Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg

  • "Möchtest Du Dir am Ende vorwerfen müssen, dass Du nicht alle Möglichkeiten genutzt hast, die sich Dir geboten haben?", entgegnet die Priesterin nach einem kleinen Moment des Schweigens. Sie schlägt die Augen nieder und schluckt schwer. "Ganz gleich, ob das bedeutet, dass Du selbst mit der Gewißheit noch ein wenig länger leben - und leiden - mußt?"


    Ihre Röcke rascheln leise, als sie zum Arbeitstisch zurückgeht und beginnt, ein paar Kartoffeln zu schälen, während der Speck auf größerer Höhe langsam zu schmurgeln beginnt. Ihre Finger zittern bedenklich und so lässt sie sie einen Moment lang sinken, bevor sie sich wieder gefangen hat.

  • Für einen Moment liegt ihr eine bittere Entgegnung auf der Zunge, die sie der Priesterin entgegen schleudern möchte. Wie lange sie bereits damit lebt. Nicht, weil sie es sich ausgesucht hat, sondern weil irgendwer, irgendetwas ihr Dinge zu sehen, zu fühlen gibt und ihr trotzdem die Hände bindet einzugreifen. Wie lange sie bereits die völlige Ungewissheit ertragen hat bevor die Nachricht von den Priesterinnen kam. Doch sie schließt nur kurz die Augen, schluckt die Entgegnung herunter. Für Wut ist hier kein Platz, denkt sie sich.


    "Versteh' mich nicht falsch. Ich werde euch an nichts hindern."


    entgegnet sie stattdessen nur. Alanis Worte treffen sie mehr, als sie durchblicken lassen möchte.

  • Alanis atmet tief durch und legt das Messer auf das Schneidebrett.


    "Meine Möglichkeiten sind ausgeschöpft. Ich habe die Elemente auf Knie angefleht, mir eine Antwort zu geben, mit der ich leben kann. Ich habe gebetet, mein Leben angeboten, gefordert. Und sie haben sich entschlossen, mich nicht mehr anzuhören und mir rein gar nichts zu zeigen."


    Die Worte klingen seltsam hohl in der warmen Luft, die sich langsam überall in der Küche ausgebreitet hat.


    "Ich nehme gerade wirklich jeden Strohhalm."

  • "Es ist mehr als nur ein Strohhalm," entgegnet die Elbe, die sich nun das erste Mal seit dem Gespräch zwischen Alanis und Ashaba eingemischt hatte. Ihr Blick wandert über die Schulter nach hinten, denn sie hatte sich ans Fenster gestellt und dem Regen gelauscht. Dann verharren ihre Augen allein auf der Priesterin. "weit mehr..."


    Ihre Augen scheinen kurz zu aufzuleuchten aber es war auch gut möglich, dass die Flammen im Kamin aufgelodert hatten.


    "Was die Macht der Elemente angeht oder der Essenzen die dahinter stehen, ... lass dir gesagt sein, abgesehen von der Wankelmütigkeit göttlicher Wesen... oft sind sie weise genug, um zu erkennen, wann ein göttlicher Rat von Nöten ist oder ob Wahrheit in etwas kleinerem und unscheinbarerem gefunden werden kann, als ihrem uralten Licht."


    Die Elbe wendet sich ab, streichelt beim Zurückkehren an den Tisch Moclin sanft über den Rücken und lächelt Alanis sachte an. Dann ist ihr Blick bei Ashaba...
    "auch wenn es so unscheinbar gar nicht ist." Die letzten Worte kommen leise und in einem eigenartigen Tonus über ihre Lippen, der ganz leise etwas echauffierendes hatte.

  • "Vor allem Anderen ist es falsch. Aber das war es schon, als mir in Forlond des erste Mal der Gedanke kam." Alanis geht zum Herd hinüber und wirft die Kartoffeln hinein, um das Ganze dann mit etwas Wasser aufzugießen. Es zischt, als das kalte Wasser auf die heißen Kesselwände trifft. Alanis legt einen Zahn zu und hängt das Essen ein wenig tiefer. "Die Elementen wußten, dass ich nicht bereit war, ein Schweigen ihrerseits zu akzeptieren. Kein Wunder, dass sie mir nicht mehr antworten."


    Alanis schenkt ihnen allen Tee ein und rührt selbst zwei Löffel Zucker in ihre Tasse. Die Erkenntnis, dass sie gerade bestraft wird und es verdient hat, schmerzt, doch sie bleibt merkwürdig unbewegt. Es gab in ihrem Leben gerade nur eine Sache, die ihr wirklich wichtig war.

  • Moclin schnüffelte der Elbe neugierig hinterher, entschied sich aber dann doch dafür beim Speck zu bleiben.


    War Alanis gerade dabei ihren Glauben zu verraten? Sich gegen die Elemente zu stellen? Ashaba horchte auf. Wie viel musste Damorg ihr bedeuten. Aber war es das wert? Hatte sie ihr nicht einst gesagt, dass ihr Glaube ihr Halt sei und nicht die Menschen? Nach den Erfahrungen des letzten Jahres wünschte sie niemandem mehr, seinen Halt derart zu verlieren.


    Aufmerksam beobachtete sie Alanis.


    "Ich hoffe, dass dein Weg der richtige ist und dass er zu dem Ziel führt, das du dir wünschst. Du weißt..."


    Sie schüttelte langsam den Kopf.


    "... Ich würde dir sagen, dass du auf das Urteil der Götter vertrauen sollst. Aber jetzt, da ich es sage wird mir klar, dass ich selbst im letzten Jahr so oft gehadert habe, dass es mir gar nicht zusteht."


    Dann wandert ihr Blick kurz zu Tear und sie nickte ihr zu.


    "Und möglicherweise habt Ihr Recht. Möglicherweise ... bemühen sie sich nicht, wenn man sich selbst helfen kann. So sagt man von Kapal. Aber am Ende können wir es doch nicht mit Bestimmtheit beantworten."


    Ein leises Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie sah Alanis mit leicht schräg gelegtem Kopf an.


    "Und da wären wir doch bei den theologischen Diskussionen."

  • "Was ich mir wünsche, hat in meinem Leben als Priesterin bisher wenig Aussschlag gegeben", gibt Alanis nach einem kleinen Moment der Überlegung zurück. Das hätte bitter klingen können, tut es aber nicht. "Das war bisher auch immer in irgendeiner Weise zu ertragen."


    Nun scheint es so, dass es wohl nicht mehr zu ertragen gewesen war. Aber sie sagt es mit einer Ruhe, die an Fatalismus grenzt - oder ist es doch ungebrochener Glauben. Ihre Augen richten sich wieder auf Ashaba, ihr Blick ist mild und trägt großes Verständnis in sich.


    "Und bloß weil Du haderst, heißt das nicht, dass Du keine guten und wahren Dinge aussprechen kannst."

  • Moclin stellte sich mit Nachdruck auf Alanis Füße und ließ sich dort nieder. Feucht begann er die Socken abzulecken und knabberte vorsichtig an der Wolle, wo es ihm sinnvoll erschien. Ihm war viel wohler, seit die Anspannung zumindest zum Teil wieder aus dem Raum verschwunden war. Ab und an warf er Tear und der Katze einen Blick von unter dem Tisch zu.


    Ashaba schnaubte.


    "Was können wir schon entscheiden, was wahr und gut ist? Wir können annehmen, dass es so ist, aber wissen können wir es nie. Also, was bleibt uns anderes übrig als unser Möglichstes zu tun, alles richtig zu machen und die Tatsache zu akzeptieren, dass wir scheitern könnten?"

  • Tear hatte auf Ashabas vorletzten Kommentar nur genickt und ihren Blick wieder zum Fenster gewandt. Beiläufig holt sie aus ihrer Gürteltasche und dort aus einem eingeschlagenen Stoffbündel einige Streifen Trockenfleisch hervor und hielt es mit ausgestreckten Arm in Richtung Boden.


    "Ein altes Sprichwort meiner Welt lautet, das man seinem Schicksal nicht entgegen kann aber man muss sich ihm tapfer entgegenstellen. Wir haben unsere Kraft und unsere Erfahrung, unseren Weg nicht durch Zufall erhalten, unsere Aufgaben nicht durch fremde Kraft gemeistert, auch wenn wir manchmal ihrer Hilfe bedurften. Unser eigener Wille war das, unsere Kraftanstrengung, die Summe aus Erfahrungen hat uns entscheiden lassen und oft genug, war sie es auch, die uns über ihr Maß hinaus neue Wege hat gehen lassen. Ich entscheide...das ist mein Leben, mein Schmerz, meine Freude."


    ...und somit gibt sie auch Ashabas letzter Aussage Recht.

  • "Die große Gabe, die uns gegeben wurde. Zu hoffen, dass wir fehlerfrei bleiben und die Furcht zu überwinden, wenn wir nicht wissen, ob uns das gelungen ist."


    Alanis sitzt sich auf der Herdumrandung hin und genießt den warmen Stein unter ihrem Gesäß und an ihrem Rücken. Sie macht sich daran, Moclin hingebungsvoll zu kraulen und wirft Ashaba einen schrägen Seitenblick zu.


    "Gut ist, was den Menschen tröstet. Wahr ist, was er begreifen kann. Mit welcher Moral man das auch immer unterlegen möchte." Sie lächelt schmal. "Ich sehe also an den Worten, dass ich auf die Götter vertrauen sollte, nichts Schlechtes oder Unwahres."

  • Moclin machte sich möglichst lang um der kraulenden Hand möglichst nicht zu entgehen und trotzdem das Trockenfleisch zu erwischen, das so verführerisch auf seiner Höhe schwebte. Er scheiterte kläglich. Während seine Krallen über den Boden scharrten war seine Schnauze etwa einen guten Meter zu kurz um an das ersehnte Futter zu kommen.
    Als er das erkannte, ließ er kurz resigniert seinen Kopf auf seine Pfoten sinken, musterte Tear von unten herauf mit großen, braunen Augen, die vor Hunger feucht schimmerten. In diesen Augen lag die Beteuerung, dass er fast verhungerte und nie-nie-niemals irgendetwas zu fressen von irgendjemandem bekam. Zugleich schien sein Bauch auch auf ein erbärmliches und mitleiderregendes Maß zu schrumpfen.

  • Mit einem nachsichtigen Kopfschütteln erhebt sich Alanis wieder und lässt Moclin so keine Möglichkeit, sich gegen das Trockenfleisch zu entscheiden. Sie beugt sich zum Topf hinunter und drückt mit dem Kochlöffel gegen die Kartoffeln, um die Festigkeit zu überprüfen. Dann wirft sie noch die Kürbisstücke hinterher und leert den kleinen Tiegel Sahne, den sie auf dem Weg von der Unterstadt zu ihrem Haus bei einem Straßenhändler gekauft hat, ebenfalls hinein. Dann geht sie zum Küchenschrank hinüber und holt die Kräuter herüber. Interessiert mustert sie Ashaba, gespannt auf deren Antwort.

  • Aufmerksam sah Ashaba Alanis an.


    "Und doch willst du diese Suche durchführen."


    Mehr eine wertfreie Feststellung denn eine Frage.

    "Und .. wann? Noch heute Nacht? Braucht ihr etwas dafür?"


    Fragend sah sie nun Tear an.

  • Tear drehte sich wieder den beiden Frauen zu und ging dann in die Hocke um das furchtbare Leiden des viel zu kleinen Hundes auf ein erträgliches Maß zu lindern. Erst als das Trockenfleisch in Moclins Schnauze verschwunden war und nur noch ein theatralisches Kauen von seiner Existenz zeugte, sieht Tear zu Ashaba auf. Ein kurzes blitzen geht durch ihre Augen... für einen Moment scheint es als würde sie durch die Luft schnuppern.


    "Alanis benötigt Schlaf. Der menschliche Geist ist sowieso schwierig... und unausgeschlafen...eine Kriegserklärung an jeden Zauber."


    Die Wildelbe kommt wieder auf die Beine und trotz der zivilisiert erscheinenden Worte, erinnert ihre Bewegung an die eines Raubtieres.


    "Morgen wenn sie ausgeschlafen ist... werde ich mich der Situation annehmen so gut ich kann. Was ich brauche ist vor allem Ruhe und jemanden der wacht, während wir uns auf die Reise begeben. Der Zauber wird meine vollständige Aufmerksamkeit benötigen, sollte ich dabei gestört werden, hat das weitreichende Konsequenzen."

  • Mit einem "Uff." rappelte Moclin sich auf und schnappte sich glücklich den von Tear dargebotenen Leckerbissen. Den klemmte er sich zwischen die Pfoten und kaute genüßlich daran rum. Dabei machte er seltsam seufzende Geräusche, die aber nur von seiner Behaglichkeit zeugten. Für den Moment war die Katze vollauf vergessen.


    "Muss das ein Wächter sein, der sich auf Magie versteht oder reiche ich? "


    fragte Ashaba geradeheraus. Sie mochte von dem Vorhaben halten, was sie wollte, aber das Risiko für die beiden wollte sie doch auf ein Mindestmaß reduzieren. Es war einfach ihre Art. Zur Not würde sie sie in die Akademie schicken und Bellaria bitten, über die beiden zu wachen. Wenn sie das zuließen.

  • Alanis schaut von einer Frau zur anderen. Dinge gab es zwischen Himmel und Erde -. Ihr Blick ruht kurz auf Ashaba. Sie lächelt.


    "Nur wenn es Dein Dienstplan erlaubt, Ashaba. Ich würde mich allerdings freuen."

  • Ein freundliches Lächeln spielte um Ashabas Lippen. Ja, sie würde eine Waffe bei sich tragen. Aber sie waren in Renascân. Das verkannte die Elfe wohl.


    "Ich denke nicht, dass wir hier irgendetwas zu befürchten haben von außerhalb. Wir sind in Renascân. Das Schlimmste, was man hier erwarten kann, wäre wohl ein Junge, der die leeren Milchkannen abholt und neue, volle bringt. Aber Ihr habt natürlich Recht. Es ist besser Vorsicht walten zu lassen und kein Risiko einzugehen."


    Dann wandte sie sich an Alanis und nickte ihr zu.


    "Morgen ist Nachtschicht am Nordtor. Ich habe also viel Zeit. Keine Sorge."


    Moclin hatte das Stück inzwischen verputzt und seine Pfoten akribisch sauber geleckt. Probeweise stubste er Tear mit der Schnauze an. Vielleicht war ja noch mehr drin.


    "Ich bräuchte nur ein paar... Weisungen was in welchem Fall zu tun wäre."


    Was wenn eine der beiden im Kreis - machten sie einen Schutzkreis? - zusammen sacken würde? Dürfte sie den Kreis durchbrechen und einschreiten? Wenn ja, wie? Die Betonung der möglichen Komplikationen machten ihr mehr Sorgen als eine Störung von außen.

  • Alanis Blick gleitet hinüber zu Tear'asel. Ja, was würde zu erwarten sein? Sie hatte schon Ewigkeiten nicht mehr mehr Magie als Heilmagie in ihrem Körper verspürt und ihr Geist -. Sie zuckt ein wenig zusammen und beginnt, dass Essen zu würzen und kräftig umzurühren. Zu oft hatten sich irgendwelche magischen Kreaturen ihres Geistes bedient, um sie zu demütigen und zu verletzen. Sie war gespannt, was Tear'asel wohl dort vorfinden würde, in ihrem Kopf. Und ängstlich war sie auch.

  • "He," kommt der Elbe wachrüttelnd über die Lippen und ihr Blick liegt wieder auf Ashaba, nachdem sie Moclins Stupsen kurz bedacht hatte.


    "ich habe das alles schon bedacht Ashaba, keine Sorgen. Wenn ich einen Schutzkreis webe, so das nötig ist... werde ich mit eurem Einverständnis ein Haar von euch als Komponente mitverweben, dass ermöglicht euch in den Schutzkreis zu kommen, um eventuellen Komplikationen entgegentreten zu können."


    Sie nimmt noch etwas Trockenfleisch heraus, eigentlich alles was sie noch bei sich hatte und legt es dem kleinen Fellknäuel hin, ehe sie zum Tisch zurückkehrt.


    "Ich will versuchen euch zu erklären, was geschehen wird und wie ihr bei Schwierigkeiten intervenieren könnt. Es wird keine magische Suche werden... dazu mögen die Entfernungen zu Damorgs Aufenthaltsort viel zu weit sein. Ich bin mächtig aber so mächtig bin ich nicht, dass ich Kontinente überbrücken kann oder ganze Länder. Was ich mache erfüllt den gleichen Klang wie eine Vision, nur focusierter, genauer, weil ich verschiedene Wegweiser habe... Alanis Gefühle, meine Erfahrung als Wanderer, einen sehr persönlichen Gegenstand, so er da ist. Die Schwierigkeit, die besteht ist Alanis Menschlichkeit. Der Geist der Menschen ist wild, ihre Gefühle sind es über alles auch... es könnte schwierig werden, sie zu ordnen, sie zu differenzieren..sie zu fühlen. Es ist als würde man versuchen ein einzige Stimme aus einem gewaltigen Chor durcheinandergewürfelter Tonlagen zu finden. Jeder Mensch... der...," und sie richtet ihren Blick von Alanis fort zu Ashaba...,"mit der natürlichen Gabe des zweiten Gesichtes wie ihr das nennt gesegnet ist, macht es mir einfacher... ich erreiche die eine Stimme, die Essenz der Seele einfacher, weil sie wacher ist, als die eines normalen Menschen."


    Der Blick hält sich auf der Sergeantin, vielleicht einen Moment zu lange, ehe er wieder zu Alanis hinüberschweift.


    "Jeder der nicht über diese Gabe verfügt... der macht es mir sehr schwierig. Manchmal muss ich meinen Geist und meine Kraft dazu verwenden, Ordnung zu schaffen. Ich bringe verschiedene Stimmen zu schweigen, um andere besser hören zu können. Ich sperre sie weg, ich schließe sie aus... ich übe Kontrolle aus... niemand will das... ein Mensch schon gar nicht... es setzt automatisch eine Wehr ein, das wiederum potenziert meine Anstrenungungen... dauert es zu lange, wehrt sich das Gegenüber, bewußt oder unbewußt immer stärker, kommt es zum Kollaps... entweder folgt eine temporäre Ohnmacht und der Körper erholt sich oder nach der Ohnmacht, führt der Mensch unter Umständen ein klageloses Leben als vor sich hin brabbelndes Elend."

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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