Im Hafen von Rendor

  • Marie knickste vor Herrn Bedevere.


    "Herr Bedevere, ich freue mich, Euch zu sehen... was führt Euch her? Geschäfte? Oder wollt Ihr Euch einfach mal unsere schöne Stadt ansehen?"


    Marie wurde an den Tisch geführt und setzte sich ebenfalls. Marie schaute zu Ihrem Vater, der dort lächelnd saß, seine Augen leuchteten.


    Noch bevor Herr Bedevere antworten konnte, sagte sie zu ihren Vater schnell:


    "Vater, ich habe Herrn Bedevere in Glessar kennengelernt, als ich "verloren" ging. Er und Lady Dunja waren so galant zu mir und haben sich um mich gekümmert. Wie sich herausstellte, ist er Ritter in Kaotien."

  • "Ahh... Glessar - das war für uns ganz schön ein Schock gewesen, als Tuok sagte, Du seiest "verschwunden"."


    Der Hausherr stand auf und ging zu dem Ritter herüber und bot ihm die Hand zum schütteln an: "Dann bin ich Euch umso mehr zu Dank verpflichet, dass ihr meiner Tochter beigestanden habt. Wir hatten ja solche Angst um sie!"

  • Marie musste lächeln... sie dachte an die Zeit in Glessar zurück und ihr "kleines Abendteuer". Wie schade, dass es so schnell vorbei war. Sie hätte so gerne alles mögliche noch gemacht... die Welt bereist, andere Wesen kennengelernt...


    Aber das würde ihr in Zukunft mit der Stelle am Hofe ebenfalls gelingen, denn sie hatte vernommen, dass die Fürstin sehr reisefreudig war und das freute sie wiederum.


    Im Augenwinkel nahm Marie wahr, dass Clarisse hereinkam und ein Tablett hereintrug. Sie schaute sie an. Warum trug sie denn das Tablett? Und warum stand sie abseits und kam nicht zum Tisch? Sie schüttelte den Kopf und winkte sie zu sich heran - doch die wollte im ersten Moment nicht... also winkte sie noch ein wenig stärker hinter ihrem Rock....


    "Komm, Clarisse - Du musst nicht schüchtern sein," sagte sie leise zu ihr. Clarisse kam näher und stand hinter Marie.


    Herr Bedevere stand mit dem Rücken zu Marie, so dass er Clarisse noch nicht sehen konnte.

  • Das hatte sie nun von ihrer Neugierde... Clarisse schließt einen Moment bestürzt die Augen als Marie sie näher winkt. Aber da diese sie bemerkt hat, ist an ein unauffälliges Entkommen nun wohl nicht mehr zu denken. Sie wünscht sich ein kleines Loch zum verkriechen, aber selbst, wenn sich ein solches spontan auftun würde, bliebe wahrscheinlich das Tablett darin stecken. Clarisse schilt sich eine Närrin... warum nur hatte sie sich auch den Besucher aus der Nähe anschauen wollen... sicher hätte es gereicht am Fenster zu warten bis er wieder geht und ihn sich dann in Ruhe anzusehen. Sie lächelt ein wenig bemüht und beschließt dann die Flucht anzutreten. Erneut knickst sie leicht und murmelt etwas von 'ein weiteres Gedeck für Marie vergessen' und flüchtet schließlich zurück in die Küche, wo sie erst einmal tief durchatmet.

  • Marie schaut verdutzt ihrer Cousine hinterher und schüttelt den Kopf. Was war das denn? Ist sie wirklich schüchtern?


    Nach einem Moment dreht sie sich dann aber wieder in Richtung des Gastes und lächelt ihn an.


    Sie war wirklich überrascht, ihn hier zu sehen. Sie hatte ihn zwar eingeladen, aber nie gedacht, dass er jemals zu Besuch kommen würde. Immerhin war sie nur eine Kaufmannstochter und er ein Ritter. Deswegen wartete sie gespannt, was er ihr auf ihre Frage antworten würde.

  • Herr Bedevere hatte Clarisse dankend zugenickt, doch er stand dann schnell auf, als Michael de Moriba seine Hand schüttelte.
    "Aber ich bitte Euch, Herr de Moriba, ich habe nichts großartiges geleistet, sondern stehe eher in der Schuld von Lady Marie, da ich das Glück hatte, ihre bezaubernde Gesellschaft zu genießen!"
    Er lächelte und schaute dann Marie an.
    "Was Eure Frage betrifft, Lady Marie, so bin ich nach Rendor gekommen, um Euch nach Rayon zu bringen, wenn es Euch genehm ist."

  • Für einen Moment ist Clarisse versucht sich unter einem Vorwand auf ihr Zimmer zurückzuziehen. Ihre Neugierde hatte sie nun zum Teil gestillt und der Herr im Wintergarten entsprach so gar nicht dem Bild, welches sie bisher aus Hohenfels von den dortigen Adligen gewohnt war. Jene hatte man kaum von den reichen Bürgern unterscheiden können, dieser hier allerdings wirkt... sie sucht nach einem passenden Wort... beeindruckend. Sie lächelt still über sich selber als ihr plötzlich einfällt, dass sie ja behauptet hatte noch ein weiteres Gedeck für Marie in den Wintergarten bringen zu wollen.
    Ein Blick durch die Küche reicht aus, um ihr zu zeigen, dass immer noch alle beschäftigt sind und ihr ist klar, dass es seltsam aussehen würde, wenn sie nun eins der Mädchen schickte. Kurz ist sie unschlüssig, doch dann strafft sie die Schultern, entnimmt einem der Schränke ein weiteres Gedeck, stellt es auf das Tablett und will damit gerade zur Tür hinaus als Pyra ihr entgegenkommt.
    Zwar versucht sie dem jungen Mädchen noch auszuweichen, doch bleibt sie mit der Kante des Tabletts am Türrahmen hängen und so fällt es mitsamt dem darauf befindlichen Porzellan zu Boden. Erschrocken über den Krach, den dies verursacht und die Tatsache, dass alles in Scherben liegt, schauen sich die beiden entsetzt an und schließlich ist es Clarisse, die rasch niederkniet und die Einzelteile möglichst schnell auf das Tablett sammelt.

  • Marie wollte gerade Herrn Bedevere etwas sagen, als sie aus der Ferne ein Scheppern hört... Sie war versucht, sich in die Küche zu begeben, da sie annahm, es kam von dort, tat es dann aber nicht, denn schließlich hatten sie einen Gast und zudem Personal.


    "Mich abholen? Ich bekomme Geleitschutz nach Rayon? Ich bin überrascht, beeindruckt... das ist aber sehr großzügig von der Fürstin - und auch von Euch für die Mühe! Wann müssen wir den los? Reisen wir mit Schiff oder über Land? Oh... ich bin so aufgeregt!"

  • "Ich bin mit der <Nebelfalke> hier, wir werden daher mit dem Schiff reisen. Und natürlich begleite ich Euch gerne nach Rayon, dies macht keine Umstände, Lady Marie."
    Er schenkte ihr einen Tee und ein Glas Wasser ein, dann ebenfalls für sich.

  • Dankbar darüber, dass anscheinend niemand ausser den Mädchen in der Küche mitbekommen hat, dass Geschirr zu Bruch gegangen ist, hebt Clarisse gemeinsam mit Pyra die Scherben auf und kehrt dann auch den letzten Rest zusammen. Mittlerweile kann sie über ihre Ungeschicklichkeit schon wieder lachen und als Pyra Besorgnis äußert, dass Madame de Moriba sicher sehr ungehalten werden würde, zuckt sie nur mit den Schultern und beruhigt die Kleine dann rasch. Als endlich alles wieder sauber ist, nimmt Clarisse zum zweiten Mal ein neues Gedeck aus dem Schrank, verzichtet dieses Mal auf das Tablett und kehrt mit einem letzten Augenzwinkern zu Pyra, diesmal erstaunlicherweise viel weniger nervös, zum Wintergarten zurück, wo sie erneut höflich vor dem Besucher als auch ihrem Onkel, bzw. mehr dessen Frau knickst und dann das Gedeck auf Maries Platz stellt. Sie lächelt ihr entschuldigend zu, "Verzeih, ich hätte auch direkt daran denken können!"

  • Marie schaute verwundert ihre Cousine an. Sie stand auf und zog ihre Cousine noch näher an sich heran.


    "Das ist wirklich nett, Clarisse - aber Du musst mich nicht bedienen. Du gehörst doch zur Familie. Komm - ich möchte Dir jemanden vorstellen."


    Sie ging zur Seite, um Clarisse vorzulassen.


    "DAS ist Herr Bedevere Noyau de Guet-Clermont, Clarisse. Ich hatte Dir von ihm erzählt. Er ist der kaozische Ritter, der mir u.a. geholfen hatte, als ich in Glessar "in Not" war." Marie schaute ihre Cousine eindringlich... sie hatte ihr ja von ihm erzählt. Endlich konnte sich Clarisse ein Bild von dem kaozischen Ritter machen. Sie hatte versucht, ihn so gut wie möglich zu beschreiben...


    "Lieber Herr Bedevere, das ist meine Cousine, Clarisse d'Etienne. Sie ist erst seit kurzem bei uns."

  • "Ich weiß ja, Marie... aber ich war eh´ gerade in der Küche und es macht mir wirklich nichts aus!" Clarisse lächelt ihre Cousine vergnügt an und folgt schließlich ein bißchen zögernd ihrer Aufforderung näher zu treten. Wie der Anstand es erfordert, knickst sie überaus höflich, schaut den Kaotier dann jedoch äußerst interessiert an, "Auch ich freue mich sehr Euch kennenlernen zu dürfen Herr Noyau de Guet-Clermont! Marie hat mir in der Tat schon viel von Euch erzählt!" Vorsichtig lächelt sie ihn an, wie höflich er ist... noch nie hatte jemand sie Lady Clarisse genannt oder war auf die Idee gekommen ihr einen Handkuss zu geben. Ein wenig verunsichert, was nun weiter von ihr erwartet würde, fragt sie den Ritter schließlich freundlich, "Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise, werter Herr?!"

  • "Ich danke Euch der Nachfrage, die Reise nach Rendor war ohne nennenswerte Ereignisse und man kann sagen, dass es eine gute Reise war", antwortete Bedevere.
    Er blieb stehen und wartete, dass auch Clarisse Platz genommen hatte.

  • Diese nickt und bleibt ebenfalls stehen, darauf wartend, dass der hohe Herr sich setzen würde, hatte man ihr doch beigebracht, dass sich das so gehörte gegenüber höherrangigen Bürgern und somit würde es sicher auch gegenüber Adligen gelten. Mit einem etwas scheuen Lächeln schaut sie ihn unsicher an.

  • Clarisse errötet bei der Frage des Ritters und ihr Blick wandert hilfesuchend zu Marie hinüber, dann schaut sie erneut zu ihm auf, "Verzeiht, Herr... aber ich will nicht unhöflich sein und das wäre ich doch, würde ich vor Euch Platz nehmen!" Sie hatte nicht viel oder ehrlicher gesagt, keine Erfahrung mit solchen Situationen und wollte ihren Onkel und dessen Frau und schon gar nicht ihre Cousine blamieren. "Bitte verzeiht mir..." Sie bricht ab und schlägt die Augen nieder, nun gänzlich verunsichert.

  • Marie beobachtete diese Szene mit einem verschmitzten Lächeln. Ach, sie konnte sich noch so gut daran erinnern, wie es ihr am Anfang erging, als sie ihren ersten Adeligen traf.


    Sie wusste schon, was Herr Bedevere antworten würde. Nie würde er sich vor der Dame hinsetzen.


    Ihr Grinsen wurde immer breiter und so setzte sie sich erst einmal wieder hin.

  • Isabella schaute zu ihrem Gatten hinüber, der sich wieder gesetzt hatte. Er sah sehr zufrieden aus und schaute ständig zwischen seiner Tochter und dem Gast hin und her mit diesem gewissen Lächeln.


    Sie selbst sah sich Herrn Bedevere genau an. Wenn er Interesse an ihrer Stieftochter hätte, könnte Marie doch noch ihre Pläne durchkreuzen. Sie bekam schlechte Laune bei diesem Gedanken und musste sich beherrschen, gute Miene zu machen.


    Sie sah Clarisse an, die schüchternd mit Herrn Bedevere plauderte. Vielleicht, ja vielleicht würde sie ja noch Glück haben...