Die Hafenstadt Glessar

  • Der Ritter überlegte kurz, dann hellte sich seine Mine auf.
    „Ihr müsst wissen, dass die meisten Notizen, die ich mir mache, eher langweilig sind. Ich schreibe nur Eindrücke und Besonderheiten der Ländereien auf, die ich besucht habe. Einprägsame Anekdoten gibt es eher wenige, aber sie gibt es durchaus und eine möchte ich Euch nun erzählen!“
    Er lächelte Marie Babette an, dann fuhr er fort.
    „Ich war auf Mission im Lande Dalag Nor, was Ihr sicherlich kennt, genauer gesagt auch in Hohentroß, der Feste über der Hauptstadt der Dalag Noris. Seine Exzellenz Graf Sebastien hatten mich geschickt, ich sollte gewährleisten, dass der erste diplomatische Kontakt wieder hergestellt wird. Zuvor hatte es Irritationen gegeben, so waren Trawonien und Kaotien der Krönung Ihrer Herzoglichen Hoheit Firiel fern geblieben. Die ersten Treffen waren von sehr viel Förmlichkeit gekennzeichnet, schließlich wollte ich nichts falsch machen und ich denke, dass auch Ihre Exzellenz, die Reichskanzlerin von Dalag, Lady Christine auch darauf bedacht waren. Nunja, ich habe viel Lob erfahren von den Damen, dass ich ein ausgesprochenes Beispiel für Tugendhaftigkeit wäre. Dann kam es eben zum Bankett, was auch sehr angenehm verlief und ich bin von diesem dann auch relativ früh aufgebrochen, denn am nächsten Morgen stand ein Treffen mit der Herzogin an.
    Nunja, Ritte raus Dalag Nor erwischten mich, sie hätten viel von der Trinkfestigkeit der Kaozier gehört. Und obwohl ich das Gegenteil beteuerte, sie schleppten mich zum Herrenabend und ich musste mich aller möglichen Dinge entziehen. Das gelang mir ganz gut, und als ich mich zurückziehen konnte, waren sämtliche Ritter gut angetrunken, ich jedoch nicht. Am nächsten morgen kam es dann eben zur Audienz, Ihre Hoheit empfing mich und ich hatte als Geschenk einen Rosenstock seine Exzellenz dabei, denn ich vor mein Quartier gestellt hatte. Als es dann soweit war, ließ ich meinen Knappen diesen holen. Und er kam dann auch und war wirklich entsetzt – den irgendeiner der Ritter hatte sich wohl ein wenig in den Blumentopf erleichtert und hineingespien, was mir unendlich peinlich war… Nunja, der Knappe konnte die gröbsten Reste vorher entfernen, aber ein gewisser Geruch blieb noch daran hängen, ich wäre am liebsten im Erdboden versunken… Nachgesehen hat die Herzogin mir das im Übrigen nicht.“

  • "Oh, Du meine Güte! Ihgitt und wie gemein! Und wirklich peinlich... Ich wäre glaub ich im Erdboden versunken. Und sie nimmt es Euch wirklich noch übel? Oje oje..."


    Trotz dessen, dass es wirklich peinlich für Herrn Bedevere gewesen sein mus, musste Marie loslachen. Die Vorstellung, wie er da vor der Herzogin stand... oje oje... Sie presste ihre Hände auf den Mund.


    "Lieber Herr Bedevere, ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht so übel, dass ich lache..." schaute sie ihn amüsiert und mit großen Unschuldsaugen an.


    "Mir ist aber auchmal etwas Peinliches passiert. Ich werde Euch davon erzählen - damit Ihr seht, dass jedem sowas passieren kann *zwinker: Ich hatte kurzfristig eine Bestellung für Zucker und für meinen schwarzen Likör von einem sehr gut geführten Gasthof erhalten, der bei uns seit Jahren Kunde ist. Es war so kurzfristig, dass ich am Abend des Auftrags noch persönlich den Sack mit Zucker befüllte und den Likör vom Fässchen in hübsche Flaschen umfüllte. Am nächsten Morgen sollte alles abgeholt werden. Ich schrieb alles auf die Order und legte es ins Regal für die abzuholenden Ware. Aber am nächsten Morgen wurde ich dann ganz früh in den Kontor gerufen, da überraschender Weise der Likör verschwunden war. Wir haben alles abgesucht. Mir war das sehr peinlich und ich musste mich mit dem Wirt verständigen und einen Ersatz anbieten - natürlich um einiges günstiger, um den Kunden zu behalten. Zwei Stunden später kam unser Buchhalter ins Kontor und roch wieder nach einer Fahne - wie sich herausstellte, nach meinem schwarzen Likör! Aber das war noch gar nicht das Schlimmste! Am Nachmittag kam dann auch noch der Koch des Wirtshauses persönlich bei uns im Kontor vorbei - ich war gerade dabei, eine andere Kundin zu bedienen - und schrie mich an, wie blöd man denn sein konnte, Zucker mit Salz zu verwechseln! Er habe den Gästen im Wirtshaus Süßspeisen serviert, die total versalzen waren. Ich hab die Welt nicht mehr verstanden. Wieso Salz? Ich hatte persönlich das Fass mit dem Zucker geöffnet und in den Sack umgefüllt. Also ging ich nochmals ins Lager und schaute mir das Fass an, öffnete es und verzog das Gesicht. Der Koch hatte recht, es war Salz. Und wie sich herausstellte alles nur, weil unser Lehrbub das Fass bei Einlieferung im Kontor falsch beschriftet hatte. ZWEI Fehler bei EINEM Kunden! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie peinlich mir das war! Das ganze Geschäft war dann natürlich ein Verlustgeschäft, weil ich zur Wiedergutmachung das Entgelt zurückerstattet habe."


    Marie verzog das Gesicht... und schaute Bedevere an.

  • Marie fühlte sich ganz und gar nicht gekränkt.


    "Ich habe ihn nicht verloren, war er doch ein langjähriger Kunde und dadurch, dass ich ihm für diese Unannehmlichkeiten keine Kosten in Rechnung gestellt habe, ist er mir auch nicht sehr lange gram gewesen. Ich habe natürlich all meinen Charme spielen lassen, der mir möglich war," fügte sie noch zwinkernd hinzu.

  • Marie lächelte ihm entgegen: "Ich hoffe es sehr - vor allem, dass mein Vater nichts davon jemals mitbekommt. Erstens, würde er unserem Lehrbub bestrafen oder gar entlassen, was ich persönlich nicht möchte. Ich habe ihm erklärt, dass er besser aufpassen muss - am besten vor Beschriftung probiert, um sicher zu sein und ihm geraten, wenn er was nicht weiß, er jeder Zeit mich fragen kann oder einen der anderen. Zweitens, mein Vater würde dann wissen, dass ich im Kontor die Fäden ziehe. Und wenn dadurch herauskommt, dass es gar nicht Fanny ist, die die Gewürzmischungen und Liköre herstellt und am Tresen steht und verkauft, was glaubt Ihr, was dann los wäre. Vielleicht würde er sogar meine geliebte Fanny herausschmeißen. Das könnte ich nicht ertragen. Sie hat doch nur noch uns."


    Marie überlegte kurz und fügte dann leiser an: "Ich muss schon immer aufpassen, dass unser Buchhalter mich nicht verrät - er ist ein schlechter Mensch und taugt meiner Meinung nach zu nichts. Aber er ist ein alter Jugendfreund aus der alten Heimat meines Vaters und daher genießt er das Vertrauen meines Vaters sehr."

  • Nachdem die kleine Karawane an ihr vorbei gezogen ist, tritt Antra wieder auf die Strasse & schaut sich suchend nach ihren beiden Begleitern um, kann allerdings weder Herrn Archiebald noch Frau Nibra entdecken. Kurz überlegt sie und runzelt dann die Stirn, bevor sie beschließt ihren ursprünglichen Weg fortzusetzen, in der Hoffnung, dass die anderen beiden dies ebenfalls getan haben. Als sie schließlich am Hafen ankommt, entdeckt sie tatsächlich die Gestalt des Zenyodier ein Stück von ihr entfernt am Wasser stehen und ein erfreutes Lächeln überzieht ihre Züge, als sie auf ihn zusteuert...

  • Marie musste gähnen und hielt sich schnell die Hand vor dem Mund.


    "Lieber Herr Bedevere, ich glaube - es wird Zeit für mich, ins Land der Träume zu entschwinden. Wollen wir aufbrechen?"


    Mittlerweile musste es schon wirklich spät sein. Marie wollte eigenlich nicht, dass der Abend endete, aber sie war wirklich müde. Heute war ja auch viel passiert.

  • "Ohja, natürlich!"
    Der Ritter bezahlte die Zeiche beim Wirt und bot dann Marie Babette seinen Arm. Gemeinsam verließen sie die Schenke, es hatte zu regnen aufgehört und es war auch nicht mehr allzu weit zu den Schiffen.

  • "Ich weiß, was Ihr meint, Lady Marie - schließlich gibt es auch für mich einen neuen Weg, der beschritten werden soll, auch wenn es für mich nicht ganz so neu sein dürfte, wie für Euch."
    Sie kamen den Schiffen näher, längst hatte der Ritter abermals der Dame den Umhang um die Schultern gelegt.
    "Aber etwas Neues birgt auch immer wieder Möglichkeiten, neue Dinge, die man kennen lernen kann. Ich freue mich darauf."
    Er zwinkerte sie kurz an.
    "Und nun, nachdem ich weiß, dass Ihr ebenfalls an Hofe weilen werdet, umso mehr."

  • Marie war ihm wieder dankbar, dass er ihr den Mantel umlegte.


    "Ihr seid ein Charmeur!" Marie musste lachen.


    Sie waren unmittelbar vor der 'Dorntal' angekommen.


    "Mittlerweile freue ich mich auf meinen 'neuen' Weg, auch wenn ich Angst habe, muss ich zugeben. Ist es doch ein Terrain, welches ich noch nie begangen habe und teils auch gefährlich sein könnte. Aber es ist gut zu wissen, dass ich dort Freunde finden werde," sagte sie zu ihm mit einem bezaubernden Lächeln.

  • "Das werdet Ihr auf jedem Fall, Lady Marie! Wenn ich Euch irgendwie helfen kann, so lasst es mich wissen."
    Sie kamen nun bei der >Dorntal< an.
    "Da wären wir, Mylady. Ich danke Euch, für den angenehmen Abend!"

  • Er überlegt kurz und antwortet


    "Ja, Frau Nibra, auch im Meer gibt es Fische und andere Tiere. Man kann die meisten essen. Die Pflanzen, die ich aus meiner Heimat kenne, haben lange braun-grüne Blätter, die vom Meeresboden bis noch oben wachsen. Viele Leute bei uns bauen sie an."


    Er läßt seinen Blick schweifen und entdeckt Antra, die gerade Richtung Hafen läuft.


    "Ich sehe Frau Antra kommen"

  • Als diese feststellt, dass der Zenyodier sie gesehen hat, winkt sie ihm kurz zu und eilt dann durch die Menschenmenge zu ihm hinüber,


    "Gut, dass Ihr hier gewartet habt, Herr Archiebald! Ich befürchtete schon, Euch verloren zu haben!"


    Sie lächelt erleichtert...