Am Abend traf ein Reiter ein. Er ließ sich den Weg zu Malglins Haus weisen und
folgte dieser Umschreibung. Als er eintraf übergab er sein Pferd und ging zur Eingangstür.
Er klopfte drei Mal und wartete bis ihm die Tür geöffnet wurde. Nachdem dies geschehen war, überreichte er, wer auch immer öffenete ein Schreiben, welches gleichwohl für Kassandra als auch für Malglin war.
Es lautete wie folgt:
Hallo Kassi, Hallo Malglin,
ich wende mich an Euch, weil ich zuletzt in Falkenau Marthiana an euch übergeben hatte.
Bitte fragt nicht, was es zu bedeuten hatte, daß ich sie in dieser Hütte einschloss, ihr kennt sie selbst zu genüge und wisst, wie sie sein kann. Ich hielt es einfach für das Beste, für sowohl sie als auch mich, dafür Sorge zu tragen, daß sie sich in Ruhe abregen kann.
Um ehrlich zu sein plagen mich große Sorgen mit ihr.
Es ist ein schweres Los ihr zeitgleich ein Freund, ein Lehrmeister und ein Leibwächter zu sein, ohne dabei meine natürlichen Pflichten zu vernachlässigen.
Es ist wirklich ein Fluch mit dieser Frau. Ich habe beim Fiasko von Lyra aufgehört die Männer zu zählen, die ich ihretwegen schon verloren habe.
Immer muss sie ihren Kopf durchsetzen, blind ins Verderben rennen und immer und immer wieder ist es an mir sie da wieder herauszuhauen.
Und nicht als wenn sie daraus gelernt hätte, was ihr in Lyra widerfahren ist, nein sie treibt ihr gefährliches Spiel munter weiter.
Ich weiß langsam echt nicht mehr weiter mit ihr.
Wisst ihr, Bruder Bernhardt hat mir schon desöfteren berichtet, daß ihr euch in den Zwischenmenschlichen Belangen gut auskennt, besser als die Meisten an Talris Hofe.
Darum bitte ich euch um Rat, alle Beide.
Als Talris mir damals die Verantwortung für Marthiana übertrug, dachte ich, es würde reichen sie zu beaufsichtigen, daß sie meinen Anweisungen folge leisten und sich aus Ärger raushalten würde.
Es sollte sich herausstellen das ich irre.
Nachdem ich sie gewiesen hatte, versuchte ich es mit befehlen, als diese nichts Nutzten versuchte ich es mit Strafen, und als ich damit versagte mit Verantwortung.
Was auch immer ich ihr aufbürdete um sie von Unsinn abzuhalten, sie fand immer einen Weg sich vor ihren Pflichten zu drücken, und ihren Kopf durchzusetzen.
Ich komme mir langsam vor wie ein Vater der ein ungezogenes Blag zu zügeln versucht.
Und ich frage mich... Was habe ich falsch gemacht?
Wo bin ich gescheitert, mit meinem Rat, meiner Güte und meiner Freundschaft, daß ich nur ihre Aufmerksamkeit erreiche und halbwegs kontrollieren kann, wenn ich sie auf die Palme bringe?
Ich meine, ist es normal, daß man jemanden nur Zügeln kann, indem man seinen gesammelten Zorn auf sich lenkt?
Und dann ist da noch diese Geschichte mit der Hochzeit, als wenn ich nicht schong enug Ärger mit dieser Frau am Hals hätte.
Sicher ich bin mir bewußt, daß wir uns beide dieses Ereignis zuzuschreiben haben, aber bei allen Göttern, ich hätte sie nicht angerührt, wenn sie es nicht erbeten hätte.
Es gibt aber noch ein weiteres Ding, das mcih davon abhält sie zur Frau zu erwählen. Entgegen dem Ruf der Boten ist mein Weib nicht bei den Überfällen der Nymbras gestorben. Elben aus der Herrschaftsstadt fanden sie bei den Toten Soldaten die ich ihr zum Geleit mitgegeben hatte und brachten sie in Sicherheit. Doch die Frau die dort jetzt lebt, erinnert sich weder an mich, noch an die schrecklichen Ereignisse die ihr widerfahren sind.
Doch bindet mich mein Gewissen an sie, auch wenn sie mich nicht kennt, so weiß ich doch, wer sie ist - oder zumindest war
Und weiter noch führt mich ein letzter Konflikt.
Ich würde es nicht Liebe nennen, was ich für Marthiana empfinde, doch sie ist mir mit ihren Eigenheiten sehr ans Herz gewachsen. Ihr Dickkopf hat seinen Reiz, wenn auch nur in Friedenszeiten und auch ansonsten hat sie ihre Reize, was man euch wohl kaum erklären muss.
Doch ich fürchte, wenn ich mehr aus dem Mache was ich empfinde, und darüberhinaus noch mein Herz zwinge seine Liebe umzulenken, um ihr zu dienen, wird es ein düsteres Ende nehmen.
Im Frühjahr ziehe ich mit meinen Männern auf Talris heilige Mission die Nymbra zu besiegen. nahezu 3000 Soldaten aus dem Bärengrund, Derigier und Bärengarde werden ihren Teil zu der letzten großen Schlacht beitragen und wie stets werde ich sie anführen.
Es ist zu erwarten, daß ich in dieser Schlacht schwer verwundet werde, wenn nicht sogar mein Leben verliere.
Womit ich Marthiana noch vor Ende diesen Jahres zur Witwe machte - Ich denke sie würde einen solchen Schlag nicht verkraften.
Auch wenn sie nach Außen die Unbesiegbare und ewig Zornige gibt, so glaube ich doch das hinter all der Widerspinst und Zickerei ein schutzsuchendes Weib liegt, welches sich nicht traut um Hilfe zu bitten.
Kassandra, Malglin, ich bitte euch nicht als Ritter, denn als einfacher Mann, der ich vor dem Schlag war um Rat, insbesondere, da mich der Übermut einer durch Talris vorgeschlagenen raschen Lösung dazu verführte dem König von Mondrat ihre Hand und eine monatliche Zahlung großer Summen in Gold und Silbererz zu bieten, wenn er mich in einem Turnier herausfordere und besiege, und somit die Verlobung lösen und auf sich übertragen würde.
Ich werde in Kürze diesem Brief nachreisen und hoffe euch beide dann antreffen zu können, bevor ich meine Pflichten in Montralur wieder wahrnehmen muss. Bitte überlegt euch Rat für mich und lasst euch nicht zu vorschnellem Tadel hinreissen - wenn euch Dinge aufstoßen in dieser Angelegenheit gebt mir Gelegenheit sie zu erklären, bevor ihr mich aburteilt, insbesondere du meine liebe Kassandra.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und freue mich euch bald wiederzusehen.
Hochachtungsvoll
Aldhayn Grauquell vom Bärengrund
PS: Sollte das Elbche*durchgestrichen*.... Marthiana zugegen sein, schickt mir bitte Kunde bevor ich aufbreche...