Der Tempel Kapals

  • Damorg warf der Novizin einen Blick zu wendete sich dann wieder seiner Arbeit zu.


    "Was gibt es zu berichten?"


    Der Priester legte Ruhe an den Tag. Weder seiner Stimme noch seiner Haltung war etwas von seiner Laune anzumerken. Während seiner Worte nahm er den letzten Teller aus dem Wasser und legte ihn zum trocknen auf den Stein.

  • Lira stellte den Besen in die Ecke, in die er gehörte und wischte sich mit den rotgefrorenen Fingern Schneereste aus den Haaren, die bei diesem Wetter die Angewohnheit hatte, sich zu locken und damit jeglicher Bändigung zu entkommen. Sie entschied sich, direkt zu beichten, stellte sich mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in die Mitte des Raumes und blickte zu Boden.


    "Ich habe einer Ketzerin die Tür gewiesen und dabei den Besen zerbrochen", gab sie zu.

  • Damorg drehte sich um und lehnte sich nach hinten an den Spülstein an. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Er musterte die Novizin von oben bis unten.


    "Bist du dir da sicher? Was macht eine Ketzerin in deinen Augen aus?"

  • Lira wußte nicht warum, aber sie fühlte sich in die Defensive gedrängt, und das mochte sie gar nicht.


    "Eine Ketzer ist jemand, der nicht an die Fünfe glaubt und gegen jene spricht, die das Wort der Fünfe verkündigen."


    Röte kroch über ihren Hals, man sah ihr an, dass sie die Begegnung vor dem Tempel noch immer verärgerte.


    "Sie hat mich zurechtgewiesen!", platzte sie dann heraus und legte dann ertappt eine Hand über den Mund. Mehr och, die Fremde hatte sie vorgeführt und das erfüllt Lira mit kochendem Zorn.

  • Damorg zog die linke Augenbraue nach oben und schürzte kurz die Unterlippe.


    "Hat diese Frau, oder dieses Mädchen schlecht über die Fünf gesprochen, oder über einen ihrer Diener? Hatte sie einen Grund dich zurecht zuweisen?"


    Er fixierte ihren Blick und schaute der Novizin in die Augen.

    Ich hab keine Neurose, es ist nur.. TRITT NICHT AUF DIE FUGE!!!!

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  • Lira erwiderte den Blick. In ihren wasserblauen Augen stand kein Trotz, sondern die volle Überzeugung, richtig gehandelt zu haben.


    "Sie wollte Euch sprechen. Aber Ihr wart nicht zu sprechen. Daraufhin bot ich ihr an, sie könne mit Gorwin reden, was sie ablehnte. Sie sagte sie bräuchte keinen priesterlichen Beistand. Woraufhin ich ihr sagte, dass sie in diesem Fall im Tempel nichts zu suchen hätte."
    Sie runzelte die Stirn, das Gespräch noch einmal rekapitulierend.


    "Daraufhin spöttelte sie und sagte, dass in ihrer Erfahrung nicht immer ein Priester von Nöten sei, wenn man in einen Tempel wolle."


    Lira räusperte sich.


    "Ich habe ihr freigestellt, auch ganz ohne Priester zu beten, aber sie lehnte ab. Und verwies auf ihren eigenen Glauben!" Lira ballte die Hände zu Fäusten.


    "Ich kann mich doch vor dem eigenen Tempel nicht von einer Ketzerin verspotten lassen!"

  • Damorg hörte sich ihre Worte interessiert an.


    "Das stimmt. Du brauchst dich von einer Ungläubigen nicht vorführen lassen. Aber es ist ein Unterschied, ob diese Person unserem Glauben feindlich gegenüber steht, oder ob sie nur an andere Götter glaubt."


    Der Priester betonte das nur etwas seltsam.


    "Aber stelle dir einmal vor diese Frau war eine Handwerkerin, die eine Abmachung mit mir hatte bezüglich des Tempelbaus."


    Er zeigte auf den Ofen und den Kamin mit seiner linken Hand.


    "Dieser wurde zum Beispiel auch von einem Mann gebaut, der an andere Götter glaubt. Oder vielleicht sind es doch die unseren, nur unter anderen Namen? Außerdem wirst du nicht jedem Menschen an der Nasenspitze ansehen können, ob er ein Verehrer der Fünfe ist oder nicht, um ihn den Weg in den Tempel zu untersagen."

  • Lira unterbrach den Blickkontakt und sah zu Boden, die Augenbrauen zusammengezogen, so dass auf ihrer Stirn eine steile Falte erschien.


    "Ich hab es ihr erst untersagt, als ich wußte, dass sie nicht an die Fünfe glaubt. Und eine Handwerkerin war sie nicht, die habe ich alle in den vergangenen Wochen kennengelernt."


    Lira kaute auf ihrer Unterlippe herum.


    "Außerdem wußte ich nicht, ob man Euch stören darf. Immerhin seid Ihr jetzt schon eine Weile mit Gebeten beschäftigt, es muss Euch also etwas Wichtiges umtreiben. Da lasse ich doch nicht jeden zu Euch."


    Sie blickte wieder auf und ihre Augen blitzten. Es war keine Herausforderung an Damorg, die man darin lesen konnte, vielmehr der Ausdruck einer Löwin, die bereit war, ihr Territorium gegen Alles und Jeden zu verteidigen.

  • Damorg war noch immer ruhig, nur ein Funkeln in seinen Augen konnte seinen Unmut verraten.


    "Von deinem Standpunkt aus magst du richtig gehandelt haben. Aber dennoch steht es dir nicht zu über Dinge zu urteilen, die mir obliegen. Selbst Gorwin richtet sich nach meinem Wort und das obwohl er sicherlich über mehr Erfahrung verfügt als du und ich zusammen."


    Sein Blick wurde etwas finsterer.


    "Und um die Sache klar zu stellen: Es ist im Tempel ein jeder wilkommen, der nicht schändlich über die Fünf oder ihre Diener spricht. Wie sonst sollen die Leute ihren Weg zu uns finden?"


    Es war klar das der Priester auf seine Frage keine Antwort erwartete, obwohl er noch immer ohne Zorn in seiner Stimme sprach.

  • "Gut. Dann geh wieder an die Arbeit."


    Damorg seufzte innerlich, behielt seine Haltung allerdings bei. Es gingen ihm einige Gedanken durch den Kopf, die er lange vergessen hatte, auch er war einmal Novize und hatte viel nicht verstanden, als er hier in die Siedlung gekommen war. Ein leichtes Lächeln zuckte auf seinen Lippen.

  • "Jawohl." Der Besen fand seinen Weg zurück in ihre Hand und sie schickte sich an, den Raum zu verlassen, um mit dem weiterzumachen, bei dem sie die Ungläubige sie gestört hatte. Auf der Türschwelle verharrte sie und blickte zu Damorg zurück, nachdenklich für einen kurzen Moment. Es war nicht ganz ersichtlich, wem ihre Gedanken galten - ihrem eigenen Ärger oder ihm. "Ich muss mich nicht bei der - Person entschuldigen, oder?"

  • "Wenn diese Person wieder hier auftaucht, wirst du dies müssen. Zumindest für die Art wie du dich verhalten hast. Allerdings erwarte ich nicht, dass du die Frau in der ganzen Stadt suchst. Ohne einen Namen könnte das eine Weile dauern."


    Er nickte der Novizin zu und bedeutete ihr mit einer Geste die Küche zu verlassen. Seine Arme die noch immer vor der Brust verschränkt waren, lies er nach unten sacken.

  • Lira klappte den Mund auf und dann ganz schnell wieder zu. Tatsächlich hatte sie ja einen Namen von der Frau, aber sie konnte ja wohl kaum gegen das, was Damorgs Geste andeutete, angehen, indem sie das Gespräch weiterführte. Nun, es würde nicht so wichtig gewesen sein. Immerhin hatte sich die Fremde ja doch recht gut abspeisen lassen.


    Wenig später war das charakteristische Geräusch von Besenborsten auf Steinboden zu vernehmen, das im Hauptraum erklang.

  • Einige Meter vom Tempel entfernt ist derweil eine Person mit einer Vorliebe für grüne Kleidung damit beschäftigt, eine Schneise in den Schnee zu laufen und sich zu fragen, was bei dem Gespräch mit der Novizin schiefgelaufen ist - oder ob eigentlich gar nichts schiefgelaufen ist und ob Damorg sich entschlossen hat, alle Ungläubigen aus seinem Tempel zu verbannen. Allerdings kann sie das nicht wirklich glauben. Immerhin war sie in der Bauphase des Tempel schon darin gewesen - sie hatte sogar mit Damorg Händchen gehalten! Also fragt sich Alanis, was jetzt gerade im Inneren des Tempels vorgehen mag.


    Nachzuschauen traut sie sich indes nicht. Irgendwann bleibt sie seufzend in einer Schneewehe stehen und schüttelt sich, so dass der Schnee von ihren Schultern fällt. Es hat ja keinen Sinn zu warten. Und eine Nachricht will sie eigentlich auch nicht schicken - verdammte Unpersönlichkeit. Schließlich beschließt sie, ihren Frust herauszulassen auf etwas ungewöhnliche Art und Weise. Mit einem Grinsen macht sie sich an die Arbeit.


    Eine halbe Stunde später steht ein Schneemann neben der Tür des Tempels. Nach einem kurzen Ausflug auf den Markt bekommt er Kartoffelaugen und -mund und eine Möhrennase. Schließlich klopft sich die Priesterin den Schnee von den Händen und Röcken, knotet dem Schneemann ihren Lieblingsschal um und macht sich auf den Weg in den Zaunkönig, um dort etwas Warmes zu trinken und schließlich auf den Rückweg nach Hause.

  • Damorg hatte noch einige Zeit in der Kücher verbracht und hing seinen Gedanken nach. Monate war er weg gewesen und dennoch gingen alle Sachen ihren gewohnten Verlauf. Nicht viel war zu erledigen gewesen, als er zurück gekehrt war. War er nicht immer selbst ein Mann der Tat? Nun war es an ihm zu delegieren.


    Um sich wenigstesn etwas nützlich zu machen wollte er in den Tempel der Fünfe gehen um dort in der Nische nach dem Rechten zusehen. Nachdem er noch ein paar kurze Worte mit Gorwin gewechselt hatte, bezüglich der Nichtgläubigen und dem Tempel verlies er diesen durch das Portal.


    Als er auf seinem Weg den Schneemann erblickte musste er zuerst schmunzeln und war dann ein wenig verwundert, als ihm der Schal bekannt vorkam. Als es ihm dämmerte, wer wahrscheinlich der Besitzer des guten Stücks war, fiel es ihm auch wie Schuppen von den Augen, mit wem sich Lira wohl am Mittag angelegt hatte. Mit einem tiefen Seufzer nahm er den Schal und machte sich auf den Weg zu dem Haus seiner Geliebten.


    "Der wird ihn auch nicht vor dem Erfrieren retten."


    Brummelte der Priester vor sich hin.

  • Am Tag darauf, früh morgens, als die Sonne gerade über den Horizont gekrochen ist, kommen zwei Personen den Weg von der Unterstadt zur Oberstadt hinauf, der zwangsläufig an den beiden Tempelgebäuden vorbeiführt.


    Es ist schneidend kalt, Alanis hat den Kopf eingezogen, so dass man von ihrem Gesicht über dem Schal nicht mehr wirklich viel sieht außer einer roten Nasenspitze. Sie trottet neben Damorg her und wirft ihm hin und wieder von der Seite einen Blick zu, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist zu niesen oder zu husten. irgendwann, einige Dutzend Schritt vom Tempel entfernt, überholt sie ihn mit zwei schnellen Schritten, stellt sich vor ihn und lächelt, wobei ihr Gesicht nun wieder vollends aus dem Schal auftaucht.


    "Bis dann!", sagt sie weich, schaut sich kurz um, ob man sie beobachtet und drückt ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor sie sich umwendet, um in Richtung des Hospitals zu verschwinden. Nach dem Besuch dort kehrt sie nach Hause zurück.

  • Lira lief auf den Tempel zu, ihr Pferdeschwanz wippte auf ihrem Rücken hin und her. Schweiß stand auf ihrer Stirn, was nach einem Zehnmeilenlauf im Wald kein Wunder war. Es war bereits dunkel und der Boden nach Eisregen glitschig, doch bei der jungen Novizin ging kein Tritt fehl.


    Sie stemmte das schwere Portal auf und trat ein. Die stickige, vertraute Wärme des Tempelinnenraums umfing sie und sie verschnaufte einen Moment, bevor sie durch den Tempel blickte. Er war leer, wie es nicht anders zu erwarten war um diese Tageszeit. Dennoch ging sie zur Feuerschale, um noch ein Scheit aufzulegen, bevor sie in die Küche ging, um sich eine Waschschüssel zu füllen und sie in ihr Zimmer zu schleppen.


    Eine Viertelstunde später kniete sie vor der Feuerschale und blickt in die Flammen.

  • An einem sonnigen Frühlingsmorgen, an dem es jedoch noch immer schneidend kalt war, betrat Johanna den Kapaltempel. Sie hatte in den vergangenen Monaten kaum Zeit gehabt, etwas anderes zu tun als im Waisenhaus zu arbeiten und ihren Dienst im Tempel der Fünfe zu verrichten. Nun kam sie also erst an diesem Tag dazu, sich anzusehen, was zahllose helfende Hände vollbracht hatten.


    Die Priesterin sah müde aus, aber das stete leichte, milde Lächeln lag wie immer auf ihrem Gesicht. Manche Menschen nannten es irritierend, Johanna war es in Mark und Bein übergegangen.


    Sie trat ein und ihr gelber Rock raschelte leise auf den Steinfliesen. Mit sinnenden Schritten ging sie auf die Feuerschale zu und kniete zu einem kurzen Gebet nieder, dann erhob sie sich wieder und hielt Ausschau, ob sie einen der Priester erblickte.

  • Damorg war früh aufgestanden und das Klingen des Hammers der auf Stahl trifft, war bis in die große Halle des Temepels zuhören, als er nach einen kurzen Pause, erneut ansetzte das Metal in die gewollte Form zu hämmern.
    Er hatte sich viel für den heutigen Tag vorgenommen, dass wusste er, also wollte er keine Zeit verschwenden.


    Die Tür die von der großen Halle in die Küche führte und von dort in die kleine Schmiede hinter dem Tempel, stand einen Spalt weit offen.


    Die beiden anderen Kapalpriester schienen wohl bei der Arbeit zu sein, allerdings nicht hier im Tempel.