Die Bibliothek 2

  • Der junge Mann hat sich höflich, ja ehrerbietig verbeugt, gegrüßt und folgt Malglin in die Bibliothek. Er wirft rasch einige neugierige Blicke auf die vielen Bücher und Schriftrollen. Wilfried freut sich sichtlich, als er eingeladen wird sich zu setzen, tut das aber nicht, bevor nicht auch Malglin Platz genommen hat. Offensichtlich weiß er, dass Malglin mindestens ein Großmeister ist und was weiß er nicht alles noch sonst, und rutscht daher etwas unsicher hin und her bis er eigentlich nur noch auf der Stuhlkante sitzt.


    "Vielen Dank ... Euer Gnaden. Ich habe Euch eine Botschaft von ihrer Exzellenz Frau Graufuchs mitgebracht. Und das hier ..."
    Einem Taschenspielertrick gleich greift Wilfried in die Falten seiner Tunika und zieht ein überraschend großes Kästchen hervor - von wo auch immer. Er überreicht es Malglin.


    "Die Nachricht, die ich bei mir habe, wird das hier" er zeigt auf das Kästchen "gleich näher erläutern. Bevor ich Euch die Nachricht übermitteln kann, habe ich eine Bitte. Könnt Ihr mir kurz die Hand reichen? Frau Graufuchs hat mir einen Eindruck eines Teils Eurer Aura übermittelt und ich bin nur imstande, das mir Aufgetragene vollständig wiederzugeben, wenn ich diesen Eindruck auch durch eine direkte Berührung erhalte."
    Der Bursche lächelt entschuldigend. "Ich weiß, es klingt seltsam, ich kann es leider nicht besser erklären ..."

  • Wilfried ergreift Malglins Hand wie zu einem kurzen Händedruck, murmelt nur ein Wort vor sich hin und schließt kurz die Augen. Das ganze dauert gerade einmal wenige Sekunden.
    "Danke, Euer Gnaden." Mit einem Mal wird seine Stimme etwas förmlich "Dann bringe ich Euch jetzt die Nachricht von Frau Graufuchs zu Gehör."Seine Haltung ändert sich, er rutscht weiter auf den Stuhl, entspannt sich, auch in seinem Gesicht ändert sich etwas - und obwohl da noch immer der Bursche sitzt, sitzt er doch eindeutig so, wie sich wohl Jadwiga Malglin gegenüber sitzen würde - und auch die Stimme klingt in der Art, wie er spricht, die Worte betont und die Sätze formuliert ganz nach der Bardin:
    "Sei mir gegrüßt, Malglin. Ich hoffe es ergeht Dir wohl. Entschuldige die ungewöhnliche Art mich bei Dir zu melden, aber diese Art der Nachricht kann nicht so einfach abgefangen oder bei einem magischen Kontakt abgehört werden. Wie Du siehst, hat Wilfried viele Talente, auf magischem und ganz unmagischem Gebiet. Wir haben uns schon eine Weile nicht mehr gesehen, obwohl ich Dir gerne bereits einen Besuch abgestattet hätte - ich weiß, ich stehe noch immer sehr in Deiner Schuld." Das vorherige Lächeln weicht einem sehr ernsten, ja besorgten Gesichtsausdruck.
    "Und bevor ich diese Schuld nun begleichen kann, wende ich mich nun schon wieder mit einem Anliegen an Dich. Im Spätsommer soll in Luhenburg eines der großen Artefakte aus den Magierkriegen analysiert werden. Es ist eines jener Bücher, mit deren Hilfe sich vor 800 Jahren die 7 alten Magierfamilien Luhenburgs befehdeten, bis vom Herzogtum beinahe nichts mehr übrig war. Wie du weißt, gehöre ich zu einer dieser Familien. Das ist unter anderem der Grund, warum ich an dieser Analyse nicht teilnehme. Um mich nicht vollständig zu verärgern hat man mir nun die Aufgabe übertragen eine Auge auf die Analysten zu haben, die sich dafür melden. Und ich sehe, dass die Silbermondgilde daran ist, so viele Magier für diesen Analysezirkel zu stellen, so viel sie kann. Solange keiner von diesen und auch von den anderen Magiern aus dem Ausland gegen die Gesetze Luhenburgs verstößt oder ich einen Beweis in der Hand habe dass er oder sie es schon hat kann ich keinen davon ausschließen. Ich kann jedoch dafür sorgen, dass auch noch andere daran teilnehmen, deren Fähigkeiten und deren Wort, was die Ergebnisse angeht, ich Vertrauen schenke. Einige meiner Freunde werden dabei sein ... ein kleines Lächeln stiehlt sich zurück ... einige mehr können nicht schaden. Und damit ... bin ich bei Dir. Ich vertraue Dir und denen, die Du für verlässlich hältst. Und so bitte ich Dich: Wäre es Dir möglich, ebenfalls teilzunehmen? Oder mein Anliegen zum Beispiel an der Akademie von Amonlonde vorzutragen? Und vielleicht kennst Du ja auch den einen oder anderen wackeren Recken, der zu einem Beschützer für das Ritual taugt? Denn ich rechne wahrhaftig mit Schwierigkeiten... ein Seufzen. Wenn Du es mir erlaubst, spreche ich aber auch gerne noch wirklich und ganz persönlich mit Dir. Dafür ist die kleine Kugel in diesem Kästchen. Versorgt mit einem Thaum, ist es mein Ankerpunkt für einen Portikus von der Akademie zu Giznad aus - wenn Du Deinen sicher vorhandenen Schutz soweit öffnest, dass ich sie finden kann. Ich kann aber auch verstehen, wenn Du Dich aus dieser Sache heraushalten willst, dann gib Wilfried einfach eine Nachricht mit auf den Nachhauseweg."

  • Malglin überlegt.
    „Eine durchaus reizvolle Sache. Ich bin jedoch dieses Jahr in vielen Dingen sehr stark gebunden, so dass ich überlege, jemanden als Vertreter hinzuschicken. Ich brauche mehr Informationen, wann und in welchem Rahmen diese Untersuchung stattfinden sollen. Könnt ihr mir darüber Auskunft geben?“

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Der Bote rückt auf seinem Stuhl zurecht.


    "Oh .. natürlich. Und ich soll noch die besten Wünsche und Grüße hinzufügen" ein entschuldigendes Lächeln.


    "Die Analyse findet auf dem Boden des Herzogtums selbst statt. Die Sternwarte des Ordens des Sehenden Engelgarde - dieser Orden der Kirche Luhenburgs ist darin führend - hat einen günstigen Termin errechnet. Vom 25.-28. des Augusts, der beste Tag zum Beginn sei der 26. Und daran will man sich auch halten.Die Analyse selbst soll 24 Stunden hinter einer arkanen Versiegelung statt finden. Im übrigen beteiligt sich neben einem Teil der Ritterschaft Luhenburgs und - ein leichtes Heben der Augenbrauen - der Silbermondgilde auch die herzogliche Prinzessin selbst an der Analyse, sie ist aus der alten Familie von Meinertzhagen. Es ist ein alter Gutshof an den Freusburger Sümpfen ausgewählt worden, dort leben nicht viele Leute ... nur für den Fall dass die Sache gründlich schief geht, was alle natürlich zu verhindern versuchen werden, denke ich.


    Das Gremium, das derzeit an einem passenden Analyseverfahren arbeitet, denkt, dass ungefähr 20 bis 25 Magier, Alchimisten und Wissenschaftler daran beteiligt sein sollten. Noch sind nicht alle Plätze dafür vergeben und Frau Graufuchs hofft sehr, dass sich vielleicht einige qualifizierte Begabte hier aus Amonlonde beteiligen - oder aus anderen Ländern, sofern sie Euch persönlich bekannt sind und Ihr sie für geeignet haltet. Sie wird sehr bedauern, dass Ihr selbst nicht könnt ...Auch Beschützer sind es nach der Meinung Ihrer Excellenz noch nicht wirklich genug. Ein kuzes Zögern. Frau Graufuchs macht sich hier in der Tat große Sorgen, je mehr sie die alten Bücher aus der Bibliothek der Graufuchs wälzt ... sie hat auch schon das Herzogshaus Giznad um Unterstützung gebeten, aber dort ist man magischen Unternehmungen gegenüber immer noch ... hmm ... sehr skeptisch eingestellt... Könntet Ihr da weiter helfen?

  • Malglin reibt sich in Kinnbart.
    "Hm, ich werde mich mit dem meinigen besprechen. Da ich kein leichtsinniges. "Wir werden da sein." zusagen will, muss ich erst Rücksprache halten. Ich werde über den Stein Kontakt zu Jadwiga aufnehmen und dann die Einzelheiten einer ZUsage bzw. die Absage mitteilen."

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Nachdem alle Dinge gesagt wurden, verabschiedet sich der Bote und Malglin bleibt grübelerisch zurück.


    Nach einer Weile verlässt er die Bibliothek.

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Auf Kassandra Einladung hin kam Alanis an diesem Abend in den Raum und zündete sich einige Kerzen an. Lange las sie noch im Kerzenlicht, bis die Kerzen heruntergebrannt waren. Alanis überprüfte, ob kein Funken mehr in ihnen glomm - nicht auszudenken, wenn die Kostbarkeiten im Raum Feuer fangen würde - und setzte sich dann nochmal in den Sessel, plötzlich unendlich müde. Und ehe sie es sich versah, war sie eingeschlafen.

  • Als die Sonnenstrahlen m nächsten Morgen in die kleine Leseecke unter den Fenstern wandern, wärmen sie zuerst die Wolldecke auf, die irgendwann ihren Weg auf Alanis' Schoß gefunden haben muß. Glitzernder Staub tanzt in den Strahlen.
    Von den Geräuschen der Hausbewohner ist nur wenig zu hören.

  • Alanis erwachte von Sonnenstrahlen auf ihrer Nase und dass ihr auf einmal das Buch vom Schoß rutschte und zu Boden fiel. Sie zuckte zusammen, schlug die Augen auf und blickte sich desorientiert um. Mit einer Hand fuhr sie sich über den steifen Nacken und rappelte sich dann auf. Sie hatte sehr seltsam geträumt und fühlte sich wie gerädert.


    Das Buch in der Hand und die gefaltete Decke über dem Arm, tappte sie in Richtung der Küche.

  • Alanis zog sich nach dem Frühstück in die Bibliothek zurück, nachdem sie aus ihrem Zimmer Papier, Tinte und Feder geholt hatte. Dann begann sie systematisch, die Bücher nach Texten über Dämonen und Besessenheit zu durchsuchen. Zwar sagte ihr eine innere Stimme, dass der Dämon, mit dem sie in ihrem Innersten kämpfte, wenig mit den Sphärenwandlern zu tun hatte, die sie kannte, dennoch konnte zusätzliches Wissen nicht schaden.

  • Als es schon dunkel wird kehrt Kassandra aus der Akademie zurück. Sie wirft ihren Mantel wenig zielsicher an einen Haken und geht dann Alanis suchen. In der Bibliothek wird sie fündig.
    "Hey", sagt sie und läßt sich in einen der Sessel in der Leseecke fallen. In der Hand hat sie ein paar Blätter Papier.
    "Wie läufts so?"

  • Alanis Hände waren mit Tinte befleckt und ihre Augen brannten. Dass Kassandra eintrat, war ihr eine willkommene Abwechslung. Obwohl sie sich in der Bibliothek wohl fühlte, wurde sie das seltsame Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit diesem Raum anders war - oder war sie selbst einfach nur anders?


    Zur Antwort an Kassandra hob sie ihrerseits einige Seiten.

    "Ein bisschen was, ja. Ich bin ja eher für Lyrik als für Schriften über Magie- und Sphärentheorien zu haben."

  • "Na, ich glaub eher das liegt daran, daß die Akademieleitung aus einem gewissen Teil Aventuriens kommt", schmunzelt Kassandra.
    "Wer hätte gedacht, daß Tulamiden diese Dinge so eng sehen..."
    Sie legt die Blätter auf den Tisch.
    "Naja, über Incubi findet sich da vielleicht was, aber eher... in Form von Erlebnisberichten."
    Die höchstwahrscheinlich zum großen Teil fiktiv waren.

  • "Erlebnisberichte." Die Falten um Alanis Mund vertieften sich abfällig und auch ein wenig schmerzlich. Sie hob die Hand, um die Blätter an sich zu nehmen, doch aus der zögerlichen Art und Weise, wie sie es tat, sprach ihre Ablehnung. Ein Teil in ihr wollte sich mit dem Thema beschäftigen. Ein anderer Teil schämte sich fürchterlich. "Dann werde ich mir das mal zu Gemüte führen."


    Sie zog die Blätter zu sich heran.

  • "Nein, das nicht. Die Dinger erspar ich dir. Das hier sind Abhandlungen über Dämonologie, Be- und Entschwörung. Die Prosa... Ach, jede Milchmagd die im Wald einem Satyr begegnet hält sich für das Opfer eines Incubus. Ich glaub mittlerweile, alles nichtmenschliche das zu irgendeiner Zeit mal auch nur leisestes Interesse gezeigt hat Menschen flachzulegen ist irgendwann mal als Incubus bezeichnet worden."
    Kassandra winkt ab.
    "Und über so einen Quatsch macht sich die Leitung genug Gedanken die Schriften wegzuschließen..."

  • Die Priesterin mußte widerwillig grinsen.


    "Interessante Theorie. Muss ich mir für die nächste Begegnung mit einem Satyr merken."


    Sie war einen Blick in die Schriften, die sie in den Händen hielt und las hie und da eine Zeilen. Dann fuhr sie sich mit den Fingern über die Nasenwurzel, weil ihre Augen brannten.