Der Tempel Kapals

  • Es waren einige Tage seit des Wutausbruchs des Priesters vergangen. Das Zimmer im kleinen Turm des Tempels war aufgeräumter als je zuvor, selbst die letzten Spuren des Baus im Zimmer waren verschwunden. Alle Habseligkeiten Damorgs waren an Ort und Stelle.


    Die Nächte in denen der junge Kestor nur wenig Schlaf gefunden hatte, weil ihm immer und immer wieder die Worte der Elementepriesterin durch den Kopf gegangen waren, hatte Damorg genutzt.


    Sie hatte recht gehabt das war ihm mittlerweile nun klar. Es war auch gut gewesen das sie diese Entscheidung getroffen hatte, er selbst hätte sie wohl gebeten bei ihm zu bleiben. Aber geändert hätte das nichts.


    Die meiste Zeit verbrachte Damorg im Tempel mit seinen Aufgaben als Kestor und auch seinen Pflichten asl Lehrer, für die Novizin des Tempels, kam er nach besten Gewissen nach. Hatte er diese Verantwortung in den letzten Monaten bei Growin gelassen, so gab er nun sogar alle Kampfübungen selbst.

    Ich hab keine Neurose, es ist nur.. TRITT NICHT AUF DIE FUGE!!!!

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  • Nach anderthalb Wochen im Wald war Ashaba von der Inspektion der Vorposten zurück gekehrt. Nachdem sie ihr Gepäck, das furchtbar viel Wasser gezogen hatte und wenn nicht klamm, dann patschnass war, verstaut, entsorgt oder zum Trocknen aufgehängt hatte, hatte sie sich ein wenig warmes Wasser gegönnt um sich den Schmutz aus den Poren zu waschen.
    Danach hatte sie warme Wollhosen angezogen, das Wams aus weichem Leder und hatte sich den Gürtel mit dem schlanken Dolch um die Hüften gelegt. Dann war sie in der Abendsonne zum Kapaltempel gegangen.


    Leise öffnete sie die Tür. Das Licht im Raum war dämmrig und fast nur noch von der großen Feuerschale erhellt. Was für einen Brief Damorg wohl bekommen hatte? In den letzten Wochen hatte sie immer wieder in sich hinein gehorcht und hoffte glauben zu können, dass diese.. Gabe in ihr ihr sagen würde, wenn etwas mit der Elementepriesterin nicht in Ordnung wäre. Und dann war da dieses Grummeln gewesen. Nicht genug, dass es nicht auch eine Einbildung hätte sein können und meilenweit entfernt von Bildern oder etwas Greifbarem, Echtem.
    Sie nahm sich die Kappe und die Bundhaube vom Kopf, setzte sich auf die Bank und sah ins Feuer. Verharrte so eine lange Zeit, ließ ihre Gedanken schweifen und konnte sich nicht wirklich auf ein Gebet konzentrieren.

  • Damorg kam ebenfalls durch das Portal in die Halle des Tempels. Mit einem leisen Krachen fiel die Tür hinter ihm zu. Die Kleidung des Priesters war schlicht , aber dem bereits leicht herbstlichen Wetter angemessen gewählt, in braun und rot Tönen. Unter seinem Arm trug er ein Bündel, welches in beiges Leinen eingeschlagen war, aber an manchen stellen bereits leichte feuchte Flecken aufzeigte.


    Als er den Serganten entdeckte, verlangsamte er seine Schritte und blieb schließlich auf der Höhe von Ashaba auf dem Zwischengang der Bänke stehen.

  • Sie verzog leicht den Mund und sprach den Priester dann an, ohne ihn anzusehen.


    "Gibts irgendein immer wirkendes Mittel, wenn man seinen Kopf nicht auf ein Gebet konzentrieren kann? Vermutlich werde ich bald einen gehörigen Denkzettel bekommen, wenn ich weiter hier sitze und über die nächste Mahlzeit nachdenke anstatt zu beten."


    Sie streckte die Arme aus, so dass die Ellenbogen knackten. Dann bog sie die Finger beider Hände durch, die ebenso antworteten. Man wurde ja nicht jünger.

  • Der Priester zog leicht seine Schultern nach oben und lies sie wieder sinken.


    "Zeit."


    Damorg setzte sich mit etwas Abstand neben Ashaba auf die Bank, sein Bündel legte er vor sich auf den Boden. Seinen Blick richtete der Priester auf die Feuerschale.


    "Scheinbar sind andere Dinge ebenso wichtig für dich."

  • "Würde ich das verneinen, würde ich lügen." antwortete sie.


    "Die letzten zwei Wochen war ich unterwegs und habe die Vorposten abgeklappert. Den ganzen Tag durch den Wald stapfen ist einfach nicht mein Ding. Dort ist alles ruhig, hier ist alles ruhig. Bald kommt der Winter. Was will man mehr?


    Einige Augenblicke schwieg sie und starrte weiter gefangen in die Glut, was das Schicksal eines jeden Menschen ist, wenn irgendwo ein Feuer brennt.


    "Kennst du das, wenn nicht ein einzelner Gedanke dich gefangen hält sondern vielmehr etwas, was du nicht greifen kannst? Was dir Bauchschmerzen bereitet, obwohl du eigentlich gar keinen Grund dazu hast? Ich weiß nicht mal wirklich, worum ich mir Sorgen mache. Das ist mir wohl in Fleisch und Blut übergegangen und ich werde zum Jammerlappen, der direkt Panik schiebt, wenn irgendein seltsames Gefühl über einen kommt. Aber das sollte doch nicht wichtiger sein als ein Gebet."

  • "Das ist wohl eine Sache der Gewohnheit. Wenn man sich immer um etwas Gedanken machen muss, ist es schwer sich an die Freiheit der Gedanken zu gewöhnen, sie schweifen dann überall hin."


    Damorg seufzte leicht.


    "Mir geht es da zur Zeit nicht viel anders."


    Sein Blick haftete weiter auf dem Feuer.

  • Ashaba stützte das Kinn auf den Handrücken.


    "Ist das Fernweh? Die Sehnsucht wieder rauszugehen und ... irgendwelche Welten zu retten? Wir waren beide sehr lange Zeit untätig. Vielleicht muss es uns dreckig gehen, damit wir zufrieden sind."


    Dass Alanis ihr keine direkte Möglichkeit gegeben hatte sich zu verabschieden, sie möglicherweise zurückzuhalten vor dem, was sie zu tun gedachte, ja. Sie hätte die Priesterin mit allen Mitteln zurückgehalten. Oder doch nicht? Hätte sie zu viel Respekt vor dem gehabt, was ein Mensch für seinen Glauben tun musste? Wieder horchte sie in sich hinein und erhielt keine Antwort. Wieso auch? Die Visionen hatten immer sie erwischt, nie sie die Vision.
    Ratlos schaute sie Damorg an. Was wohl vorgefallen sein mochte, dass sie sich auch von ihm mit einem Schreiben verabschiedet hatte? Ob sie auch ihm gegenüber diese Todesahnung erwähnt hatte? Das wäre... grausam... Mit einem Mal wallte unerwartet Zorn in ihr auf. Zorn auf Alanis, dass sie ihm wehgetan hatte. Dass sie in ihren Tod rannte. Doch ebenso schnell ebbte er wieder ab, als ihr einmal mehr bewusst wurde, dass Damorg nicht mehr ihr Welpe war. Möglicherweise niemals gewesen war. Hin und hergerissen wandte sie sich wieder der Feuerschale zu und kaute mit gerunzelter Stirn auf der Unterlippe.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Damorg seufzte.


    "Oder man muss sich erst daran gewöhnen.Also daran das auch ein ruhiges Leben erfüllend sein kann."


    Er hatte seinen Blick erst garnicht von der Feuerschale abgewendet.


    "Mein Körper würde es mir zumindest danken."


    Ein schmales und eher resegniertes Schmunzeln ging über die Lippen des Priesters und verschwand eben so schnell wie es gekommen war.

  • "Will man sich dran gewöhnen? Ich habe mal jemandem gesagt, dass ein Krieger keine Angst vor dem Tod hat, da er ihn mit Ergreifen der Waffe akzeptiert. Da ist die Gewissheit, dass er auf dem Schlachtfeld wartet. Allein, dass man nicht weiß, wann er kommen wird, bringt Angst mit sich. Vor einem Jahr in Amonlonde gab es einen kurzen Moment, in dem ich loslassen wollte. Aber dann wusste ich, dass das nicht meine Zeit zu gehen ist. Und hier bin ich."


    Sie seufzte leise. Sie war so unglaublich zerschlagen gewesen und die Schmerzen hatte sie noch Wochen danach gehabt. Aber selten hatte sie sich so lebendig gefühlt. Und doch hatte sie schon Abschied genommen von Gefährten, die vor ihr standen und gesagt hatten, dass sie nun gehen würden. Die mit einer stummen Gewissheit ihren Tod gesehen und ihn akzeptiert hatten. War das Alanis' Intention gewesen? Waren es nur Vorkehrungen für den Fall der Fälle oder wusste sie mehr, als sie wirklich gesagt hatte?
    In ihrem Bauch rumorte es. Was konnten sie jetzt schon tun? Daynon war so weit entfernt. Wenn Alanis dort den Tod finden sollte, würden sie es hier möglicherweise erst in einem Jahr erfahren, möglicherweise auch nie.
    In den vergangenen Wochen hatte sie der Katze immer mal wieder etwas zu fressen oder ein Schälchen Milch gebracht, das Tier aber selbst nur von Ferne gesehen. Katze und Hund vertrugen sich einfach nicht.
    Sie brachte ein kurzes Grinsen zustande und zuckte mit den Schultern.


    "Vielleicht ist es uns aber auch vergönnt, in einem weichen Bett zu sterben. Wer weiß das schon. Seltsame Vorstellung."

  • Damorg nicte kurz leicht für sich, während sein Blick noch immer auf die Flamme gerichtet war.


    "Ja, eine seltsame Vorstellung so sein Ende zu finden, besonders nachdem die letzten Jahre so unruhig waren."


    Er schluckt trocken und schürzte seine Lippen bevor er weiter sprach.


    "Aber vielleicht haben die Götter uns einfach andere Aufgaben zugedacht."

  • "Was tust du heute Abend?"


    fragte sie auf einmal unvermittelt.


    "Meine windschiefe Hütte steht und soweit ich weiß, hast du sie dir noch nicht angesehen. Zumindest vier Wände und ein Dach hat sie, wenn auch keine Tür. Da es vermutlich nicht mehr so oft leidlich warm wird, wäre heute eine wunderbare Gelegenheit für einige Brocken Fleisch über offenem Feuer. Was sagst du?"

  • Damorg griff neben sich auf die Bank und nahm sein Bündel in die Hand und legte es zwischen sich und dem Serganten ab. Der Stoff war mittlerweile fast vollständig feucht, das Rot des Fleischs war zu erkennen.


    "Den Brocken Fleisch habe ich."


    Ein schmales Schmunzeln war auf seinen Lippen zusehen.

  • Erst schaute sie ein wenig irritiert auf den Brocken.


    "Nicht, dass ich den anderen Priestern ihr Abendessen streitig mache."


    sagte sie dann.


    "Lira wirkt nicht gerade so, als würde sie solche Dinge bei einer Tasse Tee ausdiskutieren."

  • "Ich teile das Stück einfach, es sollte groß genug sein."


    Damorg zuckte kurz mit den Schultern.


    "Man sollte sich zumindest nicht ohne guten Grund mit ihr anlegen. Das kann blaue Flecken geben."


    Er räusperte sich und wechselte die Richtung des Gesprächs wieder.


    "Soll ich gleich mitkommen?"

  • "Je nachdem ob du mich Gastgeber spielen lassen willst oder eher nicht."


    grinste Ashaba.


    "Holz ist genug da für die Feuerstelle, aber solche Dinge wie Wasser schöpfen und Feuer machen müssen noch. Und ich könnte sicherlich noch mal das Spitzendeckchen auf der Truhe gerade rücken."

  • Damorg stütze sich von der Bank ab und stand auf.


    "Ich komme gleich mit, lass mich nur noch einen Teil vom Fleisch abschneiden."


    Er nahm das Bündel auf und bewegte sich bereits in die Richtung der Küche. Es dauerte nicht lange bis der Priester wieder in der Halle bei Ashaba stand, das Bündel waretwas dünner, dafür hatte er noch eine Flasche in der anderen Hand.

  • Renascân bot in diesen Tagen neben reichlich Sonnenschein und brütender Hitze auch immer mal wieder einen erfrischenden Schauer, der es in sich hatte, einen innerhalb von Sekunden bis auf die Haut zu durchnässen.


    Als sich Alanis vom Markt, auf dem sie einiges eingekauft hatte, in Richtung der Unterstadt aufmachte, beäugte sie immer wieder kritisch den Himmel und es war ein tiefes, grollendes Donnern, das sie dazu bewog, sich nach einem Unterstand umzusehen.


    Schwer klatschten Sekunden später die ersten Tropfen auf den Boden. Die Elementepriesterin zog sich die Kapuze ihres grauen Umhangs über den Kopf und steuerte zunächst den Tempel der fünf Götter an, doch dort hatte sich bereits eine größere Gruppe älterer Frauen unter den Türsturz zurückgezogen und gackelten aufgeregt vor sich hin.


    Alanis seufzte und schaute zu dem zweiten Gebäude in der Umgebung, das ein wenig Schutz versprach. Sie verzog leicht das Gesicht, aber da ihr das Wasser bereits auf die Schultern plätscherte, eilte sie hinüber zum Kapaltempel, um dort unter dem leicht vorstehenden Türsturz Unterschlupf zu suchen. Ihr war dabei mulmig zumute, aber mit ein wenig Glück war das Gewitter in zehn, zwanzig Minuten vorbeigezogen und sie konnte ihren Weg fortsetzen, ohne -. Tja, ohne eben.


    Sie zog den Umhang enger um sich, da die Temperatur schlagartig abgesunken war und drängte sich an die Wand neben der Tür. Ein Blitz zuckte vom bleigrauen Himmel und es krachte ohrenbetäubend - offenbar war er irgendwo ganz in der Nähe eingeschlagen.

  • Growin war die die häufigen Wetterwechsel leid. In seinem Alter machten sie ihm zu schaffen. Früher war das nicht so gewesen. Als er noch jung war hatte er selbst den schlimmsten Wintern in den Bergen getrotzt. Heute war er froh, dass er die Winter hier im Tempel auf dem Festland verbringen konnte. Aber diese schwüle Luft. Er seufzte.


    Allerdings mochte er noch immer die Gewitter wie bereits als kleiner Junge. Auch wenn er Priester Kapals war die Gabe des Herr Teldrons faszinierte ihn, oder war es sein Zorn. Wie dem auch sei, die kühle Luft die der Schauer mit sich brachte würde seine Lunge gut tun.


    Der alte Mann mit den grauen Haaren, der für sein Alter immernoch rüstig und breitschultrig war, ging zum Portal des Tempels um beide Flügel weit zu öffnen. Etwas frische Luft würde nicht nur ihm, sondern auch der großen nach Rauch riechenden Halle des Tempels, gut tun.
    Als er die Person unter dem Sturz wahrnahm räusperte er sich.


    "Den Fünfen zum Gruße."