Auf den Straßen Montralurs - Teil 2

  • "Beruhige dich, alter Freund..." bemerkte Aldhayn leise. Seine Stimme klang schwach, nicht so durchdringend und kräftig wie die letzten Stunden.
    Ein Blick auf sein Gesicht verriet Schweiß, einer auf sein Bein, die Ursache.


    Eine weißgelbliche Masse, durchsetzt von klarer Flüssigkeit bahnte sich quälend Langsam den Weg aus der Stelle, die vor kurzem noch eine rasche Heilung, genährt von den körpereigenen Kräften verhieß. Das ekelerregende Gewaber bildete einen Hügel über der nun rot und braun schimmernden Wunde, deren Ausläufer sich wie Feuermale das Bein hinauf und hinab schlängelten.
    Der Krieger hatte Recht behalten. Sein Körper versuchte das Gift hinauszueitern.


    "Die Zeit ist gekommen herauszufinden, ob ich dem Göttlichen schon so nahe bin, wie ich glaubte. Ich will dich wissen lassen, daß ich dir verzeihe, ich habe lang über deine Beweggründe nachgedacht, und auch wenn ich sie nicht gutheißen mag, so kann ich sie zumindest verstehen.
    Mein alter Lehrer, mein Herr, mein Freund..."


    Aldhayn ergab sich nach diesen Worten dem Fieber, und hoffte, daß Jene die er unterwiesen hatte, wie mit ihm zu verfahren sei, sich auch daran halten und nicht eigene Experimente unternehmen würden.
    Der Krieger verspürte Angst, dies war kein Gegner den man mit Muskel- oder Verstandeskräften niederringen konnte, dies war Siechtum und Krankheit, das größte Unheil für einen Kämpfer.

  • Die Nacht war schon fast an ihrem Ende angelangt, als Nazral völlig erschöpft an dem versteckten, nymbrischen Außenposten ankam und dort zuallererst professionellen Heilmaßnamen unterzogen wurde. Das abgetrennte Körperteil musste so schnell wie möglich wieder an seinem Platz befestigt werden und mit Magie geheilt werden. An Ort und Stelle konnte zwar die grobe Vorarbeit gemacht werden, aber die abschließende Heilung musste in einer der großen Städten vollzogen werden, wenn Nazral nicht für mehrere Monate außer gefecht sein wollte. Bevor er sich zur Ruhe legte gönnte sich Nazral noch einen Gedanken an den Kampf, den er sich mit dem Hüter von Montralur geliefert hatte. Ein Grinsen, durch die Maske für Umstehende unsichtbar, huschte über sein Gesicht bei dem Gedanken daran, welche Qualen diesen Impertinenten Menschen erwarteten, der behauptete mit der Macht eines Gottes gesegnet zu sein.
    Zufrieden, aber unter starken Schmerzen schlief Nazral ein. Seine Reise würde am kommenden Morgen weitergehen.
    Wir "sprechen" uns noch, Sir Aldhayn Grauquell
    dachte Nazral bei sich, bevor er einschlief

  • Corridiel bemerkte, dass Sir Aldhayn mit dem Gift rang. Kurz zögerte er, beschloss dann aber, dass er und Herr Talris am besten wussten, was in diesem Fall zu tun war. Also widmete sich der Elb wieder seiner Wache und umkreiste in unregelmäßigen Abständen das Lager und starrte in die Duneklheit hinaus...

  • Aus den Augenwinkeln betrachtete er den Elben eine Weile während er sich um Aldhaynes Fieber kümmerte.
    Als er dem Ritter eine neue Kompresse auf die Stirn und die Waden legte, stand er auf und ging vorsichtig zu Corridiel um die ruhenden nicht zu wecken.


    Er näherte sich ihm von vorne, gut sichtbar, das er ihn nicht erschrack.


    "Mein Freund, es tut mir sehr Leid das wir euch in diese Misslage gebracht haben. Sicherlich hätte euch dieser Nymbra nicht gefunden wenn wir ihn nicht zu euch geführt hätten.


    Egal was ihr tut, zögert nicht die Flucht zu ergreifen, wenn ihr jemals einen oder mehrere Nymbra seht. Wir ich schon sagte, sind diese Wesen nicht einfach zu bezwingen. Ihr Gott verleiht ihnen zu viel Kraft durch das Blut anderer.


    Wenn ihr Informationen benötigt oder ich irgendwas für euch tun kann, zögert nicht mir davon zu berichten, einverstanden?"


    Freundlich jedoch bestimmt lächelte er Corridiel zu.


    "Es freut mich nach solanger Zeit wieder einen Gleichgesinnten hier in Montralur zu begegnen."

  • Corridiel war überrascht, dass Talris zu ihm gekommen war, antwortete aber gleich:
    "Das braucht Euch nicht leid zu tun, Talris, ich bin freiwillig hier und kann auch jederzeit freiwillig wieder gehen. Und auf meinen Fahrten habe ich schon zahlreiche Gefahren überstanden, so wird es auch mit dieser sein. Zudem habe ich Euch Gastfreundschaft an meinem Lagerfeuer angeboten, das verpflichtet zu einigem..."
    Und er erwiederte das Lächeln:
    "Und das mit dem Gleichgesinnten - nun, das wird sich zeigen, es freut mich aber immer, ein Mitglied unseres Volkes zu treffen - egal, wo!"

  • Er lächelte ihm zurück und nickte. Als plötzlich......


    Mit einem Mal schreckte Talris auf. Sein Blick glitt verwirrt an seinem Körper herab... Ein leiser Schmerz entwich von seinen Lippen. Er deckte eine Halskette auf die er um den Hals trug. Es schien ihn zu verbrennen, als im nächsten Augenblick das genaue Gegenteil eintrat... Mit einem Ruck riss er die Kette von seinem Hals und warf sie weg. Dann hielt er seine Hände als würde er sie vor dem erfrieren schützen....


    Langsam stand er auf und ging zu der Kette die nun am Boden lag und hob sie vorsichtig auf. All das Schauspiel schien vorbei und so verharrte Talris einen Moment wie in Trance in dieser Position.


    Nach einigen Minuten in denen er nicht ansprechbar war, fiel er auf die Knie. Lediglich der Blick auf seine Schulter war zu sehen. Sein Kopf senkte sich langsam.


    Flüsternd sprach er....


    Anor feanol a sîdh uireb, Mellon....!


    An sí Tintallë Issar Oiolossëo
    ve fanyar máryat Elentári ortanë
    ar ilyë tier undulávë lumbulë
    ar sindanóriello caita mornië
    i falmalinnar imbë met,
    ar hísië untúpa míri oialë.
    Sí vanwa ná, Rómello vanwa, Montralur!
    Namárië! Mellon Zairon...... Namárië!


    (Strahlende Sonne und ewigen Frieden mein Freund....!


    Denn nun hat die Entzünderin, Issar, die Sternenkönigin,
    vom Berg Immerweiß ihre Hände wie Wolken erhoben
    und alle Pfade sind versunken tief im Schatten;
    und aus einem grauen Land liegt Dunkelheit
    auf den schäumenden Wellen zwischen uns,
    und Nebel bedeckt die Juwelen auf ewig.
    Verloren ist nun, verloren für jene aus dem Osten, Montralur!
    Lebewohl! Freund Zairon.......! Lebewohl!)

  • Der große Elb schaute erstaunt Talris nach und beobachtete ihn kurz, was er machte. Er beschloss, dass es besser war, ihn nicht zu stören. Prüfend wanderte der Blick von Corridiel von Aldhayn über Talris zu Xanthia und Feena. Dann schüttelte er mit einem leisen Lachen den Kopf und ging wieder auf Posten...

  • Er verharrte eine Weile in dieser Position.....


    Wischte sich die Tränen aus seinem Gesicht und stand auf um kurz darauf mit festem Willen und Entschlossenheit immer noch den Rücken zur Gruppe gewand Corridiel etwas mitzuteilen.


    "Ich werde euch nun verlassen um eine Weile alleine zu sein. Ich habe euch Kräuter da gelassen die ihr Aldhayne als Tee verarbreichen könnt.
    Verzeiht das sich unser Gespräch aprubt beendet hat. Doch etwas ließ mein Herz erschweren. Ich hoffe ihr habt Verständnis.


    Erwartet mich erst im Morgengrauen."

  • "Natürlich habt Ihr mein Verständnis, auch wenn es mir leichtsinnig erscheint, das Lager jetzt zu verlassen. Doch Ihr kommt von hier, Ihr wisst schon, was Ihr tut, insofern achtet auf Euch und möge Eure Suche erfolgreich sein," antwortete Corridiel.

  • Xanthia wurde vor der Zeit wach. Wenn sie auch schon sicher zwei, drei Stunden geschlafen hatte, ihre Wache hatte noch nicht begonnen. Sie fror und schon im Erwachen war ihr bewusst, dass die Kälte die sie spürte nichts mit der Kühle der Nacht zu tun hatte.


    Schlaftrunken schaute sie sich um. Ihr erster Blick galt dem Ritter, aber ihn sah sie atmen. Verwirrt runzelte Xanthia die Stirn, zog dann aber einfach den Mantel enger um sich und stand auf. Die Kälte in ihren Gliedern verlor sich.
    Jetzt entgültig wach, sah sie sich nach den anderen um, Talris war nicht mehr am Feuer und Feena schlief, Corridiel konnte sie auf den ersten Blick nicht entdecken.


    Xanthia reckte sich noch ein mal und trat dann zum Rand des Lagers, dorthin, wo sie den großen Elfen zu letzt gesehen hatte. Wenn sie nun schon ein mal wach war, konnte sie Corridiel auch ablösen.

  • Die letzte Träne wischend, ging er leise jedoch Entschlossen zu Endoras, richtete die Zügel und machte sich in die Dunkelheit.


    ~~~ Viel später etwa 3-4 Stunden ~~~


    Später in der Nacht hörte man Klagegesänge in der Dunkelheit.


    (Für jene Elben die genau zuhörten: Die Lieder erzählten von einem Kind Montralurs, dass in die Ferne aufrbrach und nie mehr zurück kommen wird..)

  • Nazral war inzwischen verarztet und hatte wenige Stunden geschlafen. wärend eines Verbandswechsels, der mit großen Schmerzen verbunden war, schnappte Nazral die Geräusche eines Elbenliedes auf... ein Flüstern im Wind. Er lauschte, doch seine groben Kenntnisse der Elbischen Sprachen Sindarin und Quenia reichten nicht aus, um eine Übersetzung zu liefern, doch aus dem Flüstern konnte man erkennen, dass es ein Klagelied sein musste. Nazral hoffte insgeheim (auch wenn er nicht ernsthaft daran glaubte), dass sein Gift eine solch extreme Wirkung bei seinem Peiniger verursacht haben mag. Er würde gern mehr verstehen, doch dafür hätte er als Spion ausgebildet sein müssen und nicht als Schattenläufer.
    Mit diesem guten Gefühl im Bauch, dem Feind einen üblen Schlag zugeführt zu haben, packt Nazral seine Sachen um noch in der schwindenden Dunkelheit mit einer Einheit Schattenläufer in Richtung Nymbrolia zu reisen.

  • Feena erwachte aus einem erholsamen Schlaf weil sie etwas gehört hatte. Noch ehe sie richtig wach war, wusste sie, was es war. Sie setzte sich auf und schob die Kapuze des Mantels zurück. Völlig gefangen vom Klang des Liedes, dass durch die Nacht zu ihnen drang, lies sie den Blick über das Lager gleiten. Talris fehlte und mit ihm sein Pferd. Nun wusste Feena, wer die Klage angestimmt hatte.


    Sie setzte sich mit dem Rücken an die Eiche gelehnt aufrecht hin und schloss die Augen. Sie lauschte auf das Lied und seine Botschaft. Ihr Herz wurde schwer und tiefe Trauer war auf ihrem Gesicht zu lesen.

  • Corridiel lauschte dem Lied nur mit einem halben Ohr - schließlich war er auf Wache.


    Als Xanthia aufwachte und so aussah, als würde sie die Wache übernehmen, ging er zu ihr rüber und sagte:
    "Es war alles ruhig - zumindest da draußen... Wenn es Dir nichts ausmacht, würde ich jetzt mich zur Ruhe begeben."

  • Xanthia nickte nur und verschwand nun ihrerseits im Dunkeln, um langsam und aufmerksam das Lager zu umkreisen. Sie versuchte Talris´ Lied, das noch lange die Nacht durchdrang, so gut es ging aus zu blenden, um nicht abgelenkt zu werden, doch konnte sie sich dessen Klang nicht gänzlich entziehen.


    Als die ersten Anzeichen der Morgendämmerung zu erahnen waren, kam sie zum Feuer zurück und übergab die Wache, wie abgesprochen an Feena. Nun doch reichlich müde, legte sie sich wieder hin, um die verbliebenen Stunden noch für Ruhe zu nutzten.

  • Feena erhob sich, als Xanthia ihre Wache beendet hatte, um nun ihren Teil zu erfüllen. Talris Klage war vergklungen und so wartete sie auf dessen Rückkehr während sie das Lager umkreiste.


    Jetzt in der ersten Stunde der Dämmerung schien hinter jedem Busch ein Feind zu hocken. Doch schon bald wurde es heller und heller und die ersten Vögel begannen mit ihrem morgendlichen Lied. Alles war ruhig um sie her und als die Sonne ihre ersten Strahlen über das Land sandte, drehte Feena ihr das Gesicht zu, um den Morgen zu begrüssen.

  • Corridiel hatte eine Zeit lang meditiert, dann hatte er sich schließlich in seinem Schlafsack zusammengerollt und geschlafen.
    Nun aber weckte ihn das Zwitschern der Vögel, welche den herannahenden Tag begrüssten. Der große Elb stand auf, streckte sich und schaute sich dann im Lager um.
    Schließlich feuerte er ein bißchen die Flammen des Lagerfeuers an und setzte dann einen kleinen Kessel mit heißen Wasser auf, der bald fröhlich vor sich hin blubberte. Corridiel langte in seine Tasche, wühlte ein wenig und förderte dann ein paar Kräuter heraus, die er in das heiße Wasser warf.
    Schließlich goß er den Sud in eine große Tasse und ging zu Feena.
    "Lindenblütentee?"

  • Feena hatte Corridiel kommen hören und sich zu ihm umgedreht. Auf seine Frage hin, nickte sie und nahm den Becher entgegen.


    "Vielen Dank, Corridiel." Sie nahm einen Schluck. "Das tut gut so früh am Morgen."


    Sie schaute wieder in Richtung der aufgehenden Sonne.


    "Heute scheint wieder ein schöner Tag zu werden."


    Dann sah sie wieder zum Elb.


    "Ich hoffe, du hast etwas Ruhe finden können?"

  • Etwas abwesend meinte der Elb:
    "Jeder Tag ist ein schöner Tag..."
    Dann wandte er sich wieder voll Feena zu und sagte:
    "Aber natürlich! Ich habe gut geschlafen und es war auch lange genug. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so gut geschlafen hätte, wenn ich alleine gewesen wäre..."
    Und er zeigte auf einen Baum.
    "Denn das wäre dann mein Bett gewesen!"