Im Hafen von Rendor

  • Clarisse reagiert instinktiv auf die Hilflosigkeit ihres Onkels und nickt tapfer bei dem Versuch ihre Tränen zurückzuhalten. Ihr Vater war ähnlich gewesen, auch er hatte mit weinenden Frauen nicht viel anfangen können... allerdings hatten weder sie noch ihre Mutter je dazu geneigt. Sie schiebt es auf die Tatsache, dass alles, was in den letzten Tagen geschehen ist, einfach vielleicht doch ein bißchen viel war... gekrönt nun von der Hoffnung, dass ihre Reise nun vielleicht hier beendet sein würde. Sie läßt sich dankbar von der freundlichen Frau in den Arm nehmen und beruhigen. Wenn nur die dummen Tränen aufhörten zu laufen. Schließlich jedoch wischt sie sich energisch über die Augen, putzt die Nase und lächelt Fanny tapfer an, "Danke, Madame!"

  • "Ja, natürlich - Verzeihung," er drehte sich zu der Dame und knickste vor ihr. "Mylady - darf ich Euch willkommen heißen in meinem Heim. Ich bin Michael de Moriba - Herr des Hauses. Darf ich Euch den Mantel abnehmen?"


    Michael ging einen Schritt auf die Lady mit den dunklen Haaren zu und nahm ihr den Mantel ab. Während dessen musterte er die fremde Person an ihrer Seite.


    "Wir waren gerade dabei, zu speisen. Lady Dunja und meine Gemahlin sitzen derweilen schon am Tische und warten sicherlich auf uns. Wenn ich also bitten darf, dann folgt meiner Tochter - ich werde gleich nachkommen."


    Herr der Moriba wendet sich an seine Tochter und sagt: "Meine Liebe, bitte führe die Gäste in den Wintergarten. Ich werde das Personal entsprechend anweisen."

  • "Ja, Vater - sehr gerne."


    Sie nahm der Begleitung Felizitas den Mantel ab und legte ihn auf einen Stuhl. Sie staunte nicht schlecht - hatte sie doch diese Person erst für einen Mann gehalten. Tatsächlich verbarg sie unter diesem Mantel in Hosen gesteckt eine Frau! Marie war fasziniert und konnte nicht anders, als diese Frau anzustarren. Dann löste sie ihren Blick, weil sie merkte, wie unhöflich das war...


    "Felizitas folge mir bitte - ich bringe Dich zu Dunja," zwinkerte sie ihr zu. Sie erlaubte sich die persönliche Anrede, da ihr Vater sich schon wieder umgedreht hatte und in der Küche verschwunden war.


    Alle drei gingen durch den Salon in den Wintergarten auf den schön gedeckten Tisch zu.


    "Dunja, schau, wer zu Besuch gekommen ist und Dich sucht!"

  • "Vielen Dank für eure Gastfreundschaft." Felizitas neigt ihr Haupt.


    Sie ließ sich von dem Herrn des Hauses aus dem Mantel helfen.


    Maja knöpfte ihrerseits ihren Mantel auf, hohe Männerstiefel, eine braune Lederhose, eine dunkelgrüne Wildlederweste, die sehr nah am Körper lag und auch dem letzten zeigte das sie ein weibliches Wesen vor sich hatte und ein Weißes Hemd. An der Seite funkelte die Scheide eines Dolches.


    "Sehr gern." Mit einem Lächeln sah sie Marie an.


    So folgte sie Marie in das andere Zimmer.


    Als sie vor Dunja standen, kniggste Felitas sofort tief und sah auf den Boden.


    "Eure Hoheit, seine Majestät bestellt liebe Grüße."


    Selbst Maja ist in eine Tiefe verbeugung übergegangen. Beide verharren in ihrer Stellung.

  • Für einen sehr winzigen Moment ist Dunja etwas überrascht, dann huscht ein kleines, äußerst undamenhaftes Grinsen über ihre Züge, das sie allerdings rasch in ein erfreutes Lächeln abmildert als sie die beiden Neuankömmlinge begrüßt,


    "Lady Felizitas, meine Dame... bitte!"


    Mit einer kleinen Geste bedeutet sie den beiden Frauen sich zu erheben und bemerkt dann lachend,


    "Ich müßte lügen, würde ich behaupten nicht erfreut zu sein, Euch zu sehen! Allerdings frage ich mich, ob es mich überraschen sollte, dass Seine Majestät ein derartiges Interesse an meinem Wohlergehen an den Tag legt..."


    Sie schüttelt den Kopf und fügt dann hinzu,


    "Aber bitte... da wir hier bei 'Freunden' weilen, bitte ich Euch auf die üblichen Formalia zu verzichten!"


    Ein kurzer, äußerst beredter Blick trifft Felizitas und wandert schließlich zu der Dame des Hauses hinüber,


    "Madame de Moriba, wenn Ihr mir erlaubt Euch die Gräfin von Eynzingen vorzustellen, Lady Felizitas! Lady Felizitas, Madame de Moriba, die Gemahlin des Herrn de Moriba, unsere Gastgeberin!"


    Sie lächelt ihr freundlich zu als sie ihr Felizitas vorstellt,


    "Leider ist mir Eure Begleiterin nicht bekannt, Lady Felizitas,


    In ihren Worten liegt die dezente Aufforderung, deren Vorstellung zu übernehmen...

    Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt. (Jacob Böhme)

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  • Felizitas erhebt sich wieder, sicher weiß sie das Dunja die üblichen Formalia nicht mag, doch weiß sie auch das es sicherlich einen Tag kommen wird wo dies nicht mehr von Interesse sein wird.


    "Wie ihr Wünscht." Sie neigt ihr Haupt und wendet sich der Dame des Hauses zu.


    "Es freut mich ihre Bekanntschaft zumachen." Sie lächelt sie fein an.


    "Aber gern, Maja Schattenwind. Maja gehört zu dem freien Volk welches durch unsere Ländereien reist." Stellt sie ihre Begleitung vor, diese verbeugt sich hoflich vor den Damen.

  • Isabell de Moriba schaut noch erschrockener drein, als sie erfährt, dass die zweite Person, die mit dieser Felizitas hereinkam, eine Frau ist - eine Frau in Hosen! Wie schockierend. Und warum verbeugten sich die Damen vor Lady Dunja als wäre sie eine, eine höher gestellte Person?


    Die Hausherrin steht auf und knickst vor den beiden Neuankömmlingen und stammelt: "Miiiirr ist es auch eine Freude, Euch kennenzulernen, Mylady. ... Ähm... darf ich Euch bitten, zu uns zu setzen. Wir sind gerade dabei ein Dinner einzunehmen und würden uns freuen, wenn Ihr daran teilhabt."


    Marie schaute fasziniert Maya an. Wie aufregend! Sie wollte mehr über die junge Dame erfahren. Sie war schön mit ihrem wilden Locken. Und die Tatsache, dass sie Hosen und eine Waffe trug, fand sie noch viel aufregender. Ihre Fantasie schien wieder mit ihr durchzugehen und sie sah die junge Dame schon mit einem Räuber kämpfen...


    Schnell besinnte sich Marie wieder und lächelte sie an.


    "Ja, bitte - setzt Euch. Ich werde gleich auftragen lassen, dass Euch aufgedeckt wird."


    Marie ging schnell in den Salon und holte zwei Stühle für die Damen heran.


    Isabell meckerte sie an: "Marie, das kann das Personal machen - nicht Du!"


    Marie jedoch erwiderte gelassen: "Ja sicher könnte das Personal das machen - aber sollen die Damen solange stehen bleiben? So geht das doch schneller..."


    Isabell sah aus, als würde sie Marie gerne mehr sagen, besann sich dann jedoch darauf, dass Gäste anwesend waren.


    Marie entschuldigte sich kurz und ging in die Küche. Als sie die Tür öffnete, fand sie ihren Vater, Fanny und eine ihr fremde Frau am Tisch sitzend vor.

  • Michael de Moriba besprach gerade mit Fanny, dass sie noch ein Gästezimmer herrichten sollten für die junge Dame. Wie gut, dass er vor einigen Jahren noch das Nebengebäude dazugekauft hatte, falls er wieder mal Gäste mitbringen würde. So hatte er genügend Räumlichkeiten, die er anbieten könnte.


    Marie sah ihren Vater mit einem fragenden Blick an, als sie vor ihm stand und schaute auf die junge Dame, die Fanny in den Armen hielt.


    "Ah... Marie. Ich... ähm... ich muss Dir jemanden vorstellen. Dies hier ist Clarisse, Clarisse d'Etienne - meine Nichte, Deine Cousine!"

  • Marie sah ihn verwirrt an und dann wieder zu der jungen Dame.


    "Nichte, Cousine? Ich verstehe nicht! Wir haben noch Familie irgendwo? Wieso weiß ich nichts davon!?"


    Fanny stand auf und ging zu ihrer Marie herüber, um ihr die Hand zu drücken, sagte zu ihr: "Komm, meine Liebe - setz Dich zu uns. Dein Vater wird es Dir gleich erklären."


    Marie sagte noch geistesgegenwärtig zu ihr: "Geschirr... wir brauchen Geschirr für die Gäste..." Dann starrte sie wieder die junge Dame an.

  • Dunja bemüht sich, die etwas unerwartete Situation für die Hausherrin ein wenig zu entspannen. Überaus liebenswürdig versucht sie das versiegte Gespräch wieder in Gang zu bringen, in dem sie Madame de Moriba Komplimente zu ihrer prachtvollen Robe macht und damit einen Austausch über fähige Schneider und deren Talente und Kosten anstößt...

  • Die nicht minder überrascht den Blick Maries erwidert, bis sie merkt, dass Anstarren trotz der Situation vielleicht nicht gerade höflich ist und leicht errötend ihre Augen senkt. Schließlich jedoch schaut sie wieder auf und ein kleines, vorsichtiges Lächeln erscheint auf ihren Zügen als sie Marie mustert, "Entschuldigung, dass ich Euch so viel Umstände bereite... ich wußte ja nicht..." Sie bricht ab, sichtlich um Worte verlegen.

  • Die wachsamen grünen Augen Mayas erwidern eher kühl den Blick der Dame des Hauses. Felizitas hingegen folgt mit ihrem Blick Marie und nimmt ihr einen Stuhl ab.


    "Vielen Dank." Sie knippt ihr freundschaftlich zu. Beide setzen sich still als Marie den Raum verläßt.


    Scheinbar interessiert lauschen Felizitas und Maya dem Gespräch der beiden Damen.

  • Fanny stand auf und kümmerte sich um das Geschirr für die neuen Gäste und schaute nach dem Essen. Ebenso wurden Gästezimmer hergerichtet, was die Mägde übernahmen.


    Während dessen riss sich Marie zusammen, legte ein Lächeln auf und schenkte es Clarisse: "Ich bin zwar sehr verwirrt und ich bin mir gewiss, dass es eine Zeit geben wird, alles genauer erklärt zu erhalten - aber dann möchte ich Euch, ähm... Dich willkommen in der Familie heißen! Wirst Du bei uns bleiben? Sollen wir ein Zimmer herrichten lassen?"


    Marie wurde bewusst, dass es ein weibliches Familienmitglied gab - eine Cousine... das war fast wie eine Schwester! Sie freute sich darauf, die junge Dame kennenzulernen. Wie aufregend!


    Sie schaute ihren Vater fragend an, der ihr mit einem Lächeln zunickte.

  • Clarisse schaut verwundert von Marie zu deren Vater und wieder zurück, dann fragt sie mit einem kleinen hoffnungsvollen Lächeln, "Ich darf über Nacht hier bleiben?" Ihr ist anzusehen, dass sie wohl nicht gewußt hätte, wo sie ansonsten hätte unterkommen sollen.
    'Eine Cousine'... sie kann sich nicht daran erinnern, dass ihre Mutter je ein Wort darüber verloren hätte.

  • Michael bekräftige noch einmal die Aussage seiner Tochter.


    "Aber sicher wirst Du erstmal bei uns bleiben, Clarisse. Deine Eltern sind tot und Du gehörst zur Familie. Meine Schwester hat mich gebeten, auf Dich Acht zu geben und diesen letzten Wunsch werde ich ihr gerne erfüllen. Wir möchten Dich schließlich kennenlernen und ich hoffe, Du berichtest mir von Deiner Mutter und ihr Leben. Ich habe sie immer sehr vermisst."

  • Marie sah ihren Vater erst erschrocken und dann mitfühlend Clarisse an:


    "Oh... Deine Eltern sind tot?! Das tut mir schrecklich leid!"


    Sie nahm Clarisse in die Arme, um sie zu trösten. Wie gut konnte sie nachvollziehen, wie sich Clarisse jetzt fühlen musste - nur hatte diese sogar gleich beide Elternteile verloren. Sie nahm sich vor, für sie da zu sein, damit sie nicht so sehr leiden musste. Sie wollte ihr wie eine Schwester sein. Diese Vorstellung gefiel Marie - ein Traum wurde wahr.

  • Michael wusste, wie Marie sich fühlte und warum sie Clarisse so herzlich aufnahm. Ihm wurde warm ums Herz. Er hatte immer versucht, sich einzureden, dass sie den Verlust ihrer Mutter irgendwann einmal überwunden hätte - sprach sie ihn doch nie auf ihre Mutter an. Er selbst versuchte so wenig wie möglich daran zu denken, was ihm aber schwer fiel - insbesondere wenn er zuhause war und in seiner Tochters Anlitz seine verstorbene Gattin sah. Diese Augen... er seufzte.


    "So, meine Lieben. Ich weiß, wir haben noch viel zu bereden. Aber ich denke, liebe Clarisse, Du wirst erschöpft sein von der Reise. Wenn Du also möchtest, würde ich Dich gerne auf Dein Zimmer bringen lassen, damit Du Dich ausruhen kannst. Ich werde Dir auch Essen nach oben bringen lassen und eventuell ein heißes Bad? Schlaf Dich in Ruhe aus und morgen ist genug Zeit für alles Weitere..."


    Dann wendete er sich an Marie, die sich zwischenzeitlich von Clarisse wieder gelöst hatte.


    "Marie, wir haben Gäste und es war schon unhöflich genug, sie warten zu lassen. Wie ich sehe, hat das Personal bereits weiter eingedeckt und wir sollten uns nun auch dazu gesellen!"

  • Wie im Traum dreht sich alles um Clarisse und sie läßt sich einen winzigen Augenblick in Maries Umarmung fallen. Als sie sich wieder löst, nickt sie gehorsam zu den Worten des Kaufherrn und knickst erneut. "Ich danke Euch sehr!" Ihr fehlen die Worte, doch sie bemüht sich die Tränen der Erleichterung und der Freude tapfer zurückzuhalten. Dankbar läßt sie sich von Fanny hinaus & auf das vorbereitete Zimmer führen.

  • Michael nahm die Hand seiner Tochter, die ihn deswegen sehr verdutzt ansah - tat er das doch sehr selten, Körperkontakt zu ihr zu suchen - und legte ihre Hand auf seinen Arm.


    "Komm, Marie - wir wollen wieder zu unseren Gästen. Ich muss schon sagen, heute kommt es mir hier vor, wie in einem Irrenhaus," er lachte.


    Als Marie immer noch nichts sagte, meinte er noch: "Marie - ich habe Dir von meiner Schwester nichts erzählt, weil wir uns damals zerstritten hatten. Das war kurz nach Deiner Geburt und Du warst zu klein, um etwas mitzubekommen. Dann starb Deine Mutter... ich hoffe, Du und Clarisse werdet gut miteinander auskommen und es ist Dir recht, dass ich sie Dir erst einmal anvertraue. Ich muss mir dann noch überlegen, was wir machen, wenn ich auf Reisen bin. Isabell wollte eigentlich mit mir reisen und die Welt sehen - aber wenn Clarisse nun bei uns wohnt, wird sie wohl hier bleiben müssen, um auf sie aufzupassen."