In den Gassen von Kephram_01

  • "Stink' ich wirklich so schlimm, das mich die Katzen schon meiden?"


    Taliska schaut der Katze nach. Als sie jedoch wieder stehen bleibt und ihn auffordernd anmautzt, da zieht er eine Augenbraue hoch.


    Hm... Oftmals ist nicht alles so, wie es scheint. Und genau diese Situation war geradezu grotesk! Was wollte diese Katze ihm mitteilen? Klar, was die kräuselnde Nase ihm mitteilte war unumstößlich, aber dieses Verhalten?
    Ganz offensichtlich wollte die Katze wohl, das er ihr folgen soll.
    Taliska kratzt sich erneut am Kopf, peinlichst bemüht, dabei nicht die Beule zu berühren.


    "Ach, was solls? Ich hab im Moment eh nichts vor..."


    Mit einer Mischung aus Neugierde und Ungläubigkeit folgt Taliska der Katze.

  • Wenn ein Mensch es nicht besser wissen würde, so würde er den Gedanken bekommen, dass der Gang der Katze, wie sie eine lautlose Tatze vor die andere setzt und einem Schatten gleich in der Gassenfurch entlangspaziert, geradezu siegessicher anmutet.


    Die Kreuzung, auf der sie sich beide begegnet sind, hinter sich lassend, biegt die schwarze Katze nach rechts ab und passiert windschiefe Fensterläden, verrottete Fassaden aus Stein und Holz und so manche unangenehme Geruchswolke, die nach Fäkalien anmutet. Das dünne Rinnsaal, dass sich aus einer gähnend dunklen Hauseingang auf den aufgerauten und unregelmäßigen Pflasterstein ergießt, lässt Mutmaßungen anstellen. Der süßliche Geruch nach Metall, mit einer Spur Verwesung...


    Die Katze läuft weiter, mal gerät sie aus Taliskas Blick, dann offenbart sie sich als Schatten unter Schatten und nur ihre giftgrünen Katzenaugen blitzen im Halbdunkel der lichtscheuen Gasse.


    In weiter Ferne sind ein paar Schritte zu hören. Alte Ledersohlen, die über nassen Straßenbelag schlurfen, näherkommen und sich dann wieder entfernen. Jemand hustet und spuckt aus. Wortfetzen von Tagelöhnern, wahlos durch den Wind hier und dort hin getragen, unwichtig... alltäglich.


    Eine Hure, zitternd vor Kälte und in ein schmutziges Fell gehüllt, wittert erträgliche Beute, sieht Taliska und entscheidet, dass sie sich für ihn vielmehr seine momentane äußerliche Erscheinung dann doch zu schade ist. Ihr verbrauchtes überschminktes Gesicht zieht sich zurück und wird wieder eins mit der Dunkelheit.


    Schließlich endet die Gasse. Ein großes zweistöckiges Holzgebäude, darüber ein windschiefes Schild, das ein wenig quietschend hin und her wackelt.


    Die schwarze Katze steuert darauf zu, doch nicht zu sehr, als dass sie es aktiv in Betracht gezogen hätte, dort an der Türe zu kratzen. Auf eine nahe plazierte Kiste springend, von der man gute Einsicht auf den Eingang des Hauses hatte, setzt sie sich und schlingt in königlicher Eleganz ihren Schwanz um die Hintertatzen.

  • Taliska folgt der Katze weiter. Er versucht seine Umgebung weiterhin wahr zu nehmen, ohne dabei die schwarze Katze aus den Augen zu verlieren.
    Die Gegend ist ziemlich herunter gekommen. Aber die aktuelle Seitenstraße übertrifft alles. Unrat auf der Straße, die Fassaden der Häuser zerfallen und die wenigen Leute, dich sich in der Gasse aufhalten sind in Lumpen gekleidet. Bei einigen läßt die Art der Kleidung erahnen, das sie ihren besten Tage schon lange hinter sich hat. Wer weiß, wie die Leute an diese Kleidung gekommen sind.
    Taliska wird es etwas mulmig bei dem Gedanken, das seine Kleidung hier auch ganz schnell den Besitzer wechseln könnte...


    Er versucht sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und geht etwas schneller.


    Als die Katze auf der Kiste sitzen bleibt, bleibt Taliska an der Tür des Holzhaus stehen. Er schaut sich kurz um und dreht sich dann wieder zur Katze.
    Was tu ich eigentlich hier, fragt er sich in Gedanken. Einen Moment lang zweifelt er an seinem Verstand.
    Dann fasst er sich wieder grinst die Katze an: "Na meine Kleine? Und was nun?"

  • Im Gegensatz zur Straße selbst ist das Haus in einem fast annehmbaren Zustand und es scheint nicht verlassen oder verbarrikadiert. Aus dem Innern dringt hier und dort ein feiner Lichtstrahl, der an Kerzenlicht erinnert, kleine dampfende Wolken von weiter hinten und ein Geruch, der sogar als angenehm einstufbar ist.


    Auf dem windschiefen Schild oberhalb der Türe ist das verwaschene Abbild eines Vogels zu erkennen. Es scheint leidlich bemüht weggeschliffen zu sein aber dann hatte man wohl kleinbei gegeben und die rudimentären Konturen stehen gelassen. In großen ebenfalls nicht mehr gut erkenntlichen Linien hat jemand dann die Umrisse einer Wanne daraufgepinselt.


    Die Katze erwidert den grinsenden Blick des Mannes mit stoischer Ausdruckslosigkeit. Nur ihre Ohren bewegen sich kurz nach hinten und wieder nach vorn.


    Dann ist plötzlich Krach hinter Taliska.

  • *Aus dem Badehaus kommend*



    Taliska schlendert duch die Gassen. Hin nund wieder schaut er kurz auf den Zettel, den Kahri im gegeben hatte...


    Draggengasse...


    Der Name sagte ihm etwas, aber er konnte sich nicht wirklich erinnern, wie diese Gasse ausgesehen hat...


    Vom Markt aus musste es eine Seitengasse sein, soviel war klar. Die Hauptgassen kannte er alle, und eine Hauptgasse war es definitiv nicht...


    Nach kurzem Suchen findet er die Gasse... Das schäbige Straßenschild war kaum zu erkennen. Er folgt dem Verlauf der Gasse einige Schritte, bis er einen Laden sieht, der in Frage kommen könnte...


    Ein Feinkosthändler könnte es wohl sein,... Das Schild über dem Eingang hatte seine besten Tage auch schon gesehen: "Al'Sahid's ..." der Rest war nicht mehr zu lesen.


    Neugierig schaut Taliska durch eines der Fenster...

  • Was wesentlich sauberer war als andere Fenster aber nicht so sauber, dass es mehr Aufmerksamkeit erregte als die anderen. Die Händler in Kephram hatten es nicht sonderlich einfach ihre Waren genügend anzupreisen und dann doch nicht, um sie vor möglichen Einbrüchen zu schützen.


    Das einfache Glas hatte wie gesagt seine besten Tage schon gesehen aber dafür das eine oder andere Tuch. In dem kleinen aber gemütlich wirkenden Raum waren Regale aufgestellt, die schräge Einlegeböden hatten. In ihnen sah man seltsames Gemüse oder Wurzeln, getrocknets Obst und zu Bündeln trappierte getrocknete Kräuter.


    Auf dem Boden in großen oben geöffneten Säcken konnte Taliska Gewürze aller Art entdecken. Große und kleine geschlossene Vasen, Truhen und Kisten mit Dingen, denen der Mann vorerst nicht auf den Grund gehen konnte, orientalische Tücher und Lampen an Decke und Wänden... alles in allem ein schöner einladender ... Laden - der jedoch völlig ins Dunkel gehüllt war.

  • Hm...


    Das war komisch... Er schaute sich noch einmal in der Gasse um, aber das Ergebnis blieb das Gleiche. Der Laden war richtig... Zu früh sein konnte er eigentlich auch nicht, die Dämmerung war bereits der Morgenröte gewichen. Es musste nun bereits die 7. Morgenstunde angebrochen sein.


    Was nun...
    Ach, was solls...


    Taliska drückt gegen die Türe, aber die scheint abgeschlossen zu sein. Dann kloppft er 3 mal gegen den Holzrahmen und wartet...

  • Es dauert eine geraume Zeit, bis man aus dem Inneren schlurfende Geräusche hört und das verhaltene Husten einer trockenen Kehle. Nach einigem Geraschel, schabenden und klickenden Geräusche, hört man hinter der massiven Türe oberhalb der Treppen eine männliche Stimme unbekannten Alters... einzig der südländische Dialekt war deutlich herausgehoben.


    "Wer ist da?"

  • "Ich habe eine kleine Lieferung hier..."


    Er schaut sich noch ein mal in der Gassu um. In einer der Hauptgassen würde es niemand wagen am helligten Morgen jemanden zu überfallen... Aber dies war eine Nebengasse. Ein ungutes Gefühl...


    Die Schritte im Laden kommen etwas näher.
    Etwas leiser fügt Taliska hinzu: "Kahri schickt mich..."

  • Die Schritte verharren augenblicklich und scheinen zögerlich, ehe sie sich letztlich doch der Türe zuwenden. Ein Holzriegel wird zur Seite geschoben aber anstatt, dass sich die Türe restlos öffnet erscheint ein Kuckloch in Kopfhöhe.


    Die braunen Augen, umrahmt von unzähligen kleinen Fältchen mustert Taliska genauso skeptisch, wie sein Ton es war. "Tut er das ja?"

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  • Die Augen des alten bleiben skeptisch auch wenn sich der Anflug von Belustigung hineingeschlichen hat...


    "Der Hellste jedenfalls scheinst du mir nicht zu sein...," ein Moment vergeht schweigend. "Was ist in dem Beutel?" Ein Kopfnicken auf die verborgenen Dinge in Taliskas Hand geht mit den Worten einher.

  • "Wildrosenöl..."


    War der Kerl seniel, neugierig oder einfach nur langsam? Oder war es doch die falsche Adresse? Nein, kann eigentlich nicht sein...
    War da gerade jemand hinter der Hausecke? Oder spielen mir die Sinne einen Streich?


    "Höhr mal, ich hab keine Lust hier ewig rum zu stehen. Ich hatte den Auftrag zu liefern und hier bin ich. Wenn du die Lieferung nicht annehmen willst oder kannst, dann sag es einfach. Ich will nur nicht unnötig lange in einer Gasse rum stehen, die mir nicht geheuer ist..."

  • "Das liegt an den Schatten..." Die tiefe aber durchaus weibliche Stimmer kommt von hinten. Kahri hatte sich scheinbar lautlos aus der Dämmerung geschält und kam mit ruhigen Schritten auf Taliska und die Haustüre vor der er stand, zu.


    Als sie mit ihm auf einer Höhe ist, richtet sich der giftgrüne Blick von Taliska auf den Sehschlitz.


    "Öffne alter Mann, es ist kalt!"


    Ein Brummen später öffnet sich die Türe und Kahri und Taliska können hindurch schlüpfen.


    "Komm Taliska, wir wollen doch nicht, dass das Ungeheuer der Straße dich frisst."

  • Er folgt Kahri in den Laden, begleitet von einer Mischung aus Frösteln und Nervosität.


    "Die einzigen Ungeheuer, die ich hier fürchte, sind die hungrigen Ratten auf 2 Beinen mit Knüppel oder Messern..."


    Er schaut sich kurz um und nimmt dann die Umhängetasche ab. Mit ein paar Handgriffen zieht er das kleine Holzkästchen hervor und hält es Kahri hin.


    "3 Flakons, genau wie gewünscht!"

  • Sie lässt erst den alten Mann den Laden wieder von innen abschließen. Es herrscht eine fast unangenehme Dunkelheit, die erst dann ein Ende findet, als der Mann mit einem Zündholz mehrere Kerzen an einem Leuchter entzündet.


    Sofort breitet sich Helligkeit aus und hinterlässt Reaktionen. Kahri, durch das Zischen des Zündholzes nur animiert, wischt mit ihrem Kopf zurück, als das Licht die Schatten vertreibt und für einen Moment sieht es so aus, als wären ihre Augen von schwarz auf grün gewechselt.


    "Malik," kommt es anklagend über ihre Lippen.


    "Das ist Licht Hexe, die Wüste lehrt uns das die Dunkelheit gefährlicher ist." Die Antwort kam ebenso schnell, wie Kahris Anklage und hatte einen lockeren Umgangston, der Taliska verrät, dass die beiden einander kannten.


    "Taliska, dass ist Malik, ...Malik?... Taliska... er arbeitet für mich." Die Vorstellung wird mit ein paar beiläufigen Handbewegungen untermalt, die Teestubenbesitzerin sieht nicht einmal auf.


    Malik selbst ist ein kleiner Mann, bei dem man nicht wirklich erkennen konnte, wie alt er war, nur das er was war. Die typisch südländischen züge waren jetzt noch verschlafen... und er wirkte etwas verquollen aber dennoch waren die braunen wachen Augen, wie die eines Raubvogels, unterstützt von einer hakenartigen Nase. Überall waren kleine Falten zu sehen, nur das Kinn wurde von einem wohlgepflegten aber schon lange ergrauten Bart verdeckt.


    Kahri dagegen öffnet das Kästchen um die Öle näher zu betrachten. Malik dagegen, wendet sich dem Samowar zu.
    "Schwarzer Tee? Das weckt die müden Geister."

  • "Tee? Gerne!"


    Als Kahri die kleine Kiste öfnet, sind zuerst nur Tücher zu erkennen. Unter einer Lage Tüchern sind die Flakons in Waschlappen eingewickelt.
    Die Flakons sind sind aus trüben Glas mit einem Korken als Verschluss. Alle wurden mit dem Verschluß in Wachs getaucht um sie zu versiegeln, damit kein Tropfen des edlen Inhalts versehentlich verloren gehen kann.

  • "Er gefällt mir, wo hast du ihn her?"


    Kahri hatte einen der Flakons aus seinem Tuch und dem Holzkistchen befreit und sieht jetzt von dem Glas hinüber zu dem alten Südländer.


    "Von der Toka im Schwan. Er verdient sich dort das Gold um seine Familie durch die Winter zu bringen... zumeist in dem er putzt."


    Ein wenig Abwertung war in ihrer Stimme zu hören, dann wandert ihr Blick zurück zum Flakon. Scheinbar prüft sie im Schein der Kerzen, die Konsistenz.


    "Sie bezahlt schlecht und man kann nicht mit ihr handeln."


    Malik hatte Wasser aufgesetzt und Tee vorbereitet über den dann das heisse Wasser zusammen im Samowar aufgebrüht werden kann. Es sich selbst überlassend kommt er zurück zum Tisch.


    "Sie ist eine Hure, die gut zu essen hat... Huren handeln dann nicht." Kahri schiebt Malik die Box hinüber. "Prüfe, ob das Öl gut ist und wenn ja veredel es, wie ich es gerne habe." Noch immer kein Bitte, dass über ihre Lippen kommt, gehörte diese Art rethorische Unfreundlichkeit zu ihrem Wesen.


    Der Händler nimmt die Box und verlässt anschließend den Raum, der sich mit zunehmender Helligkeit des Kerzenleuchters als Verkaufsraum mit allerlei Stiegen gefüllt mit zum Teil exklusiven Waren entpuppt. Exotische Früchte, alle samt aufwendig getrocknet... Tonkrüge mit Oliven, seltene Federn und viele kleine und große Kisten und Truhen mit unbekanntem aber nicht schlecht duftenden Inhalt.


    "Such dir etwas für dein Mädchen und dein Kind aus," nickt Kahri Taliska zu und macht eine winkende Handbewegung über die Waren.

  • "Danke, sehr großzügig!"


    Hm... so viel Auswahl... So viele teure Dinge...


    "Wenns recht ist nehm ich ein paar Oliven und ein paar Feigen."


    Oliven... Teuer und schwer zu bekommen. Lilli hatte mal eine Hand voll bekommen und war total fasziniert von ihnen... Sie würde sich bestimmt sehr freuen. Und Feigen sind immer gut. Das dürfte Naerias düstere und ständig schlechte Laune erheblich verbessern.


    Bei dem Gedanken muss er lächeln...

  • "Malik wird dir eine Handvoll ein packen." Dann betrachtet sie erst ein wenig irritiert, dann neugierig sein lächelndes Gesicht. Eine Nachfrage aber spart sie sich.


    Ein paar Schritte spaziert sie durch den Verkaufsraum und sieht dann durch die wenigen Ritzen in den geschlossenen Fensterläden dem kommenden Morgen entgegen. Noch war es draußen still... ein ungewöhnliches Geräusch für den Schlund. Mit einem leisen Seufzen verabschiedet sie die geliebte Nacht und weiß es nicht zu würdigen das der Tag Sicherheiten verspricht, die in ihrer Welt fehlen.


    Mit der gehenden Nacht verschwindet auch etwas anderes. Die spezielle Leichtigkeit von Kahri, die von Stolz und Kälte durchzogenen Gesichtszüge, bekommen einen Ausdruck von Müdigkeit und wirken schließlich seltsam betrübt. Sie wirkt nicht wirklich unsicherer, als eben noch... aber der Gang und ihre Bewegungen haben ein wenig der sicheren Überlegenheit verloren.


    "Wenn Malik hier fertig ist, steht es dir frei nach Hause zurückzukehren oder mich noch zu jemanden anderen zu begleiten."


    Sie sieht immer noch nach draußen aber auch ihre Stimme hatte sich verändert. Sie war müde geworden aber es war keine Erschöpfung, die da sprach.