Das Hospital von Renascân (2)

  • "Wir tun.. was??!" fragte Dorn ehrlich entsetzt und schon starrten Hennes so wie Dorn Alanis an, als sei sie blöde.


    "Wir würden nie. Igitt." Dorn schüttelte sich. Hennes zuckte derweil nur lakonisch mit den Schultern und grinste sein übliches Grinsen.


    "Wir sagen immer: Nie-mals.. ehm.. na Ihr wisst schon. Und da muss immer.. ehm..."


    Dorn rang nach Worten und wünschte sich wohl in diesem Augenblick auch gerade seine Zunge ans andere Ende der Welt. Das würde ihm zumindest eine Entschuldigung liefern.


    "Also, bei uns liefs in letzter Zeit nicht so gut. Wenig Arbeit, wenig Geld."


    Er schaute zu Hennes.


    "Du warst doch..."


    Hennes nickte, wackelte mit den Augenbrauen und strich sich durch die Haare. Dabei schaute er in die obere Ecke des Raumes und spitzte lasziv die Lippen. Danach formte er nahezu gigantische Brüste vor sich in der Luft und griff beherzt zu während er kicherte, was sich recht seltsam anhörte, aber irgendwie glücklich.


    "Mohaaaaahahaha, ja, genau die." antwortete Dorn bevor er sich wieder an Alanis wandte.


    "Hennes war bei Moira. Die ist recht neu hier. Aber bei der war ich nie. Ich finde ja, dass die Mädels in der Flunder mehr zu bieten haben. Aber Moira ist billiger."

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Alanis mußte nun doch grinsen, schief und fast ein wenig schmerzlich.


    "Ah, dann war das ein Missverständnis", sagte sie und schüttelte dann den Kopf. Sie machte mit der Hand eine wegwerfende Geste. "Niemals eine Frau zwischen zwei Freunde kommen lassen. Schon klar."


    Sie seufzte leise, weil sich Bilder in ihrem Kopf ausbreiteten, die wahlweise Übelkeit oder hysterisches Lachen auslösen wollten. Zugunsten ihrer Professionalität - und der Tatsache, dass wohl mindestens einer der Männer gute Chancen hatte, draufzugehen - geschuldet, mußte sie sich jedoch beherrschen.


    "Diese Moira - wie sieht sie aus? Außer den Riesenbrüsten, meine ich? Wo kann ich sie finden?"

  • "Dunkelbraune Locken, gewöhnliches Gesicht. Und so ein Ar... Hintern."


    Dorn zeigte mit seinen Händen ein Hinterteil von nicht zu verachtender Größe, was sich Hennes kritisch anschaute und dann glücklich grinsend bestätigte.


    "Die hat ein Zimmer im Dach von einem Lagerhaus. Da kann man nur in der Mitte stehen."

  • Die Tür öffnete sich und Delpior kam einen Schritt herein, im Arm einen Stapel Verbände. Verdutzt blieb er abrupt stehen und schaute von den Patienten zu Alanis und wieder zurück


    "Uuups...Verzeihung, ich wusste nicht, dass hier..."


    Anstatt irgendetwas weiteres zu tun oder zu sagen schaute er Alanis mit hochgezogenen Augenbrauen an - mit einem leicht dümmlichen Gesichtsausdruck, wohlgemerkt.

  • "Gut." Alanis nickte knapp und sah grüblerisch zwischen den beiden Männern hin und her. "Ich meine das übrigens ernst mit dem Beischlafverbot." Leiser fügte sie hinzu, den Blick zu Hennes wendend: "Diese Krankheit kann tödlich enden."

  • Delpior war in eine fast greifbare Stille reingeplatzt. Hennes hatte ihn mit einem trüben Blick gestreift, Dorn nur blöde geguckt.
    Jetzt war auch Dorn still. Hennes mümmelte ein wenig schneller und schaute unsicher von Alanis zu seinem Freund und zurück. Er brummte leise und ließ dann die Schultern hängen.


    "Wie tödlich denn? Also.. ich meine... wie sicher?"


    fragte Dorn und war sichtlich schockiert.

  • Alanis seufzte. Sie hatte den Eindruck, dass die beiden an sich gute Menschen waren - wenngleich grob und anzüglich, was bei ihr persönlich Abneigung auslöste, über der zu stehen sie sich gerade bemühte.



    "Hennes, das hier geht eigentlich nur Euch als Patienten etwas an. Soll Dorn bleiben oder nicht?"

  • Hennes nickte beharrlich während Dorn nur betröppelt schaute und scheinbar nicht wirklich begreifen wollte.


    "Ich glaub... ich lass das mit den Weibern." sagte er und zuckte mit den Schultern.

  • Alanis schaute Dorn für einen Moment lang scharf an, dann schluckte sie kurz, um ihre persönlichen Ressentiments loszuwerden. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Hennes.

    "Wir werden in Abstimmung mit der Hospitalleitung und fachkundigen Kollegen mit einer bestmöglichen Behandlung beginnen. Die Krankheit ist sehr ernst, doch sie kann einen schweren oder minder schweren Verlauf nehmen. Was auf jeden Fall bleibt ist die Tatsache, dass Ihr beim Geschlechtsverkehr ansteckend seid."

  • Hennes schaute unglücklich und nickte verstehend.


    "Kann er denn dann zumindest zuhause wohnen? Oder muss er hier bleiben?"


    fragte Dorn, dessen Haare trockneten und begannen, wieder wie gewohnt in alle Richtungen abzustehen.

  • "Es kommt darauf an, bei welchem Behandlungsschritt wir sind", gab Alanis zurück und dachte an Dinge wie Quecksilber und herausgeschnittene Geschwülste. Und dann dachte sie daran, wie einfach es wäre, die ihr gegebenen Kräfte auf den Mann anzuwenden und ihn zu retten. Doch darüber mußte sie mit Luicatus reden. Dringend.

    "Ich würde Euch bitten, morgen wiederzukommen, dann habe ich mit Meister Edric gesprochen und wir haben hoffentlich den Plan für die Behandlung fertig. Achtet bitte von jetzt an auf Reinlichkeit im Umgang miteinander und mit alle, was Ihr Euch teilt. Ich denke nicht, dass die Krankheit über die Luft übertragen wird, denn dann dürfte es schon deutlich mehr Fälle geben."

  • Die beiden Männer machten sich nach dieser Aussage und dem Versprechen, dass Hennes sich am darauf folgenden Tag wieder im Hospital melden würde, wieder auf dem Weg in die Unterstadt.
    Dort saßen sie einige Stunden trübselig in der Flunder und starrten in ihre Humpen, in denen das Bier schal wurde.

  • Alanis blickte den beiden hinterher und seufzte. Dann machte sie sich Notizen in das Buch, in dem sie den bisherigen Verlauf der Krankheit bei den verschiedenen Patienten eintrug. Schließlich machte sie sich auf die Suche nach dem Leiter des Hospitals, um ihn um Erlaubnis zu fragen, dass sie sich während der Dienstzeit auf die Suche nach der besagten Dirne machen konnte.

  • Da sie ihren Vorgesetzten nicht fand, war sie sich unsicher, was nun zu tun war. Also blieb sie im Hospital und wartete darauf, dass er zur Arbeit kam und sie ihm die Sache erklären konnte, was sowieso nötig gewesen war.

  • Es dauerte eine Weile und die Dämmerung begann schon langsam, den Tag aus Renascân zu verdrängen, als Edric - beladen mit einem Stapel Unterlagen - das Hospital betrat und dort Alanis vorfand


    "Die Götter zum Gruße! Wie ich diese Unterredungen in der Kämmerei hasse. Man kommt sich immer vor wie ein Bittsteller. Was glauben die eigentlich, wie wir mit unseren Mitteln hier umgehen - für rauschende Feste reicht es ohnehin nicht."


    Der schlanke Mann, dessen graue, sauber kurz geschnittene Haare ihn gleichzeitig erfahren wie frisch aussehen ließen, hielt inne. Scheinbar bemerkte er, dass etwas in der Luft lag.


    "Und hier?"

  • Alanis verzog das Gesicht.


    "Ich glaube ich habe einen Fehler gemacht -", beichtete sie und begann dann, ihre Geschichte zu erzählen. Von der Behandlung der Frau bis zum Besuch der beiden Männer.

  • Edric hörte aufmerksam zu, seine Unterlagen hatte er mittlerweile in einem Schrank verstaut. Als Alanis zu Ende berichtet hatte, schwieg er einen Augenblick. Dann blies er die Backen auf und strich sich nachdenklich übers Kinn


    "Meine Güte. Nun haben wir die Bescherung. Andererseits, wir sind eine Hafenstadt. Ich war lange genug in Maranakar. Es war nur eine Frage der Zeit."


    Er schüttelte den Kopf, offenbar, um seiner Besorgnis Ausdruck zu verleihen


    "Schlimm für die Betroffenen. Aber nun heißt es auch, schlimmeres zu verhindern. Keine Fehler zu machen. Welchen Fehler hättet ihr denn eurer Meinung nach nicht machen sollen?"

  • Die Priesterin verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete kurz ihre Schuhspitzen.


    "Ich hätte sie nicht nach Hause gehen lassen." Sie legte die Stirn in Falten. "Andererseits - welches Recht hätte ich dazu gehabt, als Angestellte in einem zivilen Hospital?"

  • Der Heiler schaute sehr ernst


    "Welches Recht? Zunächst einmal keines, es sei denn, ihr hättet die Frau von der Garde festsetzen lassen wollen. Aber ist ihr Unglück nicht schon groß genug? Sicher, man hätte sie unter einem Vorwand hier behalten können, um alles weitere in die Wege leiten zu können. Andererseits, vielleicht war es sogar gut, sie nach Hause zu schicken. Ihre Abwesenheit hätte nur die Gefahr erhöht, dass ihr Mann noch mehr Zeit und Gelegenheit hat, um dieses Übel zu verbreiten. Macht euch also keine Vorwürfe. Wir sind Heiler, keine Büttel."


    Wieder strich er sich übers Kinn


    "Natürlich müssen wir die Obrigkeit informieren. Schnell. Wir müssen des Mannes habhaft werden, um sicher zu gehen. Und um weitere möglichen Herde zu finden. Wer weiß, bei welchen Dirnen er noch war. Und wer bei diesen. Wenn sich das rasch verbreitet, dann wird das hier unkontrollierbar. Was ist mit diesem Dorn? Glaubt ihr, er macht Unsinn? Wir können ihn internieren lassen."

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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