Malglins Haus 7

  • Am Abend traf ein Reiter ein. Er ließ sich den Weg zu Malglins Haus weisen und
    folgte dieser Umschreibung. Als er eintraf übergab er sein Pferd und ging zur Eingangstür.
    Er klopfte drei Mal und wartete bis ihm die Tür geöffnet wurde. Nachdem dies geschehen war, überreichte er, wer auch immer öffenete ein Schreiben, welches gleichwohl für Kassandra als auch für Malglin war.


    Es lautete wie folgt:


    Hallo Kassi, Hallo Malglin,


    ich wende mich an Euch, weil ich zuletzt in Falkenau Marthiana an euch übergeben hatte.
    Bitte fragt nicht, was es zu bedeuten hatte, daß ich sie in dieser Hütte einschloss, ihr kennt sie selbst zu genüge und wisst, wie sie sein kann. Ich hielt es einfach für das Beste, für sowohl sie als auch mich, dafür Sorge zu tragen, daß sie sich in Ruhe abregen kann.
    Um ehrlich zu sein plagen mich große Sorgen mit ihr.
    Es ist ein schweres Los ihr zeitgleich ein Freund, ein Lehrmeister und ein Leibwächter zu sein, ohne dabei meine natürlichen Pflichten zu vernachlässigen.
    Es ist wirklich ein Fluch mit dieser Frau. Ich habe beim Fiasko von Lyra aufgehört die Männer zu zählen, die ich ihretwegen schon verloren habe.
    Immer muss sie ihren Kopf durchsetzen, blind ins Verderben rennen und immer und immer wieder ist es an mir sie da wieder herauszuhauen.
    Und nicht als wenn sie daraus gelernt hätte, was ihr in Lyra widerfahren ist, nein sie treibt ihr gefährliches Spiel munter weiter.
    Ich weiß langsam echt nicht mehr weiter mit ihr.


    Wisst ihr, Bruder Bernhardt hat mir schon desöfteren berichtet, daß ihr euch in den Zwischenmenschlichen Belangen gut auskennt, besser als die Meisten an Talris Hofe.
    Darum bitte ich euch um Rat, alle Beide.


    Als Talris mir damals die Verantwortung für Marthiana übertrug, dachte ich, es würde reichen sie zu beaufsichtigen, daß sie meinen Anweisungen folge leisten und sich aus Ärger raushalten würde.
    Es sollte sich herausstellen das ich irre.
    Nachdem ich sie gewiesen hatte, versuchte ich es mit befehlen, als diese nichts Nutzten versuchte ich es mit Strafen, und als ich damit versagte mit Verantwortung.
    Was auch immer ich ihr aufbürdete um sie von Unsinn abzuhalten, sie fand immer einen Weg sich vor ihren Pflichten zu drücken, und ihren Kopf durchzusetzen.


    Ich komme mir langsam vor wie ein Vater der ein ungezogenes Blag zu zügeln versucht.


    Und ich frage mich... Was habe ich falsch gemacht?
    Wo bin ich gescheitert, mit meinem Rat, meiner Güte und meiner Freundschaft, daß ich nur ihre Aufmerksamkeit erreiche und halbwegs kontrollieren kann, wenn ich sie auf die Palme bringe?
    Ich meine, ist es normal, daß man jemanden nur Zügeln kann, indem man seinen gesammelten Zorn auf sich lenkt?


    Und dann ist da noch diese Geschichte mit der Hochzeit, als wenn ich nicht schong enug Ärger mit dieser Frau am Hals hätte.
    Sicher ich bin mir bewußt, daß wir uns beide dieses Ereignis zuzuschreiben haben, aber bei allen Göttern, ich hätte sie nicht angerührt, wenn sie es nicht erbeten hätte.


    Es gibt aber noch ein weiteres Ding, das mcih davon abhält sie zur Frau zu erwählen. Entgegen dem Ruf der Boten ist mein Weib nicht bei den Überfällen der Nymbras gestorben. Elben aus der Herrschaftsstadt fanden sie bei den Toten Soldaten die ich ihr zum Geleit mitgegeben hatte und brachten sie in Sicherheit. Doch die Frau die dort jetzt lebt, erinnert sich weder an mich, noch an die schrecklichen Ereignisse die ihr widerfahren sind.
    Doch bindet mich mein Gewissen an sie, auch wenn sie mich nicht kennt, so weiß ich doch, wer sie ist - oder zumindest war


    Und weiter noch führt mich ein letzter Konflikt.
    Ich würde es nicht Liebe nennen, was ich für Marthiana empfinde, doch sie ist mir mit ihren Eigenheiten sehr ans Herz gewachsen. Ihr Dickkopf hat seinen Reiz, wenn auch nur in Friedenszeiten und auch ansonsten hat sie ihre Reize, was man euch wohl kaum erklären muss.
    Doch ich fürchte, wenn ich mehr aus dem Mache was ich empfinde, und darüberhinaus noch mein Herz zwinge seine Liebe umzulenken, um ihr zu dienen, wird es ein düsteres Ende nehmen.
    Im Frühjahr ziehe ich mit meinen Männern auf Talris heilige Mission die Nymbra zu besiegen. nahezu 3000 Soldaten aus dem Bärengrund, Derigier und Bärengarde werden ihren Teil zu der letzten großen Schlacht beitragen und wie stets werde ich sie anführen.
    Es ist zu erwarten, daß ich in dieser Schlacht schwer verwundet werde, wenn nicht sogar mein Leben verliere.
    Womit ich Marthiana noch vor Ende diesen Jahres zur Witwe machte - Ich denke sie würde einen solchen Schlag nicht verkraften.


    Auch wenn sie nach Außen die Unbesiegbare und ewig Zornige gibt, so glaube ich doch das hinter all der Widerspinst und Zickerei ein schutzsuchendes Weib liegt, welches sich nicht traut um Hilfe zu bitten.


    Kassandra, Malglin, ich bitte euch nicht als Ritter, denn als einfacher Mann, der ich vor dem Schlag war um Rat, insbesondere, da mich der Übermut einer durch Talris vorgeschlagenen raschen Lösung dazu verführte dem König von Mondrat ihre Hand und eine monatliche Zahlung großer Summen in Gold und Silbererz zu bieten, wenn er mich in einem Turnier herausfordere und besiege, und somit die Verlobung lösen und auf sich übertragen würde.


    Ich werde in Kürze diesem Brief nachreisen und hoffe euch beide dann antreffen zu können, bevor ich meine Pflichten in Montralur wieder wahrnehmen muss. Bitte überlegt euch Rat für mich und lasst euch nicht zu vorschnellem Tadel hinreissen - wenn euch Dinge aufstoßen in dieser Angelegenheit gebt mir Gelegenheit sie zu erklären, bevor ihr mich aburteilt, insbesondere du meine liebe Kassandra.


    Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und freue mich euch bald wiederzusehen.


    Hochachtungsvoll


    Aldhayn Grauquell vom Bärengrund


    PS: Sollte das Elbche*durchgestrichen*.... Marthiana zugegen sein, schickt mir bitte Kunde bevor ich aufbreche...

  • Ellemir nimmt den Brief entgegen und eilt dann schnell wieder nach oben zu den Kindern, die sie nur rasch verlassen hatte um dem ungeduldig klopfenden Boten die Tür zu öffnen.
    Na, den Brief kann sie Kassandra doch bestimmt auch später noch geben, auf ein paar Stunden mehr oder weniger kommt es da wohl nicht an...

  • Bei Malglins Worten wird Zylo hellhörig


    "Diese Worte hätten auch von meinem Vater sein können ich glaube er hat mir einmal etwas ähnliches gesagt nur es ist schwer sich nicht immer mit dem Mann zu vergleichen der einem alles beigebracht hat"


    Zylo Trinkt weiter seinen Tee


    "Wie dem auch sei ich hoffe nur das Hesinde mir beisteht wenn ich wirklich an der Akademie unterrichten sollte saen wir einfach es währe das erste mal das ich mein Wissen in diesem Umfang weitergebe"


    Zylo schaut etwas nachdenklich

  • Etwa eine halbe Stunde nachdem der Bote eingetroffen war und sich im Gasthaus einquatiert hatte klopfte es erneut an der Tür. Es waren zwei Männer, einer gerüstet in Kette und Leder, ein zweiter in denselben Farben wie der Bote. Als die Tür geöffnet wurde, trat dieser vor.


    Es war Aldhayn, geleitet von Ratul, welcher gerüstet als seine Wache fungierte. Sein Ritter selbst war unbewaffnet, gekleidet in ein schlichtes Gewand in den Farben des Bärengrundes.
    Was auch immer er hier suchte, es war kein Streit.


    Er bat um Einlass und ließ sich in ein Vorzimmer geleiten. Während er auf einen der Hausherren wartete, gingen ihm einige Dinge durch den Kopf. Nicht zuletzt, weshalb er überhaupt hier war. Während er wartete, fiel ihm ein Mantel auf, der an der Garderobe im Flur hing. Es gab keinen Zweifel - Marthiana war hier.
    Gerade wollte er sich zum Gehen wenden, als er angesprochen wurde.

  • Da es in Malglins Haus kein Vorzimmer gibt hat Ellemir ihn kurzerhand in die Bibliothek gebracht.


    Kassandra und Marthiana haben ihr Gespräch beendet ohne zu einem nennenswerten Schluß gekommen zu sein. Auch eine Untersuchung durch Ellemir kommt zu keinem definitiven Ergebnis; dafür ist es einfach noch zu früh.
    Die Schankmaid hat Marthiana überredet eine Zeit lang zu bleiben und ihr ein Gästezimmer hergerichtet, in das sich die Elbe, nachdem Ellemir ihr noch einen Tee zur Beruhigung gebrüht hat, zurückzieht.
    Dann fällt der Haushälterin wieder ein, daß ja ein Brief gekommen ist und Kassandra liest Aldhayns Zeilen, die sie zum zwieten Mal an diesem Tag am Verstand der Welt zweifeln lassen.
    Und dann kommt Ellemir schon wieder an und verkündet, daß der Schreiber des Briefes mit bewaffneter Begleitung um Einlaß gebeten hat und in der Bibliothek sitzt.
    Und gerade als sie die Treppe herunter kommt sieht sie ihn in der Einganshalle vor den Mänteln stehen und sich dann zum Gehen wenden.
    "Aldhayn...", grüßt sie ihn verhalten.

  • Der junge Mann wandte sich halb um, ihr direkt in die Augen sehend. Etwas war anders an ihm, sein Gehen war nicht das eines Wütenden, oder rechtschaffen "Motzigen", er wirkte wie auf der Flucht. Als er sie sah, nickte er Ratul zu, welcher sich diskret verneigte und dann das Haus verlies um vor der Türe zu warten.


    Dann, mit einem schweren Schlucken begann er zu sprechen:
    "Hallo Kassi, sie ist hier, nicht wahr?"

  • "Bist du hergekommen um mir das zu sagen?"
    Kassandra muster ihn und seufzt dann.
    "Ja, meine Meinung von dir sinkt wann immer ich dich treffe", gibt sie offen zu. "Warum bist du hier?"

  • "Hab ich. Und vom Standpunkt eines vernünftigen Menschan aus betrachtet ist das alles kein Drama. Es sei denn man möchte eines draus machen. Worauf Marthiana offenbar besteht. Und du, wenn ich dich so ansehe, auch..."
    Sie seufzt wieder und bringt es jetzt wohl nicht mehr übers Herz ihm im kalten Flur seinen Abriß zu verpassen.
    "Komm rein..." SIe zieht die Tür zur Küche auf.

  • Aldhayn folgte ihr in die Küche, wo er Platz nahm.
    Er beobachtete Kassandra eine Weile, dann antwortete er ihr:
    "Für einfache Menschen gibt es einfache Lösungen, Was sie und ich getan haben, ist nicht so einfach. Der Adel zwingt uns Verpflichtungen auf. Was ich von dir erbitte ist eine Lösung einfacher Menschen für Probleme der Adligen."


    Er sah sie an, "Ich bin ein Krieger, mein Geschäft ist das Töten, nicht das erschaffen von Leben. Mein Beruf ist das Sterben, nicht das Überleben. Wie ich dir geschrieben habe, werde ich wohl bald Vergehen, und was wird dann aus dem Elbchen?"

  • "Dein 'Elbchen', wie du sie nennst ist doch bis jetzt wunderbar ohne dich klargekommen, oder?"
    Kassandra runzelt unwillig die Stirn.
    "Bist du wirklich der Überzeugung, daß du auf den ganzen Mist, den du bis jetzt gebaut hast auch noch draufsetzen mußt Marthiana zu heiraten? Und euch beide für euer Leben unglücklich zu machen? Und das wo du bereits eine Frau hast? Wie soll denn das gehen?" Kassandra schüttelt den Kopf.
    "Läßt du dich jetzt von ihrer Hysterie anstecken?"

  • "Das wird sich geben. Es gibt für jeden immer ein erstes Mal. Nimm dir einfach ein paar weniger Schüler und mache es als Disputrunde oder im offenenen Austausch. Im einfachen Gespräch fällt vieles leichter. "


    Maglin lächelt, als er an seine ersten Gehversuche vor vielen Jahren an der Akademie zu Samarkand denkt.


    "Trage deine eigene Sichtweise vor und lege nie Wert auf Allwissenheit.
    Denn jede Betrachtung unserer Realitität fusst auf deinem persönlichen Eindruck und muss daher als subjektiv gelten.
    Suche auch nach Wissen, wenn du Meister oder Großmeister bist. Wir lernen unser ganzes Leben."

  • "Sie ist hervorragend ohne mich ausgekommen" spottete Aldhayn...."So hervorragend, daß ich für sie zahllose Male beinahe gestorben wäre. UNd es meine Männer getan haben. Kassandra, sie braucht Schutz und mehr noch eine starke Hand die sie zügelt. Ich kann und werde diese Hand nicht sein, aber ich wünsche sie mir für sie, ich wünsche mir für sie, das sie jemand findet der so unantastbar ist, daß sie es nicht wagt sich über ihn hinwegzusetzen, das sie lernt zu folgen und zu lernen. In wenigen Jahren ist sie Fürstin und wenn sie das mit derselben Einstellung tut, wie sie es bisher tut, ist sie tot vor dem Ersten Jahr ihrer Herrschaft."


    Aldhayn senkte den KOpf:
    "Und ich muss das Gesetz respektieren, niemand kann sich über das Gesetz stellen, kein Ritter udn erst recht keine Fürstin. "

  • Marthiana saß in ihrem Zimmer und trank ruhig den Tee, die Tasse war schon beinahe leer.


    Sie war dankbar für die Bemühungen Kassis und ihre Gastfreundschaft, wie sie ihr das danken solle wusste sie noch nicht recht. Doch trotzdem war noch keine Lösung gefunden und sie wusste immernoch nicht einmal ob sie nun schwanger war oder nicht, doch darüber wollte sie erst einmal nciht mehr nachdenken.


    *...vielleicht kann ich Kassi ja ein wenig zur Hand gehen... um mir und vor allem ihr den Kopf zu zerbrechen haben wir ja noch genug Zeit...*


    Sie trank den letzten Schluck und leerte die Teetasse, dann machte sie sich auf dem Weg in die Küche um ein wenig beim Abwasch zu helfen oder zumindest ihre Teetasse so sauber zu hinterlassen wie sie sie bekommen hatte.


    Sie öffnete sie Tür und stand in der Tür der Küche als sie von hinten einen ihr nur allzu bekannten Menschen sah. Vor Schreck ließ sie die Tasse fallen, was ein schnelles und unauffälliges Verschwinden unmöglich machte. Schnell bückte sie sich und sammelte die Scherben zusammen...

  • Kassandra hört ihm zu, ist eine Weile still und zuckt dann mit den Schultern.
    "Warum kommt ihr eigentlich beide zu mir und fragt um Rat wenn eure Entscheidung doch längst gefallen ist? Sie will dich nicht und du willst sie nicht. Ihr Vater will dich nicht, ich kann mir nicht vorstellen was Talris will und deine Frau braucht dich dringend, so wies aussieht, aber du rennst dieser Elbe hinterher.
    Also bitte, geh und verstoße deine Frau -und dann schick ihr am besten ein Messer mit, daß sie sich ins Herz stoßen kann, denn sie hat jetzt gar nichts mehr. Dann heirate Marthiana, die nur darauf hofft, daß du möglichst schnell das Zeitliche segnest und verbringe den Rest deiner Tage todunglücklich. Wie du selber gesagt hast werden das wohl nicht mehr viele sein, das sollte dich trösten. Und fang am besten sofort damit an, damit kein vernünfitger Mensch mehr die Möglichkeit hat idch von diesem Vorhaben abzubringen... Ihr Adeligen habt doch alle einen an der Waffel!"
    Kassandra hält es bei diesem Vortrag nicht mehr auf ihrem Stuhl, die wandert durch die Küche.
    "Aldhayn, was glaubst du wo ich jetzt wäre wenn ich mich an alles gehalten hätte was Tradition und Brauch so für den Bastard eins Zigeuners und einer Fischerstochter vorschreibt?!"

  • Geschockt blickte Marthiana auf Kassandra, welche sich erhoben hatte, als sie mit ihrem Kopf wieder auf normaler Höhe war, in den Händen einen kleinen Hügel Scherben.


    Sie machte den Mund auf und klappte ihn dann schnell wieder zu, sie war sich unsicher und erschreckt einerseits über Aldhayn und andererseits über den aufgebrachten Gesichtsausdruck von Kassandra, deren letzten Satz sie noch mitbekommen hatte, der Rest des Gespräches schien schon voher sehr angeregt gewesen zu sein....

    Für Alisazza Iriel Garilenas, das ewige Eis und das ewige Licht!

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