Zum brennenden Tisch 23
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Einige Zeit vergeht. Dann erhebt sich Hjaldir. Erschöpfung breitet sich aus. Die Strapazen der letzten Monate sind ihm deutlich im Gesicht anzusehen. Er kleidet sich an und schultert seine restlichen Habseligkeiten. Dann kehrt er in den Schankraum zurück. Suchend schaut er sich nach Jule um.
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Die steht wieder am Tresen.
"Fertiggebadet?", stellt sie das offensichtliche fest. -
Auch Alanis schaute wieder vorbei und bestellte sich noch einen Absacker bei Jule - ein Glas Portwein. Nachdem sie den getrunken hatte, schwankte sie müde und beschwipst die Treppe hinaus und begab sich in ihrem Zimmer zur Ruhe. Nicht jedoch, bevor sie gebetet und ihren kleinen Reiseschrein aufgebaut hatte.
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Hjaldir nickt kurz.
"Danke. Ja. Ein Becher Bier wäre noch schön."
Dann nimmt er an einem der Tische Platz.
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Jule nickt und bringt ihm das Gewünschte.
"Bitteschön..." -
Hjaldir lächelt matt. Dann legt er einige Münzen auf den Tisch. Ein paar schiebt er in Richtung Jule.
"Ich habe zu danken. Für einen Besuch bei Malglin dürfte es zu spät sein. Ich denke ich werde den Besuch auf den morgigen Tag verschieben müssen. Ich werde wohl meinen Abend hier verbringen."
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"Es gibt schlechtere Orte an denen man einen Abend verbringen kann", ntwortet Jule munter und steckt das Geld ein.
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Hjaldir muss schmunzeln.
"Ja. In der Tat. Ich werde mich hier dann den Abend aufhalten. Ist in letzter Zeit jemand vom Rat hier gewesen? Oder einer der Richter?"
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"Klar", antwortet Jule.
"Cordo natürlich nicht so häufig, der wohnt ja etwas außerhalb. Und Tamian hat seine eigene Taverne, die 'tanzende Hexe'. Aber die anderen... mindestens einmal die Woche. Die Hexe öfter. vor allem wenns Honigkrustenbraten gibt."[daß die IT regelmäßig im Tisch sind heißt natürlich nicht, daß sie diesen thread hier regelmäßig bespielen...]
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Hjaldir verzieht das Gesicht. Dann nimmt er einen Schluck aus seinem Krug.
"Dann werde ich wohl auch weitere Besuche tätigen müssen. Wenn du Sorge tragen würdest das ich für die nächsten Stunden immer etwas zu trinken habe und wenn es
möglich ist ungestört bliebe, wäre ich dir sehr dankbar. Es soll natürlich dein Nachteil nicht sein."Bei den letzten Worten muss Hjaldir schmunzeln. Dann lächelt er Jule freundlich und fragend an.
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Am nächsten Morgen machte sich Alanis auf den Weg zum Handelshaus Rothfeder.
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Gegen Abend kam Alanis von einem Tag im Haushalt des ehemaligen Katschmareks zurück und verschwand mit ihren Einkäufen erst einmal in ihrem Zimmer, um sich frisch zu machen und umzuziehen.
Wenig später kehrte sie in den Schankraum zurück, dessen Wärme sie sehr zu schätzen wusste, hatte doch der Herbst das Land ergriffen und sandte die ersten eiskalten Nächte und stürmischen Tage in den Ring, in dem die Jahreszeiten miteinander rangen.
Die Priesterin trug ein dunklesgraues Leinenkleid und eine weiße Pellerine, die mit dem Elementezeichen bestickt war. Die Haare hatte sie gelöst und zu einem lockeren Zopf geflochten, was ihr mehr schmeichelte als die Frisur, die sie noch am Morgen getragen hatte.
Bei Jule bestellte sie sich eine Platte mit Abendessen und eine Flasche Portwein, dann nahm sie an einem der Tische Platz, der an der Wand lag. Dann wartete sie.
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Auch Kahri hatte sich umgezogen, ehe sie den Schankraum des brennenden Tisches betrat. Das lange schwarze Kleid zeigte an den Armen und am Dekolleté goldgeschwängerte Borten, während das rote Mieder farblich zu den roten Schürungen an den Armen passte. Die dunklen Haare hochgesteckt, rahmten ihr Gesicht nur wenige Strähnen. Ein zarter Duft von Wildrosen umgab sie, als sie auf den Tisch zuging, an dem sie Alanis ausgemacht hatte.
Sie machte sich keinerlei Mühe in irgendeiner Weise geheimnisvoll, noch lautlos an sie heranzutreten. Stattdessen wanderte sie so ins Profil der Priesterin, das diese sie leicht ausmachen konnte.
"Die Nacht mit euch Dame Alanis," formulierte sie höflich, trotz der seltsamen Wahl ihrer begrüßenden Worte. "Ich hoffe, ihr musstet nicht unangemessen lange auf mich warten." Der leicht schnurrenden Unterton, eine Spur zu tief, um wirklich zurückhaltend zu sein tanzte mit dem entschuldigendes Lächeln, das folgte und ihre Augen aufblitzen lies.
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Die beiden sind nicht die einzigen Personen in der Taverne. Der brennende Tisch ist gut gefüllt und Jule eilt geschäftig hin und her.
In der Ecke am Kamin sitzt ein Elb mit Laute und spielt mehr oder minder anzügige Lieder. -
"Guten Abend." Alanis machte eine einladende Geste zu dem Stuhl ihr gegenüber und sah sie offen an. Obwohl Interesse und eine seltsame Art von Beklemmung in ihr vibrierten wie eine gespannte Saite, fühlte sie sich nicht unwohl und genau dieser Widerstreit in ihr hielt sie wachsam. "Nein, ich habe nicht lange gewartet. Setzt Euch doch. Es kann allerdings wohl ein wenig dauern, bis Ihr bestellen könnt."
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Kahri wählte einen Platz mit naher Wand im Rücken, von dem sie gleichzeitig den best möglichen Überblick über den Schrankraum hatte. Sie wirkt wachsam aber keines Falls nervös. Eher erscheint es als wäre die Gewohnheit so tief in ihr verwurzelt, dass es schon fast natürlich schien.
Sie nimmt ihre wärmende Stola von den Schultern und setzt ihre Arme auf der Tischplatte ab. Leicht nach vorne gebeugt und erst nach dem sie einmal mit ihrem Blick den kompletten Raum abgetastet hatte, gehört ihre Aufmerksamkeit einzig und allein der Elementpriesterin.
"Ich bin nicht sonderlich hungrig... noch nicht... zu warten macht mir nichts aus."
Fast neckisch legt sie ihre Wange auf die gefalteten Hände und über die schmalen Hände fallen Haarstähnen und verstecken einzelne Schwielen, die sicher nicht von Handarbeit stammen... das sanfte Lächeln ist einladend.
"Darf ich die Arbeit sehen?"
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"Die Arbeit? Ihr meint das erste der beiden Amulette? Das ist leider noch nicht fertig. Ich vermute sie müssen da erst einmal einen Schmied beauftragen."
Die Priesterin sah Kahri in die Augen. Sie wirkte gelassen, aber das war das Gesicht, das sie nach Daynon den meisten Menschen präsentierte. Wenn sie nämlich die Wahrheit sagte, dann kam es vor, dass sie Sorgen erzeugte, mit denen sie nicht umgehen konnte. Thalion war ein exzellentes Beispiel dafür, wie sie sich mit dem Reden über die Wahrheit nur noch mehr Scherereien verursacht hatte.
"Also, Kahri - Narben, Spiegel, Masken und violette Schatten - was macht Ihr so den lieben langen Tag?" Das war schlicht, trocken und direkt auf den Punkt ausgesprochen.
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Die dunkelhaarige Frau erwidert den Blick, ruhig, klar, ohne ein Anzeichen von Nervösität. Das leichte Lächeln, dass ihre Mundwinkel umspielt war immer noch auf ihren Zügen zu sehen.
"Jemanden, der sich mit Heilung auskennt... ja das dachte ich mir schon."
Der Satz schien auf nichts bestimmtes bezogen und sie lässt sich Zeit, auf die anderen Worte ihres Gegenübers einzugehen. Leicht zurückgelehnt liegen ihre Hände auf der dunklen Ledertasche auf ihrem Schoß.
"Wie schön, dass ihr einen Spiegel als Beispiel für zerbrochene Dinge benennt..."
Sie lässt diesen Satz dreisterweise so stehen, ohne etwas anzufügen und scheint das für einen Augenblick lang sogar zu genießen...
"was aber die anderen Dinge angeht... Dame Alanis...," und mit diesen Worten bewegt sie mit flinker Gelassenheit ihre Finger über und in der Tasche und fördert einen eingewickelten Gegenstand heraus, den sie erst auf den Tisch legt und dann in Richtung ihres Gegenübers schiebt.
"Ihr habt gefragt, was ich den Tag über so mache... nichts... aber in der Nacht, sammle ich Träume... auch zerbrochene."
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Alanis nahm den Gegenstand an und wickelte ihn langsam aus. Der einzige äußere Zeichen, dass sie etwas empfand, war der Puls, der an ihrem Hals so heftig schlug wie ein gefangener Vogel.
"Man kann alles wieder zusammenfügen. Solange es wieder so aussieht, wie es einmal gewesen ist, ist schon viel gewonnen - zumindest für all die, die nicht genau hinschauen."