Im Hafen von Rendor

  • "Bitte Lady Clarisse, ich werde nicht vor Euch Platz nehmen. Ihr verstoßt sicherlich nicht gegen eine Regel der Etikette, zudem ich auch nur Gast in diesem Hause bin."
    Er schaute dann zu den anderen Gastgebern.
    "Und ich denke nicht, dass wir alle ewig stehen bleiben wollen, oder?"
    Bei den letzten Worte zwinkerte er.

  • "Nun... wenn dies Euer Wunsch ist, Herr, so will ich dem gerne Folge leisten." Aus dem Augenwinkel hatte Clarisse gesehen, dass sowohl ihr Onkel als auch Marie sich wieder gesetzt hatten und so nimmt auch sie auf einem der freien Stühle Platz. Das Zwinkern des Ritters bei dessen letzten Worten verscheucht ihre letzten Bedenken darüber sich vielleicht nicht angemessen zu verhalten und sie gestattet sich ihn einen Moment lang aufmerksam und interessiert zu mustern, bevor sie mit einem kleinen verschmitzen Lächeln fragt, "Gefällt es Euch so besser, Herr?"

  • "So ist es mir durchaus angenehmer. Danke Euch!"
    Er nahm dann wieder Platz und wandte sich dann wieder Marie-Babette zu.
    "Wann gedenkt Ihr denn aufzubrechen nach Rayon, Lady Marie? Die >Nebelfalke< ist bereit und kann zu jedem möglichen Zeitpunkt auslaufen."

  • Marie konnte sich ihr verschmitztes Lächeln immer noch nicht verkneifen und antwortete auf die Frage des Herrn Bedevere:


    "Nun ja, geplant war eigentlich morgen zum späten Nachmittag. Flora, meine Freundin, die mich begleiten wollte, hat noch eine Verpflichtung bei ihrer Tante und kann daher leider nicht eher. Sie wird morgen Vormittag wohl wieder zurück sein und dann wollte sie sich bei mir melden. Wird Euch das genehm sein? Ich muss gestehen, dass ich mich freue, wieder auf der 'Nebelfalke' zu sein. Wie geht es der Frau Kapitän?"


    Sie schaute in die Runde, da sie wusste, was unweigerlich auf ihre Frage kommen würde...

  • Michael dachte, er hätte sich verhört und fragte prompt:


    "Frau Kapitän? Herr Bedevere - Ihr habt eine Frau als Kapitän auf Eurem Schiff?"


    Michael musste unweigerlich den Kopf schütteln. Sowas hatte er ja noch nicht gehört. Ein weiblicher Kapitän und wahrscheinlich trug sie auch noch Hosen... er war zwar ein viel bereister Mann, aber er konnte der Rolle der Frau einfach nicht mehr zugestehen, als sie nunmal hier Sitte war. Unweigerlich fragte er sich, ob es üblich war, in Kaotien Frauen Männerrollen zuzugestehen.

  • Der Ritter lächelte.
    "Kapitän Fernandez ist der beste Seemann, den ich kenne. Sie versteht mehr von Seefahrt und von Schiffen, als viele Männer. Seine Exzellenz Sebastien Graf von Altburg-Leining, der Reichskanzler von Kaozisch-Rayon, vertrauen Frau Kapitän uneingeschränkt. Insofern tue ich das auch und habe bisher keinen Grund zur Klage."
    Er trank einen Schluck Tee.
    "Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass es viele Vorurteile gegen eine Frau auf See gibt. Aber mich überzeugen ihre Taten und ihre Kompetenz."

  • "Nun ja - wenn dem so ist. Ich höre so etwas nur das erste Mal. Wie verträgt sich das denn mit der Mannschaft, Männern... Ihr wisst schon..." gab Michael de Moriba zurück.


    Isabell war geschockt darüber, welche Wendung das Thema zu nehmen schien und sagte im strengen Ton:


    "Michael! Ich bitte Dich! Darf ich Dich daran erinnern, dass dieses Thema nicht an diesen Tisch gehört, schon gar nicht, wenn wir junge Damen anwesend haben!"


    Sie zeigte mit ihrem Kopf in Richtung ihrer Stieftochter und seiner Nichte.


    Michael reagierte prompt wie ein Schoßhündchen, auch wenn er sich über den Tonfall seiner Frau wunderte, hatte sie ihn bisher nie angeschlagen:


    "Verzeih, meine Liebe - Du hast ja Recht. Ich war nur so verwundert... und es hätte mich interessiert... - nun gut, lieber Herr Bedevere, vielleicht unterhalten wir uns ein anderes Mal darüber weiter."

  • Marie wusste, dass Ihr Vater geschockt sein musste und lächelte, das sie sogleich verlor, als ihr Stiefmutter diesen Ton anschlug.


    Oje... hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie schaute zu ihrer Cousine und hob fragend die Schultern. Vielleicht würde sie ja verstehen, warum ihre Stiefmutter so reagierte.

  • Clarisse hört dem Gespräch interessiert und auch ein wenig verwundert zu. Schließlich fragt sie, zu neugierig, um die Ermahnung Madame Isabelles zu befolgen, "Was ist so ungewöhnlich daran, wenn eine Frau Kapitän auf einem Schiff ist, Onkel?" Sie schaut von selbigem zu Herrn Bedevere und dann zu Marie hinüber. Zwar war ihr bereits aufgefallen, dass hier in Rendor überwiegend Männer die meisten 'wichtigen' Aufgaben übernahmen, aber bislang hatte sie das eher für Zufall gehalten. Sie wartet gespannt auf eine Antwort.

  • Michael bekam Schweiß auf die Stirn.


    "Nun ja - bei uns ist es nicht üblich, dass Frauen solche Positionen bekleiden. Für eine Rendorianerin wäre das sehr unüblich - eigentlich nicht machbar. Frauen sind bei uns in mancher Gesellschaft hoch angesehen, doch nicht in solchen Positionen. Sie sind meist nicht beschaffen, schwere Arbeit zu tätigen," räusperte er sich bei dem letzten Satz...


    Er schaute zu seiner Frau, die ihn mit strengen strafenden Blick ansah und den Kopf schüttelte.


    Er wechselte schnell das Thema:


    "Liebe Clarisse - wie hat Dir denn heute das Haus von Marie gefallen. Wie ich hörte, hast Du sie begleitet. Und Marie - gefallen Dir Umarbeiten. Wenn ich mir die Rechnungen ansehe," zwinkerte er ihr zu: "dann scheint es sich ja hoffentlich gelohnt zu haben."

  • "Oh..." für einen winzigen Moment scheint Clarisse irritiert, fängt sich jedoch rasch wieder als sie Isabells Gesichtsausdruck sieht und geht dann erfreut auf den Themenwechsel ihres Onkels ein, "Das Haus ist wunderschön... wirklich herrlich!" Ihre Augen leuchten begeistert auf, "Marie hat einfach ein tolles Händchen für die Einrichtung des Häuschens!" Sie wendet sich lächelnd an den kaozischen Ritter, "Ihr solltet es Euch einmal ansehen, Herr Noyau de Guet-Clermont... bestimmt würde es Euch auch gefallen!"

  • Marie fühlte sich geschmeichelt gar der Worte ihrer Cousine und wurde rot:


    "Ach, das ist aber furchtbar nett, dass Du das sagst, Clarisse. Ich habe mein Bestes versucht in den Zeiten, die ich hier war. Tatsächlich haben andere das Lob vielmehr verdient. Die Handwerker haben wirklich gute Arbeit geleistet und auch Fanny."


    Dann fiel ihr wieder ein, dass sie noch mit ihrem Vater über Prya sprechen musste - was aber zu späterer Stunde stattfinden sollte und nicht jetzt.


    Trotzdem wendet sie sich an ihren Vater:


    "Vater, ich hoffe, die Rechnungen sind nicht wirklich so hoch? Ich dachte, ich hätte gute Preise mit den Handwerkern ausgehandelt. Vielleicht sollte ich sie mir noch einmal ansehen, ob sie auch richtig sind. Nicht, dass die Herren glauben, ich würde mich übers Ohr hauen lassen!"

  • "Danke, werte Lady Clarisse, doch dies wäre ein wenig... nunja, unschicklich. Aber noch einmal besten Dank für die Einladung!"
    Er wandte sich wieder Marie-Babette zu.
    "Dann lasse ich die >Nebelfalke< für morgen Nachmittag bereit machen, Lady Marie, wenn es Euch genehm ist."

  • Clarisse schaut den Ritter verwirrt an, "Unschicklich... ich verstehe nicht?" Sie seufzt leicht, bevor sie resigniert zugibt, "Verzeiht, ich glaube mir sind eure Sitten & Gebräuche noch nicht gut genug vertraut, wenn meine Worte also unangebracht waren, bitte ich sie zu entschuldigen!" Sie lächelt dem Kaotier höflich zu und wendet sich dann an ihre Cousine, "Nein, nein, Marie! Alles was Recht ist, es ist wirklich sehr, sehr schön geworden!" Rasch verkneift sie sich den Zusatz, dass sie es unglaublich schade findet, dass Marie nun fort geht.

  • "Nicht doch, Lady Clarisse, es ist doch nichts Schlimmes passiert. Abgesehen davon, bin ich hier Gast und muss mich an die Sitten und Gebräuche in Rendor gewöhen, indes in diesem Fall..." er lächelte. "Lassen wir es doch einfach dabei beruhen."

  • "Aber natürlich! Ganz wie Ihr möchtet, Herr... danke!" Clarisse neigt leicht den Kopf, sie hat das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, weiß jedoch nicht wie und warum. Rasch schüttelt sie dieses Unwohlsein ab, sieht wieder auf und fragt statt dessen interessiert, "Ihr seid doch auch einer der Ritter der kaozischen Fürstin, wie der Herr von Hammerschlag und der Herr de Mornay... wenn Marie davon erzählt hat, klingt es wie in einer der alten Geschichten... die holde Dame, die die prächtigsten & verdientesten Kämpen an ihrem Hof versammelt..." Ihrer Stimme ist anzuhören, dass sie diesen Erzählungen eher etwas skeptisch gegenübersteht. "Sicher verfügt die Fürstin über genügend Vermögen einen solchen Hof auch zu unterhalten und über einen guten Haus-& Hofmeister, der all die rauschenden Bälle und prächtigen Feste zu organisieren weiß." Sie lächelt höflich, in der Hoffnung sich mit diesem Thema eher auf sicherem Terrain zu bewegen. Dinge zu organisieren hat ihr schon immer Spass gemacht und so stellt sie sich eine solche Aufgabe in einem fürstlichen Haushalt als großartige Möglichkeit vor.

  • Der Ritter lächelte.
    "Ihre Fürstliche Hoheit sind sicherlich nicht unvermögend und verfügen über einen gut funktionierenden Hof. Indes ist der Hof von Alesia kein Märchenhof, sondern entspricht sicherlich den Anforderungen der Realität. Die am Hof anwesenden Herrn Ritter sind sicherlich nicht unverdient, haben aber auch, wie andere Menschen, ihre Stärken und Schwächen. Der kaozische Hof ist bekannt für seine Pracht und Ausstattung, aber als erstes ist seine Sorge, und die Sorge Ihrer Fürstliche Hoheit, das Wohlergehen der Untertanen."

  • Erneut hat Clarisse den Eindruck freundlich getadelt worden zu sein und sie errötet leicht, während sie innerlich die Tatsache verflucht, dass sie anscheinend tatsächlich so dumm und unwissend zu sein scheint, wie sie sich manchmal vorkommt, seit sie hier in Rendor weilt. Aber irgendwie schien es auch wie verhext zu sein, alles was in ihrer Heimat einfach und selbstverständlich gewesen war, bekam hier eine völlig neue Bedeutung und sie war rascher von einem Fettnäpfchen ins nächste geraten als sie sich vorsehen konnte. Doch trotzdem beschließt sie, sich nicht einfach so geschlagen zu geben und so antwortet sie dem Kaozier mit einem betont reizenden Lächeln, "Oh, mit Sicherheit habt Ihr Recht, Herr Noyau de Guet-Clermont und natürlich würde mir nicht im Traum einfallen an der Lauterkeit der Fürstin oder deren Hofes zu zweifeln..." Sie zuckt leicht mit den Schultern, "Rechnet es meiner fehlenden Erfahrung & meiner Unwissenheit an, wenn ich aus den Erzählungen über den kaozischen Hof vielleicht die falschen Schlüsse zog." Erneut lächelt sie und beschließt dann lieber den Mund zu halten als erneut ein Thema zu wählen, dass Anstoß erregen würde.

  • Diese erschrickt ein wenig bei des Ritters Frage und sie muss sich bemühen ihr freundliches Lächeln aufrechtzuhalten. Was soll sie ihm denn nun nur antworten... sicher wäre er nicht tatsächlich an den Geschichten interessiert, die Marie ihr erzählt hatte... die müssten ihm doch eigentlich bekannt sein. Sie schweigt einen Moment, während sie nachdenkt und sich ihr ein Verdacht aufdrängt. Kurz schaut sie den Ritter prüfend an, sollte er wirklich... sie ist sich nicht sicher und beschließt lieber auf der Hut zu sein. "Nun, da meine liebe Cousine Marie die einzige ist, die mir Geschichten erzählen konnte, könnt Ihr Euch sicher denken, dass sie äußerst gut und zuvorkommend vom kaozischen Hof berichtet hat. Sie sprach zum Beispiel von der außerordentlichen Freundlichkeit der Fürstin und von der treuen Loyalität ihres ersten Ritters, des Herrn von Hammerschlag." Clarisse lächelt und beobachtet die Reaktion des Ritters auf ihre Worte, "Zudem beschrieb sie mir die Pracht der Bälle... die atemberaubenden Gaderoben der anwesenden Damen und mit welcher Höflichkeit die stattlichen & wohl anzusehenden Herren der Gesellschaft das reizende Spiel der hohen Minne beherrschen." Für einen Moment senkt sie kurz ihren Blick und schaut dann wieder auf, "Ihr seht, Herr, die Geschichten, die meine Cousine mir zu berichten wußte sind ohne Fehl und Tadel..." ein verschmitztes Lächeln huscht über ihre Züge.