Im Hafen von Rendor

  • Dunja braucht einen winzigen Augenblick, bis sie versteht, was Marie ihr mitzuteilen versucht. Endlich nickt sie und tupft mit der Serviette über ihre Lippen. Auf eine weitere Portion von den Fischeiern verzichtet sie lieber...

  • Fanny bat die junge Frau, ihr zu folgen. Sie gingen in die Küche, wo sich die junge Dame an den Tischen setzen sollte. Fanny bat Prya, der jungen Dame einen Tee nach ihren Wünschen zuzubereiten. Sie selbst entschuldigte sich und verschwand wieder aus der Küche.


    Sie ging mit der Schriftrolle in der Hand in den Wintergarten. Sie stand neben Herrn de Moriba und räusperte sich: "Mein Herr, es ist eine junge Dame gekommen, die mir dies für Euch gab."


    Marie und Isabell schauten neugierig auf die Schriftrolle und warteten auf seine Reaktion...

  • Clarisse kommt der Aufforderung der freundlichen Frau nur zu gerne nach und nimmt am Tisch, möglichst nah beim Ofen, Platz. Das Mädchen, welches ihr einen Tee macht, lächelt sie dankbar an, während sie sich neugierig in der Küche umschaut.

  • Prya hatte der jungen Dame gerade Tasse Tee hingestellt, als Michael in die Küche kam, gefolgt von Fanny.


    "Ihr seid die junge Dame, die behauptet, meine Nichte zu sein?"


    Michael de Moriba musterte die junge Frau genau. Sie hatte Ähnlichkeit mit seiner jüngeren Schwester, die er zuletzt vor zwei Jahrzehnten gesehen hatte, als sie abgehauen war, um diesen Niemand zu heiraten, ohne Einwilligung ihrer Eltern. Seiner Mutter hatte es damals das Herz gebrochen. Die Junge Dame hatte die gleichen langen dunklen Haare, die gleichen wachsamen Augen und selbst die Statur war die der Familie de Moriba. Nur ihre Augenfarbe war dunkel, während die seiner Schwester blau war, wie alle Moribas blaue Augen hatten.


    Er wurde ungeduldig, da die junge Dame ihn erst nur erschreckt ansah: "Nun?!"

  • Als der Kaufherr in die Küche kommt, springt Clarisse erschreckt auf und schaut ihn einen Moment überrascht an, bevor sie sich ihrer Manieren erinnert und sich respektvoll vor ihm verneigt. Dann jedoch schaut sie ihn erneut an und antwortet verwirrt, "Eure Nichte, Herr? Ich verstehe nicht...?" Sie bricht ab und setzt dann erneut an, "Meine Mutter, Emilie d´Etienne, trug mir auf nach Rendor zu reisen und Herrn Michael de Moriba aufzusuchen. Ich sollte ihm den Brief geben, den ich Madame aushändigte." Ihr Blick wandert zu Fanny hinüber und sie zuckt mit den Schultern, "Mehr weiß ich nicht, Herr... weder was in dem Schreiben steht, noch etwas über Eure Nichte!" Sie schaut den Kaufherrn wieder an, fragend diesmal.

  • Michael kniff die Augen zusammen. Er versuchte herauszuzfinden, ob diese junge Dame die Wahrheit sagte oder eine Hochstaplerin war.


    Er überlegte angestrengt, musterte sie genau. Sie hatte eine gewisse Familienähnlickeit...


    "Beschreibt mir Eure Mutter und erzählt mir etwas über sie, was typisch für sie war und nur Familienmitglieder wissen könnten!"


    Er schaute sie bestimmt an - setzte sich dann aber ihr gegenüber und bat Fanny, ihm einen Whiskey zu bringen. Auf diesen Schock brauchte er erstmal etwas Stärkeres.

  • Wieder wird der Türklopfer des Hauses benutzt, drei mal kräftig.
    Draussen stehen zwei Herrschaften eine Dame und ein Herr. Beide gekleidet in dicken Wollmänteln, die Dame mit einem breiten Schal, der auch ihr Haupt vor der Kälte Schütz, der Herr mit einem etwas breiten Hut der tief ins Gesicht gezogen wurde. Beide werfen sich vertraute Blicke zu als sie darauf warten das jemand die Türe öffnet.

  • Nun ist Clarisse entgültig verwirrt. Sie versteht nicht, was das alles zu bedeuten hat und zögert einen kurzen Moment der Aufforderung nachzukommen. Dann jedoch gibt sie schließlich nach, was sollte es denn noch schaden... es war der letzte Wunsch ihrer Mutter gewesen, dass sie hier her kam und sie hatte sich bemüht ihn zu erfüllen. Also überlegt sie kurz und beginnt dann, "Meine Mutter war eine wundervolle Frau... einstmals muß sie tatsächlich hier aus der Gegend gekommen sein, denn sie erzählte mir einmal von ihren Eltern, meinen Großeltern. Ihre Mutter, Marie Clarisse, muß eine liebevolle und sanfte Dame gewesen sein... ihr Vater, Jaques Micheal, aber wohl ein recht eigenwilliger, sturrer Kopf... sie hat immer behauptet, die Gestalt hätte sie von ihrer Mutter, den Schädel jedoch von ihrem Vater geerbt. Allerdings schien sie das eher ein bißchen zu bedauern..." Clarisse scheint es nicht leicht zu fallen über ihre Mutter zu sprechen, doch gibt sie sich tapfer Mühe, ihre Gefühle nicht allzu sehr zu zeigen, "Als sie knapp siebzehn war, lernte sie meinen Vater kennen, Gerald d´Etienne, einen freien Medikus... und verliebte sich in ihn. Als er weiterzog, ging sie mit ihm... gegen den Willen ihres Vaters." Sie seufzt leicht, "Nach einer Zeit des Reisens ließen sich die beiden dann in Hohenfels in Cornia nieder, wo mein Vater eine Anstellung als städtischer Medikus annahm und ich geboren wurde..." Für einen Moment scheint sie ihr Schmerz doch überwältigen zu wollen, aber sie senkt den Blick und spricht dann weiter, "Anfang des Jahres starben beide bei einem Unfall mit ihrer Kutsche... sie waren unterwegs nach Brüggig und kamen im Gebirge vom Weg ab... Pferde & Wagen stürzten in eine Schlucht und es gab keine Überlebenden..." Sie schluckt ihre Tränen hinunter und schaut den Mann vor ihr fast ein wenig trotzig an, "Ich fand ein Kästchen, in dem zwei Briefe lagen... einer war an mich gerichtet, der andere an einen gewissen Herrn Michael de Moriba... meine Mutter trug mir auf, Euch dieses Schreiben zu bringen, sollte ihr etwas geschehen... und das tat ich."

  • Michael hatte den Worten gelauscht, die die junge Dame von sich gab.


    Konnte es denn wirklich sein? Da saß die Tochter seiner jüngeren Schwester - seiner toten Schwester... sie war tot... er begriff, was ihr die junge Dame da erzählte... wie ein Hämmerschlag donnerte es in seinem Schädel - und der Whiskey war sicherlich nicht schuld daran.


    "Bei den Göttern!" sagte er immer wieder. Dann legte er seine große Hand auf die zierlichen, sich langsam wieder wärmer anfühlenden Hände der jungen Dame.


    "Clarisse... wenn das stimmt, das in diesem Brief steht, dann bist Du meine Nichte - die Tochter meiner Schwester. Sie schreibt, dass sie Dich mir schickt, weil es keine andere Möglichkeit mehr für sie gibt, Dich zu versorgen und ich mich Deiner annehmen möchte, wenn sie es nicht mehr kann. Sie ist tot..." Stille trat ein... "Wie?"

  • Marie saß noch immer am Tisch mit Dunja und ihrer Schwiegermutter im Wintergarten und wartete auf die Rückehr ihres Vaters... es verging Zeit und Marie fragte sich, was denn so wichtig war, dass ihr Vater sich so verhalten hatte und hinausgestürmt war....


    Sie biss sich wieder mal auf die Unterlippe, was sie ja immer tat, wenn sie überlegte...


    Sollte sie ihm nachgehen und schauen, was passiert war - aber, war das nicht nunmehr die Aufgabe der Hausherrin, die aber sehr gemütlich auf ihrem Stuhl festzuwachsen schien und ihrem Wein frönte. Sie sinnierte wohl noch immer über die Möglichkeiten, die sich ihr boten durch eine Tätigkeit am Hofe.


    Marie rollte innerlich die Augen. Sie schaute zu Dunja, die ebenfalls da saß und wartete... Marie schaute sie an und zuckte stumm mit den Schultern.


    "Bitte entschuldigt mich für einen kurzen Moment - ich möchte kurz austreten."


    Marie fiel keine bessere Entschuldigung ein, um nachzusehen, was los war.


    Sie lächelte beide Damen an und stand auf, verließ den Wintergarten, durchquerte den Salon und öffnete gerade die Tür zum Flur, als es an der Haustür klopfte.


    Sogleich wurde die Tür zur Küche geöffnet und Fanny kam heraus.


    Für einen kurzen Moment sah sie ihren Vater am Küchentisch sitzen mit einer jungen Dame. Hielt er etwa ihre Hand? Da ging auch die Tür schon wieder zu.


    "Fanny?! Was ist hier los?"


    Fanny zuckte mit den Schultern und schniefte kurz...: "Marie... ich erzähle es Dir gleich... es hat geklopft."


    Marie antwortete: "Oh natürlich..."


    Fanny öffnete die Haustür und sah zwei Gestalten, umhüllt in warmen Mänteln und fragte: "Ihr wünscht?"

  • "Ich... sie... Nichte?" verdutzt starrt Clarisse den Mann vor ihr an, "Ihr... ihr seid der Bruder meiner Mutter?" Ihr Blick wandert zu seiner warmen Hand, die die ihre ergriffen hat. Sollte das wahr sein? "Ich dachte... ich wußte nicht... sie hat nie von einem Bruder gesprochen... nur von ihrem 'Brummbären' gesprochen, den sie neben ihrer Mutter wohl am meisten vermisst hat in all den Jahren..." Nun gelingt es ihr nicht mehr, ihre Tränen zurückzuhalten, ist das alles doch einfach viel zu viel für sie. Doch hat sie seine letzte Frage noch nicht beantwortet und so berichtet sie mit stockender Stimme, "Eine gute Freundin meiner Mutter war von Hohenfels nach Brüggig gezogen... die beiden blieben jedoch in Kontakt und schrieben & besuchten sich über etliche Jahre... im Frühling schließlich bekam Mutter einen Brief, in dem ihr Mann, Meister Wilhelm, schrieb, Regine wäre schwer erkrankt und man wisse nicht, ob sie wieder gesunden würde... meine Eltern machten sich direkt auf den Weg... Mutter war ganz krank vor Sorge..." Ihre Hand zittert leicht und ihre Stimme wird leise als sie weiterspricht, "Zwei Wochen nach ihrem Aufbruch kam ein Bote der Wilhelms und brachten mir die Nachricht, dass die Kutsche meiner Eltern im Gebirge kurz vor Brüggig auf regennasser Strasse vom Weg abgekommen und in eine Schlucht gestürzt sei. Niemand habe überlebt... ich machte mich direkt auf den Weg und als ich nach Brüggig kam, konnte ich nur noch ihrer Beerdigung beiwohnen..." Sie weint als ihr all das wieder bewußt wird.

  • Michael hingegen fühlte sich hilflos in der Küche, als seine Nichte ihm erzählte, wie ihre Eltern gestorben waren und dann auch noch weinte... wusste er doch nicht, was er tun sollte.


    Marie hatte er noch nie weinen gesehen - außer als er sie damals im Kloster abgab... Er fühlte sich hilfloser denn je und so täschelte er ihr beruhigend die Hand.


    "Ähh... liebe Clarisse... ist ja schon gut... nicht weinen - bitte..."


    Er sah sich um. Die restlichen Bediensteten, die sich vorher noch in der Küche aufgehalten hatten, hatten sich wohl dezent zurückgezogen. Fanny war verschwunden.


    Zum Teufel.... wo war Fanny überhaupt!? "Fanny!"


    Im gleichen Moment stand diese im Flur und sah die neuen Besucher an. Ihre liebe Marie schien die Herrschaften zu kennen. Sie musterte die Dame genau... wenn sie richtig gehört hatte, war die Dame ebenfalls eine Lady... sie schüttelte innerlich den Kopf... woher Marie diese Menschen alle her kannte... sie war nicht mehr ihre "Kleine" - sondern sie reifte zu einer Frau heran, die ihre eigenen Wege ging und neue einschlug.


    Dann hörte sie ihren Namen rufen, knickste vor den Herrschaften und ging in die Küche.


    Der Hausherr sah Fanny mit zusammengekniffenen Augen an. Er sah etwas hilflos aus. Fanny wusste sofort, was zu tun war und setzte sich an den Tisch zur jungen Dame und nahm diese in die Arme, um sie zu beruhigen.


    Während dessen stand der Hausherr auf und meinte, er müsse kurz seine Gemahlin und seine Tochter unterrichten, die noch immer am Tische auf ihn warteten.


    Er ging aus der Küche hinaus und wäre beinahe mit seiner Tochter zusammengestoßen, die unerwartet auf dem Flur stand - mit Besuch. Wer war denn das nun wieder zum Teufel?


    "Marie?" fragte er bestimmt. "Was ist hier los? Wer ist das?"

  • Nachdem nun sowohl der Hausherr als auch Marie verschwunden sind, bemüht sich Dunja redlich die Konversation mit der Dame des Hauses aufrechtzuhalten, indem sie ihr die ein oder andere passende Anekdote vom Leben bei Hofe erzählt, bzw. ihrerseits Madame de Moriba nach deren Interessen und Neigungen fragt...

  • Felizitas etwas von der spontanen Umarmung irritiert, schüttelt kurz den Kopf um ihrer Begleitung zu zeigen das alles in Ordnung ist. Dann löst sie sich freundlich aus der Umarmung.


    "Auch mir ist es eine Freunde euch zu sehn, Wertheste." Sie streift ihren Schal zurück und zieht ihre Handschuhe aus.


    Auch ihre Begleitung, nach einem zarten Nicken Felizitas, nimmt ihren Hut ab. Kupferfarbene wirre Locken kommen zum Vorschein und grüne wachsame Augen mustern kurz den Raum.


    "Marie darf ich vorstellen, Maya." Sie zeigt auf ihre Begleitung, diese Mustert Marie kurz und verneigt sich kurz.


    "Nun ich komme einer Bitte des Hofes nach."

  • "Ähmm... Vater - das ist Lady Felizitas von Eynzingen. Sie ist eine Hofangehörige von Lady Dunja und auf der Suche nach ihr. Ich habe ihr Einlass gewährt und wollte ihr gerade anbieten, mit uns zu speisen - wenn es Dir Recht ist."


    Marie schaute ihren Vater ein wenig ängstlich an, denn dieser sah sehr mitgenommen aus.


    Was war wohl in der Küche geschehen und wer war die junge Dame am Küchentisch?


    Maries Vater starrte sie an und sie ihn, auf eine Antwort wartend.