Die Anlegestelle von Renascân (2)

  • Tauron schaute plötzlich hoch, er spürte wie der Sturm immer näher kam. Es war Zeit, sie mussten los.
    Er ging an Deck stellte sich aufs Oberdeck, einen kleinen Beutel mit Sals hielt er in der Hand.
    Tauron gab dem Signalmeister das Zeichen. Dieser Signalisierte den anderen Schiffen der Handelsflotte von Daik, das Segelgesetz wird.
    Tauron zählte in Gedanken bis 10.
    Er nahm tief Luft.
    In einem Feuer aus Befehlen und Beleidigungen an die Mannschaft. Wurden die Instruktionen gegeben.
    Auf den anderen drei Schiffen geschah das gleiche.
    Fast auf den Punkt genau war es wieder still.
    Alle Seemänner standen stramm an Deck.
    Die vier Kapitäne drehten sich um gingen auf die Gallionsfigur und streuten zu Ehren Akesteras ein wenig Salz ins Meer.


    Tauron ging dann ans Steuerrat nickte dem Steuermann zu, dieser überlies ihm den Platz und stellte sich neben seinem Kapitän.
    In diesem Moment wurde an allen vier Schiffen der Anker gelichtet. Die Semmänner taten ihre Arbeit.


    Und Tauron stimmte an, die erste Strophe sang er immer allein.


    Wir legen ab und fahr'n nach Djaiamelia
    Mit einem Schiff aus schäbigem Holz.
    Auch wenn der Wind uns das Segel zerreißt
    Wir müssen weiter, immer weiter, was soll's.


    Die Mannschaften aller van Daik Schiffe stiegen ein und so verabschiedete sich jeder von Renascan. Während dessen Segelten sie auf die Friedensinseln zu.


    Der Windmacher aus Taurien will nach Hause.
    Bläst der Wind nicht, kriegt er viel zu tun.
    Unsere Weisheiten jagt er durch die Takelage,
    Ist gegen Pocken und Pest immun.


    Der Schiffskoch, geboren in Temturien,
    Hat längst die Weltrezeptur erkannt.
    Segelnd über die Meere
    Trägt er die Botschaft in ein fernes Land.


    Der Steuermann kommt aus Scorien.
    Gespalten brüllt er in die Nacht.
    Kommt er müde aus der Schlacht wieder zu sich,
    Wird das Steuer mit 'nem Strick festgemacht.


    Und das Kommando führt ein Hrayland Kapitän.
    Sein linkes Bein hat er im Brudermord verloren.
    Lange schon keine Heimat mehr
    Er will in Djaiamelia ein Leben von vorn.



    Wir legen ab und fahr'n nach Djaiamelia
    Mit einem Schiff aus schäbigem Holz.
    Auch wenn der Wind uns das Segel zerreißt
    Wir müssen weiter, immer weiter, was soll's.


    Wir müssen weiter, immer weiter, was soll's.

  • Dorian hörte dem Hafenmeister bei seinen Auführungen aufmerksam zu. Hin und wieder nickt er zustimmend.


    Ihr erlaubt doch, dass ich das für meine Ermittlungen ausleihe? fragt Dorian, als er das Blatt mit Taurons Handelszeichen an sich nimmt. Obwohl Dorian diesen Satz als Frage formuliert ist klar, dass er hierbei keinerlei Widerspruch duldet.


    Nachdem er das Stück Papier verstaut hat fährt er fort:
    Gut, einige Fragen hätte ich noch. Wo genau wurden die Fässer gefunden? Von welchem Schiff wurden sie abgeladen? Ist es möglich, dass die Fässer erst in Renascân ausgetauscht wurden? Existieren irgendwelche Papiere bezüglich der Fässer? Hat Tauron van Daik oder einer seiner Mitarbeiter bereits irgendwelche Aussagen gemacht? Hatte außer diesem Lorenzio Allierie noch irgendjemand Kontakt mit der Ware?

  • Solera reichte das Blatt herüber zu Dorian


    "Sicher, ja."


    Bei Dorians Fragen legte er den Kopf etwas schief


    "Äh...was bitte? Eins nach dem anderen, schön nacheinander, wie man die Klöße isst, junger Freund. Was war die erste Frage? Also die zweite. Also die, die nach der kam, ob ihr das hier ausleihen könnt."

  • Nachdem Sirene Feleya alles gezeigt hatte, bezog die Elfe ihre Kajüte. Sie packte ihr weniges Gepäck aus und musterte das kleine Päckchen dass ihr der Junge gebracht hatte. Das Siegel an der Seite war eindeutig und liebevoll strich sie darüber. Aber nicht jetzt, dachte sie sich und ihre Aufmerksamkeit wurde durch das Lied das draußen angestimmt wurde geweckt. Feleya blickte aus dem kleinen Fenster und beobachtete wie die Fahrt begann.



    --> An Bord der Asalto Ehilos

  • Einen kurzen Moment merkt man Dorian an, dass er davon genervt ist, alle Fragen langsam widerholen zu müssen und nicht sofort alle nötigen Informationen zu bekommen. Aber dann hat er sich wieder vollkommen im Griff.


    Natürlich, eine Frage nach der anderen. Zuerst würde ich gerne Wissen, von welchem Schiff die Fässer abgeladen wurden.


    Dorian zieht bei dieser Frage einen kleinen Zettel und einen Kohlestift aus einer Tasche hervor und macht sich bereit die Antwort stichwortartig mitzuschreiben.

  • Der Hafenmeister holte einen Stapel heraus, dann hielt er Dorian eine Liste hin


    "Ja, das war die Mesmann, unter Kapitän Arnold Mols. Hier, der Posten da, da isses. Scorisches Ellyriswasser, Ausführung Premium. Da steht's. Das heißt für uns: Hergestellt aus Gerste, gelagert mindestens fünf Jahre. Selbst wenn jemand bei der Ausführungsstufe Murks gebaut hat, müssten es zwei Jahre sein. Und der Sachverständigenbericht hier...Moment..." er kramte ein zweites Blatt hervor "...besagt: Hergestellt aus Roggen, Lagerungszeit vermutlich ein Jahr. Tja, und da haben wir die Kisten dann gesperrt, seitdem stehen sie hinten."

  • Gut. Wir halten also fest, dass die mindere Qualität des Getränks in den Fässern von einem Sachverständigen geprüft und bestätigt wurde. Das nimmt mir schon mal einiges an Arbeit ab.


    Dorian kritzelt einige Zeichen auf das Stück Papier, die wahrscheinlich nur er lesen kann.


    Ihr sagtet, die Fässer wurden von der Mesmann abgeladen? Wem gehört dieses Schiff und liegt es noch im Hafen?

  • "Die Mesmann? Soweit ich weiß zur einem Teil Kapitän Mols selbst, zu einem anderen irgendeinem Geldgeber aus Maranakar. Ist ja dort oft so, dass die reichen Pfeffers...äh...die gutbetuchten Kaufleute in Sachen investieren, die sie gar nicht selbst betreiben. Soll angeblich modern sein. Am Ende weiß man gar nicht mehr, wer wo mit wem womit und so weiter. Ob das gut ist? Ich weiß es nicht. Aber wie sich das jetzt bei der Mesmann aufdröselt, ob jetzt Halb-Halb oder ganz anders, das weiß ich nicht. Da haben wir nix mit zu schaffen. Und ob die noch im Hafen liegt? Mein Gott, alle fünf, das alles war ja nicht grade gestern. Mit Schiffen verdient man kein Geld, wenn sie im Hafen liegen. Der Kahn ist schon lange wieder weg. Keine Ahnung, wann er wiederkommt, ist nix angekündigt."

  • Dorian übergeht die Anspielungen des Hafenmeisters gewissenhaft. Lediglich eine kurz hochgezogene Augenbraue bei "Pfeffer..." zeigt seine Missbilligung
    Schade. Ich hatte gehofft, dass Kapitän Mols den Winter in Renascân verbringt. Das hätte es für mich natürlich leichert gemacht.
    Nach einer kurzen Pause fährt er fort:
    Aber egal. Die Fässer wurden also nicht von einem Schiff des Handelshauses van Daik transportiert. Interessant. Wer hat die Fässer denn in Empfang genommen und an wen waren sie adressiert?

  • Solera lachte und schüttelte den Kopf


    "Nee, überwintern ist nicht. Ihr kommt nicht von der Küste, junger Freund, oder? Seeleute werden zappelig, wenn sie zu lange festen Boden unter den Füßen haben. Außerdem könnte sich das niemand leisten, ein Schiff so lange einfach rumliegen zu haben, ich hab's ja gesagt. Überwintern, nee."


    Er warf noch einen Blick in seine Unterlagen


    "Also, adressiert war das Zeug natürlich an van Daik. In Empfang genommen wurd's so gesehen gar nicht. Seine Leute waren zwar hier, aber wir hatten ja den Tipp gekriegt. Also haben wir's gleich ausgesondert und überprüfen lassen. Van Daiks Leute hatten das gar nicht in den Fingern. Der Rest der Lieferung war in Ordnung, den haben sie dann zum Kontor transportiert."

  • Dass der Mann sich über ihn lustig macht ärgert Dorian sichtlich.


    Es stimmt. Ich komme nicht von der Küste und deshalb habe ich wenig Ahnung von der Schifffahrt. Meine Kenntnisse liegen dafür in anderen Gebieten, erklärt er ernst.


    Ich fasse also zusammen: Die Fässer wurden, nachdem ihr den Hinweis erhalten habt, von euren Männern direkt vom Schiff in gewahrsam genommen. Sehr gute Arbeit übrigens. Trotzdem muss festgehalten werden, dass Tauron van Daiks Männer die Ware samt der Fässer abholen wollten.
    Kann ich die Sachlage auf diese Art und Weise zusammenfassen?

  • "Das trifft's, ja. Sobald die Kisten, in denen die Fässer sind, auf renacâner Boden waren, haben wir sie sofort sichergestellt. Van Daiks Leute hatten da nicht mal den kleinen Finger dran. Wenn wir von Mauscheleien hören, dann sind wir da knallhart. Wenn das erstmal beim Adressaten ist, dann kann sonstwas damit gedreht werden."

  • Sehr gut, sehr gut. Dorian nickt zufrieden, macht noch ein paar Kritzeleien auf sein Blatt und verstaut dieses dann wieder in seiner Tasche.


    Vielen Dank. Ihr habt mir sehr geholfen. Gegebenenfalls werde ich nochmal auf euch zurück kommen, wenn weitere Fragen aufkommen.


    Mit diesen Worten und einem kurzen nicken wendet sich Dorian wieder zur Tür.

  • Wir werden sehen, ob es eine Freude wird, antwortet Dorian gequält, als er gerade durch die Tür geht.


    Drausen angekommen winkt er Bertel zu sich:
    So, nun sollten wir vielleicht noch dem Handelskontor Van Daik einen Besuch abstatten. Ich bin mal gespannt, welche Erklärung von dort kommt.

  • Zwei Füßen, die in stämmige Beine übergingen, über denen ein genauso stämmiger Körper saß, landeten nach einem Sprung von der Gangway auf dem Kai. Ksenija fing ihren Seesack auf, den ihr einer der Matrosen hinterherwarf, tippte sich spöttisch grüßend an die Mütze und ging dann davon.


    Breitbeinig, um das Gefühl der Wellen aus ihren Knien auszugleichen, schlenderte die Lopka über den Pier und sah sich aufmerksam um. Das also war Renascân? Sie schürzte die Lippen. Nicht sonderlich beeindruckend. Also, zumindest die Stadt weiter oben auf dem Hügel sah ganz gut aus.


    Sie kratzte sich am Hinterkopf und wischte sich mit dem Ärmel ihres zerschlissenen Hemds über das Gesicht, das noch nass war von dem Eimer Wasser, mit dem man sie am diesem Morgen geweckt hatte. Kurz roch die kleine Frau an ihren Achseln. Nein, ihr Geruch konnte kein Grund sein, sie mit Wasser zu übergießen. Also hatte man sie einfach nur ärgern wollen.


    Also kaufte sie sich erst einmal etwas zu essen und machte sich auf den Weg zum Strand, um sich dort ein Plätzchen zu suchen und ein wenig in der Sonne zu baden.

  • Der alte Fischer hatte gerade seine Mollie vertäut und hievte nun seine Kisten auf den Anlegesteg. In seinem Mund qualmte eine Pfeife. Heute trug er offensichtlich neue Hosen aus gewachstem Tuch. Entweder hatte der Winter dafür gesorgt, dass man es nicht weiter aufschieben konnte oder aber die alten waren schlußendlich auseinander gefallen.


    Timmes brummelte leise eine kleine Melodie vor sich her, was mit der Pfeife im Mund schon fast an ein Kunststück grenzte. Eine besonders dicke Flunder warf er auf die letzte Kiste drauf und hievte sich dann selbst auf den Steg. Nachdenklich betrachtete er seinen Fang und kratzte sich unter seiner Mütze.


    "Na für so nen Tag wars garnich' so schlecht."

  • Ein eher kleines Schiff legt an der Anlegestelle Renascans an. Der Zwerg, welcher nun schwankend und, trotz der dicken Russschicht gut erkennbar, deutlich bleich einem breitem Holzbrett an den Steg folgt ist es eigintlich herzlich egal, um was für ein Schiff es sich handelt, weshalb wir gnädigerweise Namen und Typus des Schiffes übergehen.


    Doch nicht nur wegen seiner natürlichen Aversion gegenüber dem Meer taumelt der kompakte Schiffsnutzer mit dem schwarzem Bart und dem reich verzierten Grubenhelm über die, seiner Meinung nach, überaus unsicheren und mangelhaft gebauten Stege. Auch ein grosser Rucksack, welcher beinahe Masse und Gewicht seines Trägers zu entsprechen scheint, leistet seinen Teil zum kurvenreichen Gang des Zwerges.
    Erst nachdem sich Dieser einige Zeit auf festem Boden hat nehmen können, um sich wieder zu sammeln, wirken Schritt und Blick wieder sicher.


    Mit prüfendem aber nichtsdestotrotz neugierigem Blick überblickt er das übliche bunte Treiben eines Hafens, ehe er zu dem alten Timmes hinübergeht. Für einen Menschen sieht Dieser eben recht alt aus und wenn es um Wissen geht, so weiss es ien jeder Zwerg, ist das Alter die beste Referenz.


    "Hallo Mensch, ich muss dich etwas fragen. Kannst du mir Auskunft über einen Zwergen namens Gimrid Eisenbieger geben?"


    Auch wenn die Wortwahl nicht der menschlichen Kunst der Höflichkeit entspricht und die Stimme rauh und lauter als benötigt über die Wellen erschallt, so lässt sich doch ein wenig Ehrerbietung zwischen den Zeilen heraushören... auf die zwergische Art versteht sich.

  • Der angesprochene Mann war ein Gardist der Stadt, dies war an seinem balu, schwarz quatrierten Wappenrock erkennen konnte. Vielleicht um die 20 Sommer alt.


    Er musterte den Zwergen etwas skeptisch, begrüßte ihn dann aber dennoch freundlich.


    "Grüße Herr Zwerg, nun da kann ich euch weiterhelfen. Die Schmiede von Herr Eisenbieger ist gleich hier in der Unterstadt bei der Werft, im Norden von hier."


    Irgendwie war es ja klar das Zwerge immer zu anderen Zwergen wollen. So grummelig wie sie waren wollte ja auch niemand etwas mit ihnen zu tun haben, setzte der Gardist noch in seinen Gedanken hinzu.

  • Timmes, der Fischer, schaute den Gardisten an, der kaum einen Augenblick, nachdem der Zwerg ihn angesprochen hatte, herangetreten war. Er musterte den Gardisten, dann den Zwerg, dann räusperte sich.


    "Na, junger Freund, da nehmt ihr mir die Worte aus dem Mund. Unsere Garde, immer zur Stelle! Aber recht hat er, der Herr Gardist. Da hinten, diese Richtung."


    Er zeigte nordwärts.