Das Präfekturgebäude (3)

  • Malglin wird in das Zimmer von Emerald geleitet. Ohne Umschweife beginnt er mit der Unterhaltung.

    "Sei gegrüßt Emerald, lange haben sich unsere Wege nicht gekreuzt. Wir müssen dringend reden. Ich weiss, deine Zeit ist knapp, aber die Sache duldet keinen Aufschub."

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • "Malglin, ich grüße dich! Tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen. Aber du kennst das ja. Wenn es regnet, dann schüttet es bisweilen. Setzen wir uns doch."


    Anstatt zum Schreibtisch deutete der Procurator in die Ecke des Zimmers, wo um einen flacheren Tisch eine Sitzecke eingerichtet war


    "Wenn ich dir etwas zu trinken anbieten kann...Wasser, Wein, Met...bitte. Wenn es keinen Aufschub duldet, dann könnte das auf sehr glückliche Umstände hinweisen...oder aber eben auf das genaue Gegenteil, was ich nciht hoffe. Was kann ich für dich tun? "

  • Malglin nimmt Platz.


    "Danke. Wasser, das reicht. Nun die Umstände, die mich nach Renascan führen, sind staatspolitischer Natur. Es geht nicht direkt um Amonlonde, sondern um die Verbündeten von Amonlonde. Bzw. um unsere Kolonie Forlond auf Montralur. Ich werde direkt zur Sache kommen.


    Welche Informationen sind dir über Daynon und Montralur zugänglich und wie aktuell sind diese?"

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Emeralds Gesichtsausdruck wurde ernster


    "Über Montralur sehr wenig. Unsere Beziehungen dorthin sind nahezu abgerissen, seit unsere...Beobachter...seinerzeit zurückgekehrt sind. Von Talris habe ich schon lange nichts mehr gehört, ebenso habe ich Snorre, der einmal als Botschafter hier vorgesehen war, lange nicht mehr in Renascân gesehen. Wir haben ja selbst einmal eine Botschaft in der Herrschaftsstadt eingerichtet, aber die steht natürlich, wenn überhaupt, mit dem Rat der Tempestarii in Morrigân in Verbindung. Aber auch über diesen Umweg ist schon lange nichts mehr zu mir gelangt. Seit die Nymbra so vorgedrungen sind, hat sich vieles verändert. Zum Schlechten.


    Und Daynon...hier könnte ich fast dasselbe berichten, auch wenn ich im letzten Jahr hin und wieder Leute dorthin geschickt habe, um mich auf dem laufenden zu halten. Hier sind meine Informationen spärlich, aber immerhin einigermaßen aktuell. Soweit ich weiß, nimmt der Krieg dort keinen guten Verlauf, der Wall war unter enormen Druck der dunklen Truppen und stand kurz vor dem Fall...auch wenn die Parolen, die man bisweilen an die Bevölkerung ausgegeben hat, wohl einen anderen Eindruck vermitteln sollten. Nicht ganz zu unrecht, aber auch nicht uproblematisch, wie ich finde. Diplomtisch im eigentlichen Sinne war Magonien dort ja schon länger nicht mehr wirklich aktiv, und im umgekehrten Sinne verhält es sich ähnlich. Ich könnte dir nicht einmal genau sagen, wann ich Tschazzar oder Merasin das letzte Mal gesehen habe. Die Dayniten hatten uns auf der Heimatinsel beim Bau der Akademie in Maranakar unterstützt, aber für weitere Vertiefungen fehlten dann wohl Möglichkeiten wie Ansporn. Bedauerlich, wie ich finde."


    Er goss Malglin einen Becher Wasser ein und tat für sich dasselbe


    "Du fragst sicher nicht ohne Grund und nehme an, du weißt mehr als ich. Gibt es Probleme?"

  • "Große Herausforderungen." erwidert Malglin.


    "Doch urteile selber. Seitdem Talris vor 4 Jahren zurückgetreten ist und die Nymbra unsere Stadt Forlond im Norden geschliffen haben, hat sich einiges getan. Zuerst die Informationen, die als gesichert zu betrachten sind.


    Vor 4 Jahren kurz nach dem Fall von Forlond endete auch der Nymbrakrieg und wir haben keine Ahnung, was sich auf der deren Seite tut bzw. getan hat. Auf jeden Fall scheinen sie die besetzten Ebenen einfach aufzugeben und sich in ihre Kerngebiete zurückzuziehen. Anscheinend gab es Umwälzungen in der Nymbragesellschaft.
    Talris ist danach abgetaucht und als reisste lange als einfacherer Wanderer durch Montralur. Sein Beraterstab hat faktisch die Macht und lenkt die Geschicke Montralurs seitdem. Scrum, Snorre Haldarson, der Herzog von Yerodin Connar Ayden und noch ein paar andere.
    Die Beziehungen zu uns sind gut und so haben wir vor einem Jahr beschlossen, das wir Forlond nahe unserem Kriegshafen, der immer noch der größte Handelshafen auf Montralur ist, neu aufbauen und es Aelm-Forlond nehmen. Dieser Aufbau ist noch im Gange.


    Mein Adoptivvater, Bruder Bernhard, nahm vor knapp einen Jahr seinen Abschied und der Rat von Amonlonde hat beschlossen, Ancalima als neue Botschafterin nach Montralur zu schicken, während wir im Norden einen zuverlässigen Militärkommandeur einsetzen, der aktuell unsere Söldnerarmee kommandiert.


    Kurze Zeit später tauchten aus Montralurs Geschichte Artefakte auf, aus einer längs vergangenen Epoche, wo es einen großen Krieg auf Montralur gab. Einen Krieg, in denen fast alle Völker Montralurs gegen die sogenannten Gouldin kämpfen. Mit diesen Artefakten tauchten aber auch gleichzeitig diese Gouldin auf und jetzt wird es verrückt.


    Talris tauchte auf einmal wieder auf und die Götter von Montralur sprachen ihm wieder das Recht zu, Landesführer zu werden.
    Auf Montralur existiert ein sogenannter Rat der Völker. Jedes Volk dieses Land darf einen Vertreter in diesen Rat schicken, der früher die Geschicke von Montralur bestimmt hat. In diesem Rat tauchten auch einmal die Nymbra auf und forderten ihren alten Platz wieder ein. Gleichzeitig tauchte ein Spiegelartefakt auf, welches angeblich von den Göttern selber stammt und was nun Talris hat. Wie genau er in diesen Besitz kam, weiss ich leider nicht, auf jeden Fall hat er dieses und angeblich kann es sogar Götter zwingen, die Wahrheit zu sagen. Dann tauchten einige Gouldin auf, jene ebenfalls sagenhaften Gestalten aus der Vergangenheit Montralurs und forderten den Rat der Völker auf, sich ihnen zu unterwerfen bzw. ihnen zu dienen.
    Die Nymbra und die anwesenden Völker griffen daraufhin die Gouldin an und vertrieben sie. Laut den Berichten der Anwesenden war es nur den Nymbra zu verdanken, das die Gouldin vertrieben werden konnten. Talris schloß sich danach den Nymbra an, nahm das Spiegelartefakt und begleitet sie. Vor kurzem tauchte er wieder auf.


    Und jetzt beginnt das Reich der Spekulation.
    Die Gouldin sind anscheinend mächtige Magier, die die Elemente und besonders die Erde beherrschen. Sie können Leute im Erdboben versinken lassen und anscheinend hilft gegen sie nur die Magie der Nymbra.
    Die Gouldin und die anderen Völker hatten vor Jahrhunderten einen großen Krieg, der Montralur verwüstet hat. Die Gouldin konnten damals besiegt werden und man glaubte, das sie verschwinden bzw. alle tot waren.
    Wenn alle Völker damals gegen sie gekämpft haben, standen dann die Nymbra auf der Seite der anderen Völker Montralurs?
    Wieso tauchten gleichzeitig mit den Gouldin Artefakte auf, die anscheinend aus dieser Zeit stammen?
    Sowohl die Nymbra wie auch die Gouldin sind nicht vertrauenswürdig.
    Auf einmal tauchen jetzt Vertreter aus dem Rat der Völker in Amonlonde auf und wollen wissen, welche Position Amonlonde in Bezug auf die jüngsten Ereignisse in Montralur beziehen wird.

    Auf Mittelländisch gesagt. Montralur ist politisch instabil und der Amonlondische Rat und ich sind der Meinung, das wenn der Gouldin-Konflikt eskaliert, es zu einen neuen und schrecklichen Krieg kommen wird, gegen den sich der Nymbra-Krieg wie ein Sandkastenspiel ausnimmt. Der Rat der Völker ist uneins und Talris Macht reicht noch lange nicht aus, Montralur sicher zu steuern.“

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • "Ich kenne den Rat der Völker von meiner letzten Reise nach Montralur, ohne eine starke Führungsfigur hat sich die Entscheidungsfindung schon früher als schwierig erwiesen, gelinde ausgedrückt. Und ich kenne die Nymbra. Alles außer ihresgleichen sind doch nur Opferrassen für diese blutrünstigen Kreaturen, warum sollten sie sich als Gleiche unter Gleichen in einen Rat einreihen wollen? Es würde mich nicht wundern, wenn sie es sind, die das alles eingefädelt haben, aus welchem Grund auch immer. Ich teile deine Meinung, vertrauenswürdig sind sie nicht.


    Gouldin...nie gehört. Nach deinem Bericht auch nicht gerade Zeitgenossen, die man als Nachbar haben möchte. Du weißt ja, dass ich mich mit Magie herzlich wenig auskenne, aber wenn es Nymbra-Magie brauchte, um einen ersten kleinen Sieg zu erlangen, dann dürfte der Vergleich mit dem Sandkastenspiel noch untertrieben sein. Ganz zu schweigen davon, warum dann den Nymbra die Unterstützung von Opferrassen auf einmal so wichtig sein soll, wenn diese ohnehin nichts schlagkräftiges gegen einen neuen Feind ausrichten können. Dazu diese Artefakte...das alles will nicht zusammenpassen. Hat man versucht, die Artefakte zu zerstören? Vielleicht wird man dem Spuk dadurch Herr? Was mich zum nächsten Schritt bringt: Wie geht es weiter? Sagen wir einmal so, der Zeitpunkt zum Wiederaufbau von Aelm-Forlond könnte günstiger sein."

  • Wohlwar, dummerweise war vor einen Jahr noch kein Konflikt dieser Größenordnung abzusehen und wir haben wieder 400 Leute in Aelm-Forlond angesiedelt. Ansonsten hätten wir den Aufbau verschoben."


    Malglin trinkt einen Schluck Wasser.
    "Das Spiegelartefakt ist laut meinen Informationen in Talris Besitz und soweit mir bekannt, hat man es noch nicht versucht zu zerstören. Es gehört zur Montralurs Vergangenheit und stammt angeblich von den Göttern selber. Welcher göttergläubige Montralurer sollte das machen? Angeblich gibt es noch andere Artefakte. Ich kann aber nicht genaueres dazu sagen.

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • „Lass mich bitte noch kurz die Lage in Daynon zusammenfassen, bevor ich zu meinen Bitten komme.
    Daynon gehört zu unseren ältesten Freunden, die in den ersten Jahren von Amonlonde ein großer Förderer der Republik waren. Sei es, man half mit Technik oder Wissen oder sogar mit Truppen, also wir im Jahre 3 und 4 gegen die Seepiraten kämpfen mussten.


    Das Land selber ist schon sehr alt und auch sein Kampf gegen das eigene Übel. Es gibt in Daynon drei Götter.
    Lukranis, auch als der „Erschaffer“ bekannt, ist der Gott des Lichtes und der Ordnung.
    Khaszura, die Chaosmayd, stellt für die Bevölkerung das absolute Gegenteil dar. Ihr Herrschaftsbereich erstreckt sich über Tod, Intrige und Fäulnis
    Tasmia ist die Mutter aller Elfen, so was wie der Ausgleich zwischen den ersten beiden Göttern.


    Die größte Gefahr für das daynitische Reich geht von den Krähenbergen aus. Die verfluchten Gebirgsmassen im Norden des Landes speien immer wieder unzählige Scharen von Untoten aus, die von den dunklen Todesflechtern in ihren versteckten Höhlensystemen herangezüchtet werden. Von dort aus führen die dunklen Mächte ihren Eroberungsfeldzug gegen das Reich Daynon. Der Wall ist bzw. war lange die Linie, die das Reich vor den Krähenbergen geschützt hat. Laut meinen Informationen sind zwar noch einige Bereiche intakt, dennoch sind Teile des Norden und des Nordostens gefallen.


    Der Wall ist übrigens keine Mauer, sondern ein Vorpostenwarnsystem von Türmen, welcher die weiter im Landesinneren gelegenen Zitadellen durch Brieffalken oder Feuerzeichen über einfallende Untotenhorden informieren oder diese auch direkt bekämpfen.


    Vor knapp 4 Jahren begannen sich die Dunklen weiter Richtung Osten auszubreiten. Die Grafschaft di Quethar wird eingenommen. Ich war selber dort, als der Angriff begann, als ich eine geheime Mission mit Freunden unternommen habe. Inzwischen ist der Osten gefallen und die Dayniten führen einen Zwei-Fronten-Krieg. Alle Kräfte des Reiches sind dort stationiert, während im Inneren des Reiches kaum noch Truppen anzutreffen sind. Meine Späher berichten davon, das sich Selbstjustiz und Räuberbanden breitmachen.


    Die Kornkammer von Daynon, die sogenannte Telassusebene, liegt hinter diesem Vorpostenwarnsystem. Die Bauern haben jedoch längs ihrer Felder verlassen und so steht Daynon eine große Hungersnot bevor. Wenn bald nicht ein Wunder geschieht. Die Dayniten sind mit einer Delegation Richtung Amonlonde unterwegs und ich werde mich mit ihnen kurzfristig treffen. Ohne Korn kann Daynon nur noch bis zum Herbst diesen Jahres durchhalten.


    Auf der anderen Seiten haben sich die südlichen Nachbarn der Dayniten, die Elfen aus Khel‘ Antharas vor kurzen gerührt. Die haben Beziehungen zu einen weiteren Elbenreich, welche die Khel'Agreyh bewohnen. Diese haben um ein Treffen mit dem Daynitischen König gebeten und wollen den Menschen beistehen.


    Das ist ein gutes Zeichen der Hoffnung, allerdings heißt das jetzt auch, das der Krieg wahrscheinlich ganz Daynon in Brand setzen wird, es sei denn, die Elben haben eine Wunderwaffe, von der die Dayniten nicht wissen, denn bis jetzt gab es auf Daynitischer Seite nur Niederlagen bzw. unentschieden. Die Fronten sind seit knapp 3 Jahren unverändert, was eigentlich nicht verständlich ist, da die Dayniten nur Verluste hatten und die Untoten stark genug sind, die Dayniten weiter zurückzudrängen.“

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Emerald nickte bei Malglins Ausführungen


    "Dann steht es um Daynon noch schlimmer, als ich angenommen habe. Gute Güte...die Götter mögen ihnen beistehen. Und natürlich auch den Montralurern und deinen Leuten dort."


    Er dachte kurz nach


    "Hmmmmmmm...wenn es göttliche Artefakte sind, dann sollte man in der Tat davon absehen, wer weiß, was man sonst noch so heraufbeschwört. 400 Leute? Das ist viel...und macht die Sache noch gefährlicher...zumal die Befestigungsanlagen in einem Jahr kaum so weit gediehen sein dürften, um einem auch nur halbwegs ernst gemeinten Angriff eines Gegners Stand halten zu können, zumal ich schätze, dass nur ein Bruchteil der Siedler ein Schwert führen kann. Es sei denn, deine Leute unterscheiden sich maßgeblichen von den meinigen. Ein nochmaliges Scheitern von Forlond wäre fatal, ganz zu Schweigen von den Menschen, die dabei sicher nicht ungeschoren davon kämen. Was gedenkst du zu tun, oder anders gesagt: Welche Optionen siehst du? Die Lage in Daynon, die noch dazu kommt, macht das ganze nicht gerade einfacher."


  • Die Lage in Montralur scheint vielleicht Ernst, aber der Kriegshafen hat eine starke Befestigung und wird immer noch von den Kriegschiffen Montralurs angelaufen und als Basis benutzt. Der Hafen hat bereits im Nymbrakrieg Schutz vor den angreifenden Nymbra geboten.


    Mir ist, als muss ich zwischen Pest und Cholera wählen. Ich habe ein politisch instabiles Montralur und ein Daynon, was im Todeskampf liegt. Ich befürchte, das mein Land im nächsten Jahr in dieser Ländern im Krieg sein wird. Entweder verrate ich unsere ältesten Freunde und schaue ihnen beim Sterben zu oder ich lasse Montralur in einen blutigen Krieg rutschen, aus dem es vielleicht keine Sieger geben wird.
    Die Herausforderung in beiden Ländern ist schon zu groß, als das wir eigenmächtig und alleine handeln dürfen. Ich bedarf, wie damals bei den Seepiratenkrieg Verbündeter, damit wir und auch diejenigen, die ich meine Freunde nenne, den Sturm überstehen. Ich brauche Hilfen, soviel ich kriegen kann und ich brauche Rückendeckung, falls Amonlonde weitere Truppen nach Forlond oder nach Daynon entsenden muss.. Wir können zwar nicht den Krieg entscheiden, doch ich will verdammt sein, wenn ich meine Verbündeten sterben lasse.
    Ich bitte dich wohlwollend zu prüfen, ob Renescan vielleicht im Zuge der Verbesserung unserer Beziehungen Truppen für eine begrenzte Zeit in Amonlonde stationieren kann. So für ein Jahr vielleicht. Soweit ich mit das mitbekommen habe, ist Renescan zur Zeit sehr ruhig. Ich könnte mir vorstellen, das sich eine gemeinsame Zeit sehr positiv auf unsere Beziehungen auswirken kann.

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Alanis hat nur eine recht kurze Zeit vor dem Zimmer des Schreibers gewartet, der Bauplätze vergibt. Als eine Frau heraus tritt und sie freundlich grüßt, grüßt Alanis zurück und ist dann so dreist, der Dame quasi die Klinke aus der Hand zu nehmen. In der geöffneten Tür verbleibend, klopft sie an den Türrahmen und wartet darauf, dass der Schreiber sie bemerkt und entweder herein bittet oder ihr bedeutet, noch draußen zu warten.

  • "Ich verstehe, was du meinst. Beide Länder benötigen Hilfe, aber man weiß noch nicht einmal, ob die eigenen Kräfte ausreichen, um auch nur einem zu helfen. Ein Dilemma. Verflucht..."


    Er dachte nach, und es dauerte eine Weile


    "Du weißt ja, dass es uns strengstens untersagt ist, mit militärischen Kräften geplant in einen Krieg oder Konflikt einzugreifen. An dieser Politik hat sich bislang nichts geändert, und ich denke nicht, dass der Rat der Tempestarii auf absehbare Zeit hier eine andere Linie fahren wird. Ein direktes Eingreifen in Daynon oder in Montalur kommt für uns also nicht in Frage, so sehr ich den beiden Ländern auch helfen möchte. Gleichwohl kann Magonien und insbesondere Renascân nicht abseits stehen, gerade wenn Amonlonde unsere Unterstützung braucht.


    Magonische Truppen in Amonlonde? Eine reizvolle Idee, wie wir zumindest etwas tun könnten. Das würde dir die Möglichkeit geben, mehr Kräfte für anderswo zur Verfügung zu haben. Ich verstehe...hmmm...wir dürfen es natürlich nicht so nennen. Aber eine Verbesserung der Beziehungen ist natürlich kein Eingreifen in einen Konflikt. Im Grunde wäre es ja nur ein kultureller Austausch, wenn magonische Gardisten in Amonlonde Erfahrung sammeln. Ich sehe gute Chancen, dass ich das durchbringe, zumal ich dann auch einen Grund hätte, eine langfristige Aufzustockung meiner Kräfte zu beantragen. So könnten wir dir zumindest ein wenig den Rücken freihalten.


    Die Frage, die ich mir stelle, wäre aber jene: Glaubst du, du bekommst das bei deinen Leuten durch? Auch wenn Magonier gern gesehene Gäste in Amonlonde sind, als Patrouille oder Wachposten macht das doch schon ein anderes Bild. Könnte das nicht als Untergrabung der Republik gesehen werden, vielleicht sogar als Putschversuch? Schließlich stehen wir für die Herrschaft des Adels, die vielen deiner Leute sehr verhasst ist, und deine Gegner könnten dir vorwerfen, heimliche Besatzer ins Haus zu holen. Versteh' mich nicht falsch, aber das sind Dinge, die wir bedenken müssen."

  • Natürlich muss das entsprechend vorbereitet werden. Wenn du mit "deinen Leuten" den Rat meinst, da sehe ich kein Problem. Wenn du das amonlondische Volk meinst, dann muss man die Leute an die Situation heranführen. Leider ist das Gedächtnis des Volkes sehr kurz, wenn es darum geht, wer oder wann man jemanden Dank oder einen Gefallen schuldet. Aber die Leute haben fast alle die Zeiten des ersten Krieges gegen die Seepiraten, die Kriegsflüchtlinge während des Nymbra-Krieges miterlebt und gesehen, was Not und Elend bedeuten. Die Bilder sind noch nicht vergessen und ich habe vor, das Leid des daynitischen Volkes meinem Volke nahe zu bringen. Das Volk ahnt zurzeit noch nichts von den Tragödien, die sich in Montralur und Daynon ereignen.


    Bevor ich jedoch dort anfange, brauche ich eure Zusage, ob das überhaupt möglich ist und welche Vorlaufzeit ihr benötigt. Bzw. wir müssen gemeinsam ausloten, welche Art von Hilfe möglich ist.


    Wie du erkannt hast, darf deine Hilfe nicht dazu führen, dass man magonische Truppen als Besatzer sieht oder die aktuelle Ratsposition gefährdet ist. Für uns ist erstmal natürlich wichtig, das es sich um einen begrenzten Zeitraum handelt, nicht um eine Dauereinrichtung wie eine Komturei.
    Die Republik hat seid ihren Bestehen immer wieder Freunde an ihrer Seite gehabt, die geholfen haben, die Republik auf der Basis von Freiheit und Freundschaft zu verteidigen. In den ersten 4 Jahren war es Arakur und Daynon. Meine Vorstellung wäre, dass wir gemeinsam ein Konstrukt erarbeiten, welches auf unsere beiden Völker zugeschnitten ist."

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • "Natürlich muss ich noch Rücksprache mit dem Präfekten und der Procuratorin halten, aber ich denke, dass sie auf meine Erfahrung und Empfehlungen vertrauen werden. Ähnliches dürfte für den Rat der Tempestarii gelten, auch wenn man freilich nie sicher sein kann, welche Strömungen dort am Ende ausschlaggebend sind. Meine Unterstützung für dein Vorhaben hast du jedenfalls."


    Er stand auf, ging zum Fenster und blickte eine Weile hinaus. Dort unten lag das Meer, still und friedlich in der Frühlingssonne glitzernd. Schließlich drehte er sich wieder zu Malglin herum


    "Man könnte kaum glauben, dass dort draußen solche Probleme sind. Ich würde folgendes vorschlagen. Wir nennen es Austauschprogramm, wobei Renascân den ersten Schritt gehen würde, also Soldaten nach Amonlonde schicken würde, um dort die gesellschaftlichen und militärischen Gepflogenheiten kennenzulernen. Das geht natürlich nur, wenn man in den aktiven Dienst eingebunden wird. Also Aufgaben wie Wache, Patrouille, Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und so weiter. Wir sollten dabei beachten, dass bei allen Aufgaben, die unsere Leute in Amonlonde übernehmen, stets auch jemand von deiner Truppe dabei ist, damit können wir ein falsches Bild hoffentlich verhindern.


    Den Gegenbesuch müssen wir ja zeitlich nicht festlegen...der würde natürlich erst stattfinden, wenn es die Lage erlaubt, also wenn wieder Frieden eingekehrt ist, die Götter mögen diesen Zustand bald bringen.


    Momentan stehen in Renascân 125 Gardisten, unterteilt in 6 Züge. Dazu kommt die Miliz, wobei wir natürlich sehen müssen, dass ein Milizionär neben seinen Hilfstätigkeiten bei der Garde auch noch einen zivilen Beruf hat. Die Milizionäre könnten wir also nur über kürzere Distanz und dann nur in einer hohen Rotation einsetzen. Andererseits würde es dem Austausch-Gedanken gut zupass kommen, wenn nicht nur reine Militärs beteiligt sind. Die meisten Milizionäre haben außer ihrem Herkunftsort, dem Hafen der Ausschiffung und Renascân noch nicht viel anderes gesehen. Jedoch muss man eben bedenken, dass ein Milizionär nicht an die Kampfkraft eines Gardisten heranreicht. Zumindest im Regelfall."


    Was schwebt dir vor, zahlenmäßig?"

  • Währenddessen in der Schreibstube der Bauplatzvergabe.


    "Nur herein, nur herein. Was für ein Publikumsverkehr heute, erstaunlich, erstaunlich. Bitte, nehmt Platz, einen Augenblick noch, bitte sehr..."


    Der Schreiber trug noch einige Dinge in eine Tabelle ein, und die Zeit verging. Dabei widmete er Alanis keines Blickes, sondern tat eifrig seine Arbeit. Schließlich setzte er einen schwungvollen Punkt, dann sah er auf


    "Sooooooooo, jetzt. Ah, ja, ich grüße euch. Wie war doch gleich eurer Name und euer Anliegen?"

  • Alanis setzt sich auf den Bittstellerstuhl und wartet geduldig, bis der Schreiben seine Arbeit vollendet hat. Als er sie ansieht, lächelt sie schwach und nickt ihm zu.


    "Guten Tag. Mein Name ist Alanis Tatius. Ich war vor einigen Tagen schon einmal hier und habe mir die Formblätter für die Grundstücksvergabe mitgenommen."


    Sie öffnet die schmale Lederkladde, die sie bei sich trägt, und holt die Dokumente hervor.


    "Hier findet Ihr alles ausgefüllt, sowie eine Skizze des Hauses, wie ich es mir vorstelle. Der Platzbedarf ist auch eingetragen, jedoch noch ein Schätzwert, da ich noch keinen Baumeister gefunden habe. Wenn das soweit ist, würde ich Euch eine Detailzeichnung mit den exakten Abmessungen zukommen lassen."


    Sie reicht dem Mann die Schriftstücke.