Das Wachgebäude der Unterstadt

  • Bei den Wachen am Gebäude stand auch Sidonio, ein Heiler der Garde. Als Dorian angehetzt kam und Meldung machte, war auch der Korporal zur Stelle, der sofort Sidonio anschaute, mit der Hand in Richtung Unterstadt zeigt und nickte. Der Heiler klemmte seinen Daumen in den Gürtel und verdrehte die Augen deutlich gespielt genervt


    "Na, da habe ich mir mal wieder echt den falschesten aller Zeitpunkte ausgesucht...kaum bin ich mal hier unten, darf ich schon wieder was ackern für mein sauer verdientes Kupfer. Aber sauer macht lustig...also...lasst und LUSTIG SEIN...und los."


    Er setzte sich mit lockerem Laufschritt in Bewegung


    "Auf geht's, Kamerad. Je länger wir warten, desto mehr Arbeit für mich!"


    Der Korporal schnaufte durch und gab Dorian noch eine Anweisung


    "Sobald die nächste Streife kommt, schicke ich sie zu euch als Verstärkung. Seht euch vor! Und nun los!"

  • Dorian nickte dem Korporal kurz zu: "Danke, wir erstatten Bericht, sobald es möglich ist!"


    Mit diesen Worten wendet er sich um und versucht zu Sidonio aufzuschließen, was ihm nach kurzer Zeit gelingt.


    --> weiter in der Unterstadt am Hafen

  • Eine Patrouille traf ein, gemeinsam mit dem Weinhändler Leonidas Bramante und seinem Diener Cicero. Beide waren offenbar bei einem Überfall im Weinkontor niedergeschlagen worden. Im Wachgebäude gaben sie noch einmal einen detaillierten Bericht dessen ab, woran sie sich erinnern konnten. Als sie sich ein wenig erholt hatten, wurden sie zu dem Leichnam gebracht, der kurz zuvor in der Unterstadt aufgefunden worden war. Beide waren sich so gut wie sicher, dass es sich dabei um einen der drei Männer handelte, von denen sie überfallen worden waren.


    Die Beschreibungen der beiden anderen Täter fielen eher dünn aus. Es war zu schnell gegangen, die Aufregung war zu groß gewesen. Bramante und Cicero konnten nicht einmal sagen, ob sie die Männer auf Anhieb wiedererkennen würden. Aber sie glaubten es. Der Weinhändler und sein Diener verbrachten eine Nach in Obhut des Wachgebäudes, wobei sich Bramante des öfteren über den mangelnden Komfort echauffierte. Am nächsten Morgen wurden die Wunden der beiden nochmals in Augenschein genommen, für unproblematisch gehalten und die beiden kehrten zum Weinkontor zurück.


    Der Leichnam des Mannes aus der Unterstadt wurde von Gardisten auf dem Friedhof beigesetzt. Es kam niemand zu seiner Beerdingung.


    Die weiteren Ermittlungen brachten nicht viel ein: Im Weinkontor war ein erheblicher Schaden entstanden, ebenso hatte man eine beträchtliche Summe an Münzen (viele davon lorenischer Prägung) gestohlen. Die Suche nach den beiden anderen Tätern blieb erfolglos.


    Schließlich kam man zu dem Ergebnis, dass es folgendermaßen abgelaufen sein musste: Die drei Männer, die Bramante überfallen hatten, waren vermutlich tempturischer Herkunft und hatten offenbar wegen der lorenischen Herkunft des Weinhändlers gehandelt. Dass die Vorgänge in Queienfels und deren Auswirkungen auf Renascân eine Rolle dabei gespielt hatten, wollte man nicht ausschließen. Beide möglichen Gründe wurden jedoch nach außen nicht veröffentlicht, um weitere Aufruhr zu vermeiden.


    Die offizielle Version: Man hatte den Weinkontor aus finanziellen Gründen überfallen, die offenbar alkoholisierten Täter hatten zudem aus purer Zerstörungslust randaliert. Im Anschluss an den Überfall waren die Täter, vermutlich im Streit um die Beute, aneinander geraten und hatten einen niedergestochen.


    Eine Sache allerdings blieb seltsam: Der Korporal hatte ja nochmals eine Streife losgeschickt, um die Blutlache am Ort, wo der Mann gefunden worden war, zu entfernen. Als er eintraf, war diese schon beseitigt. Von wem? Man konnte es nicht in Erfahrung bringen.


  • SL SL SL SL


    >>>>Zeitanpassung



    Seit dem aufrührerischen Vorfall war einige Zeit vergangen. In Renascân war es, abgesehen von einigen kleineren und kaum erwähnenswerten Reibereien, erstaunlich ruhig geblieben.


    Mittlerweile hatte der Herbst Einzug gehalten. Die Tage wurden kürzer, das Wetter nasser und kälter.


    Wir befinden uns mittlerweile im elften Mond des Jahres 408 n.Dj., kurz vor dem berühmten Kartoffelfest.

  • Thersites hatte mal wieder Wachdienst, diesmal am Wachgebäude der Unterstadt. Viel war gerade wirklich nicht los, und so glotzte der Gardist mal nach links, mal nach rechts, sah dabei ziemlich gelangweilt aus und kratzte sich hin und wieder mal am Gemächt. Auch tiefgründige und feingeistige Gespräche fanden statt.


    "Kalt heute" raunzte er


    "Hmmmmm" brummte sein Kamerad zurück


    "Und sonst?"


    "Muss halt."

  • Von einer der üblichen Patroullien zurück kommend erreicht Dorian das Wachgebäude der Unterstadt. Den Mantel fest um die Schultern und mit eingezogenem Kopf sieht es fast aus, als ob er versucht sich vor dem immer stärker werdenden Regen zu verstecken.


    Als er den gelangweilten Gesichtsausdruck bei Thersites sieht zucken seine Mundwinkel unwillkürlich hoch.
    "Na, mal wieder Wachdienst Thersites? Gibt auch spannenderes, oder is irgendwas passiert? Aber wenigstens isses trocken..."

  • Thersites schaute in den tiefgrauen Himmel, als ihm ein Tropfen ins Gesicht traf, dem nur wenige Augenblicke später weitere folgten. Er sah Dorian backenplusternd an


    "Na, ganz hervorragend. Hättest du nicht die Klappe halten können? Das war's dann wohl mit trocken. So viel zum Thema was spannendes und so. Nee. Nix passiert. Ist auch gut so."


    Er schaut in Richtung Übungsplatz, wo Darius, mit Narvi redend, eine Übungspuppe mit seinem Schwert malträtierte


    "Außer, dass Gardist Spitzohr mal wieder nicht weiß, wo er seine Energie hinhauen soll. Und bei dir? Hängt so weit alles locker?"

  • "Ach unser Darius. Ich bin zumindest froh, wenn er seine Energie an der harmlosen Puppe auslässt und nicht an mir", grinst Dorian Thersites an. "Sei froh, dass er auf unserer Seite steht. Das was er mit Allen gemacht hat war schon beeindruckend... Nicht das der Wicht es nicht verdient hätte."


    "Aber na ja, die Sache ist wohl gegessen und Krieg gibt es auch nicht. Zumindest stand davon nix im letzten Brief meiner Eltern." Er zuckt kurz mit den Schultern.

  • Thersites brummte unzufrieden


    "Gegessen is da gar nix, wenn du mich fragst. Auch wenn kein Krieg ist. Da kommt noch was nach. Da hat's gekracht, in diesem Queien...heim...dorf...furt...stein...wasauchimmer. Die sind doch auch nicht blöd da. Tätst du dir eine ganze Hochzeitsgesellschaft zerhauen und zerstechen lassen, ohne dass was nachkommt? Tätst du dir von deinem Pöbel auf der Nase rumtanzen lassen als Vogt, ohne dass was nachkommt? Da kommt noch was nach, Kamerad. Wo es so kracht, da kracht es wieder, früher oder später. Blutwurst, sag' ich dir. Blutwurst. Die holen sich ihre Köpfe...beide Seiten. War schon immer so. Und ich hab' schon so einige Köpfe rollen sehen. Spritzt dann mit ganz schönem Druck da raus, die Soße, das kann ich dir sagen."


    Er machte eine Handbewegung, die offensichtlich aus dem Hals pulsierend-spritzendes Blut symbolisieren sollte

  • Dorian verzieht das Gesicht als Reaktion auf Thersites Gesten.


    "Ja, es hat Ärger gegeben in Queienfels, oder wie der Ort heißt. Aber das heißt nicht, dass es Krieg geben wird. Die Obrigkeit wird diese Sache untersuchen und für Ruhe sorgen. Die Schuldigen werden gefunden und bestraft werden. Und das wird die Bürger Magoniens beruhigen. Ich habe auch gehört, dass Truppen in der Region zusammengezogen werden. Also selbst wenn es nochmal knallen sollte, dann wird die ganze Sache auch schnell wieder geregelt werden. Also, vertraue auf die Götter und das Urteilsvermögen der Befehlshaber!"


    Dorian klopft Thersites bei diesen Worten aufmunternd auf die Schulter.

  • "Klar hab' ich Vertrauen. Ich vertrau' auf das, was ich bisher so gesehen hab, wie die Dinge so laufen. Und wer redet denn von Krieg. Krieg wird's wohl keinen geben. Da haben alle viel zu viel zu verlieren. Grad ist Frieden das viel bessere Geschäft. Die werden das schon irgendwie anders regeln. Auch wenn Frieden ist, kann jede Menge Blut spritzen. Aber glaub' nicht, dass dann irgendeine Seite zufrieden sein wird."


    Er zuckte die Schultern


    "Aber da hab' ich eh keinen Einfluss drauf. Ich mach das, was man mir sagt. Für's Kopf zerbrechen werd' ich nicht bezahlt. Zumindest nicht, wenn's um meinen eigenen geht."

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    Ich habe eine Axt.

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  • Beim Thersites letztem Kommentar schiebt sich ein breites grinsen auf Dorians Gesicht, welches aber gleich wieder verschwindet, als seine Gedanken zurück in die Heimat wandern.


    "Ich hoffe mal, dass der Frieden wirklich ein besseres Geschäft ist und es auch bleibt. Und ich hoffe auch, dass Du unrecht behälst und es nicht zu weiterem Ärger kommt."


    Dorian schüttelt kurz den Kopf, wie um die lästigen und bedrückenden Gedanken los zu werden, die darin herumschwirren.


    "Na ja, wie dem auch sei... ich geb jetzt kurz meinen Bericht ab und werd danach Feierabend im Zaunkönig machen. Sieht man Dich da nachher auch noch mal?"

  • "Jo. Zaunkönig ist gut. Noch ein knappes Stündchen, dann werden wir hier auch abgelöst. Wird auch langsam Zeit. Die Rumsteherei, da wandern einem ja die Beine in den Bauch. Kunststück, so leer wie der ist, da ist ja nix, was Widerstand leisten könnte."

  • Das lächeln kehrt auf Dorians Gesicht zurück. Er nickt seinem Kameraden kurz zu und verschwindet kurz im Wachgebäude und kommt nach ein paar Minuten wieder zurück.


    "So, bis nachher, mal sehen was Talinor so im Angebot hat"


    --> weiter auf dem Dorfplatz

  • Ashaba saß in ihrer Stube. Die Fensterläden waren weit geöffnet, so dass die letzten Sonnenstrahlen dieses Jahrs ihren Weg zu ihr in den Raum finden mögen.


    Diesmal war es ihr zugefallen, die Wachpläne durchzusehen, die Frederico schon vorbereitet hatte. Außerdem war ein Schwung Neulinge vom Festland eingetroffen - na immerhin vier - und die waren ihrer Truppe zugeteilt worden. Deren Datenblätter wollten auch noch fertig gestellt sein und außerdem musste sie eine erste Beurteilung abgeben.
    Der eine hatte beim Antreten in der Nase gebohrt, der nächste hatte stramm gestanden, als hätte er einen Besenstiel, wo man ihn eigentlich nicht haben sollte und hatte das "JAWOLL" mit solch einem Nachdruck heraus gebrüllt, dass sie kaum merklich zusammen gezuckt war. Man war ja auf einiges vorbereitet, aber nicht auf alles. Die Speicheltröpfchen waren da nicht so schön gewesen.
    Die anderen beiden waren recht unauffällig, Geschwister. Die Frau war sehr eifrig, ihr Bruder hatte wohl mit gemußt. Sehr glücklich sah er zumindest nicht aus. Vielleicht hatte er Qualitäten, die man woanders gut gebrauchen konnte. Seit Torben nicht mehr im Lager arbeitete, kam der alte Vorsteher nicht mehr hinterher und verlor gerne auch mal die Übersicht.


    Als ihr das alles durch den Kopf ging, stützte sie denselben auf ihre Hände und seufzte tief während sie aus dem Fenster sah. Dann rieb sie sich über die Augen und griff nach Tinte und Federkiel. Etwas feindselig betrachtete sie das Fässchen und die fragile Feder. Meistens brauchte sie nach jedem dritten Wort eine neue. Vielleihct sollte sie doch einmal drüber nachdenken, eine aus Metall zu kaufen. Die waren zwar teuer, aber die sollte man nicht so schnell kaputt kriegen.

  • Dorian tritt in das Wachgebäude ein und grüßt seine Kameraden mit einem freundlichen Nicken.


    "Ist Sergant Ashaba in ihrer Stube? Ich würde sie gerne kurz sprechen."


    Als die wachhabenden Gardisten seine Frage bejahen bedankt sich Dorian kurz, um darauf hin an Ashabas Tür zu klopfen


    "Klopf Klopf"

  • Vom Klopfen aufgeschreckt, stieß Ashaba an das Tintenfaß, konnte aber gerade noch verhindern, dass sich die schwarze Flüssigkeit über den Stapel Papier ergoß, der grad vor ihr lag.
    Beschwingt wegen der willkommenen Unterbrechung nahm sie einige daneben stehende Blätter und warf sie auf den Stapel. Dabei fiel ihr siedend heiß ein, dass sie die noch flüssige Tinte nicht abgelöscht hatte. Dann zuckte sie mit den Schultern. Jetzt war es sowieso zu spät.


    "Herein!" rief sie.


    Derzeit trug sie ein bequemes Wams aus weichem Leder und Leinenhosen, die in braunen Lederstiefeln steckten. Ihr Haar hatte sie offen gehabt, knotete es aber nach dem Herein zusammen und umwickelte den Zopf mit einem Lederband.