Der Tempel Kapals

  • Das steinerne Bauwerk trotzte dem Wetter, angesichts der verbauten Steinblöcke war dies jedoch kein Wunder. Der Tempel wirkte immer trist, doch an solchen Regentagen mochte er er fast noch ein wenig trostloser auf jene zu wirken, die ihm nur einen flüchtigen Blick von Außen zuwarfen. An vielen Stellen des Gibeldachs stützten kleine Fäde von Wasser in die Tiefe.


    Sonst war es ruhig.

  • "Der alte Tempel war wirklich einladender", stellte Alanis fest und grinste Ashaba an. Dann seufzte sie leise und trat dann gen Eingang vor. Eine Windböe trug ein Rinnsal Wasser vom Türsturz hinunter auf ihre eh schon nassen Schultern. Sie fröstelte kurz, als der Mantel beschloss, nicht weiter dicht halten zu wollen und Feuchtigkeit ihren Rücken hinab lief und öffnete dann die Tür, um Ashaba mit oder ohne Hund eintreten zu lassen. Bereits auf diese Entfernung konnte sie die große Feuerschale, die im vorderen Teil des Tempels stand, spüren - oder war das ein Trugschluß, der einfach ihrer Erwartung entsprach?

  • Ashaba streckte die Hand aus und zeigte vage in Richtung Siedlung.


    "Moclin, ab!" sagte sie. Der Hund schaute erst etwas unglücklich und machte sich dann im lockeren Trab von dannen. Möglicherweise würde er im Zaunkönig vorbei schauen und versuchen dort ein paar Brocken Brot abzugreifen.


    Sie selbst trat ein und ließ den Raum einen Moment auf sich wirken. Tief sog sie die Luft ein und war froh, wieder zuhause zu sein. Sie ließ ihren Mantel von den Schultern gleiten und platzierte ihn recht achtlos in einer Ecke an der Mauer. Dann ging sie zur Feuerschale und sank auf die Knie. Währenddessen holte sie das Amulett hervor, das auf ihrer Haut unter der Tunika geruht hatte. Rot glimmendes Licht brach sich in dem Kristall. Ihre Hände legte sie auf ihre Oberschenkel und verharrte schweigend in dieser Position. Nach kurzer Zeit erwärmte sich die frische Narbe an ihrer Schulter, obwohl sie dem Feuer abgewandt war. Einbildung oder Genugtuung über ein neuerliches Opfer an den Herrn?

  • Die beiden Besucherinen des Tempels blieben nicht unbemerkt, waren doch alle Bewohner des Tempels auf Grund des Wetters in den schützenden Mauern geblieben. Faul waren sie dennoch nicht, immernoch gab es viele kleine Arbeiten zu erledigen, so konnte man an liegen gelassenen Werkzeug und Staub auf dem Boden erkennen, dass bis vor kurzen an einem Ornament an der Wand gerabeitet worden war.


    Damorg der die Schritte der beiden Frauen vernommen hatte, war langsam aus dem hinteren Teil des Tempels, in dem sich die Küche und zwei Schlafräume befanden, in den Durchgang zum Gebetssaal getreten.

  • Alanis folgte Ashaba nicht bis zur Feuerschale. Sie hatte keine guten Erfahrungen damit gemacht, vor Kapal zu knien, dennoch waren ihre Schritte sehr leise und ehrfurchtsvoll, als sie sich auf eine der steinernen Bänke setzte, die in der Nähe der Feuerschale standen. Sie streifte ihren Mantel ab und legte ihn neben sich ab, dann atmete sie tief durch, faltete die Hände entspannt im Schoß und schloss die Augen. Die Wärme, die aus dem brennenden Holz in die große, unpersönlich wirkende Halle strahlte, kam nun vollends bei ihr an und tat ihr in ihrem Kleid, das an Brust, Schultern und Rücken große Wasserflecken aufwies, wohl.


    Sie versuchte, sich mit dem Feuer in Einklang zu bringen und es gelang fast mühelos an diesem Ort. Wie anders war dies noch zu Beginn des Jahres gewesen. Ihre Haut begann zu prickeln und ihr Herzschlag beschleunigte sich, rötete ihre Wangen und für einen Moment meinte sie, jeden Anteil Feuer in ihrem Körper zu sehen, zu spüren, zu begreifen. Aber das Feuer war ein sprunghafter Freund -.


    Leise Schritte näherten sich und machten ein ganzes Stück entfernt Halt. Ein kleines Geräusch in einem Raum, in dem man bisher nur das Atmen der beiden Frauen, das Knacken der lodernden Scheite und das leise Tropfen von Wasser, das aus Alanis Mantel auf den Boden lief, zu hören gewesen war. Alanis lächelte sachte, noch immer die Augen geschlossen haltend und ließ sich Zeit, aus dem Einssein mit dem Feuer aufzutauchen.

  • Ashaba hatte dem Tempel um sich herum aus ihren Gedanken ausgesperrt. Ihr Blick war in die Glut gerichtet. So hörte sie auch nicht, wie Damorg in den Raum trat. In den Drachenlanden hatte sie nicht einmal die Gelegenheit gefunden sich ins Gebet zu versenken. Und nicht nur der Augenblick der Ruhe hatte gefehlt, auch ein geeigneter Ort zum Zurückziehen.


    Nach langen Augenblicken begannen ihre Knie und Unterschenkel zu schmerzen. Sie zögerte den Moment noch ein wenig hinaus, schloß darauf einmal kurz die Augen und genoß die Hitze der Glut auf den geschlossenen Lidern. Dann erhob sie sich wieder und sah sich nach Alanis um.

  • Alanis schlug die Augen auf und erhob sich ebenfalls, als der Sergeant auf die Beine kam. Ihr Blick glitt an Ashaba vorbei zu Damorg, weich, freudig, dann zurück zu Ashaba und sie trat behutsam an die Freundin heran.


    "Gut?", fragte sie leise, noch immer lächelnd und von tiefem Verständnis durchdrungen.

  • Der Priester lies seinen Blick für eine Weile auf den Frauen ruhen nur um dann doch mit ihm durch die Halle zu schweifen. Eine Gefühl von Zufriedenheit breitete sich in ihm aus, als er sich die Zeit dafür nahm sein Umfeld auf sich wirken zulassen.


    Das Prasseln des Regens auf den schmalen Fensterscheiben, wenn der Wind die Tropfen gegen das Glas trug. Die Wärme des Feuers, die selbst an tristen Sommertagen wilkommen war und die starken Wände an denen sich der Wind brach. All das hatte er vollbracht.


    Dazu der Besuch von zwei Menschen die ihm wichtig waren. Sein Blick gelangte wieder zu den beiden Frauen und er nickte leicht. Mit einer Schulter hatte er sich elicht an die Wand des Durchgangs gelehnt. Seine brauner Wappenrock, die dunkelrote Tunika, sowie seine restliche Kleidung schien trocken zu sein.

  • "Es tut gut wieder zuhause zu sein."


    antwortete sie leise und sah dann zu Damorg, der an der Wand lehnte.

    "Du hast ordentlich was verpasst."


    sagte sie grinsend. Nach wie vor recht leise, aber in der Stille des Raumes deutlich zu hören.


    "Während du dir hier die Eier geschaukelt hast, haben wir einigen Leuten ordentlich den Hintern versohlt."

  • Alanis grinste breit und versetzte Ashaba einen Stubs.


    "Sprich für Dich selbst. Ich habe niemanden vermöbelt. Ich war sehr nett und hilfreich und harmlos. So wie immer.'"


    Sie zwinkerte Ashaba zu, dann blickte sie zu Damorg.


    "Aber Tarant hast Du auf jeden Fall gefehlt. Hat er heute noch gesagt."


    Das 'Und mir auch.' klang lautlos in ihren Worten mit.

  • Der riester konnte sich wie häufig ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Mit leichtem Druck löste er sich von der Wand.


    "Es freut mich euch beide unbeschadet zusehen.Tarant hat bestimmt auch nur mein Schild gefehlt, hinter dem er sich verstecken kann."


    Er machte bereits Anstalten sich in die Richtung der Küche umzudrehen.


    "Kann ich euch einen heißen Tee anbieten?"

  • Alanis Blick zuckte kurz in die Richtung, aus der Damorg gekommen zu sein schien. Sie legte es wirklich nicht darauf an, die anderen beiden Priester zu treffen. Andererseits war etwas Warmes eine gute Idee. Allein bei dem Gedanken, wieder in den Regen hinaus zu gehen, fröstelte sie. Irgendwie hatte sie den Geruch des Herbstes an diesem Morgen wahrgenommen und das irritierte sie. Wie sehr die Jahre folgen -.


    "Von mir aus gerne", nickte sie also, ein wenig widerstrebend, und warf einen fragenden Blick zum Sergeanten, bevor sie sich anschickte, Damorg zu folgen.

  • "Ich.. habe noch einige Sachen zu erledigen." sagte Ashaba und blieb stehen.


    Genau genommen wollte sie einfach nur ein wenig allein sein, über das Schreiben nachdenken und dem Regen zuhören, der auf das Dach ihrer kleinen Behausung trommelte. Außerdem wäre es nur gut, wenn Damorg und Alanis ein wenig Zeit für sich hatten.


    "Wir sehen uns dann irgendwann in den nächsten Tagen nehme ich an."

  • Alanis hob amüsiert eine Augenbraue. Und damit fiel also ihre weibliche Unterstützung gegen den möglichen Missmut der Novizin aus. Aber sie konnte es Ashaba natürlich nicht verdenken, da sie ahnte, was die Freundin bezweckte und da sie zugeben mußte, dass das Zeitverbringen mit einem Paar immer etwas - seltsam war.


    "Komm doch einfach diese Woche mal zum Abendessen vorbei. Einfach ein Zettel unter meiner Tür, wann Du kannst, und ich kaufe für uns ein", bot sie Ashaba an und lächelte.

  • Damorg zog eine Augenbraue leicht nach oben und hob seine rechte Hand zum Abschied gegenüber dem Serganten. Dann drehte er sich endgültig um und ging bereits zur Küche.


    Der Raum war leer, dafür aber erträglich warm, hinter einer der Türen die hier angrenzten hörte man leises Hämmern und selten auch ein Rumoren oder Scharren. Scheinbar wurde dort gearbeitet. Ein kleines Feuer brannte in der dafür vorgesehenen Stelle, über der ein Kessel hing, über dem es ein wenig damfte. Auf dem Tisch der Küche lagen neben einer kleinen Kiste einige Schreibsachen verteilt.

  • "Nutzt Du das gute Wetter?", fragte Alanis, als sie in die Küche trat und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die noch feucht vom Regen war und in der Wärme begann, sich nervenaufreibend in ihr Gesicht zu ringeln. Sie deutete auf die Schreibzeug, machte indes keine Anstalten, sich hinzusetzen.

  • Ashaba lächelte leicht, als die beiden miteinander abzogen. Sie hatte Alanis ob ihres Vorschlags zugenickt. Dann wandte sie sich um, ging die paar Schritte zu ihrem Mantel und legte ihn sich wieder um die Schultern. Als sie ins Freie trat, regnete es immer noch. Aus dem schonungslosen Guß war aber Nieseln geworden.

  • Damorg nickte.


    "So in etwa."


    Er zuckte mit den Schultern und schmunzelte. Mit ein paar Schritten war er zur Anrichte Gelaufen, über der sich ein Schrank an der Wand befand. Nachdem er die Türen geöffnet hatte, stellte er zwei Becher vor sich.


    "Minztee?"


    Er zeigte auf ein paar getrocknete Minzblätter, welche getrocknet noch am Stil, von einem Balken neben dem Schrank hingen.


    "Setz dich doch."

  • "Gerne, ja." Alanis setzte sich und verschränkte die Füße unter dem Tisch. Es gelang ihr nicht vollends, in dieser Umgebung zu entspannen. Der Tempel schüchterte sie ein, selbst wenn dies nur die Küche war - eine Küche nicht unähnlich jener Küche im alten Tempel. Doch diese war aus Stein und nicht Holz. Alanis hatte noch nie eine Bindung zu Fels gehabt. Erde als Element lag ihr nicht, beschwerte sie, engte sie ein und machte sie träge.


    Sie faltete die Hände auf der Tischplatte und atmete einmal tief durch.


    "Die Drachenlande sind auch nicht mehr das, was sie mal waren", suchte sie also einen Gesprächseinstieg.

  • Mit ein paar schnellen Bewegungen und einem raschelnden Geräuscht hatte er ein paar Blätter gepflückt und in den Bechern versenkt. Mit einem Seitenblick brachte er seiner Verwunderung zum Ausdruck.


    "Sie konnten sich noch mehr zum Schlechten wenden, als letztes Jahr?


    Er nahm beide Becher in die Hände und stellte sie neben der Feuerstelle ab, damit er dort heißes Wasser dank einer Kelle in die Becher füllen konnte.
    Das Wasser Dampfte leicht über den Rändern der Tongefässe.