Malglins Haus 9

  • "Mach ich irgendwann die nächsten Tage," ruft Vittoria über die Schulter zurück. Dann geht sie die Kinder zum Händewaschen antreten lassen. Am nächsten Morgen sitzt sie schon lange vor Sonnenaufgang in einem Baum neben der Suhle der Wildschweine, nachdem sie ihre Spuren auf dem Weg dorthin sorgfältig verwischt hat. "Warten wir mal," murmelt sie, lehnt sich etwas bequemer zurück und beginnt, in Gedanken die Umsetzung einer Idee - ein Buch mit den verschiedensten Nutzpflanzen, nicht nur Heil- und Würzkräutern - durchzudenken. Kurz vor Sonnenaufgang legt sie sich ihre Saupfeile griffbereit in eine Astgabel neben sich und legt einen davon auf die Sehne ihres Bogens. Unter lautstarkem Grunzen, Schmatzen, Knurren und Ächzen tritt die Wildschweinrotte auf die kleine Lichtung. Eine halbe Stunde später haben sich die Tiere etwas verteilt und mehr oder weniger 'häuslich' in ihren Suhlen eingerichtet. Vittoria zielt sorgfältig auf ihr Zieltier und läßt den Pfeil fliegen. Sofort legt sie den nächsten Pfeil auf. Das getroffene Tier quiekt, springt auf und flieht. Am Rand der Lichtung trifft es noch der zweite Pfeil, bevor es im Unterholz verschwindet. Der Rest der Rotte ist in heller Aufregung. Vittoria seufzt. "Kann nicht jeder Schuss ein Blattschuss sein," murmelt sie und lehnt sich wieder zurück, um zu warten, bis die Rotte endlich das Feld räumt. Erst dann kann sie ihre Beute suchen gehen.

  • Kurz nach Mittag kommt Vittoria mit dem Bollerwagen im Schlepptau bei Malglins Haus an. Sie hievt sich ein in eine Matte aus geflochtenen Rohrkolbenblättern gewickeltes Paket auf die Schulter und ächzt in die Küche. "Bestellt war einmal Wildsau," ruft sie ins Haus. "Die gabs aber nur im Doppelpack. Ist das ein Problem für irgendwen?"

  • Ellemir zieht die Augenbrauen hoch.
    "äh...", macht sie.
    "Nein", sagt sie dann und grinst. "So lange die in den Ofen paßt... Soll ich dir helfen sie auszunehmen? Oder hast du schon... wenn nein dann laß und die Sauerei draußen erledigen, da muß ich nicht so viel putzen."

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • "Keine Sorge, ist schon erledigt. Ganz hätte ich das Biest auch nicht einfach so auf der Schulter." Sie lässt ihr Bündel auf den Tisch plumpsen. "Da hast du einmal eine komplette Keule mit Oberlauf vom Jungtier und einige ausgesuchte Stücke von der Muttersau." Sie setzt sich, krempelt ihre Hose hoch und zeigt auf einen frischen Verband um den Oberschenkel. " Als ich das Jungtier gefunden hab, hat die Muttersau mich im selben Moment gefunden. Einen Pfeil konnt ich noch anbringen, dann hat sie mich erwischt, da und -" Sie zeigt auf ihren Brustkorb. "da. Dann hab ich sie mit dem Messer erwischt und habs auf nen Baum geschafft. Als sie verblutet war, hab ich beide zur Hütte geschafft und ausgenommen."

  • Vittoria schaut verwirrt. "Wer? Ich? Warum bin ich auf einmal 'euch'? Keine Aufregung, es ist nicht weiter schlimm. Der Biss am Bein ist recht tief, aber das andere ist nur ne Prellung. Ich hab beides schon versorgt." Vittoria lächelt beruhigend. "So was passiert recht häufig, wenn man im und vom Wald lebt. Wenns was Schlimmes gewesen wäre, hätte ich die Wildschweinstücke nicht so einfach tragen können. Ganz ruhig, Elli. Ich humpel ein paar Tage und hab dann einfach eine Narbe mehr, nichts weiter." Sie wickelt das Bündel aus und zeigt Elli die Wildschweinteile. "Einen Lappen Bauchspeck für den Wintervorrat, ein Rückenteil und etwas vom Po. Ich hab auch ne Stelle mit Lauchzwiebeln gefunden, die kann ich morgen oder übermorgen ausgraben. Ich hör die Kinder gar nicht. Wo stecken die? Und ist Kassandra da?"

  • "Oh... 'tschuldigung... Manchmal fall ich in alte Gewohnheiten zurück."
    Ellemir blickt verlegen auf ihre Füße.
    "Du bist sicher, daß die Verletzunge nicht so schlimm sind? Ich könnte damit glaube ich nichts mehr tragen."
    Sie nimmt Vittoria das Fleisch ab.
    "Die Kinde halten grade Mittagsschlaf. Und Kassandra ist in den Tisch gegangen. Sie sagte sie hat dem Wiesel was zu erzählen."

  • Vittoria schaut auf ihre blutbefleckte Hose und ihr dreckiges Hemd. "Ich mach mich mal präsentabel und geh auch rüber. Ich will da noch ein paar Leute zur Einzugsfeier einladen. Und heut nachmittag gönn ich mir ne Pause mit den Kindern. Dann muss ich fertig packen und mal früh ins Bett gehen. Bis bald, ich beeil mich im Tisch."

  • Vittoria kommt zurück und richtet Kassandras Nachricht aus. Am Nachmittag spielt sie eifrig mit allen anwesenden Kindern und entlastet die anderen Frauen im Haus so gut es geht von der Kinderbeaufsichtigung.

  • Wochen sind ins Land gezogen.
    Kassandra und Malglin kehren von der Falkenau zurück und werden von ihrem Sohn an der Tür bereits sehnsüchtig erwartet.
    Nachdem sich der Willkommenstrubel etwas gelegt hat und das Gepäck ausgepackt ist zieht sich Kassandra mit Ancale zurück, um ihm Nachtfalters Spielzeugkugel zu geben und zu erklären, wie man damit spielt.
    Ancale ist sprachlos vor Staunen. Lady Nachtfalter kennt er aus der Geschichte 'Wie Onkel Gedron dem Johann seine Baronie erobert hat', und daß die Dame ihm Spielzeug schickt findet er großartig.

  • Nach ein paar Stunden trifft die Gruppe ein. Sie hatten sich doch entschieden ihr "Glück" auf die Probe zu stellen und direkt bei Malglin vorbei zu schauen.
    Ileaya stieg ab und ging zur Vordertür. Die anderen warteten auf den Reittieren, bereit wieder umzukehren. Die Halbfee klopfte laut an der Tür und wartete.

  • Die zierliche, dunkelhaarige Ellemir öffnet die Tür. Sie macht ziemlich große Augen, als sie die Einhörner und Ileayas Begleitung sieht.
    "Lady Ileaya..." Filly erkennt sie nicht, immerhin war die letztes Mal ein Fuchs.
    "Kommt herein. Kassandra wird sich freuen Euch zu sehen." Sie öffnet die Tür weit.

  • Ileaya blickt Ellemir erleichternd an. "Bei Gaja unser Glück hat uns doch nicht ganz verlassen.Sei mir gegrüsst Ellemir, ja danke, wo können wir unsere Reittiere denn unterstellen? Sie müssen versorgt werden nach dem Ritt."

  • Kassandra hat die Ankommenden gehört und kommt zu Ellemir in die Eingangshalle. Überrascht nimmt sie erst Ileaya und dann Filly zur Begrüßung in den Arm.
    "Was macht ihr denn hier?"
    "Eure Tiere bringt ihr am besten zu Gisbert", antwortet Ellemir auf die Frage. Wir haben keinen Stall und im Garten können sie schlecht bleiben. Wenn ihr wollt führ ich euch hin. Es ist nicht weit." Sie nimmt schon ihren Mantel vom Haken.

  • "Vielen Dank Kassi. Was wir hier machen, naja, ich hatte vorgehabt mich zu informieren wie es denn in Ammonlonde nun steht. Ich habe euch lange nicht mehr gesehen und auch geschäftliches, oder eher politisches treibt mich hierher. Deshalb würde ich auch gerne Malglin sprechen und auch Akluto."
    Ileaya winkt den Männern zu die absteigen und ihnen folgten. De Einhörner kamen hinterher, wobei sich eins für Kassandras Mantel zu interessieren schien.

  • Ellemir zupft enschlossen ihren Mantel aus dem Einhornmaul und führt die Männer mit den Einhörnern die Straße herunter und aus dem Tor hinaus zu Gisberts Stallungen.
    Währenddessen führt Kassandra Filly und Ileaya in die Küche. Diese wirkt ziemlich aufgeräumt, bis auf ein paar Bögen Papier, die auf dem Tisch herumliegen.
    "Setzt euch. Wollt ihr Tee?" Kassandra stellt die Kanne auf den Tisch.
    "Wie's in Amonlonde geht? Soweit ganz gut. Diesen Winter kriegen wir rum ohne zusätzliche Vorräte kaufen zu müssen." Sie runzelt fragend die Stirn. "Was hast du denn politisches zu besprechen?"