• Alanis zog eine Augenbraue hoch und schmunzelte.


    "Das hättest Du gerne, hm? Aber ich wette Dein Vater hat einen ziemlich guten Schutz gegen kleine und große Monster auf dieses Haus gezaubert."


    Ein beruhigendes Lächeln ging an die kleineren Kinder.

  • Das kleinste der drei Mädchen, die Hand immer noch vor dem Mund, schaut hoffnungsvoll zu Alanis auf. Sowas wie ein erleichterter Seufzer kommt über seine Lippen.
    Ancale dagegen verzieht den Mund.
    "Ja, und er hat gesagt ich darf keine Löcher da reinmachen... Und ins Hexenhaus darf ich auch nicht." Anklagend schaut er Alanis an, ob dieser schreienden Ungerechtigkeit.
    "In dem Keller isses bestimmt ganz schön gruselig..." Er grinst.

  • "Mit Magie ist es wie mit Schuhen oder Töpfen mit heißem Wasser - kaum ist ein Loch drin, ist das Schaden groß", meinte Alanis gelassen und musterte Ancale einen Moment durchdringend. "Und ich glaube Arkana hat im Keller, was jede Frau im Keller hat - Kartoffeln, Wein, Rüben und eingekochtes Obst. Warum immer alle glauben, dass Hexen nur im Keller gruselige Dinge tun. Da ist es dunkel, kalt und feucht. Im Wohnzimmer ist es doch viel gemütlicher."


    Unschuldig lächelnd schaute sie in die Runde.

  • Darauf springt Ancale sofort an.
    "Machst du im Wohnzimmer gruselige Sachen?", fragt er neugierig.
    "Wir haben gar kein Wohnzimmer", gibt der kleinere der Jungs zu bedenken.
    "Die Küche ist nicht gruselig", sagt eins der größeren Mädchen.
    "Der Keller schon", wirft das andere ein.

  • Die Kinder schauen sie prüfend an und sind sich dann einig: "Neeeee!"
    Das kleinste Mädchen schüttelt nur den Kopf.
    "Du hast keine Spinnen", sagt Ancale.
    "Und keine schwarzen Sachen an", fügt das größte der Mädchen hinzu.
    "Und deine Haare sind nicht so wild."
    "Aber andere Leute können auch gruselig zaubern", gibt der kleinere Junge zu bedenken.

  • "Das ist richtig", gab Alanis dem kleineren Jungen Recht. "Ich habe tatsächlich auch mal eine Wasserhexe getroffen. Die war nicht schwarz und voller Spinnen. Sie war grün und blau, voller Algen und hatte einen Frosch dabei, der Kurt hieß."


    Schmunzelnd denkt sie an eine ihrer ersten Reisen als Novizin des Elementeglaubens zurück.

  • "Neee", kommt die Antwort wieder aus allen Mündern. Bis auf den der Kleinsten, die schüttelt nur den Kopf. Das jüngste der Kinder, dunkelhaarig und schmal, hat bisher überhaupt noch nicht einen Laut von sich gegeben.
    "Aber Mama hat den gesehen", verrät Ancale.

  • Alanis legte eine Hand auf ihren Bauch, so als würde sie kurz Zwiesprache mit sich selbst halten und nickte dann.


    "Klar hab ich Hunger. Ich hab seit gestern durchgeschlafen, nachdem die Pflanze im Wald mich aufessen wollte."

  • "Nein, das wußte ich nicht. Ich wollte eigentlich nur eine Rast machen und ZACK - hatte sie mich", erklärte Alanis und ließ sich dann ohne Zaudern in die Küche führen.


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    Einige Tage später machte sich die Priesterin auf dem Weg zum Markt.

  • Einige Tage nach dem Aufbruch der Reisegruppe kehrte Alanis eines Abends in Kassandras und Malglins Heim zurück. Verdreckt, verschwitzt und blutbesudelt.


    Sie erzählte den Hausbewohnern nur kurz, was geschehen war und schwankte dann völlig übermüdet in das Bad, um sich zu säubern. Danach ging es ohne Umschweife direkt ins Bett.

  • Am nächsten Morgen sind die blutigen Kleider verschwunden. Offensichtlich ist, wer auch immer sie eingesammelt hat, davon ausgegangen, daß sie genügend Ersatzwäsche dabei hat. Die Tür öffnet sich immer mal wieder einen kleinen Spalt breit.

  • Alles Morgenlicht, das durch das Fenster fiel, konnte Alanis nicht wecken. Auf dem Bauch liegend, einen Arm über der Bettkante hängend, schlief sie den Schlaf der Erschöpften - und vielleicht auch den der Gerechten. Erst gegen Mittag öffnete sie die Augen und blinzelte desorientiert, sich die Haare aus den Augen streichend. Die Bewegung entlockte ihr direkt ein Stöhnen.


    "Mistdreck....verdammter...zu alt.... ", murmelte sie und wälzte sich auf den Rücken, was allerdings auch keine gute Idee war. Ihr Rücken war grün und blau von dem Kampf mit den Schaben und dem ein oder anderen Sturz. Nicht zu reden von den Kratzern überall und der Naht an ihrer linken Kniekehle, die teuflisch juckte.


    Aber es würde wohl alles nichts helfen. Alanis seufzte und setzte sich auf, steif wie eine Achtzigjährige. In ihrer Kiepe suchte sie ihr letztes, sauberes Kleid heraus - ein weißes Unterkleid aus weißer Wolle -, zog es sich über den Kopf und tappte dann auf nackten Füßen in den Flur hinaus, um zu sehen, wer noch im Haus war.