Eine weite Wiese nahe der Stadt

  • Es ist Zeit vergangen... schon länger lag die Wiese in Ruhe.
    Der Schnee ungetrübt von etwas anderem als ein paar Spuren von Hasen oder kleinerem Wild und sanfter Morgennebel, der gegen die Bäume treibt.


    Langsam wird der Nebel im Zentrum der Wiese dichter, fester, scheint aus dem Boden zu steigen und verhüllt nach einiger Zeit das Zentrum der Wiese.
    Lange hält sich dieser Nebel, unbeeinflusst von Wind oder Wetter bleibt er bestehend, wirbelnd, undurchdringlich.
    Als er schliesslich verschwindet steht dort eine hochgewachsene Gestalt, eingehüllt in einen schweren, schwarzen Mantel mit eine Kapuze, die keinen Blick auf das Gesicht zulässt. Die Gestalt scheint zu lauschen und strahlt so stark Magie aus, dass sogar für einen Laien die Aura fast sichtbar ist.


    Sie wartet und setzt sich schliesslich in Richtung des Lagers der Mondelben in Bewegung, langsam, fast gemächlich, aber zielgerichtet.

  • Das Erscheinen der Präsenz bleibt den Wächtern nicht verborgen. Elenoë, die sich gerade auf Perimeterpatrouille befindet, ruft sich zwei der ihren als Unterstützung herbei. Auch Am'Anethra, wenn auch etwas weiter entfernt im Elbenwald unterwegs, sowie die verbliebenen Wächter im Lager werden in Kenntnis gesetzt. Wer auch immer dort aufgetaucht war stellt offensichtlich für das Lager eine potentielle Gefahr dar.


    Schließlich begeben sich die drei auf Abfangkurs. Kurze Zeit später machen sie die Gestalt aus, die ihnen auf den ersten Blick gar nicht so unähnlich sieht.
    "Le suilon," beginnt sie in der alten Sprache; Die elbische Natur ihres Gegenübers ist nicht zu verkennen. "Was führt Euch in unser Lager?"

  • Die Gestalt bleibt regungslos steen, als die drei in ihre Nähe kommen.
    Auf die Begrüßung nickt sie leicht und scheint dann etwas zu übelegen. Das Gesicht liegt immer noch im Schatten der Kapuze verborgen und die Elben können spüren wie die magische Aura um die Gestalt herum pulsiert.


    "Mein Name ist Liadana, ich wünsche mit Sera Am'Anethra zu sprechen" antwortet sie ebenfalls in der alten Sprache.
    Ihre Stimme trägt Spuren von schwer in Zaum gehaltener Macht und Emotionen mit sich, als würde sie um Fassung und Kontrolle Ringen, dennoch ist die Gestalt ruhig.

  • Elenoë mustert ihr gegenüber eingehend, der Tonfall ihrer Stimme hat sie hellhörig gemacht, wenn nicht gar alarmiert. Der Schatten, den die Kapuze wirft hält die Mondelbin nicht davon ab ihr das Gesicht ihres Gegenübers genauestens zu betrachten, ein rötlicher Glanz läuft dabei über die Koronen ihrer Augen.
    Auch wenn sie mit dem Gesicht nichts anfangen kann so ist doch ihr Auftauchen hier mehr als stimmig.
    "Sera Am'Anethra ist zur Zeit nicht zugegen. Ich kann ihr aber dennoch eine Nachricht zukommen lassen, auch wenn ich nicht garantieren kann dass sie ihr Aufgabe unterbrechen wird."

  • "Ich sehe nichts was dagegen sprechen sollte. Seid willkommen." Sicher würde ihr das Eine oder Andere einfallen was dagegen spräche, aber es war sicher nicht die beste Idee ihr diesen Wunsch abzusprechen. Vor allem solange die Panondae nicht da war.
    Sie dreht sich seitlich, auch die anderen Wächter nehmen Positionen ein um Liadana ins Lager zu eskortieren.

  • Bellaria war zielstrebig aus dem Brennenden Tisch und aus der Stadt gelaufen, aber sie wusste erst, wo sie hinwollte, als sie eine ganze Zeit lang später die Wiese erreicht hatte.
    Trotz des winterlichen Wetters zog es sie ins Freie. Sie suchte sich einen der Bäume aus und breitete die Decke, die sie sich mitgebracht hatte, so aus, dass sie sich an den Stamm anlehnen und bequem sitzen konnte.
    Eine Weile saß sie einfach so da und genoss die frische Luft und die Aussicht. Dann packte sie die Laute aus und klimperte so vor sich hin, ohne darüber nachzudenken.

  • Lange Zeit saß Bellaria so da, in fast schon meditativer Eintracht mit ihrer Laute, die sich mit der Bardin zu unterhalten schien. Hin und wieder summte sie eine Melodie dazu, zwischendurch spielte sie ein trauriges Lied. So verbrachte sie den Tag allein, nur mit ihrer Laute, unter dem Baum auf der Wiese.

  • Unweit der Stadt und daher in kurzer Zeit vom Marktplatz zu erreichen liegt die große Wiese. Ein Rest Tau von der Nacht liegt auf den langen Grashalmen und bunte Blätter von den Bäumen, die Amonlonde-Stadt umgeben, rascheln unter Alanis Schritten, als sie die Wiese betritt. Ihre Röcke fangen sofort Feuchtigkeit auf. Nach einigen Metern dreht sie sich zu Damorg um und blickt ihn an. Ihre eigene Courage hat sie ein wenig erschrocken, weswegen sie nun nach Worten ringen muss.


    "Ich - danke, dass Du mitgekommen bist." Ihre Stimme klingt ganz klein und gepresst.

  • " Du brauchst mir nicht danken, ich glaube ich habe viel mehr einen Grund mich zu entschuldigen. Ich hatte eben kein Recht dazu, dir solche Worte..."


    Er presste wieder die Zähne zusammen, er wollte keine Emotionen zeigen.

  • "Du hast alles Recht, wütend zu sein. Jeden Grund." Alanis verschränkt die Arme hinter dem Rücken und zwingt sich, tief und langsam durchzuatmen. Sie blickt Damorg unverwandt an, sichtlich nervös und nicht fähig, ruhig stehen zu bleiben. Fast wirkt es, als wolle sie sich wieder umdrehen und weglaufen. Doch sie tut es nicht. "Ich habe Dir wehgetan, obwohl Du mir alles geboten hast." Sie schluckt schwer. "Das hat mir Angst gemacht."

  • "Ja das hast du wohl" bemerkte er kühl.


    Damorg schaute sie verwundert an. Er hatte fast alles erwartet, aber Angst bei Alanis, wäre ihm nicht eingefallen.


    "Angst?"

  • Alanis nickt leicht, vom Tonfall seiner Stimme für einen Moment sichtlicher verunsichert. Man merkt, dass ihr die Worte, die sie spricht, nicht leicht fallen.


    "Ich hatte Angst, dass die Folgen für Dich - ich wollte doch einer Siedlung nicht das Vertrauen in die moralische Standfestigkeit seines Priester nehmen."


    Der Blick in ihren Augen verdunkelt sich.


    "Und ich glaubte einfach nicht, dass das etwas ist, was Du für mich hättest riskieren sollen. Nicht für jemanden wie mich. Und ich sagte mir, dass ich als Priesterin wohl viel eher meiner Aufgabe nachkommen sollte als mich kopfüber in etwas zu stürzen, das ich nicht überblicken und kontrollieren konnte, während gleichzeitig überall um mich herum die Welt in Trümmer fällt. - Ich hatte Angst davor, noch mehr Fehler zu machen als die, die ich schon begangen habe. Ich meine, Du bist jung und hast so Vieles noch vor Dir und ich bin -."


    Ihre Hände wandern vor ihren Körper und verkrampfen sich dort, Fingernägel hinterlassen kleine, halbmondförmige Abdrücke in der Haut ihrer Handrücken. Sie verschluckt den Rest des Satzes, weil sie weiß, dass das, was sie sagen will, fürchterlich falsch klingen würde.


    "Ich weiß, ich bin furchtbar egozentrisch, weil ich glaube, für jedes Problem eine Lösung zu haben. Weil ich mich für so wichtig erachte, daß ich mich bei jedem Problem direkt voll hineinwerfe, ohne Rücksicht auf die Menschen, die ich damit verletzte. Und ich habe, glaube ich, in den letzten Jahren, viele Freunde vor den Kopf gestoßen. Und in all meinem Egoismus und meiner Starrköpfigkeit habe ich mir auch noch angemaßt, für uns eine Entscheidung zu treffen, Dich zu belügen und zu behandeln, als wärst Du nicht mündiger Teil dieser Welt und für Deine eigenen Entscheidungen verantwortlich. Das war feige und unrecht und - ja, das wollte ich Dir sagen. Meine Freunde haben mir in Lupien mit viel weisem Rat zur Seite gestanden und deswegen hatte ich mich wieder auf den Weg gemacht. Es tut mir wirklich Leid. Ich weiß nicht, wie ich so etwas wieder gut machen könnte -."


    Sie lässt den Kopf hängen.

  • Er hört ihr schweigent zu ohne eine Regung zu zeigen, ohne das einWort über seine Lippen kommt.


    "Nun hast du mir viel über deine Vergangenheit erzählt und ich kann nun verstehen warum du so gehandelt hast. Warum du mich verletzt hast. Weil du es für das Richtige gehalten hast. Doch drängt sich nun die Frage bei mir auf, was ist jetzt mit dir? Hat sich etwas geändert?"


    Er war selbst verwundert über die Worte die über seine Lippen kamen.


    "Und lass deinen Kopf nicht so hängen. Du hast erkannt wo dein Fehler war und bist nun auf einem anderen Weg. Außerdem sehe ich dir gerne ins Gesicht."


    Damorg musste grinsen.

  • Alanis macht ein Geräusch, das irgendwo zwischen Auflachen und Schluchzen liegt und hebt dann leicht die Schultern. Man merkt ihr die Erleichterung darüber, dass er sie angehört hat, ohne sie zu schlagen, anzuschreien oder einfach wegzugehen, deutlich an, und doch wirkt sie noch immer ein wenig ratlos


    "Was sich geändert hat? Was mit mir ist?"


    Sie lächelt schief.


    "Ich muss jetzt die Dinge, die ich über mich begriffen habe, in meinem Leben umsetzen. Das wird -schwierig. Ich bin jetzt fünf Jahre durch die Gegend gerannt und habe versucht, für das Große und Ganze zu arbeiten, ohne zu bemerken, dass die wirklich wichtigen Dinge so nahe liegen. Schade - so viele verpasste Möglichkeiten."


    Wehmut liegt in ihrem Blick und ihren Worten, wenngleich auch sichtlich zu spürende Hoffnung. Sie will nach dem Amulett greifen, wie sie es immer tut, wenn sie Halt braucht, doch sie greift ins Leere.

  • "Viele verpasste Möglichkeiten und noch viel Zeit um sie nachzuholen, zumindest wenn du dich an das hältst wasdir deine Freunde geraten habe. Womit möchtest du anfangen?"


    Er blickte sie aufmunternt an.Damorgs Blick fällt auf ihren Hals.


    "Dein Amulett... ?"

  • "Ich habe schon damit angefangen, wozu meine Freunde mir geraten habe. Die Mondelben, die hier in Amonlonde leben, haben das Amulett. Es wird ihnen gute Dienste leisten im Kampf um einen verderbten Wald in Lupien. Ich hätte mitgehen können - aber ich musste es nicht."


    Sie blickt zu Boden und scheint etwas sagen zu wollen, was sie sich aber nicht getraut. Statt dessen nickt sie leicht, so als müssen sie für sich selbst etwas bestätigen. Dann blickt sie Damorg wieder an.


    "Mir waren da andere Dinge wichtiger."

  • "Dann war das wohl der erste Schritt in die Richtung die du nun eingeschlagen hast. Ich freue mich das sich dieser Zufall ergeben hat, auch wenn ich zugeben muss das ich zunächst schlecht von dir gedacht habe, als du mich angesprochen hast."
    Er schluckte.


    "Umso schöner das sich nun Vieles geklärt hat."


    Damorg legte seine linke Hand auf ihre Schulter und streichelt kurz darüber.


    "Und jetzt Kopf hoch"

  • Alanis macht eine wegwerfende Handbewegung, als er von ihrem ersten Zusammentreffen an diesem Tage spricht, doch ist es keine vollendete Sorglosigkeit, die aus ihrer Geste spricht. Und als er sie berührt, wird ihr Körper für einen Moment starr. Mit einem Schritt zurück bringt sie sich außerhalb seiner Reichweite.


    "Ich - bin froh, daß ich es Dir erklären durfte. Damit bist Du gerechter und großzügiger als ich es Dir gegenüber war."


    Das schlechte Gewissen steht ihr in's Gesicht geschrieben.


    "Und was ist - mit Dir?" Sie stellt die Frage so behutsam, so vorsichtig, dass er daraus hoffentlich schließen kann, dass sie nicht unbedingt eine Antwort erwartet. Die Lücke, von dem hinterlassen, was geschehen ist, klafft noch immer unendlich tief zwischen ihnen und das Gespräch scheint ihr wie ein rohes Ei, das sie vorsichtig zwischen sich hin und her reichen, immer vorsichtig bedacht, dass es nicht zerbricht.