Kunsthandwerk - Der Laden von Diadra

  • Diadra war noch keine zehn Minuten aus dem Haus, da öffnete sich die Tür zum Laden. Alina steckte den Kopf hinein, horchte und trat dann ein. Ein kurzer Blick genügte ihr, um zu erkennen, dass ich im Laden noch nichts verändert hatte. Nun, Diadra war auch erst gestern zurückgekehrt.


    Alina schloss die Tür hinter sich ab und ging in Diadras Schlafraum. Dort entdeckte sie die noch unausgepackten Reistaschen.


    Ich frage mich...


    Nach kurzem Zögern begann Alina, die Taschen zu duchsuchen.

  • --nach der Rückkehr aus Amonlonde--


    Diadra schloss seufzend ihre Tür auf, stieß sie hinter sich zu und hiefte ihr Gepäck ins Schlafzimmer. Sie war schrecklich müde von der Reise und hatte noch über zu vieles nachzudenken...


    Ihr Bett sah schrecklich verlockend aus, doch hatte sie in letzter Zeit auch immer etwas Angst, schlafen zu gehen. Zu oft träumte sie noch von dieser furchtbaren Stimme... aber auch dies würde vergehen, sie hatte schließlich noch schlimmere Dinge erlebt.


    Sie blickte sich um und fand einen Brief auf ihrem Tisch, den ihr scheinbar Alina hingelegt haben musste. Diadra runzelte verärgert die Stirn. Sie hatte Alina schon mehrfach gesagt, dass ihre Privaträume tabu waren. Scheinbar müsste sie dies noch einmal ausdrücklicher klarstellen.


    Diadra zerbrach das Siegel, das sie inzwischen nur zu gut kannte. Es war ein Brief aus Rakutien.

  • Liebste Diadra,


    auch wenn dein Besuch zu Hause noch nicht lange vergangen ist, hielt ich es für notwendig, dir zu schreiben.


    Der Frieden, den wir so mühsam errungen haben, scheint nicht von Dauer zu sein. Der König hat Söldner angeheuert, da seine Armee ihm nicht mehr die Treue hält. Viele seiner Soldaten haben Unterkunft in unserer Stadt gesucht und erzählt, dass die Kriegsvorbereitungen wieder am laufen sind -- als hätte es all das Unheil nie gegeben. König Darsin scheint besessen von der Idee eines vereinten Landes unter seiner Führung und nichts vermag seinen Wahnsinn und seine Gier nach Macht zu stoppen.


    Die Stadträte halten sich bereit und heuern ihrerseits Söldner an. Unsere Reichtümer erreichen jedoch bald ein Ende. Wir können nur darauf hoffen, dass die Verhandlungen erfolgreich sein werden, auf die wir unsere Hoffnungen setzen.


    Ich wollte dich über diese Geschehnisse informieren und dich gleichzeitig warnen. Der König und sein Sohn haben nicht vergessen, welche Rolle du vor Jahren im Kampf und die Macht hattest. Mein Informant im Königshaus hat erfahren, dass Spione ausgesandt wurden, die unliebige Feinde beobachten und unter Kontrolle halten sollen. Ob dich dies direkt betrifft, kann ich nicht sagen.


    Dennoch bitte ich dich um höchste Aufmerksamkeit und Vorsicht. Deine Mutter und ich sind in größter Sorge.


    Schreib uns bald, egal ob sich mein Verdacht bestätigt oder nicht.


    In Liebe,


    Fedus Ollanda

  • Diadra legte den Brief bei Seite und setzte sich auf ihr Bett nieder.


    Schlechte Nachrichten erreichen einen immer am schnellsten, dachte sie bei sich und überlegte sich, ob ihr in den vergangenen Wochen etwas aufgefallen war. Die Reise nach Amonlonde war normal verlaufen.


    Nun, sie würde abwarten müssen.


    Trotz ihrer Sorgen übermannte sie ihre Erschöpfung und sie schlief bald ein.

  • Am nächsten Morgen erwachte sie erst spät, war aber trotzdem noch erschöpft. Die vielen Reisen zehrten an ihr, aber das musste nun erst einmal egal sein. Sie hatte wichtigeres zu erledigen.


    Der Laden wartete, und ebenso die Kundschaft. Lange hatte sie ihr Geschäft sträflich vernachlässigt.


    Durch den Gedanken gestärkt, schwang sie sich aus dem Bett und hinein in den neuen Tag.


    Zuerst würde sie aubermachen... dann die Bücher durchgehen... Bestellungen mussten verfasst werden... und sie musste mit Alina reden... ach, ein Geschenk für Lilly für ihre HIlfe wollte sie sich auch noch überlegen...

  • --mehrere Tage später--


    Diadra hatte drei Tage auf Alinas Erscheinen gewartet. Vergeblich. Keine Nachricht von ihr, nich die geringste Spur. Seit Diadras Rückkehr hatte sie niemand mehr gesehen. Scheinbar war der Laden sogar die letzten drei Tage während Diadras Abwesenheit geschlossen geblieben.


    Auch in ihrer Unterkunft, einem kleinem Zimmer im Haus einer älteren, netten Dame, hatte Diadra nachgefragt. Doch Alina blieb verschollen.


    Diadra konnte sich nicht entscheiden, ob sie wütend oder besorgt sein sollte. Alina hatte das Geschäft schon ab und an mal schleifen lassen, doch so etwas war auch für sie völlig neu.


    Nach Ladenschluss beschloss Diadra, die Wachstube am Hafen aufzusuchen. Vielleicht hatte man Alina auf einem der Schiffe gesehen.

  • Die Sonne war bereits hoch am Himmel als der bretonische Händler in die Gasse einbog, die ihm eine (äußerst ansehnliche) Magd vom Hafen aus gewiesen hatte.


    Er ärgerte sich noch immer ein wenig über den Bootsmann, der ihn eben äußerst energisch geweckt und mit einem Wortbrei aus "so spät" , "ablegen" und "Reisekosten fällig" von Bord geworfen hatte.


    "Ohne diese Kopfschmerzen hätte ich diesem Gratin schon Manieren beigebracht" dachte er verkatert bei sich. Die Tatsache, daß er fast sein ganzes Geld bei der Bootsbesatzung verspielt hatte machte ihn nicht unbedingt glücklicher.


    Seine Stimmung hob sich jedoch merklich als er auf ein Schild aufmerksam wurde, daß über einen kleinen Laden hing.



    "Diadras Kunsthandwerk"



    Seine Freude verflog jedoch wieder als er merkte, daß der Laden augenscheinlich verlassen war.


    Er drückte seine Nase einige Minuten an dem Schaufenster platt.


    "Wie sich wohl einige geschickt platzierte daynitische Waffen in der Auslage machen würden?"


    Nachdem er im Geiste die gesamte Auslage dreimal umdekoriert hatte wandte er sich wieder der Strasse zu und begann sich seine kleine Pfeife zu stopfen.


    "Naja! Vielleicht kommt die gute Diadra ja gleich! Und wenn nicht..." er warf einen kurzen Blick in seinen einst gut gefüllten Geldbeutel
    "...wird mit Sicherheit die ein oder andere Taverne bereits geöffnet haben."

  • Einige Stunden später und vollkommen entnervt kam Diadra zurück zum Laden. Keine der Wachen hatte Alina gesehen, keiner auf dem Markt, niemand im Zaunkönig. Es schien, als sei sie tatsächlich verschwunden.


    Ärger und Sorge mischten sich in ihre Gedanken, als sie gerade ihre Tür aufschloss.


    'Wenn sie nicht bald auftaucht, werde ich Lily um Hilfe bitten. Sie hat ja schon etwas Erfahrung', dachte Diadra bei sich und schob gerade den Riegel beiseite, als sie ihren Namen hörte. Ihre Nachbarin, die Dame del Fonso, rief nach ihr. Diadra drehte sich um und grüßte die ältere Frau freundlich.


    Frau del Fonso erwiderte den Gruß und kam sogleich zu ihrem Anliegen: Ich sah einen jungen Mann an eurem Laden stehen. Er schien hingehen zu wollen, Ihr wart jedoch nicht da. Da er sehr durstig schien, habe ich ihm den zaunkönig empfohlen. Vielleicht wollt Ihr ihn aufsuchen?


    Deutliche Neugier schwang in ihrer Stimme mit.


    Ein junger Mann? fragte Diadra leicht verwundert. Wer konnte das sein?


    Ja, ein Mann von guter Statur, mit einem Akzent. Bretonisch, wenn ihr mich fragt...


    Diadra dämmerte es. "Alexandre?" Ihre Miene erhellte sich deutlich. das war doch einmal eine nette Überraschung an diesem grauenvollen Tag.


    Sie bedankte sich bei Frau del Fonso und machte sich sogleich auf zum Zaunkönig.

  • Huih! Das klingelt aber ganz gut! Mit einem leisen Pfeifen atmete Alexandre sachte aus, während der Wirt ihn noch ein Gläschen von seinem Selbstgebrannten nachschenkte.


    Da in der Taverne nicht viel los war (es war grade mal 12.00 Uhr durch) waren die beiden ins Gespräch gekommen und der Wirt hatte nach einiger Zeit eine Runde "von seinem Guten" ausgeschenkt.


    Mit einem "Auf das Leben!" stieß er zum wiederholten Male mit dem Wirt an und leerte das Glas in einem Zuge.


    Er kramte kurz in seinem Geldbeutel, legte dem Wirt ein Silber hin und schob seinen Stuhl nach hinten.


    Erst als er stand merkte er das leichte Schwanken in den Beinen und lächelte zufrieden. Nun war die Welt wieder in Ordnung.


    Mit einem Händedruck verabschiedete sich vom Wirt und schlenderte auf die Strasse. Als er draussen angelangt war sah er eine blonde Person auf sich zukommen.


    "Diadra! Ich habe bereits versucht Euch in Eurem Laden aufzusuchen, aber Ihr wart leider nicht dort!"

  • Aleaxandre! Wie schön Euch zu sehen! Und ich war gerade auf der Suche nach Euch...


    Sie hält kurz inne, bemerkt seinen schwankenden Gang und sein seeliges Lächeln. Dann grinst sie und hält ihre Hand zur Begrüßung hin.


    Und ich habe gehört, ihr seid schon heute vormittag im Zaunkönig eingekehrt...


    Hattet ihr einen vergnüglichen Aufenthalt dort?

  • So galant wie es ihn gerade möglich war nahm er ihre Hand um eine Handkuß anzudeuten.


    "Oh ja, das habe ich in der Tat. Der Wirt schein ja ein ganz netter Kerl zu sein." Mit Mühen unterdrücke er ein Hicksen.


    "Eigentlich bin ich auf dem Wege nach Arakur! Ich habe mit dem ehrenwerten Sardos in Amonlonde einen Vertrag zur Erreichtung eines Kontors abgeschlossen und wollte mich dort persönlich einmal Umschauen. Und da dachte ich man könnte doch einen kurzen Umweg über Magonien machen und Euch einmal besuchen."


    Er blickte kurz die Gasse hoch und hinunter.


    "Sollen wir uns nicht einen Platz zum Hinsetzen suche - oder seid Ihr etwa im Moment beschäftigt?"

  • Ein - offenbar angetrunkener - Bauer schwankt heran, stolpert und rempelt Alexandre leicht an.


    Oh....sssschuljung, werder Herr....müssmir wirlisch vertschein....schbin lei...lei...leider...nö...schbin sssum Glück beschwibbst....schbin heutnacht F...F....Vaaaaater geworn...müsst ihr wissn....ssssschdrammer Junge!!!!!

  • Mit einer fast schon hektischen Bewegung schob er Diadra etwas beiseite um sie aus dem vermeintlichen Gefahrenradius zu bringen, die ein mit Alkohol gefüllter Magen eines Betrunkenen mit sich bringt.


    Trotz allem nickte er ihm mit einem mutmachendem Lächeln zu.


    Der Arme! An seiner Stelle hätte ich mich auch so betrunken! Im Geiste sah er sich selber einen kleinen Schreihals in den Armen halten und erschauderte wie ein Elf der unter Orks geraten ist.


    "Hier guter Mann!" er kramte kurz in seiner Geldbörse.... "Nehmt das hier an Euch. Ihr könnt es sicherlich gut brauchen!" ...und drückte dem Betrunkenen einige Kupfer in die Hand.

  • Der Bauer schaut etwas ungläubig, dann nimmt er das Kupfer


    Oh!!!! Ihr wischd, wie man einem Ma...Ma...Mann eine Freude machn kann....schön, dasch ihr eusch mimimimit mir freut...ein strammer Junge, kanscheuch sagn...


    Schgeh jetz in den Sssssssssssssssssssssaunkönich....einen heben...falsch ihr da nochnich wart....werter Herr....kannsch sehr emfehln....Mirav...der Wirt...isn guter Kerl!
    Dangge...werter Herr...un schönnnnnnntachnoch!!!!


    Er versuchte, sich zu verneigen, hatte aber deutlich mit sich zu kämpfen, dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren, bevor er weiterschwankte

  • Diadra betrachtet das kleine Schauspiel mit hochgezogenen Augenbrauen, dann muss sie lachen.


    Ja, wahrscheinlich habt ihr recht!


    Wie auch immer, ich freue mich, dass ihr diesen Umweg auf euch genommen habt...


    Sie hakt sich bei ihm ein und dirigiert ihn sanft in Richtung einer großen Eiche, unter der eine Bank stand.


    Wollen wir uns hier etwas an die frische Luft setzen? Für ein paar Minuten dürfte es gehen, solange die Sonne scheint, ist es noch nicht allzu kalt...


    Sie blickt ihn fragend an.


    Dann könnte ich Euch meinen Laden zeigen!

  • "Oh, aber herzlich gerne! Ich habe schon heute morgen bedauert, daß er geschlossen war. Die Ware, welche ich erblicken konnte sah wirklich exzellent aus!"


    Als sie angekommen waren zog er schnell ein Tuch hervor, wischte über die Bank und deutet Diadra mit einer einladenden Bewegung sich zu setzten.


    Gnf! Das mit der frischen Luft und der Sonne schien jetzt aber keine so gute Idee wie es sich Anfangs anhörte. Er bemerkte ein leisens Pochen hinter seinen Augenbällen. Etwas gequält schaute er zu dem grell, beißenden Sonnenbal hinauf. Na wenigstens war´s warm!


    "Öhm...!" Er wandte sich wieder der Händerin zu. "Wie geht es Euch? laufen die Geschäfte gut?"

  • Diadra bemerkte amüsiert, wie Alexandre mit seinem Alkoholpegel zu kämpfen hatte.


    Danke der Nachfrage, antwortete sie. Es lief schon einmal besser, allerdings war ich in letzter Zeit auch zu oft auf Reisen, das hat dem Umsatz etwas geschadet. Aber die letzten Tage lief es schon wieder ganz gut.


    Sie seufzte.


    Ich bräuchte eigentlich mehr Zeit, den Laden etwas umzuräumen und nach Magonien zu reisen, um neue Ware zu besorgen. Ich sehe mir sehr gerne persönlich bei den Künstlern um, bei denen ich einkaufe.


    Sie schwieg kurz, und fügte dann hinzu:


    So lange meine Angestellte allerdings verschollen bleibt, dürfte das etwas schwierig werden!

  • Das will ich doch nicht hoffen! entfuhr es Diadra spontan als Antwort auf Alexandres Frage.


    Also, ich meine, dass sie entführt wurde, das glaube ich nicht. Wer hätte den einen Grund, eine junge Angestellte aus einem kleinen Kunstladen in Renascân zu entführen?


    Sie schüttelte ratlos den Kopf.


    Ich weiß es nicht. Ich kann nur hoffen, sie ist zu ihrer Familie nach Magonien gereist und hat vergessen, mir Bescheid zu geben. Das wäre ärgerlich genug, aber dann gäbe es keinen Grund zur Sorge. Seit meiner Rückkehr aus Amonlonde habe ich sie auf jeden Fall nicht mehr gesehen und scheinbar hat das auch kein anderer.


    Wenn sie nicht bald etwas von ihr hören lässt, muss ich wohl Sergeant Damar um Hilfe bitten müssen...


    Sie atmete tief durch, und rang sich dann zu einem Lächeln durch.


    Aber ich will Euch nicht allzu sehr mit meinen Problemen bedrücken... Erzählt mir leiber, wir es Euch ergangen ist seit unserer letzten Begegnung!