ich nicht bieten kann."