Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (5)

  • "Warum hat Tear Dir den Kopf gewaschen?" Alanis blickte Kassandra verdutzt an. "Es war ja nunmal nicht so, als wärst Du die ganze Zeit über scharf darauf gewesen, ihr das Samenkorn der Eldamar abzuluchsen."


    Als die Tür klappte, blickte sie auf und ein warmes Lächeln traf den Landsknecht.


    "Ausgezeichnet", gab sie fröhlich zurück. "Süßsauer einlegen ohne den richtigen Honig wäre auch schwierig." Sie deutete mit einem beeteroten Finger zwischen der großgewachsenen, rothaarigen Frau und ihrem Mitbewohner hin und her. "Kassandra - Thraxas. Thraxas - Kassandra."


    [OT: Postingreihenfolge Thraxas Kassandra Alanis]

  • "Travia zum Gruße!" sagte Thraxas mechanisch, überrascht über den Besuch. Diese wie selbstverständlich in Alanis' Küche sitzende Frau irritiert ihn, da er sie in den vielen Wochen, die er bisher hier verbracht hat noch nie gesehen hat.

  • Da Kassandra, mit ihren Möhren und dem Gespräch mit Alanis beschäftigt ist geht sie über die mangelnde Begeisterung seiner Begrüßung hinweg. An ihrem linken Handgelenk ist nichts weiter zu sehen als der dicke Wulst des darum gebundenen Tuches, und sie scheint daran gewöhnt zu sein, denn es behindert sie nicht merklich.
    "Nein, darum ging es gar nicht", antwortet sie Alanis. "Sie hat mir das Ding ja gegeben. Nicht nur den von Arkana, auch ihren eigenen. Ich hab ihn ihr nicht abgeluchst. Das mußte ich gar nicht."
    Eine neue Möhre.
    "Nein... ich war... danach... so zornig, daß ich das Ding loswerden wollte. Und sie sagte ich soll mich nicht aufführen wie ein trotziges kleines Kind." Kassandra kichert.
    "Sie hatte recht, natürlich. Ein paar Wochen später hat sie mir in den Hintern getreten, damit ich mich mal mit ihm unterhalte. Womit sie auch Recht hatte. Seitdem ist alles gut."

  • "Aus der Sicht der Elben sind die meisten von uns kleine Kinder. Und ich glaube selbst das alte Volk wird ungehalten, wenn sie von irgendeiner undurchsichtigen Kraft durch alle Zeiten katapultiert und manipuliert werden." Sie runzelte leicht die Stirn. "Ist er jetzt eigentlich der Hüter des Waldes?"


    Ein fragende Blick ging indes in Thraxas Richtung. Normalerweise war er ja nicht auf den Mund gefallen.

  • Der Landsknecht begegnete Alanis' Blick und nickte. "Ich räume die Sachen mal in die Speisekammer und mache dann noch etwas Holz. Ich will nicht weiter stören." sagte er und war auch schon durch die Tür der Speisekammer verschwunden. Die beiden Frauen hörten ihn dort räumen.
    Keinesfalls wollte er Teil dieses Gesprächs werden. Das wenige, was er mitbekommen hatte, ließ ihn vermuten,daß es um Amonlonde und die Zeitreisen ging. Er war froh, daß Alanis weitgehend heil wieder zurück war, der Rest ging ihn nichts an.

  • "Ungehalten ist zärtlich ausgedrückt", meint Kassandra und beginnt jetzt damit die Möhren in kleine Stifte zu schneiden.
    "Ja... Nein. Er ist das Zentrum, das Herz. Die Kraftquelle. Frag mich nicht warum das auf einmal notwendig ist... ist halt so. Der Hüter bin ich..."

  • "Das soll mal einer verstehen", murmelte Alanis und es war nicht ganz genau zu erkennen, welchen Vorgang sie damit genau meinte. "Toben diese komischen Kobolde jetzt auch durch Euren Wald? Ebenso wie der Hörn?" Sie überlebte kurz. "Also, dieser gehörnte Mann, der sich auch als Hüter vorgestellt hat?"

  • Da Kassandra einiges an mehreren Vorgängen während der Geschehnisse, die zum Pflanzen des Lebensbaumes geführt hatten nicht versteht, nickt sie nur und zuckt die Schultern.
    "Der Gehörnte war ein Faun. Ich bin dem seither nicht begegnet, aber die Chancen stehen gut, daß der noch da ist. Über die Kobolde haben wir uns unterhalten und ich habe das Versprechen, daß die mich nicht stören werden." Was auch immer das bedeutet... Sie seufzt.
    "Er wollte sie nicht hergeben. Er hängt halt dran... Das Fellviech, ich hab den Namen vergessen, ist wahrscheinlich auch noch da." Den hatte sie eigentlich ganz niedlich gefunden. Wenn der sich mal das fuchteln mit der Waffe abgewöhnen würde...

  • Thraxas durchquerte die Küche und stellte dabei den Honig in Alanis' Nähe ab. In der Speisekammer hatte er etwas von Faunen, Kobolden und Fellwesen gehört und beschlossen, daß er davon definitiv nicht mehr wissen wollte.
    "Ich bin dann draußen." brummte er im Vorbeigehen.

  • "Ich glaub Parmenion geht denen aus dem Weg", grinst Kassandra. "Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich die antut. Und solange niemand irgendwen im singenden Wald umbringt hält Parmenion sich raus.Tear ist groß, die kommt schon mit Kobolden klar. Und die Mondelben..." Ob die mit den Kobolden klarkommen oder die Kobolde mit ihnen könnte Kassandra nicht egaler sein.
    "Sollen die sich halt mit den Biestern auseinandersetzen. Ich renn jetzt sicher nicht rum und beschütze all die Viecher die sich der Baum so ausgedacht hat. Wenn die in Amonlonde sein wollen sollen die sich benehmen..."
    Sie sieht Thraxas hinterher. "Hat der immer so gute Laune?", fragt sie.

  • "Es ist ja nicht so, als hätte die Republik nicht schon vorher wirklich denkwürdige Bewohner gehabt", nickte Alanis. "Das bisschen Schabernack übersteht ihr auch noch."


    Sie nickte Thraxas dankbar zu und angelte sich das Honigglas, sobald sie die letzte Rote Beete in Stifte geschnitten hatte. Mit ihrer Antwort über Thraxas wartete sie, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.


    "Ich hatte Dir ja erzählt, wie er zu Magie steht. Allgemein neigt er aber wohl dazu, meine Freunde entweder seltsam oder verachtenswert zu finden." Sie zuckte mit den Schultern und begann, Honig und Kräuter in einer Schüssel zu mischen.

  • Kassandra nickt zustimmend und zieht dann, als Alanis nach einer Weile weiterspricht die Augenbrauen hoch.
    "Oh. Hab ich vergessen den spitzen Hut abzusetzen?" Sie verdreht die Augen. Natürlich trägt sie keinen Zauberhut sondern die Haube einer sittsamen Ehefrau, auch wenn der Ausschnitt des Kleides so furchtbar sittsam nicht ist.
    "Warum bleibt er bei dir, wenn er deine Freunde verachtet?", fragt sie ehrlich interessiert.
    Die Möhren quillen langsam über die Arbeitsfläche und so sucht sie sich eine hinreichend große Schüssel um das Ergebnis ihrer Arbeit darin aufzuschichten.

  • Alanis zuckte mit den Schultern.


    "Sehr lange Geschichte. Vermutlich lässt es sich darauf herunterbrechen, dass ich Angst vor dem Alleinsein habe und er mich als Aufgabe betrachtet." Und weil das übler klang, als es war, setzte sie mit einem Lächeln hinzu: "Zum Glück gehören die meisten doch eher in seine Kategorie 'Seltsam'. Und das alles entspringt wohl seinem Drang, mich vor Dingen beschützen zu wollen, die er nicht versteht."


    Sie mörserte mit Elan noch ein paar Pfefferkörner klein, um sie dem Kräuterhonig beizufügen.

  • Kassandra betrachtet Alanis aufmerksam. Hat sie so viel übersehen? In den letzten Jahren war der Kontakt alles andere als eng gewesen.
    "Bist du vielleicht leichter zu kontrollieren, wenn er die Konkurrenz verbeißt?", fragt sie dann. "Seit wann hast du Angst davor allein zu sein?"
    Um die Zwiebeln zu erreichen muß sich sich ein wenig strecken.

  • Alanis sah Kassandra verdutzt an.


    "Konkurrenz? Was für Konkurrenz denn?" Ihre Mundwinkel zuckten hoch. "Und ich bin in keiner Form kontrollierbar. Außer durch Essen."


    Sprach es, und gab vorsichtig die Rote Beete in den Kopftopf, um sie darin ein wenig köcheln zu lassen.


    "Ich war ja vor ein paar Jahren in Daynon, kurz nachdem daß mIT Damorg und mir zuende ging", begann sie dann, als sie in ihrem Küchenschrank nach etwas suchte, mit dem man das Gemüse auch wieder herausholen konnte. "Seitdem ist Alleinsein...nicht so toll."

  • Kassandra seufzt.
    "Ich erinnere mich. Sagtest du nicht mal das wäre erledigt?"
    Sie versucht sich zu erinnern, was seit ihrem Versuch, Alanis von dem `Passagier`zu trennen indem sie eine Nacht im Sanktuarium verbringt, passiert ist.
    Sie schüttelt den Kopf, kann sich nicht mehr erinnern.
    "Magst du mich mal auf den neusten Stand bringen?"

  • "Der Schatten hatte sich in mir manifestiert, war aber letzten Endes nicht das Produkt der Dinge, die geschehen sind, sondern meines eigenen Geistes, der mit all dem nicht klarkommen wollte." Sie verzog leicht den Mund, unangenehm berührt. "Mir war nicht bewußt, wie sehr mich das beeinflusste, bis Thraxas irgendwann auftauchte und 24 Stunden am Tag in meiner Nähe war. In diesem Jahr haben einige Freunde auf dem Fest der Drachen.... ." Ja, wie sollte sie es formulieren? "Sie haben den manifesten Teil und all die Erinnerungen, die er vor mir abschirmte, wieder mit meinem Sein vereint. Es war -." Sie wandte sich ab und wühlte in einer Schublade. "Furchtbar. Aber wohl notwendig, wie mir alle sagen, also will ich es mal glauben."


    Konzentriert begann sie, das Gemüse aus dem Sud zu schöpfen und in zwei der großen Einmachtöpfe zu verteilen. Dabei mied sie Kassandras Blick.


    "Der Rest von mir ist immer noch ziemlich kaputt. Aber das wird schon wieder."

  • Kassandra betrachtet sie eine Weile stumm.
    Jetzt versteht sie, dass Alanis sich vom Ritual ferngehalten hatte.
    "Lass dir Zeit damit", sagt sie nur. " Das braucht wahrscheinlich ein paar Jahre..."'
    Ihre Stimme ist warm und voller Mitgefühl.