Die Hafenstadt Glessar (Teil 2)

  • Marie hörte nur mit halben Ohr zu... ihre Gedanken wanderten ab beim Anblick der vielen bunt gekleideten Leute um sie herum und sie musste an die letzten Festivitäten denken, an denen sie teilgenommen hatte. Schnell huschte ein Gesicht innerlich an ihr vorbei und sie bekam Gänsehaut. Sie rieb sich unbewusst über den Arm, um die Kälte zu verscheuchen...

  • Als Dunja bemerkt, dass Marie Babette mit ihren Gedanken längst woanders ist, muß sie unwillkürlich schmunzeln. So schweigt sie ebenfalls eine Weile und geniesst das Treiben, bis sie schließlich feststellt, dass der Teestand direkt neben dem Stoffhändler steht. Ein kleines Glitzern stiehlt sich in ihre Augen als sie sich an Maries sehnsuchtsvollen Blick erinnert. Rasch, um ihre Begleiterin nicht aus ihrem Tagtraum zu wecken, wendet sie sich dem Händler hinter dem Stand zu und wechselt einige Worte mit ihm. Es dauert nicht lange und sie nickt zufrieden, während sie aus ihrer Tasche einige Münzen holt, mit denen sie ihren Einkauf bezahlt, um sich dann wieder zu Marie Babette zu wenden, die zum Glück nichts von ihrem Tun bemerkt hat...

  • Marie kam erst wieder aus ihren Gedanken, als Dunja wieder neben ihr saß und sie in den Arm stubste...


    "Äh... hattest Du was gesagt?"


    Marie war sich bewusst, dass sie wohl lange 'abwesend' war und schaute Dunja nun mit großen Hundeaugen an...


    "Der Tee hat wirklich gut getan. Wollen wir denn nun los und uns dem 'Besuch' stellen?"

  • "Wir wissen doch noch gar nicht, ob Herr Bedevere sich überhaupt auf unseren Vorschlag einläßt...!"


    Dunja schaut Marie skeptisch an und schlägt dann vor,


    "Aber wenn du genug gesehen & erstanden hast, können wir gerne zum Schiff zurückkehren... vielleicht gibt es ja schon Nachricht..."

  • Marie schaute Dunja ungläubig an.


    "Dunja - so wenig risikolos? So kenn ich Dich ja gar nicht. Wenn Du nicht fragst, dann wirst Du es nicht wissen. Ich finde, es ist eine nette Geste, ihn einzuladen und sehr viel persönlicher als etwas zu erstehen... Also, komm, geb Dir einen Ruck - ich bin doch bei Dir," zwinkerte sie ihr zu, um ihr Mut zu machen....

  • "Pfff... herzlichen Dank auch! Was heißt hier risikolos? Ich finde es einfacher einen Weg von Vardenheim nach Tanar zu finden als im Wirrwar des Höfischen Zeremoniells eine korrekte Entscheidung zu treffen!"


    Sie schüttelt den Kopf,


    "Ich hätte ihm jetzt einfach ein Einladungsschreiben zukommen lassen und fertig! Dabei ist die Gefahr den nächsten Fauxpas zu begehen um ein vielfaches geringer!"


    Schließlich muß sie doch lachen und hebt ergeben die Hände,


    "Also gut! Was schlägst du vor?"


    Gespannt schaut sie ihre Begleiterin an, während sie langsam Richtung Hafen zurückgehen...

  • Marie musste ebenfalls lachen - so kannte sie Dunja nicht.


    "Erstmal würde ich sagen, Du entschuldigst Dich bei ihm persönlich - und wenn alles gut läuft, dann sprichst Du gleich hinterher die Einladung aus mit dem Hinweis, dass Du ihm die Informationen auch gerne noch einmal schriftlich zukommen lässt."


    Marie legte den Kopf zur Seite: "So, wie ich Herrn Bedevere kennengelernt habe, ist er zwar Ritter durch und durch - aber er ist auch ein Mensch und wird sich eher freuen über diese Geste, als sich darüber zu mokieren, dass Du nicht irgendein höfisches Zeremoniell einhältst. Er ist wirklich freundlich. Schenke ihm ein strahlendes Lächeln dazu und er wird wissen, dass Du es ehrlich meinst! Ich würde es an Deiner Stelle so tun. Und wenn er zögern sollte, komm ich Dir zu Hilfe!"


    Marie nickte nochmal, um ihre Aussage zu bekräftigen und nahm Dunja seitlich in die Arme...


    "Nur Mut!"

  • "Dein Wort in den Ohren der Götter!"


    seufzt diese und setzt dann erklärend hinzu,


    "Ich bin den Umgang mit männlichen Adligen nicht gewohnt, Marie Babette... und den mit Rittern schon gleich gar nicht!"


    Sie lacht,


    "Sowohl Thyngary als auch Bomont sind Länder, in denen Bodenständigkeit & Schlichtheit vorherrschen... die höfischen Regeln sind einfach und überschaubar! Niemand würde sich dort über ein offenes Wort echauffieren..."


    Ein Schulterzucken folgt,


    "Dementsprechend versagt mein Geschick in Situationen wie dieser. Selbst der Herr Torion de Mornay war in Bezug auf sein Auftreten für mich ein völliges Rätsel... mir ist so etwas fremd! Und wenn ich kann, gehe ich dem lieber aus dem Weg!"


    gibt sie ehrlich zu und fügt dann an,


    "Ich wünschte alle Adligen wären wie Herr Lanius oder Herr Alexandre... oder Etienne..."

  • Marie stockte kurz der Atem....


    "Hmmm..." murmelte sie nur und ihre Gedanken schweiften schon wieder ab...


    Dann schüttelte sie das Bild wieder weg und sagte zu Dunja:


    "Wie gesagt, er ist ein netter Mann - ob adelig oder nicht. Sprich mit ihm nett und höflich und erklär ihm, dass es nicht böse gemeint ist und dass es dort, wo Du herkommst, so üblich ist und es daher keine böse Absicht war, ihn in irgendeiner weise zu echauffieren. Jemand, der ritterlich ist, würde sowas verstehen und akzeptieren - glaube ich. Ich würde jemanden vergeben, wenn er sich bei mir entschuldigt - auch wenn ich erst gekränkt war. Durch eine Entschuldigung sieht man doch, dass der andere sich Gedanken gemacht hat und es ihm wohl leid tut. Oder? Wir haben im Kloster gelernt, dass Vergebung eines der höchsten Güter ist, die wir geben können. Nur dann wird die Seele rein von Belastungen."


    Sie gingen an diversen Ständen vorbei in Richtung Hafen. Dunja war schweigsam. Deshalb fügte Marie noch an:


    "Und was Herrn Torion de Mornay betrifft... ich finde, dass er manchmal sehr übertrieben höfisch ist. Diese Angeberei von wegen, er sei Minnekönig gewesen," Marie schüttelte den Kopf: "wer wirklich ritterlich ist, ist sicherlich auch bescheidener - so hab ich doch gehört, dass das eine der Tugenden sein soll, die gelehrt werden in der Knappschaft. Ich mag dieses übertriebene Gehabe nicht. Aber ich muss sagen, Herr Bedevere hat dieses Verhalten bis jetzt nicht an den Tag gelegt, und deshalb mag ich ihn, weil er ein umgänglicher Herr ist, mit dem man sich wirklich gut unterhalten kann. Daher würde ich Herrn Torion nie mit Herrn Bedevere vergleichen oder annehmen, alle kaozischen Ritter wären so."


    Marie konnte schon die ersten Schiffe sehen...

  • "Um der Götter Willen! Würde ich annehmen, dass alle kaozischen Ritter wie Herr de Mornay wären, würde ich einen großen Bogen darum machen!"


    Dunja scheint ehrlich entsetzt und erklärt dann,


    "Ich mußte nur an ihn denken, weil er ebenfalls auf ein leichtes Wort von mir, sofort in die Defensive gegangen ist und alles todernst nahm, was ich von da an sagte..."


    Sie verdreht die Augen als sie daran zurückdenkt.


    "Deshalb hat mich der Ausbruch Herrn Bedeveres ja auch so überaus verblüfft! Ich habe einfach nicht damit gerechnet, weil ich wahrscheinlich fälschlicherweise von den Sitten & Gebräuchen meiner Heimat ausging... möglicherweise, weil mir der Herr Ritter recht sympatisch war...!"


    Ein erneutes Seufzen, gefolgt von einem Schulterzucken, dann fragt sie vorsichtig, mit einem kleinen Lächeln,


    "Sicher wäre es nicht sehr schicklich, wenn ich Herrn Bedevere alleine aufsuchen würde, liebe Marie Babette! Was deine Anwesenheit dann wohl absolut unentbehrlich macht!"


    Sie zwinkert der jungen Frau zu und murmelt dann entschieden,


    "Gut! Erschlagen wir also den Drachen & retten die Jungfrau!"

  • "Das ist gut! Sehr gut sogar! Dann haben wir tatsächlich eine reale Chance!"


    Dunja grinst,


    "Ach ja, und bitte tritt mich, wenn ich wieder was Falsches sage!"


    Sie drückt noch einmal Maries Arm, bevor sie sich an den wachhabenden Offizier der >Nebelfalke< wendet...

  • Nun blickte auch Nibra von ihren Fundstücken auf und sah Antra neben Archiebald stehen. "ah, da seid ihr ja wieder."


    Sie ging das Ufer hinauf zu den beiden. Sie hielt wieder ein paar Muscheln, Steinchen und Algen in der Hand, die sie nach einander in etwas Papier einwickelte und in ihrer Tasche verstaute.

  • Interessiert beobachtet Antra die junge Frau bei ihrem Tun und bemerkt dann,


    "Herr Archiebald sagte mir gerade, dass Euch das Meer fremd sei..."


    Sie lächelt und weist auf die Fundstücke,


    "Interessiert Ihr Euch deshalb so für diese typischen Kleinigkeiten?"


    Nach einem Moment des Nachdenkens fügt sie noch an,


    "Ich schlug gerade vor, dass wir von Schiff zu Schiff gehen & nach einer Passage Richtung Mabeverin oder Zenyodien fragen könnten?"

  • Erneut nickt Antra und ruft dann einen der Seeleute an Deck an,


    "Verzeiht, könnt Ihr uns vielleicht weiterhelfen? Wir sind auf der Suche nach einer Passage Richtung Mabeverin oder Zenyodien!"


    Sie wartet gespannt auf eine Antwort, doch der Matrose zuckt nur bedauernd mit den Schultern und bedeutet ihr, dass er von keinem der beiden Länder je gehört hat. Also bedankt Antra sich höflich und wendet sich dann wieder Archiebald & Nibra zu,


    "Nichts!"