Auf den Straßen Montralurs - Teil 2

  • Aldhayns Körper wehrte sich gegen den fremden Eindringling, der nun durch mutige Verbündete dezimiert worden war, das Fleisch um die Naht riß ein und öffnete den Wundkanal. Wie die Verteidiger einer belagerten Stadt trieb sein Fleisch den letzten Rest eiternden Gewebes vor sich her, bis er durch die Öffnung gedrängt ins Leere fiel.
    Die Regenerativen Kräfte des jungen Alavhaners verspürten den unnachgiebigen Wunsch zu obsiegen. Und so nahm jenes Gewebe, daß für die Heilung von Wunden zuständig war den Kampf wieder auf. So übermütig war das Streben seines Körpers, daß sich ein aus frischem Fleisch bestehender Tentakel bildete, der stetig weiter wuchs.


    Vielleicht war auch dieser in seine Schranken zu verweisen, um die Wunde korrekt zu heilen, vielleicht würde er auch einfach absterben und abfallen, wenn sein Körper realisiert hatte, daß alles hinaus getrieben war.


    Die Macht des Thrones seines Vaters nährte seine Gegenwehr und forderte ihn auf seie Abstammung zu beweisen. Er hatte dem Nymbra etwas versprochen und ihm prophezeit was kommen würde, nun mußte er seine Macht beweisen.


    Das Fieber brannte immer heißer und bald hatten die Helfer das Gefühl sein Körper glühte so brünstig wie das Feuer in ihrem Rücken. Der Puls des Kriegers raste und sein Atem war so tief wie heftig. Für all jene die sich auf die Heilkunst verstanden war klar, daß dies ein letztes Aufbäumen war, welches, so es erfolgreich wäre, seinen Lebensfunken gleißen ließe, doch im Falle eines Scheiterns in finsterer Nacht ertränken würde

  • Der Elb aus Amatyrill sah Feena abschätzend an und meinte dann:
    "Nunja, ich habe etwas Erfahrung darinnen, denn viele meines Volkes beherrschen die heilende Kraft der Natur, so auch ich. Doch ich weiß nicht, ob ich in diesem Fall helfen kann. Und schließlich bin ich immer noch ein Fremder - es ist fraglich, ob Herr Aldhayn mich überhaupt an sich heranlässt..."

  • Xanthia beobachtete zunächst schweigend den Kampf des Ritters. Dann ging sie ruhig neben Aldhayn in die Hocke, legte ihren Stab neben sich ab und begann seine Haut zu kühlen. Mehr war für sie im Moment nicht zu tun.


    Und während sie über Aldhayn hinweg ins Leere sah, begann sie leise zu sprechen:


    "
    Halb aus dem Schlummer erwacht,
    den ich traumlos getrunken,
    wie war ich versunken
    In die unendliche Nacht!

    Tiefes Verdämmern des Seins,
    Denkend nichts, noch empfindend!


    Da beschlich mich, Geist mir und Sinne verengend,
    Listig der Tod und mich umschlang.


    Schaudernd fuhr ich auf, und schloss mich ans Leben,

    Siehe, da hab ich gelebt:
    Was sonst, zu Tropfen zerflossen,
    Langsam und karg sich ergossen,
    Hat mich auf einmal durchbebt

    Oft noch berühre du mich,
    Tod, wenn ich in mir zerrinne,
    Bis ich mich wieder gewinne
    Durch den Gedanken an dich!
    "

  • Feena nickte auf Corridiels Antwort hin und blickte wieder zu dem Ritter am Boden.


    "Nun wir werden sehen."


    Als Xanthia sich zu Aldhayn begab runzelte Feena kurz die Stirn und beobachtete argwöhnisch deren Tun. Sie entspannte sich jedoch, als sie sah, was Xanthia tat.


    Nachdem Xanthia zuende gesprochen hatte, Worte, die für Feena keinen Sinn ergaben, sie aber dennoch berührten, trat sie zu ihr und legte der am Boden Hockenden die Hand auf die Schulter.


    "Wenn du Hilfe brauchst, sagst du es, ja?"

  • Corridiel ar mitgekommen und bot ebenfalls seine Hilfe an:
    "Wenn ich helfen kann, lasst es mich wissen. Auch wenn ich keine Heiler bin, so kann ich doch einiges bewirken..."

  • Als Feena sie an der Schulter berührte zuckte Xanthia merklich zusammen., fing sich aber schnell wieder. Sie zog eine Grimasse und schielte zu Feena und Corridiel hoch.


    Das Fieber muss runter. Irgendwie. Aber wenn niemand von Euch zufällig einen Umschlag aus Senfkörnern oder vielleicht Himbeerblätter oder im Idealfall noch Ganuschwurzel zur Hand hat, dürfte das nun recht schwierig werden.


    Xanthia feuchtete ein Tuch an und legte es Aldhayn erneut auf die Stirn.


    Er hätte sich gestern helfen lassen sollen. Das hier ist reichlich unnötig und dumm!“ meinte sie daraufhin und machte keine Anstallten ihren Unmut zu verbergen. Dann sah sie zu Talris, um zu erfahren, was dieser nun vor hatte.

  • Feena schüttelte nur den Kopf. Sie hatte nichts von den aufgezählten Dingen bei sich. Dann beugte sie sich zu Xanthia hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. (PN)


    Zu Corridiel gewand sagte sie:


    "Lass uns beiseite treten. Wir wollen dem Kranken nicht die Luft zum atmen nehmen."


    Sie ging daraufhin zurück zum Feuer.

  • Auf Xanthias Lippen zeigte sich für wenige Momente ein grimmiges Lächeln, als sie Feenas Worten lauschte und sie nickte.
    Als ihre Reisegefährtin sich zum Gehen wand, lies Xanthia sich endgültig neben den Ritter nieder. Aufmerksam beobachtete sie dessen Kampf ums Leben und zog dann ihren Dolch. Diesen in ihren Schoß legend, brachte sie daraufhin aus einem Beutel an ihrem Gürtel, einen kleinen metallenen Becher zum Vorschein und setzte ihn vor sich auf den Boden. Nachdem sie einige Tropfen Wasser hineingefüllt hatte, zog sie schließlich wieder ihren Stab an sich, lehnte ihn erneut an ihre Schulter und sich selbst abwartend dagegen. Noch ein mal sah sie zu Talris auf.

  • Auch Corridiel schüttelte den Kopf:
    "Nein, so etwas habe ich nicht. Ich kann lediglich ein Gebräu anbieten, was einen starken Alkoholanteil hat - dies auf einem Umschlag wirkt ebenfalls kühlend, wenn auch nicht so gut, wie die genannten Kräuter..."
    Aber dann trat er mit Feena beiseite und fügte an:
    "Sagt einfach bescheid, Xanthia und Talris, wenn Ihr Hilfe braucht."
    Und er ging mit Feena ein paar Schritte. Schließlich sagte er:
    "Hmmm, eine mißliche Lage - zudem hoffe ich nicht, dass ich irgendiwe Dein Mißfallen eregt habe, Feena?"

  • Feena runzelte die Stirn als sie Corridiels Frage hörte. Bevor sie antwortete, erregte jedoch etwas anderes ihre Aufmerksamkeit und sie schaute wieder zu Xanthia hinüber. Deren Vorbereitungen entgingen ihr nicht. Kurz verdrehte sie die Augen und atmete einmal tief ein und aus, beschloss jedoch, sich für den Moment nicht einzumischen und abzuwarten.


    "Mein Missfallen? Wie kommst du darauf?"


    Feena war leicht irritiert, bemüht, sowohl Xanthia als auch Corridiel die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.

  • "Doch, alles ist in Ordnung."


    Feenas Blick war freundlich, als sie zu Corridiel hoch sah.


    "Was war es nun, dass mein Missfallen erregt haben sollte?"


    Sie sah ihn fragend an während sie auf die Antwort wartete.

  • "Es ist mehr ein Gefühl, so etwas wie Unbehagen - irgendetwas liegt in der Luft, was irgendwie seltsam ist. Vielleicht ist ein wenig das Mißtrauen, was einem Fremden entgegen gebracht wird, vielleicht auch dier Vorfall mit dem Nymbra - oder etwas ganz anderes. Aber irgendetwas stimmt nicht, spürst Du das nicht auch?"

  • Feena dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte sie den Kopf.


    "Nein, ich spüre nichts, was ich als ungewöhnlich bezeichnen würde. Die Mitglieder dieses Lagers reagieren für mich alle der Situation entsprechend."


    Sie zuckte mit den Schultern.


    "Wir sind einem Fremden, dir, begegnet und noch bevor wir die Möglichkeit hatten, uns kennenzulernen, hatte wir einen Nymbra Angriff abzuwehren. Dass dadurch nicht alles völlig ruhig und in geordneten Bahnen verlief, ist verständlich, oder?"


    Sie sah kurz zu Xanthia, bevor sie fortfuhr.


    "Ich fürchte, ich weiss nicht, wovon du sprichst. Magst du dich näher erklären?"

  • "Hmmmm," meinte der Elb. "So richtig erklären kann ich es nicht. Was das Mißtrauen angeht, so ward ihr alle nicht wirklih unfreundlich, ich bin in anderen Ländern schon unfreundlicher empfangen worden. Insofern - und durch diesen Nymbraangriff - ist alles doch relativ normal abgelaufen. Doch meinte ich, ein übergroßes Mißtrauen oder Unverständnis mir gegenüber zu spüren - es kann auch gut sein, dass ich mich täusche. Wenn man viel alleine unterwegs ist, wird man sehr sensibel für so etwas - denn das eigene Leben könnte davon abhängen..."

  • Der Hüter reagierte auf den Besang. Der geschundene Leib, als fiebernde Hülle , beruhigte sich ein wenig. Die ihm innewohnende Seele jedoch, wuchs auf zu ihrer vollen Größe. Er wußte, daß er nicht sterben würde, doch sein Körper kämpfte noch immer, als ginge es um Alles.
    Aldhayns Geist bestimmte, daß es nun an der Zeit war, sich für eine Weile aus dem Körper zurückzuziehen, damit dieser sich alleine mit dem Fieber auseinandersetzen konnte.


    Sein Mund öffnete sich ein wenig, und ein zarter Hauch des Lebens entwich; Sich über seinen Lippen wie eine kleine Säule schwelenden Rauchs sammelnd.
    Aufsteigend zu einer Säule, die bald menschliche Formen annahm, wenn das Sonnenlicht direkt auf ihn traf, glitzerte die ansonsten unsichtbare Wolke leicht auf. Den Augen eines Elbes mag dies auffallen, doch dem normalen Menschen wäre es nicht mehr als der zarte Hauch des Morgennebels auf den Wiesen.


    Als die Lebenswolke sich vollständig aus dem Körper zurückgezogen hatte, bildete sie fast vollständig eine Kopie des Hüters. Aldhayns Geistgestalt sah an sich hinunter, schien zu prüfen ob sie vollständig sei.
    Dann beugte er sich hinunter zu seinem Körper, und schloß mit einer sachten Bewegung den Mund seiner Hülle.


    Der Körper verfiel in einen tiefen Schlaf, ohne jede Regung, und auch der Tentakel hatte aufgehört zu wachsen. Mit langsamen, kräftigen Herzschlag und ruhigster Atmung, jedoch ohne ein Anzeichen von Leben, daß über die reine Funktion hinausging.


    Dann glitt das Leben Aldhayns zu Talris, nahe an sein Ohr. Er wußte, daß ihn sein Herr hören würde, denn Aldhayn bediente sich der gleichen Macht, die sein Vater anwandte, wenn er nach ihm rief.
    Ruhig und Kraftvoll, sprach er zu seinem Freund:


    " Fürchte nicht um mich mein alter Freund, ich gehe mich nur ein wenig erholen. Die Wut des Tages, die Sorgen der letzten Jahre lasten auf den Schultern dieser viel zu jungen Hülle. Talris, mein Freund, so kann sie nicht gegen die Wirkung des Giftes bestehen.
    Schick einen Boten zu meiner Gemahlin, bring sie zu ihm, sie wird ihm gut tun.
    Bring ihn nach Hause, lass ihn sich im Bärengrund erholen, dort wo er sich zuhause fühlt, ich komme bald nach.
    Ich gehe nun, sorge dich nicht, Marthiana wird davon wissen, wenn dein Bote kommt, und ihm glauben...

  • Als er grade mit dem Gift spüren fortfahren wollte geschah das seltsame Ereignis. Talris schloss die Augen und hörte aufmerksam zu.


    Als der Geist fertiggesprochen hatte, nickte er zustimmend und wachte aus seiner kurzen Trance.


    Er blickte zu Xanthia und sprach: "Ich denke ich werde euch für eine Weile verlassen müssen um Aldhayne nach Bärengrund zu bringen. Sein Körper kämpft noch gegen das Gift, doch es hat noch nicht verstanden, dass es aus sein Körper es bereits ausgeschieden hat.


    Auf meinem Pferd bin ich am schnellsten. Drum zieht ohne uns weiter.


    Wartet auf mich in der Herschaftsstadt, ich werde euch dort suchen, sofern euer Weg dorthin führt. Ich bringe seinen Körper nun in seine Heimat, denn dort denke ich wird seine Genesung fortschreiten."


    Fordernd blickte er Xanthia und die anderen an, wartend auf eine Antwort.

  • Xanthia stieß hart die Luft aus.


    Was bringt ihr zum Bärengrund ? Euren Hüter oder eine leere Hülle?


    Ruhig sah sie Talris an. Doch dann zuckte sie kopfschüttelnd mit den Schultern und meinte lediglich:


    Tut, was ihr wollt, es muss mir ja nicht gefallen ! Noch muss ich es begreifen.


    Xanthia stand auf und kehrte nachdem sie ihr Eigentum wieder an sich genommen hatte, an ihren alten Platz zurück. Dort lies sie sich nieder und fischte nach einem Stück Brot.

  • "Weder meinen Hüter, noch eine leere Hülle. Ich bringe einen verwundeten Soldate in seinen Heimatort, wo ihn Heiler und Angehörige besser kennen als wir.


    Ich hätte einmal mehr nicht auf ihn hören sollen und ihn bereits gestern fortschaffen müssen.


    Doch beruhigt euch bitte. Es wird ihm besser gehen, wenn er ersteinmal den Heimatboden seines Schaffens in seine Sinne bekommt. Sein Körper ist sehr geschwächt. Ich verstehe selbst nicht was heute morgen, geschweige denn gestern Nacht passiert ist.


    Doch ich fühle sein Verlangen nach dem Bärengrund, seiner Heimat."


    Langsam schaffte er den heissen Körper in Richtung seines Pferdes und legte ihn auf den vorderen Sattel. Endoras schreckte kurz auf, als der vom fieber gezeichnete Körper die Haut des Pferdes berührte, doch Talris beruhigte ihn vorsichtig.


    Er würde ihm Wurzel und Kräuter die er unterwegs finden würde gegen sein Fieber verabreichen und einen Boten zu Marthianna schicken.


    Bevor er auf sein Pferd stieg blickte er noch einmal Hoffnungsvoll in die Gruppe.


    "Ich werde euch in der Herschaftsstadt erwarten. Das verspreche ich euch."

  • Feena lies Corridiels Erklärung unkommentiert. Zum einen wusste sie derzeit nichts darauf zu antworten, zum anderen war sie immer noch halbwegs mit den Geschehnissen um Aldhayn beschäftigt.


    Sie sah, dass Talris auf etwas lauschte und daraufhin Aldhans Körper zu seinem Pferd trug. Sie hörte auch Xanthias Worte, verstand aber deren Sinn nicht, wenn auch der Ärger und grosser Unmut nicht zu überhören waren.


    Als Talris sich verabschiedete entschuldigte sie sich kurz bei Corridiel und ging dann zu ihm. Sie legte ihm kurz die Hand auf den Arm und sah ihn an.


    "Wir werden uns wiedersehen. Ob in der Herrschaftsstadt oder anderswo. Bring Aldhayn in seine Heimat. Und...., pass auf dich auf."


    Sie drückte zum Abschied kurz seinen Arm und wandte sich dann ab, ein Hauch von Traurigkeit auf den Zügen.


    Feena ging zu Xanthia und lies sich neben ihr nieder. Sie sah die Frau von der Seite an, sagte aber erst einmal nichts.