Auf den Staßen Montralurs

  • Als Feena den herannahenden Reiter erkannt hatte, hatte sie sich entspannt. Sie erwiederte seinen Gruss mit einem freundlichen Lächeln und einem Kopfnicken.


    "Aldhayn."


    Als dieser dann Xanthia begrüsste, musste sie ein Lachen unterdrücken. Sie kannte Aldhayn nicht besonders gut. Man war sich das ein oder andere Mal begegnet, sie hatten aber nie die Gelegenheit gehabt sich länger zu unterhalten. Nun, vielleicht war dies jetzt die Möglichkeit etwas mehr über diesen Hüter Montralurs zu erfahren. Sie grinste und beobachtete amüsiert den Wortwechsel zwischen beiden.


    Ihr waren Aldhayns Blicke Richtung des sich nähernden Talris nicht entgangen und sie glaubte den Grund dafür zu kennen. Allerdings war sie überrascht, dass ein Hüter solche Gefühle hegen mochte. Sie beschloss wachsam zu sein.
    Seine letzten Worte liessen auch ihre Augen schmal werden. Sie musterte ihn prüfend, dann drehte sie sich um, um Talris entgegen zu gehen.

  • Als Feena ihren Platz verlies, um Talris entgegen zu gehen, löste sich Xanthias Blick für wenige Minuten von Aldhayns Gesicht. Sie sah der Halbelfe nach und war nun erst recht irritiert. Ihre Augen wanderten von Feena hinüber zu Talris und wieder zurück zu Aldhayn. Nachdenklich betrachtete sie den Mann noch ein mal eingehend. Sie hatte nicht die geringste Lust in irgendeinen mysteriösen Händel hineingezogen zu werden.


    Xanthia änderte ihre Position, so dass sie alle Beteiligten ihm Auge behalten konnte und fragte dann offen heraus:


    Würdet ihr mir Eure letzten Worte genauer erklären?

  • Aldhayn fixierte Talris und begann Xanthia zu antworten:


    "Ich bin es nicht gewohnt von einem Wibbe Befehle zu empfangen, doch mein Zorn ist gegen andere gerichtet. " er sah sie an, und sein Blick verriet ihr, daß er der Aufforderung nachkommen würde, ihr aber nicht räte dies zu wiederholen,
    "Es gibt Männer, die von großen Männern inspiriert werden. Deren Glauben stets nur von einem einzigen Mann abhing, seinem Vorbild und seinen Taten.
    Männer die alles was sie glaubten über Bord warfen, nur um zu versuchen, zu glauben woran ihr Herr glaubte.
    Die all ihr Sein in dessen Sein definierten und unablässig für die Wahrung seiner Interessen eintraten.


    Männer die größer wurden,a ls sie es sich je erträumt hatten, die für andere dasselbe Bild darstellten wie ihr Herr für sie. Denen man nachfolgte ohne zu fragen, weil sie wußten, daß ihr Herr ebenso für einen anderen und für einen höheren Zweck eintrat.


    Was tut solch ein Mann, wenn sich sein Herr auf einmal von allem abwendet, was für ihn Bedeutung hat?"


    Sein Blick ging zurück zu Talris


    "Was tut ein Mann, der endlose Qualen erlitt wenn er dutzende von Freunden in den Tod geschickt, oder an seiner Seite sterben hat sehen, treue und gute Freunde, wenn sein Herr beim Tod eines einzelnen treuen Freundes die Waffen und Ämter niederlegt und seine Männer im Stich lässt, obschon er ihnen stets predigte, niemals aufzugeben, und die Lücke mit sich selbst aufzufüllen?"


    Das Weiß der Fingerknochen trat zu Tage, als Aldhayn den Griff seines Schwertes umfaßte, die Spannung stieg ins Unermeßliche in seinem Körper.
    Des Kriegers Lippen bebten, als er die letzten Worte sprach, und Xanthia konnte sehen, wie der Rand seiner Augen, wie entzündet rot zu leuchten begann und Lider, gleich kleinen Dämmen versuchten den Schmerz und das Wasser zurückzuhalten.

  • Unbeeindruckt, von seiner stummen Drohung und seinen harschen Worten ihr gegenüber hatte Xanthia Aldhayns Blick erwidert. Spott glitzerte in ihren Augen auf und sie machte nicht den Eindruck, als wolle sie sich in irgendeiner Weise einschüchtern lassen.


    Doch dann sprach Aldhayn weiter und Xanthia verfolgte seine Worte mit zunehmender Unruhe, da sie seine Anspannung nur zu deutlich spürte und diese mit Fortlauf seiner Erklärungen wuchs. Die Situation wurde gefährlich und das gefiel ihr gar nicht.


    Sie kannte Talris nicht gut genug, um das Gehörte in irgendeiner Weise einordnen zu können, noch vermochte sie den Mann vor ihr richtig einzuschätzen. Sie sah nur dessen inneren Kampf. In einer anderen Situation hätte sie sich wahrscheinlich jetzt auf eine Diskussion eingelassen, über den Sinn und Unsinn von Selbstaufgabe und getreuer Pflichterfüllung, aber hielt sie dies nun wahrlich nicht für ratsam und so schwieg sie. Kurz sah sie zu Talris und Feena hinüber, wand ihre Aufmerksamkeit aber schnell wieder dem Mann vor ihr zu.
    Ruhig und nicht ohne eine gewisse Anteilnahme für dessen Gefühle, ruhten ihre Augen auf Aldhayn Grauquell und ihre Stimme war sanft, als sie ihn nun ansprach.


    Ich habe mit meiner Frage offensichtlich an Schmerzliches gerührt. Das lag nicht in meiner Absicht. Um so mehr möchte ich Euch für Eure offenen Worte danken.

  • Ein ungutes Gefühl bewog Feena, sich zu Aldhayn und Xanthia umzudrehen. Selbst auf die Entfernung von einigen Schritten konnte sie die Spannungen und die Erregung spüren, die sich zwischen den Gesprächspartnern aufgebaut hatte. Sie beschloss wieder zur Gruppe zurückzukehren, lies es aber so aussehen, als läge keine bestimmte Absicht in ihrer Richungsänderung.


    So gesellte sie sich wieder zu Xanthia und blickte diese und Aldhayn freundlich und unverbindlich an.

  • Aldhayn beruhigte sich, nach einem kurzen Moment der Orientierung, nickte er und ließ vom Griff seiner Waffe ab:
    "Das habt ihr," sagte er bedächtig, während seine Blicke zu Feena wanderten, die sich zurück zu ihnen began, "Wenn ich euch Ungemach bereitet habe, tut mir das Leid, ich entschuldige mich. Ihr seid nicht Ziel meines Zorns, genausowenig wie es eure GEfährtin ist."


    Der Hüter richtete sein Gewand, daß durch die Anspannung ein wenig durcheinander geraten war.


    "Ich bin erster Ritter dieses Landes, mein Schwur gilt Montralur, keinem Rat, keinem Fürsten und keinem König. Ich bin mehr als das, besser als das.
    Ich sollte mich nicht wegen der Schwäche derer die mich einmal Schüler nannten grämen."


    Er neigte das Haupt ehrerbietend vor den Damen, "Mein ungebührliches Verhalten kümmert mich, ich möchte den Damen Schutz und Geleit anbieten. Bis, wo immer ihr auf dieser Insel hin wollt...
    Wenn ihr mein Angebot anehmen möchtet?"

  • Xanthia atmete innerlich auf, als Aldhayn sich zu entspannen begann. Lächelnd deutete sie eine weitere Verbeugung an und meinte dann höflich:
    Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Herr Aldhayn. Es ist nichts geschehen


    Als Feenas sich wieder zu ihnen gesellte, entspannte sie sich entgültig. Neugierig sah sie ihre Reisegefährtin an, so als wolle sie fragen, was diese von Aldhayns Angebot hielt.

  • Feenas Augenbraue zuckte kurz, als Aldhayn sich entschuldigte. Sie nickte knapp und lächelte als Zeichen, dass sie seine Entschuldigung annahm.


    Ihr Lächeln wurde ein wenig traurig, als sie seine weiteren Worte hörte. Sie konnte ihn gut verstehen. War sie selbst doch auch enttäuscht gewesen, als sie von Talris' Amtsniederlegung gehört hatte. Aber sie hatte Gelegenheit gehabt mit dem ehemaligen Fürsten dieses Landes zu reden, was Aldhayn offensichtlich bislang verwehrt geblieben war.


    Ihre Stimme drückte die Anteilnahme aus, die sie empfand, war aber auch freundlich als sie antwortete:


    "Aldhayn, ich danke euch für eure ehrlichen Worte und das Angebot, dass ihr mir und Xanthia macht. Nun, wir haben kein bestimmtes Ziel. Wir kommen geradewegs aus Gerund und sind auf dem Weg in die Usilo-Wälder. Wenn euch kein Auftrag ruft oder ihr derzeit sonst keiner Aufgabe verpflichtet seid, so seid uns willkommen."


    Ihr Blick wanderte zu Xanthia, dann wieder zu Aldhayn, freundlich fragend auf eine Antwort wartend.

  • "Mein Auftrag ist die Sicherung des Südens, mein Lehen und meine Stadt befinden sich an der Südküste. Ich möchte euch anbieten, mich dorthin zu begleiten, und zu betrachten, was wir nach den schweren Schlachten der letzten Jahre dort aufgebaut haben."


    Er lächelte beim Gedanken an Zuhause, "Ich möchte euch willkommen heißen in Messania und auf meinem Gut Bärenfels, Ich verspreche euch, die Reise, die Länderreien und das bescheidene Lehen über das ich Wache werden euch gefallen."

  • Xanthia hatte sich indes nach ihren Sachen gebückt und sie wieder umgeschnallt. Aldhayns Einladung stimmte sie ein wenig nachdenklich. Aber sie zeigte es nicht und wartete ruhig ab, was Feena sagen würde.

  • Feena sah fragend zu Xanthia. Diese schien jedoch mit ihrem Gepäck beschäftigt. Feena schmunzelte, als ihr Blick wieder zu Aldhayn ging.


    "So? Da versprecht ihr uns aber eine ganze Menge.",scherzte sie. Dann wurde sie wieder ernster.


    "Ich habe Xanthia versprochen, ihr die Wälder meiner Heimat zu zeigen. Weiter sind unsere Reisepläne nicht gediehen, wie ich eben schon sagte. Und da Xanthia es ist, die nicht hier zu Hause ist und die darüber hinaus noch andere Pläne hat, muss sie entscheiden, ob wir euch dorthin begleiten werden oder nicht."


    Wieder sah sie zu Xanthia. Jetzt eine Aufforderung im Blick.

  • Xanthia sah Feena einen Moment prüfend an, dann wand sie sich an den Ritter.


    Eure Einladung ehrt Euch, Herr Aldhayn. Jedoch weiß ich für meinen Teil zu diesem Zeitpunkt nicht zu sagen, ob ich sie wirklich annehmen kann oder nicht doch gezwungen sein werde, Euch überraschend zu verlassen. Wie Feena bereits sagte, bin ich nicht völlig frei, in meiner weiteren Planung.“ Sie machte eine leichte Geste in Richtung der Halbelfe „ Jedoch war ich bisher gerne bereit mir einige Zeit Aufschub zu gönnen. Wenn Eure Einladung unter diesen Umständen also auch weiterhin für mich Bestand hat, so möchte ich Euer Angebot sehr gerne annehmen. Es würde mich freuen eure Heimat zu sehen.

  • "Wenn Feena die Usilo Wälder besuchen möchte, warum nicht zur Abkürzung die kleine Hafenstadt Luskir anlaufen, von wo aus wir in wenigen Tagen in Messan sind, dem pulsierendem Herzen des Bärengrundes?" er lächelte, "Ich könnte mir kaum einen besseren Ort vorstellen, um den Bärengrund kurz einen Besuch abzustatten.
    Von dort aus sind wir bald auf meinem Gut, die Handelsstraße müsste inzwischen fertiggestellt sein, der Winter war mild und das Frühjahr grüßt mit Sonnenschein. Was meint ihr? Ist das ein Vorschlag nach eurem Geschmack?"

  • Sehr vorsichtig näherte er sich um seine Theorie zu bestätigen. Oftmals geschehen seltsame Dinge wenn er bekannte Gesichter trifft... so auch dieses mal....


    Sein Blick wandte sich zu Aldhayne und er schmunzelte.


    Er erreichte die Gruppe und blieb 20 Schritt vor ihr stehen.


    Mit fester Stimme sagte er: "Ein Wanderer durch die Lande schreitend erblickt oftmals bekannte Gesichter. Doch um so größer das Herz pocht, sind es liebevolle Freunde."


    Er wartete bis er näher gebeten wurde.

  • Feena hatte zustimmend genickt, als Aldhayn seinen Vorschlag unterbreitet hatte. Sie war sich nicht ganz sicher, ob er meinte, dass sie in Luskir an Bord eines Schiffes gehen würden. Diese Art der Weiterreise würde sie lieber vermeiden, aber letztendlich würden sie bis dorthin ja auch erstmal eine zeitlang unterwegs sein.


    "Euer Vorschlag klingt sehr gut, Aldhayn. So möchte auch ich ihn annehmen und die Gelegenheit ergreifen mal wieder in den Süden unseres Landes zu reisen. Ich bin bislang nur sehr selten dort gewesen."


    Als sie hörte, dass Talris die Gruppe inzwischen erreicht hatte und abgestiegen war, drehte sie sich zu ihm um.


    "Ihr entschuldigt mich einen Augenblick", sagte sie zu Aldhayn und Xanthia gewandt und ging dann Talris entgegen.


    "Talris! Wie schön ist es, dich so unverhofft hier zu sehen!"


    Sie ging mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
    "Mae govannen, mellon. Ich hoffe, Dir geht es gut?"

  • Fast hatte Aldhayn den Urheber seines Zorns vergessen, als dessen Stimme erklang. Er verschränkte die Arme, hob eine Augenbraue und erwiderte, nachdem Feena gesprochen hatte:


    "Das ist ein mutiger Mann, der jene Freunde nennt, die er verraten und im Stich gelassen hat!" bemerkte er scharf, "Wähnt euch glücklich, denn mein Zorn auf Euch ist Gastfreundschaft gewichen. In deren Sicherheit ihr euch wohl wissen dürft."


    Aldhayns Stimme ließ keinen Zweifel daran, daß er Talris bis heute nicht verziehen hatte, nicht zuletzt, da dieser es nicht einmal für nötig gehalten hatte, sich persönlich vor seinem "Freund" zu erklären, und ohne eine Vorankündigung einfach das Land verlassen hatte.


    Die Gründe die er aus dritter Hand erfahren durfte, rechtfertigten dieses Verhalten keinesfalls. Xanthias ruhige Art jedoch gebot ihm seinem ehemaligen Ritter zumindest eine Chance zu lassen, dieses nachzuholen.

  • Aldhayn ignorierend: "Vielen dank der Nachfrage meine Liebe. Mein Herz schlägt und meine Lungen atmen. Was will man mehr als die Gesundheit."


    Er begrüßte Xanthia und schmunzelte ihr zu. Er hatte nicht vergessen, was sie für ihn getan hatte an jenen Tagen in Forlond. Zu großem Dank war er ihr verpflichtet und so zeigte er es ihr.


    Dann entschuldigte er sich kurz bei Feena und drehte seinen Kopf zu Aldhayne:


    "Sage mir ich soll das Land verlassen und ich tue es, wenn du der Meinung bist ich habe dich und andere im Stich gelassen. Doch sei nicht so rasch bei der Hand mit deinem Urteil ohne meine Gründe zu kennen.


    Wenn du sie wissen willst frage, wenn nicht dann werde ich keinen Funken daran setzen sie dir aufzuzwingen.


    Befreit ist das Land.... Und meine Aufgabe seit Rabuunthal ist getan."

  • Xanthia hatte Talris´ Begrüßung freundlich erwidert und ihn mit einer höflichen Verbeugung willkommen geheißen.


    Nun stand sie ruhig und schweigend leicht versetzt zwischen Aldhayn und Talris , wieder ein mal auf ihren Stab gestützt und hörte ihnen aufmerksam zu.

  • "Es gibt andere Teile Montralurs als den Norden, Talris" entgegnete Aldhayn ruhig, "Teile in denen die Präsenz der Nymbra immer noch sehr stark ist. Nomerre hätte dich gebraucht, als Symbol, als Hilfe.
    Rabuuntal hat uns große Männer gekostet, aber das hat der Kampf im Süden auch." er schritt langsam auf ihn zu, musterte ihn von Kopf bis Fuß, legte Hand an seine Kleidung.


    "Ich habe mein Kind für diesen Krieg geopfert, Freund..." sagte er mit fester und ruhiger Stimme, "Gute Freunde, die wie Brüder an meiner Seite waren. Mein Weib, und viele treue Untergebene. Und alles nur, " er sah ihm tief in die Augen, "Weil ich an dich geglaubt habe. Deinen Durchhalteparolen, deinem Zuspruch, und deinem Vorbild. Was war dies alles wert, als du einfach weg gegangen bist? Hast du auch nur eine Ahnung, wie ich mich fühle?
    Dein Leben wird vielleicht noch zwei Jahrhunderte dauern, Zeit genug um den Schmerz zu verwinden, aber meines, das Leben der Meisten Bewohner Montralurs ist auf ein halbes beschränkt.
    Es war in meinen Augen falsch, in meinem Herzen schmerzhaft und in meinem Zorn gerecht.
    Denn Montra`Ar Talris war von Bradar gesandt, und nicht Bradar hat ihn aus seiner Pflicht entlassen, er hat es selbst getan...
    Und nun, um der alten Zeiten willen, und um dir gegenüber nicht härter zu sein, als du es zu mir warst, bitte ich darum, dich zu erklären...
    Damit zumindest ich dir verzeihen kann, und danach überlege dir, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre dasselbe im Süden zu tun, den du zu deiner Zeit im Amt so selten besucht hast."


    Der Zorn in Aldhayn war einer seltsamen Ruhe gewichen. Der sonst ungewöhnlich emotionale Mann, sprach gefaßt wie ein Alter. Auch wenn sein früheres Temperament sich noch seinen Weg bahnte, war der Mann der hier vor Talris stand ein anderer als noch vor einem Jahr.