Die Anlegestelle von Renascân (2)

  • Nela zuckt erschrocken zusammen und schaut den Mann mit großen Augen an.


    "Hast du auch Bonbons?"


    fragt sie und zeigt auf das Beutelchen.


    "Unsere sind leer." erzählt sie dann mit einem wehmütigen Seufzen "Die waren sehr lecker."

  • Der Matrose schaute nochmal zu seinem Lederbeutelchen, dann nickte er in Richtung Johanna, ohne auf Nelas Bemerkung einzugehen.


    "Jo."


    Mit der Pfeifenhand wies er zu einer Straße.


    "Da. Teich vorbei. Links hoch. Oben halt. Rechts schaun. Jo."


    Wieder prüfte er sein Beutelchen und nahm einen weiteren Zug aus der Pfeife.

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Johanna muss im Angesicht der Szene schmunzeln. Nelas Art, die Dinge auszusprechen, die sie mancher Mensch zurückhalten würde, weil die Ernsthaftigkeiten des Lebens scheinbar keinen Platz für sie bietet, ist wie immer erfrischend und inspirierend.


    "Danke", sagt sie dann zu dem Seemann, aus dem offenkundig nicht mehr herauszubekommen sein wird. Gedanklich macht sie sich eine Notiz, dass der Pragmatismus der Seeleute, der ihr oft beschrieben wurde, wohl offenkundig zutreffend ist. "Nela? Wollen wir gehen?" Fragend blickt sie ihre Begleiterin an, abwartend, ob die Bonbonfrage im Angesicht der Witterung vertagt wird.

  • Der Matrose nickte und gab ein kurzes sonores Brummen von sich. Mehr kam von ihm in der Tat nicht mehr.


    Als die beiden Frauen in die ihnen gewiesene Richtung gingen, warf er nochmal einen Blick auf seinen Lederbeutel an seinem Gürtel, dann zuckte er, nochmals leise brummend, mit den Schultern und sah den Frauen nach, während seine Pfeife ihn in eine kleine Wolke hüllte.

  • Tief seufzte Teela, warf dem Beutel noch einmal einen sehnsuchtsvollen Blick zu und beschloß, dass das kein guter Mensch sein konnte, wenn er keine Bonbons mochte. Als einige rasche Bilder durch ihren Kopf zuckten, schüttelte sie den Kopf als ob sie sie los werden könnte.


    Sie brummelte und rieb sich die Schläfe. Dann sah sie Johanna an.


    "Kalt." sagte sie bittend. "Können wir bald schlafen? Und Bonbons essen?"


    Bei dem Gedanken an Bonbons hellte sich ihr Gesicht merklich auf. Sanft zupfelte sie an Johannas Ärmel.

  • Johanna lächelt Nela aufmunternd zu.


    "Es ist sicherlich nicht mehr weit. Wir gehen jetzt einfach mal hinauf und schauen, ob wir den Tempel finden."


    Es kommt ihr immer noch sehr seltsam vor, dass hier in Renascân angeblich alle fünf Götter in einem Haus verehrt werden - aber andere Länder, andere Sitten. Bereits auf der Fahrt hat sie die Zeit genutzt, um kleine Geschenke anzufertigen, mit denen sie sich bei den zuständigen Göttern für die sichere Reise bedanken will.


    Aber erst einmal kramt sie ein paar wollene Fausthandschuhe aus einer ihrer Taschen und reicht sie Nela - wo diese ihre eigenen Handschuhe gelassen hatte, wußte nur die Göttin.

  • Dankbar nimmt Nela die Handschuhe und strahlt dabei eine unglaubliche Zufriedenheit aus. Als sie die Handschuhe angezogen hat, versucht sie die Fingerspitzen aufeinander zu legen, was sich ob der Dicke des Materials etwas schwierig gestaltet und sie zum kichern bringt.


    Dann schaut sie auf einmal auf und mustert ihre Umwelt interessiert. Die beiden sind inzwischen schon ein gutes Stück in der Siedlung drin.


    "Das ist also diese neue Welt, in der wir leben werden."


    stellt sie mit leiser Stimme fest. Das Kind, das sich eben noch königlich mit dem Handschuhen amüsieren konnte, scheint plötzlich verschwunden. Langsam streift ihr Blick über die Ansammlung von Häusern und den grauen Winterhimmel. Ein zufriedenes, wissendes Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht.

  • Johanna wirft Nela einen langen Seitenblick zu.


    "Ja, das ist sie. Warum lächelst Du?"


    Gelassen verbirgt sie ihre eigenen, rot gefrorenen Finger in den weiten Ärmeln ihrer Gewandärmel. Sie folgen einer leicht ansteigenden Straße.


    EDITH: Äh...flascher Chara...bitte einfach das ganze in Gelb vorstellen :)

  • Als Nela Johanna ansieht, ist da wieder diese ahnungslose, vielleicht leicht dümmliche Gesichtsausdruck.


    "Hmm?" fragt sie.


    Dann versucht sie Johanna mit den dick eingepackten Fingern auf die Nase zu tippschen und kichert dabei. Nach einem erfolglosen Versuch verlagert sie weitere Versuche auf ihre eigene Nase und geht weiter.

  • Johanna grinst lediglich götterergeben, als der Handschuh ihre Nase um lediglich einen Fingerbreit verfehlt und sich Nela dann mit sich selbst beschäftigt.


    Sie beobachtet den Weg, der vor ihr liegt und gleitet dann doch auf einem vereisten Stück verharschten Schnees aus, der noch liegengeblieben ist. Verdutzt findet sie sich dann auf dem Hintern in der dreckigen Gasse wieder.

  • Suchend schaut sich Nela um, als Johanna auf einmal verschwunden ist. Als sie sie auf dem Boden sitzen sieht, legt sie verwirrt den Kopf schief.


    "Es ist doch kalt. Wieso sitzt du da?" fragt sie verdutzt und schickt sich an sich neben Johanna niederzulassen.

  • Johanna seufzt und obwohl sie sich die Hände ein wenig aufgeschürft hat, folgt tatsächlich eher ein glucksendes Lachen über ihr Unglück als eine schmerzliche Miene.


    "Bei der Göttin, bleib bitte stehen, Nela. Hier unten ist es wirklich ungemütlich."


    Sie rappelt sich wieder auf und reibt ein wenig Blut und Schnee an ihrem Mantel ab. Das begann ja gut - ihre in ihrem Kloster 'Zur lächelnden Herrin' vielgerühmte Ungeschicklichkeit scheint wohl auch mit der Reise in eine neue Heimat nicht enden zu wollen. Nun hieß es wohl, Geduld zu beweisen und einen polsternden Unterrock mehr zu tragen.

  • Verdutzt hält Nela inne und richtet sich wieder auf. Sie beobachtet Johanna beim Aufstehen. Dann nimmt sie ihre Hand.


    "Hast du dir weh getan?" haucht sie leise und betrachtet die Schrammen.


    Vorsichtig küsst sie die Blessur und tätschelt dann sanft Johannas Hand.


    "Das wird schon wieder." sagt sie aufmunternd wie als würde sie zu einem Kind sprechen und schaut die Priesterin dabei mit großen Augen und einem Lächeln im Gesicht an.

  • "Natürlich wird das wieder" , brummt Johanna leise, aber amüsiert über ihre Tolpatschigkeit und Nelas Fürsorge. "Du kennst mich doch. Bei mir wird das immer wieder."


    Sie zieht ein leidlich sauberes Taschentuch aus ihrer Rocktasche und wickelt es um die Hand, die es ein wenig mehr erwischt hat. Dann hakt sie Nela unter.


    "Ich glaube ich verlasse mich jetzt besser auf Deine Trittsicherheit."

  • Besonders vorsichtig und sich scheinbar voll und ganz ihrer Verantwortung bewusst geht Nela vorsichtig um jedes noch so kleine Hindernis herum. Das hat leider zur Folge, dass sie sich in einem schlingernde Zickzackkurs dem Tempel nähern als seien sie betrunken. Nur aufrechter.


    Eine Pfütze umrundet sie nicht sondern steigt mit einem großen Schritt darüber hinweg. Dabei vergisst sie leider, dass ihre Begleiterin doch ein gutes Stück kleiner ist.

  • "Oh wie schön ist Renascân" , sagt Johanna trocken - ungemein trockener als ihre Füße-, als sie sich in der Pfüte wiederfindet, woraufhin sich eine nicht ungeringe Menge Wasser in ihren Schuhen wiederfindet.


    Schließlich finden die beiden Frauen nach einigem Hin und Her zum Tempel.

  • Ein Schiff mit blauen Segeln legt an und sofort wurde das geschäftige Treiben im Hafen noch geschäftiger.


    Von allem ließen sich Moreta und Meanor nicht beirren. Zielstrebig gingen sie nach Dank an den Kapitain zu Meanors Haus

  • Irgendwann, mit dem letzten Schnee des Winters, betritt Alanis wieder Renascâner Boden. Eine ganze Weile vor dem Mond, in dem die Eröffnung des Waisenhauses geplant war, für die sie das Kommen zugesagt hatte und aus Gründen, die wohl im Moment nur sehr wenige Menschen verstehen konnten.


    Sie schultert ihre Kiepe und blickt nachdenklich und vielleicht auch ein wenig nervös erst über den winterlichen Hafen, dann hinauf zur Stadt. Schließlich atmet sie tief durch. Ihr warmer Atmen bildet Wölkchen in der Luft, als sie sich auf den Weg stadtan macht. Die erste Überlegung, bei Meanor unterzukommen, wie eigentlich jedes Mal, verwirft sie schließlich und macht sich auf den Weg, um sich eine Unterkunft zu suchen und schlussendlich dorthin zu gehen, wohin es sie unweigerlich zieht.

  • Ein relativ kleiner schlicht gehaltener Klipper, an dessen Mast eine rot-blaue Flagge mit silbernem Drachen weht, läuft in den Hafen von Renascân ein. Die Seeleute holten die Segel ein und machen das Schiff dann an einem der freien Kais fest. Als alles zur Zufriedenheit des Kapitäns erledigt ist, tritt dieser an die Reling, um einen Blick über den Hafen zu werfen. Schließlich grinst er vergnügt als er nicht weit entfernt die grün-weiße Flagge mit dem roten Drachen erkennt, gibt seinen Männern noch einige Anweisungen und geht dann von Bord. Rasch hat er das vinländische Drachenboot erreicht und auf seine Frage nach dem Bootsmeister, wird er auf die Taverne Innerstadts verwiesen, zu der er, nachdem er sich bei den Nordleuten bedankt hat, auch seine Schritte lenkt.



    SL-Hinweis:
    Name des Hafens in "Renascân" geändert!
    :D

    Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt. (Jacob Böhme)

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