Auf den Straßen Montralurs - Teil 2

  • Auch Xanthia hatte etwas verwirrt geschaut, bei der Formulierung des Elfen. Aber Feenas Worte lenkten sie wieder ab.
    Kurz sah sie zu Aldhayn, schwieg aber zu Feenas Frage. Statt dessen sah sie fragend zu Talris. Er kannte den Ritter von ihnen am Besten, mochte er beurteilen, ob Hilfe diesmal willkommen war oder nicht.

  • Corridiel hatte sehr wohl die Verwirrung gespürt, die er mit seiner Formulierung gestiftet hatte. Entshuldigend sagte er:
    "Das sagen die Menschen aus Trawonien, die Nachbarn meiner Heimat... Ich meinte, dass es nicht schlecht wäre, vorsichtig zu sein..."
    Dann blinzelte er in die Runde und fügte vergnügt an:
    "Das finde ich immer spannend an einem neuen Land - man lernt neue Sitten, nehe Gebräuche und neue Redewendungen kennen!"
    Mit diesen Worten nahm er sich drei Backpflaumen und jonglierte sie geschickt mit einer Hand.

  • Feenas Blick war, dem Xanthias folgend, ebenfalls zu Talris gewandert. Als Corridiel mit seinem Kunststück begann schüttelte sie belustigt den Kopf.


    "Und in welchem Land oder bei welchem Volk pflegt man das zu tun?"


    Feena war einigermassen irritiert, was diesen Elben anging. Hatte er sie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen noch formvollendet begrüsst und etwas steif gewirkt, so schien er nun nach und nach immer mehr seine elbische Zurückhaltung fallen zu lassen. Wieder schüttelte sie den Kopf, jetzt mehr zu sich selbst.

  • "Das ist in vielen Ländern bekannt - vor allem in den Südlanden!" antwortete Corridiel und ließ die Pflaumen nach und nach in seinen Beutel fallen.
    "Ich werde nun ein wenig nach dem Rechten sehen, werte Herrschaften. Mir ist unwohl, wenn ich unser Lager unbeacht weiß. Wenn die edlen Herrschaften die Wache einteilen, könnt ihr frei über mich verfügen! Ich nehme jede Wache gerne!"
    Und er verneigt sich kurz, ging zu seinem Lager und warf seinen Mantel um die Schultern. Dann verschwand er im Schatten der Nacht, um auf Wache zu gehen...

  • So etwas in der Art wollte ich gerade auch sagen“ Xanthia schüttelte amüsiert den Kopf und sah Corridiel nach, ehe sie sich mit mehr Ernst an die Gefährten wandte:


    Aber nun genug der Höflichkeiten....da sich die Frage der ersten Wache nun vorerst geklärt hat, biete ich mich an später Corridiel ab zu lösen oder gegebenenfalls zu unterstützen. Würdet ihr Talris die Dritte übernehmen und dann zum Morgen hin Feena wecken? So könnte Aldhayn ruhen und wir alle kämen auch noch zu einer vernünftigen Dauer an Schlaf. Wenn wir Doppelwachen aufstellen, wäre dies nicht möglich, da sie länger dauern müssten.


    Xanthia griff nach ihrem Stab und lehnte ihn gegen ihre Schulter, während sie auf Antworten wartete.

  • Der Elb aus Amatyriell betrachtete mit einem Grinsen die Bewegungen am Lagerfeuer - die Miktglieder dieser Reisegruppe waren wirklich sehr freundlich und auch interessant, besonders Feena und Xanthia. Aber ab und an kamen sie etwas langsam in Bewegung. Daher hatte er beschlossen, ein wenig nachzuhelfen . hoffentlich war niemand böse!


    Corridiel wandte sich wieder der Dunkelheit zu und beobachtete die Wildnis ganz genau. Bald lauchte er, bald schnüffelte er nach fremden Düften, damit auch nichts seiner Aufmerksamket entgehen konnte. So drehte er unregelmäßige Kreise um das Lager und prägte sich alles so gut wie es ging ein. Oft schaute er nach den anderen...

  • "Ich bin einverstanden."


    Feena nickte Xanthia zu.


    "Wenn ihr mich dann bitte jetzt entschuldigen wollt. Ich glaube, die ein oder andere Stunde Meditation, sowie etwas Schlaf werden mir guttun. Ich ziehe mich zurück."


    Sie erhob sich und nickte den Gefährten am Feuer noch einmal zu. Dann nahm sie ihren Mantel auf und legte ihn sich um die Schulter. Ihr Blick suchte die nähere Umgebung ab und als sie gefunden hatte, was sie suchte, ging sie mit wenigen Schritten darauf zu. Sie setzte sich zu Füssen einer alten Eiche nieder. Den Rücken an den alten, furchigen Stamm gelehnt, hielt eine Hand den Mantel geschlossen, während die andere locker auf einer der dicken Wurzeln des Baumes ruhte. Ihr Blick glitt noch einmal durch das Lager, dann schloss sie die Augen und nach und nach verschwanden die Eindrücke um sie herum....

  • Xanthia erwiderte Feenas Gruß und rückte dann ein wenig vom Feuer ab. Die Hände um ihren Stab gelegt, der immer noch an ihrer Schulter ruhte, sah sie die verbliebenden Männer an.


    Und ihr?

  • Corridiel beobachtete erstaunt, wie Feena zielsicher den Quith´Pa ansteuerte, um dann vor jenem zu meditieren. Einieg Gebräuche schienen gleich zu sein, auch wenn zwischen den Länern tausende von Meilen lagen.
    Er lächelte, als er sie dort sitzen sah, schaute dann noch einmal ans Feuer. Xanthia war ein Stück weggerückt, und Ritter Aldhayn schwieg noch immer - er schien wir in Starre.
    Corridiel zuckte mit den Schultern, er hatte jetzt Wache, nachher konnte er sich Gedanken machen.

  • Nachdem Ruhe eingekehrt war, und Corridiel in den Schatten der Nacht eingetaucht war, sprach der Hüter die verbliebene an.
    "Ihr vertraut mir nicht." stellte er nüchtern fest, "ihr zweifelt meine Entscheidungen an und wie ich mit den Nymbra umgehe."
    Mit einer langsamen einheitlichen Bewegung hob er seinen Oberkörper an, bis er aufrecht saß.
    Die Beine noch immer abgelegt und das schmerzende Bein seltsam unbeweglich.
    Dann sah er sie an. Seine Augen drückten Schmerz aus, ein Schmerz der älter war als die Wunde, das Gesicht, welches sie betrachtete, wirkte bei genauem Hinsehen zerfurcht und vernarbt. Obschon seine Haut frisch und vom derben Wetter verschont schien, sah man ihm eine Erfahrung weit jenseits seiner Jahre an. Eine Erfahrung die aus Leid gewachsen war und der anscheinend nur ein einziges unbeschriebenes Ding entgegenwirkte.


    "Talris fand mich vor nunmehr fast fünf Jahren, als er mich fragte, ob ich für ihn und sein Land kämpfen würde, willigte ich sofort ein.
    Er gab mir ein Lehen im Süden, und den Rang eines Ritters, des ersten Ritters Montralurs. Zu diesem Zeitpunkt war ich jung und weitestgehend unerfahren."
    Er sah zu dem Elben, welcher seltsam beschämt zu sein wirkte, "Im ersten Winter, zwischen Schneeborn und Grauquell, waren wir vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Nymbra kamen und metzelten uns bis auf das Gut nieder, im Zweiten Winter kamen sie und wollten uns vernichten. Beide Male überlebten wir nur knapp. Meine Krieger, meine Männer, meine Frauen und Kinder, sie alle lernten die Nymbra kennen, sie lernten, was es bedeutet gegen sie zu kämpfen. Und im Frühjahr des dritten Jahres waren die Krieger des Bärengrundes bereits die einzigen die Siege gegen die Nymbra errangen.
    Ich opferte ein Jahr der Erforschung besserer Taktiken, lehrte meine Schützen wie sie den Feind ernsthaft verletzten. Brachte meinen Schwertkämpfern bei, wie man einen Nymbra fällte.
    Im Herbst des dritten Jahres schließlich schliffen wir Messan, eine Hochburg der Nymbra und der Hafen, der immerzu neue Plagen über den Süden brachte. Wir eroberten eine ganze Stadt.
    Mehr noch, wir bewiesen, daß sie besiegbar waren, daß sie sich fürchteten und was noch viel wichtiger war... Ihre Gefangenen lebten unter uns.
    Ein Dutzend Kinder, Frauen und zwei Männer. Wir lernten, wie gering der Unterschied zwischen uns war. Obwohl die Feindschaft weiter schwelte arbeiteten wir zusammen. Die Kinder lernten sich zu mögen und zwei von ihnen, Na-Kira, das jüngste der Nymbrakinder und Salan, die Tochter einer meiner Mägde wurden wie geschwister.
    Ich nahm den Sohn meines Todfeindes als meinen eigenen an und lernte von ihm, solange bis Na-Kira und Ek-sah von Schattenläufern entführt wurden.
    Das ungeborene Kind meiner Gattin wurde ihr aus dem Leib geschnitten, mein Erzfeind und sein Hauptmann starben in der Schlacht.
    Das Schicksal dieses Volkes und das Meine sind eins. Niemand, außer vielleicht der hohe Rat, auf dieser Insel kennt die Nymbra so wie ich es tue. Niemand kämpft so mit ihnen wie ich es tue.
    Wir respektieren einander, wir bekämpfen einander und wir haben einen stillen Pakt, niemals wieder aneinander blinde Gemetzel zu statuieren.
    Wenn die Nymbra den Kampf suchen, fordern sie Messania heraus, und Messania stellt sich zum Kampf.
    So ist es seit nunmehr einem Jahr und so haben wir Nomerre verteidigt, bevor es vollkommen geschliffen werden konnte.
    Ich kenne ihre Methoden und Ideale, Xanthia, und ich weiß wieviel oder wie wenig andere gegen sie ausrichten können.


    Nehmt es nicht persönlich, aber mein Schicksal im Hinblick auf den Kampf mit diesem Nymbra, liegt nicht in eurer Hand, ich versuchte euch zu schützen, als ich euch fortschickte, denn die Giftmischer der Schattenläufer sind Künstler.


    Heute Nacht jedoch, diese Nacht... werden wir sicher sein. Zumindest vor Nymbra...."

  • Er antwortete auf Xanthias Frage "Schlaft.... Ich werde euch wecken wenn ihr an der Reihe seid. Macht euch keine Sorgen.


    Ebenso werd ich mich um Aldhayne kümmern. Seid unbesorgt heute Abend. Ruht euch und sammelt neue Kräfte. Wer weiss ob wie sie morgen nicht benötigen werden." teilte er ihnen mit, wissend seine Ruhe heute Nacht jedoch erneut nicht zu finden.


    Er beobachtete die Gefährten wortlos. So ruhig sah man ihn eigentlich nicht.


    Als Aldhayne mit Xanthia diskutierte, legte er seine Hand auf seine Schulter und bat ihn stumm für heute Nacht keine Diskussion zu entfachen. Er nickte ihm nur zu, dabei lächelte er angestrengt der Höfflichkeit halber.

  • Ich nehme es nicht persönlich, Aldhayn Grauquell. Ich habe Euch vorhin lediglich ein Angebot gemacht, nicht mehr und nicht weniger.“ lautete Xanthias ruhige Antwort auf Aldhayns Rede. Sie hatte dem Ritter aufmerksam zugehört und sah ihn nun ernst über das Feuer hin weg an.


    Ich respektiere eure Entscheidung, doch möchte ich eins noch betonen, Herr Ritter. Ich bin weder Euer Kind, noch biete ich leichtfertig meine Hilfe an. Wenn ihr sie nicht wünscht, so ist dies Euer gutes Recht, doch sprecht mir nicht das Vermögen ab, mein Risiko selbst einschätzen zu können.


    Es lag ihr noch mehr auf der Zunge, doch war ihr Talris´ Geste nicht entgangen und auch nicht, wie erschöpft Aldahyn war. Daher belies sie es bei ihren Worten und gestikulierte Talris stumm ihre Zustimmung. Sie begann ihre Sachen zu ordnen und sich für die Nacht bereit zu machen. So wie es aussah, hatte sie wohl die dritte Wache.

  • Corridiell freute sich, dass nun endlich etwas Bewegung in die Gruppe gekommen war. Schnell ging er zu Xanthia herüber und sagte:
    "Du wolltest doch die erste Wache machen, Xanthia? Ich kann auch gerne später raus, mir ist es egal, wann ich Wache halten soll. Wenn Du willst, kannst Du also gleich die erste Wache haben."
    Dann fügte ere an:
    "Ich habe mich nur vorgemogelt, damit wir endlich Wachen einteilen. Ich denke zwar nicht, dass was passiert, aber irgendwie würde ich mir blöd ohne Wache vorkommen..."

  • Xanthia schüttelte den Kopf und sah zu Corridiel hoch.


    Alles zu seiner Zeit, der Herr. Gut ding will Weile haben.“ sie grinste leicht, fasste aber gleich darauf nach ihrem Mantel. „ Talris wird wach bleiben, so wie es aussieht. Es sei denn, ihr könnt es ihm noch ausreden.
    Xanthia stand auf und wickelte sich in den Mantel.
    Was mit Aldhayn ist, weiß ich immer noch nicht genau, aber Talris sagte er würde sich darum kümmern.
    Sie bückte sich noch ein mal, um ihren Stab auf zu heben, dessen metallener Totenschädel im Licht des Feuers zu grinsen schien und wand sich dann abschließend noch ein mal an den großen Elfen vor ihr:


    In vier Stunden ?

  • "Oh, ich werde Herrn Talris ganz bestimmt nichts sagen. Ich denke, er hat da sowieso seinen eigenen Kopf. Vier Stunden klingt in Ordnung, ich wecke Dich dann."
    Der Elb verneigte sich kurz vor Xanthia,warf noch einen kurzen Blick auf den Totenschädel und ging dann wieder auf Wache. Im Laufen sagte er noch, ohne sich umzuwenden:
    "Falls Du nicht schlafen kannst, ich freue mich immer über Gesellschaft bei Wache - oder Du kannst dann immer noch tauschen..."

  • Xanthia sah Corridiel nach und war nun vollends verwirrt, war sie doch gerade aufgestanden, um eben dies zu tun, zu tauschen. Als Der Elf im Schatten der Nacht verschwunden war, lies sie für einen Moment die Schultern hängen und setzte sich dann wieder zu Boden, leise vor sich hin lachend.
    Mit einem tiefen Atemzug, brachte sie sich kurz darauf wieder zur Ruhe und saß noch eine Weile nachdenklich da, bis schließlich ihre Vernunft siegte und sie sich zum Schlafen zusammen rollte. Vier Stunden waren kurz genug.

  • Corridiell ging wieder kopfschüttelnd auf Wache - die wussten echt nicht, was sie wollten. Nungut, also erste Wache und in vier Stunden Xanthia wecken. Die erste Wache war nicht unbedingt die schönste - wenn Corridiel allerdings recht überlegte, war keine so richtig schön, mit Ausnahme vielleicht der Morgenwache, wenn der Tag seine ersten Gehversuche machte.

  • Es war ein wenig Ruhe eingekehrt im Lager. Die nächsten Stunden verliefen ereignislos und Feena beendete ihre Meditation. Langsam, ganz langsam hob sie ihr Bewusstsein wieder zurück in die Realität. Sie lächelte, die Zeit hatte ihr gut getan. Als sie die Augen öffnete, verschaffte sie sich schnell einen Überblick. Xanthia schlief, Talris und Aldhayn sassen schweigend am Feuer und Corridiel hielt immer noch Wache.


    Somit schien die Reihe noch nicht an ihr zu sein und sie beschloss, gleich hier an der Eiche schlafen zu gehen. Sie wickelte sich in ihren Mantel und rollte sich zu Füssen des Baumes ein. Wenige Minuten später war sie eingeschlafen.

  • Sein Blick sagte nichts. Er starrte das Feuer an, als würden Erinnerungen durch sein Gedächtnis schiessen. Mit einem Mal riss er sich aus diesem Zustand und betrachtete seine Umgebung mit allen Sinnen. Doch weder sein Gehör noch seine geschärften Blicke konnten etwas merkwürdiges feststellen.