Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (5)

  • Alanis hob die Schultern in einer recht fatalistischen Geste.


    "Ja, das ist wohl so." Ihre Stirn legte sich in grüblerische Falten. "Ich suche schon eine Weile nach einer Lösung, wie ich mein Sein in Ordnung bringe. Verschiedene Menschen haben verschiedene Wege vorgeschlagen. Rituale, Messen, sogar Chirurgie in einer gewissen Form. Keiner will sich so recht damit abfinden, dass ich mich damit abfinde - aber ich will ja auch niemanden enttäuschen. Vor allem ihn nicht -." Sie nickte in Richtung der Holzschlaggeräusche.

  • "Weil er im letzten Jahr mehr Glauben in mich investiert hat als ich in mich selbst in den letzten fünf Jahren", gab Alanis ein wenig zerknirscht zurück. "Ich schulde ihm was." Sie räusperte sich verlegen und goss die Hälfte der Honig-Kräutermischung in den Rote Beete-Sud. Dann beugte sie sich zu dem Stapel Feuerholz und legte noch ein Scheit nach. "Und außerdem mag ich ihn und ich hasse es, wenn ich Leute, die ich gerne habe, enttäusche."

  • Kurz nachdem Alanis' Worte verklungen waren kam der Landsknecht mit einem Stapel Holz auf dem Arm wieder in die Küche und schichtete es ordentlich neben dem Ofen auf.
    Sein Blick war beim Eintreten über die Frauen geschweift und als er in Alanis' Gesicht beblickt hatte runzelte er kurz die Stirn, fragte aber nichts.

  • Kassandra dagegen besieht sich den Mann jetzt doch einmal genau, während sie sich daran macht, die Zwiebeln zu schälen. Kann sie das finden, was Alanis sieht?
    Allerdings dauert es nicht sehr lange, bis der Umgang mit Zwiebeln und Messer zu Anfällen intensiver kulinarischer Sentimentalität führt und ihre Sicht so sehr verschwimmt, daß sie kaum noch was sieht, so sehr sie sich auch über die Augen fährt um die Tränen mit dem Tuch, daß um ihre Linke gewickelt ist, aufzunehmen.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Alanis sah das Stirnrunzeln bei Thraxas und lächelte ihm beruhigend zu. Alles in Ordnung, sollte die Regung heißen, auch wenn sie bei seinem Eintreten wirklich nicht so ausgesehen hat, als wäre ihr sonderlich wohl zumute.


    Das änderte sich jedoch, als sie zu Kassandra hinüber ging und ihr ein sauberes Trockentuch brachte.


    "Nana, so zum Heulen ist mein Leben doch nicht", sagte sie leise und grinste breit. "Gib mir mal das Messer, ich mache weiter. Mein Essen, mein Leid."

  • Schniefend sieht Kassandra ein, daß Alanis recht hat und überläßt ihr Messer und Zwiebeln.
    "Die Dinger mögen mich einfach nicht. Ich muß mal eben raus..."
    Draußen geht Kassandra den Brunnen suchen um sich einen Eimer Wasser hochzuziehen, mit dem sie erst ihre Hände und dann ihr Gesicht wäscht.
    Erst danach läßt das Tränen ihrer Augen nach und erlaubt ihr wieder einigermaßen freie Sicht.

  • Als Kassandra den Raum verlassen hatte drehte sich Thraxas zu Alanis um. "Ist das Deine Freundin aus Amonlonde, diese Hüterin des Waldes?" Er glaubte sich zu erinnern, daß Alanis den Namen Kassandra in diesem Zusammenhang erwähnt hatte.
    "Was ist sie?" fragte er neugierig.

  • "Genau die Kassandra", gab Alanis zurück und um ihre Mundwinkel zuckte trotz einer leichten Verstimmung ein halbes Lächeln. "Was sie ist? Mutter und Adoptivmutter von gut einem halben Dutzend Kindern. Bardin. Ehefrau eines Ratsmitglieds von Amonlonde. Ein Mensch. Mit einer intuitiv-emotionalen magischen Gabe. Ich bin sicher, dass sie weder Dir noch mir etwas antun wird."

  • Beim letzten Satz weiteten sich die Augen des Landsknechts. "Warum sollte sie uns etwas antun wollen?" fragte er verdutzt. "Wieso betonst Du, daß sie es wohl nicht tun wird?" Aber er hatte auch noch weitere Fragen. "Wenn sie ein Mensch ist, ist sie dann so ähnlich wie Fiennan, also eine Druidin?"

  • "Ich betone das, weil mir sonst kaum ein Grund einfallen könnte, warum Du ihr so offenkundig aus dem Weg gehst", gab Alanis gelassen zurück. "Und sie ist keine Druidin, die Verbindung zu ihrem Wald ist gänzlich anders als eine, die Fiennan aufbauen würde. Warum fragst Du sie nicht einfach?"

  • "Ich gehe ihr nicht aus dem Weg!" stritt Thraxas Alanis' Anschuldigung ab. "Ich will euch nur nicht stören. Sicherlich geht mich nicht an, was ihr so zu besprechen habt." War Zurückhaltung für Alanis gleich immer ein "aus dem Weg gehen"? fragte er sich.
    "Wenn ich sie fragen will, dann werde ich das tun." brummte er und wandte sich wieder zum Holzstapel um.

  • Alanis hob lediglich eine Augenbraue.


    "Klar", gab sie trocken zurück. "Da es meinen Freundinnen ja wirklich keine Rätsel aufgibt, warum plötzlich ein Mann bei mir wohnt und weil sie sich überhaupt keine Sorgen oder Gedanken über diese Tatsache machen, ist es sicher sinnvoll, wenn Du nicht mehr als einen Satz zur Begrüßung von Dir gibst."

  • Ein wenig naß im Gesicht, aber ohne tränende Augen kommt Kassandra wieder herein. Das Tuch um ihr Handgelenk hat sie zum waschen abgenommen damit es nicht völlig durchnäßt wird und wickelt es jetzt wieder um die Ranke, sorgsam bedacht kein Blatt zu knicken, während sie alle Blätter wieder unter dem Stoff verstaut.
    "Gut, das mit den Zwiebeln war ne Luftnummer...", brummt sie dabei.

  • Thraxas setzte zu einer Erwiderung an, verstummte aber, als Kassandra den Raum betrat. Warum sollten ihre Freundinnen sich Sorgen machen? Warum war es so ungewöhnlich, wenn ein Mann mit einer Frau zusammen wohnte. Natürlich würden viele in eine falsche Richtung denken, aber sich Sorgen machen nur weil er nicht gleich sein ganzes Leben mitteilte?". Er war ehrlich erstaunt.


    "Ist noch etwas für das Essen heute vorzubreiten oder kann ich Dir beim Einmachen helfen?" wollte er dann von Alanis wissen. Während er lächelnd zu Kassandra sagte: "Ja, Zwiebeln sind wie manche Menschen, je mehr Schichten man ihnen nimmt desto mehr ist es zum Weinen."

  • Kassandra hält in ihrer Frickelei mit dem Tuch inne und starrt Thraxas an.
    "Was?", fragt sie verwirrt, nicht sicher ob die Aussage jetzt ein Scherz, eine Anzüglichkeit oder eine Drohung ist.

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  • Der Landsknecht bemerkt Kassandras Verwirrung und setzt zu einem Erklärungsversuch an. "Naja, wenn wir eine Zwiebel häuten, dann müssen wir oft weinen und je mehr wir sie häuten, desto mehr. Bei manchem Menschen ist es ähnlich, sie steckten in prachtvollen Gewändern, aber wenn man ihnen die abstreift, dann ist einem danach manchmal auch zum Weinen, weil die Person ohne die Gewänder..." er stockt kurz, weil er gerade bemerkt, wie er einer völlig fremden Frau, deren Ansichten zu Nacktheit und Körperlichkeit er nicht kennt vielleicht zu nahe tritt. Verdammte Alanis mit ihrem: "Du mußt mehr zu ihnen sagen, sonst machen sie sich Sorgen"-Einwurf denkt er sich und bringt den Satz dann zu Ende: "...zum Heulen aussieht, da all die Pracht verschwunden ist."
    Etwas verlegen sieht er von Kassandra zu Alanis und zurück. "Ja, ich geh dann mal merhr Holz machen." sagt der Landsknecht schnell und macht sich auch schon auf den Weg.

  • Kassandra starrt Alanis fragend an, doch die hat auch keine Antwort. Kurz ist die Schankmaid versucht die Episode unter ' nicht meine Baustelle' abzuhaken und einfach davon auszugehen, dass der Landsknecht ein ungehobelter Vollidiot ist, der sie nicht leiden kann- doch er ist Alanis wichtig. Also seufzt sie, schüttelt den Kopf und folgt ihm ohne Eile.
    "Was ist eigentlich dein Problem?", fragt sie, als sie am Holzstapel zu ihm aufgeschlossen hat und in einigem Abstand zu ihm stehen bleibt, die Arme verschränkt - keine unbedingt bedrohliche Pose, aber auch nicht wirklich fluchtbereit.

  • Ruhig nimmt der Landsknecht die Axt auf und stellt einen Scheit auf den Hackklotz. "Problem? Welches Problem sollte ich haben?" fragt er erstaunt und spaltet den Scheit gekonnt mit einem wuchtigen Schlag und redet gleich weiter, ohne auf eine Antwort zu warten.
    "Außer vielleicht, daß Du mit einem Wald verbunden bist, mich sowas irritiert und mich Dein Gespräch mit Alanis nichts angeht und ich wahrscheinlich auch nicht viel dazu beitragen kann."
    Ein neuer Scheit wandert währenddessen auf den Klotz.
    "Und das Du meinen Scherz mit der Zwiebel nicht verstanden hast, aber das führen wir mal auf landsmannschaftliche Besonderheiten zurück."
    Erneut fliegen zwei sauber getrennte Scheithälften vom Hackklotz.
    "Hast Du ein Problem?" fragt er dann.

  • Kassandra nickt.
    "Hab ich", sagt sie. "Ich gehe meine Freundin besuchen und wie es aussieht hat sie ... einen sehr eigenartigen Mitbewohner, der mich behandelt wie irgendwas, das die Katze reingeschleppt hat. Den Zwiebelscherz mal ganz außen vor gelassen." Stirnrunzelnd schaut sie dem Holzklotz hinterher und dann ihn wieder an.
    "Aber wenn das daran liegt, daß du mich und meinen Wald nicht magst, ohne auch nur einen von uns wirklich zu kennen... dann sind das wahrscheinlich auch landmannschaftliche Besonderheiten, mit denen ich mich abfinden muß? Liegt es nur an der Magie?" Der Blick ihrer grünen Augen ist fragend. "Ist das wirklich das Einzige, nach dem du urteilst?"
    Sie schüttelt den Kopf. "Dabei weißt du nicht mal ob die Verbindung magischer Natur ist, oder? Du nimmst es einfach an?"

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