Zum brennenden Tisch 23

  • Was immer in der Frau, die Alanis gegenübersetzt vorgegangen war, als sie es bemerkte, wurde sie für wenige Augenblick kleiner, sank fast in sich zusammen, ehe sich ihre Augen unter den dunklen Wimpern schloßen und sie etwas mit Gewalt zu verstecken schien.


    Als sich ihre Pupillen das nächste Mal zeigten und sie durchatmete waren sie wieder mit dem unnahbaren katzengleichen Grün gefüllt...


    "Die Geschichte ist alt... und je älter sie wird, desto mehr Zeit hat... die Zeit, sie mit allen möglichen Verwirrungen und Verirrungen zu beschenken."


    Ein Kopfschütteln, das viel mehr daran erinnerte, dass Kahri etwas abschütteln wollte folgt.


    "Passt nur auf Dame Alanis, sofern er noch nicht das Interesse an Euch verloren hat, wird das Spiel möglicherweise schon bald in eine neue Runde gehen. Und wenn ihr es am wenigsten erwartet... vielleicht im Strudel eurer eigenen verwirrenden Gefühle...," sie hielt kurz inne und sieht aus dem Fenster, ganz so als ob sie in der Dunkelheit etwas ausgemacht hatte, das draußen vor dem Glas wartete und beobachtete...


    "beginnt er mit dem Töten."

  • "Nicht, wenn ich es verhindern kann", sagte Alanis leise und folgte Kahris Blick hinaus. "Nicht, wenn ich es wieder schaffen sollte, genug Menschen um mich zu versammeln, denen ich trauen kann und die mir vertrauen."


    Es klang sehr klar mit, dass dies momentan nicht der Fall war und dass sie recht wenig Hoffnung empfand, dass es sie schnell ändern würde. Zuviel war geschehen, zuviele ehemalige Freunde hatte sie aufgebracht.

  • Sie sieht Alanis wieder an, ein wenig vorsichtig, ein wenig mitfühlend...


    "Vertrauen?!..."



    "Ich schwöre Dir, bei allem was ich liebe und was mich ausmacht, an deiner Seite zu sein, gegen jede Lüge zu kämpfen und jedes Unrecht, dass dir geschieht zu vergelten. Ich werde dein Schatten sein und dein Licht, ich werde dich nie verraten und dir Schutz und Halt sein in den Nächten und Tagen, die kommen und gehen werden, bis zum Ende der Dinge, die dir Leid und Freude bereiten."


    Sie zitierte leise etwas, schien etwas in ihrem Innern vorzulesen, mit einem Ton in der Traurigkeit über einen hohen Verlust und der Hohn über den Lauf der Welt zu gleichen Teilen verhaftet war. Und ihr abfälliges und schmerzhaftes Lächeln tanzt mit ihrer Stimme.

  • Sie lächelt ein wenig, es erreicht ihre Augen nicht.


    "...Vertauen ist eine Illusion, die vermitteln soll, dass du nicht allein bist und das du dich fallen lassen kannst, das du Angst haben darfst und andere dein Schild sind... sie beschwören Vertrauen, mit fester Stimme von unerschütterlicher Freundschaft oder tiefer Liebe geschwängerten Augen.
    In ein Verzeihen oder Versprechen eingehüllt, gleich einem Geschenk... bitten sie darum...
    aber im Endeffekt... am Ende einer Nacht ... in irgendeiner regenassen Gasse, trunken von der Pisse besoffener obdachloser Sehnsüchte, einen blutigen Dolch in der Hand, der ein Herz küsste... weiß man, dass Vertauen eine Schwäche ist."

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Alanis Nackenhaare unter dem akkuraten Zopf stellten sich auf. Dann schüttelte sie den Kopf.


    "Vertrauen ist mehr als Illusion, mehr als Glaube und Hoffnung. Vertrauen benötigt immer einen Beweis, der bereits vorangegangen ist. Und sollte dieser Beweis auch zuhöchst subjektiv sein - für mich genügt er, um meine Seele darauf ruhen zu lassen."


    Sie atmete tief durch.


    "Ohne Vertrauen wäre ich - gar nichts. Weder Heilerin noch Priesterin noch Freundin. Dann wäre ich einfach nur eine Getriebene zwischen den Boshaftigkeiten dieser Welt."

  • Das Lächeln, dass ihr jetzt antwortet ist umso mehr ehrlicher, auch wenn eine kleine Spur von Trauer sich hartnäckig hält.


    "Behaltet euch das bei, es könnte alles sein, was ihr am Ende noch habt, unerschütterliches Vertrauen in eine Welt, der das nicht zu Eigen ist und die immer wieder von Ausnahmen zu überraschen ist."


    Sie schweigt eine kleine Weile, ehe sie weiterspricht.


    "Es ist in euch... und es lauert, SIE ist bei euch... ich spüre sie, lauernd wie eine Spinne im Netz und wenn es losgeht... falls es beginnt, hoffe ich, dass ihr jemanden gefunden habt, der das Nicht zu Bekämpfende bekämpft und euch den Sieg, solltet ihr siegen... auch verzeiht."

  • "Ich habe niemanden", lautete Alanis schlichte Antwort. Zu wütend war sie immer noch auf Khai Thee, der sie vor die unmögliche Wahl zwischen Liebe und Pflicht gestellt hatte. El Gar war zu wankelmütig und chaotisch veranlagt, als dass sie ihm in diesem Fall getraut hätte. Damorg - den hatte sie einmal zu oft ausgenutzt. "Entweder es findet sich jemand oder ich nehme den Kampf wieder alleine auf. Ich kann nichts daran ändern."

  • Kahris Miene wechselte ins Nachdenkliche, sie scheint Dinge abzuwägen.


    "Alles was ich tun könnte, wäre, jene, die mich retteten von Euch zu erzählen, sofern sie gewillt sind mir zuzuhören. Sie haben Mittel und Wege, Ihn und SIE zurückzuschlagen um euch zu retten, so ihr gerettet werden wollt. Doch sie zum Zuhören zu bewegen, sie zu finden, ist mit großen Risiken verbunden, denn sie wollen nicht gefunden werden. "


    "Sie werden keine Fragen beantworten, sie werden euch selbst keine Erlösung bieten aber sie werden euch auf eine andere schwierigere Art retten, so sie gewillt sind euch zu helfen. Sie werden sich nicht verfolgen lassen und eigenhändig nach ihnen zu suchen oder herauszufordern ist gleichsam so gefährlich wie gegen Elashim selbst zu kämpfen. Also überlegt euch gut, ob ihr Sie zu Rate ziehen wollt und tut es nur, wenn euer Herz restlos davon überzeugt ist. Sie werden wissen, ob ihr sie belügt oder ob ihr ihre Hilfe in Respekt und ... blindem Vertrauen in Anspruch nehmt. in einem Zehntag werde ich mit einem Schiff nach Daynon ablegen, bis dahin habt ihr Zeit, mich nach etwas zu fragen, mit dem man sie erreichen kann."

  • Alanis zögerte, dann nickte sie sachte.


    "Ich werde - darüber nachdenken", sagte sie leise und dann: "Danke."


    Elashim....


    Ihr Kopf schwirrt von den Dingen, die sie gehört hatte.


    "Ich glaube, ich werde mich jetzt zurückziehen", erklärte sie Kahri. Tatsächlich schienen sich die Linien in ihrem Gesicht während der Dauer des Gesprächs verschärft zu haben; die Priesterin wirkte müde und die Unsicherheit, die sie bisher eisern im Zaun gehalten hatte, schien durch Haut und Augen.

  • Kahri nickte mit mitfühlendem Blick.


    "Die Nacht mit euch Dame Alanis," wünschte sie zurückhaltend und trank dann wieder von ihrem Wein. "Ich bin bis zu meiner Abreise in diesem Gasthaus untergebracht."

  • Alanis erhob sich und strich ihre Röcke aus. Sie merkte in dem Moment, in dem sie stand, dass sie wieder einmal zuviel getrunken hatte. Das kam oft vor in letzter Zeit.


    "Die Elemente mit Euch, Kahri", gab sie zurück und ertappte sich dabei, fast den Gruß mit der 'Nacht' ebenso zurückgegeben zu haben. Sie verzog den Mund, dann zog sie sich zurück. Der Schankmaid entbot sie noch eine gute Nacht.


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    Einige Tage vergingen und eines nachmittags....

  • Alanis kam in der Dämmerung zurück in den 'Brennenden Tisch'. Ihr Wollhut und der halblange graue Mantel waren nass, ebenso wie der Saum des grauen Kleids, das sie trug. Dennoch schien sie sich nichts daraus zu machen, denn sie lächelte versonnen vor sich hin, als sie die Tür hinter sich schloss und in die Wärme der Schankstube eintauchte.


    Aufmerksam sah sie sich um, ob sie Damorg irgendwo entdeckte.

  • Damorg war nach dem Treffen auf dem Marktplatz in die Schenke gekommen und hatte sich ein Zimmer für die kommenden Tage gemietet. Seine Sachen waren dort verstaut, nachdem er Rüstung und Waffen geölt hatte. Für eine kurze Zeit hatte er dann sogar überlegt sich auf das Bett zu legen und etwas Schlaf zu suchen. Letztlich entschied er sich aber dafür sich frisch zu machen und danach eine Mahzeit im Tavernenraum einzunehmen.


    Dort saß er auch noch als die Priesterin durch die Tür kam. Wie gewohnt in einer der Ecken des Raumes und mit Blick auf die den Eingang. So erblickete er Alanis auch zugleich und winkte ihr zu.

  • Alanis schlug einen Bogen zu seinem Tisch und lächelte ihn an.


    "Ich zieh mich gerade um, dann bin ich bei Dir."


    Auf dem Weg nach oben bestellte sie bei Jule einen mit Wasser verdünnten Gewürzwein und bat die Schankmaid, ihn an den bezeichneten Tisch zu bringen. In ihrem Zimmer angekommen, schloß sie die Tür hinter sich und atmete einen Moment tief durch. Dann legte sie die feuchte Kleidung ab und machte Katzenwäsche. Nach kurzer Überlegung streifte sie ein hellgraues Leinenkleid und eine weiße Pellerine mit dem Elementezeichen über, dann bürstete sie ihn Haare, dass es ihr offen über den Rücken fiel und tupfte sich in einem Anflug hassenswerter Eitelkeit noch ein wenig Parfum auf die Innenseite ihrer Handgelenke.


    Wenig später ließ sie sich dann neben Damorg am Tisch nieder, wo ihr Getränk schon wartete.


    "War die Reise angenehm?"

  • Als es schon langsam dunkel wird kommt ein eher seltenerer Gast in den brennenden Tisch: Trullock tritt ein und man sieht ihm doch schon die Strapazen der langen Schiffsreise an.


    Er nickt Alanis und Darmog kurz zu und setzt sich dann an einen anderen, noch freien Tisch um die beiden nicht bei Ihrem Gespräch zu stören.


    Als die Bedienung zu ihm kommt bestellt er sich einen süsen Wein und was herzhaftes (Fleischhaltiges) zu essen.


    Langsam kann man die Erleichterung sehen, sich endlich mal auf etwas setzten zu können, das sich nicht andauern irgendwie bewegt.

  • Arnulf tritt durch die Tür in den gastraum und sucht sich einen Platz mit dem Rücken zu einer Wand und möglichst viel übersicht über den Raum.
    Langsam sieht man das der Nordmann in die Jahre kommt, seine Schläfen und der Bart zeigen mehr und mehr grau und um die Augen hat sich die ein oder andere Falte eingegraben.
    Die Kleidung wirkt wie stehts abgetragen bequem und immer ein wenig einfach.
    Wie stehts trägt Arnulf viel Bernsteinschmuck , Silber und Glasperlen um den Hals.
    Außer einem Sax das hinter seinem Rücken hängt sind keine Waffen zu sehen.

  • Trullock dreht sich zu dem Neuankömmling um. Als er Arnulf bemerkt ruft er ihm zu noch bevor er sich an den Platz an der Wand setzten kann:


    Hallo, Arnulf. Setz Dich doch zu mir. Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Du brauchst Dich nicht an die Wand zu setzen. Hier will Dir bestimmt niemand ans Leder.


    Beim letzten Satz zwinkert Trullock etwas und sein übliches Lächeln kommt wieder heraus.

  • Der Tisch wird allmächlich voller und Jule, die dralle blonde Schankmaid wirbelt vorbei. Stellt Trullock einen Krug Wein und kalten Braten hin und im umdrehen Arnulf einen Krug Met, ohne daß er ihn bestellt hätte. Sie zwinkert dem Nordmann zu und ist auch schon wieder unterwegs, leere Krüge einsammeln und wieder voll machen.