Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (2)

  • "Sie muss noch viel lernen, sowie jeder Nozize der dem Feuer zugetan ist. Aber das wird sie wohl nur durch Schmerz."


    Damorg muss lächeln und zuckt mit den Schultern.


    "Aber das wird schon."

  • Alanis wirkt für einen Moment verdutzt, weil er überhaupt nicht auf den Punkt 'hübsch' eingestiegen ist und ist dann erleichtert. Sie stößt sich von der Anrichte ab und greift nach dem Wassereimer, der neben der Hintertür steht. Sie verspürt gerade den dringenden Wunsch, einen kühlen Kopf zu erlangen.


    "Bin gleich wieder da", sagt sie einsilbig, wirft sich noch ihren Mantel über und öffnet dann die Hintertür. Sie schlüpft hinaus und schließt die Pforte schnee wieder, dennoch fällt Schnee in's Innere des Hauses. Draußen ist es kalt, nass und dunkel und Alanis sieht rein gar nichts. Sie tastet sich zum Brunnen vor, ganz langsam und atmet durch, als sie schließlich dort ankommt und den Eimer auf der Brunnenumrandung abstellt. Der Schöpfeimer rasselt an der Kette hinunter, nur einige Schritt weit, weil der Brunnen hoch Wasser führt und als Alanis ihn hochziehen will, stößt sie aus Versehen mit dem Ellbogen ihren Wassereimer hinein. Fluchend beugt sie sich vor, um ihn aufzufangen, spürt, wie ihre Schuhe auf dem vereisten Boden den halt verlieren und fällt mit einem Schrei vorwärts, dem kalten Wasser entgegen.

  • Damorg der Alanis einen verwunderten Blick hinterher wirft, will sich gerade mit beiden Ellenbogen auf dem Tisch abstützen um sich dort mit beiden Händen durch das Gesicht zu fahren, als er den Schrei vernimmt. Durch die Hauswand und das Fenster deutlich dumpfer und leiser, aber dennoch zu vernehmen. Seine Verwirrung ist wie weggewischt und durch Sorge ersetzt.


    Mit schnellen Schritten ist er bei der Tür, öffnet sie und blickt in die Dunkelheit. Die Priesterin ist nicht zusehen.

  • Alanis fällt, schlägt irgendwo heftig mit dem Kopf an und es ist nur dem eiskalten Wasser zu verdanken, in dem sie landet, dass sie nicht vollends das Bewußtsein verliert. Ihr Körper durchbricht die Eisschicht, die sich auf dem Wasser gebildet hat, verdrängt zwei im Wasser dümpelnde Eimer und geht sofort unter wie ein Stein. Das Wollkleid saugt sich voll und zieht den Körper darin unbarmherzig nach unten.


    Alanis, benommen, geschockt vom eisigen Wasser, benötigt erst einmal einige Sekunden, um zu verstehen, was passiert. Ihre Lungen treffen zuerst eine Entscheidung und sie versucht, nach Luft zu schnappen in der eiskalten Wasserdunkelheit, doch das ist ein große Fehler. Plötzlich hat sie schneidend kaltes Wasser im Mund und dann begreift sie, was los ist. Ihre Arme und Beine wild um sich schlagend, kommt sie einige Sekunden später wieder an die Wasseroberfläche und ringt hustend nach Luft. Ihr Finger krallen sich panisch an die glatten Steinwände des Brunnens, doch es ist nirgendwo ein Halt zu finden. Sie ertastet schließlich eher durch Zufall in der absoluten Finsternis die dünne Kette, an der einer der Eimer befestigt ist und die nach oben führt, und klammert sich in einem Moment seltsamer Klarheit daran fest.


    Dann ruft sie um Hilfe.

  • Es ist schneidend kalt. Und genau das stört auch den Hund. Als er das warme Licht aus Alanis' Türe hinaus scheinen sieht, hält Moclin direkt darauf zu. Als einen Moment später das laute Platschen ertönt, fährt er erschrocken zusammen. Hastig kratzen seine Pfoten über den gefrorenen Boden, als er beschleunigt.
    Hektisch drückt er sich an Damorg vorbei in den warmen Raum und kriecht unter den Tisch. Erst dort hält er inne, lässt Schultern und Ohren hängen und schnüffelt misstrauisch nach der Bestie, die hier irgendwo ihr Unwesen treiben muss.
    Dann stellt er horchend die Ohren auf, als Alanis anfängt zu rufen.

  • Ein überraschter Blick folgt dem Hund, doch mehr Aufmerksamkeit lässt der Priester dem Tier nicht zukommen, da er in die Richtung der Rufe eilt. Fast wäre er auf dem gefrorenen Boden Ausgerutscht, doch kann er sich gerade noch fangen und kommt schon nach wenigen Herzschlägen am Brunnen an. Dort wirft er einen erschrockenen Blick in die Dunkelheit.

  • Alanis, in der Dunkelheit, tritt Wasser und verflucht die Tatsache, dass sie nicht schwimmen kann. Die Finger um die dünne Kette gekrallt, die wohl zu dünn ist, um sie daran hochzuziehen, aber dick genug, um sie ein wenig über Wasser zu halten. Sie hustet und spuckt Wasser aus. Eiseskälte beginnt ihr trotz der heftigen Bewegungen durch die Glieder zu kriechen und mit einem Mal beginnt sie sich zu fragen, wie lange sie es in dieser Kälte im Wasser aushalten kann.


    Hoffnungsvoll blickt sie empor zum Brunnenrand und ruft erneut um Hilfe, gefolgt von einem recht drastisch-farbigem Fluch.

  • "Ich bin hier."


    Erklingt die Stimme des Priesters, merklich bemüht ruhig zu klingen. Ein kurzer Blick auf die Kette macht ihm klar, das sie nicht reichen wird.


    "Hast du ein Seil im Haus?"

  • "Die Elemente sein Dank!", erschallt es als Stoßseufzer aus der Tiefe. "Es - dürfte irgendwo im kleinen Zimmer oben eines sein."


    Angestrengt starrt sie nach oben, um irgendetwas zu erkennen. Ihr Kopf schmerzt scharf und durchdringend und irgendetwas Warmes sickert zwischen ihren nassen Haaren hindurch und ihre Stirn herab. Alanis traut sich jedoch nicht, die Kette loszulassen, an der sie zumindest einen Teil ihres Oberkörpers aus dem Wasser halten kann, weil sie schon merkt, dass ihr langsam die Kraft in den Oberarmen nachlässt.

  • Ohne ein weiteres Wort eilt der Priester wieder in das Haus, nur seine Schritte hallen in der Dunkelheit. Ohne den Hund eines weiteren Blickes zu würdigen rentt Damorg durch die Küche die Treppe nach oben, in das kleine Zimmer und durchwühl ungestüm die Habe der Priesterin bis er schließlich ein Seil bei den Reisesachen findet. Ebenso rasch wie er herein geeilt war, war er auch wieder an der frischen Luft.


    "Gleich hab ich dich da raus."

  • Alanis, alleingelassen in ihrem Gefängnis, schluckt hart, als sie hört, wie sich die Schritte des Priesters entfernen. Sie kämpft gegen den Impuls zu Weinen an und versucht sich damit zu beruhigen, dass Seil und Rettung nur noch einen Moment entfernt sind. Allerdings kennt sie ihr Seil. Und sie kennt Damorg. Und sich selbst, rund wie eine Julgans und mit nasser Kleidung sogar noch einige Pfund schwerer als sonst. Das würde schwierig werden. Als sie seine Stimme wieder hört, seufzt sie auf. Dummerweise verlässt sie in diesem Moment die Kraft und sie plumpst in's Wasser zurück. Sich weiterhin an der Kette festhalten, die andere Hand an einem Eimer, starrt sie nach oben.


    "Wäre schön." Die Zähne der Priesterin klappern inzwischen fast unkontrolliert aufeinander.

  • Ein Ende des Seils bindet sich der Priester um die Hüften, das andere lässt er nach unten in die Dunkelheit Fallen. In Gedanken hofft er, dass der Brunnen gut gemauert war, würden die Wände nachgeben, hätten sie beide ein Problem. Einen Fuss stemmt er bereits gegen das Mauerwerk.


    "Umbinden oder gut festhalten."

  • Etwas klatscht neben ihr in's Wasser und Alanis greift danach, in einer instinktiven Geste alles andere fahrend lassend. Mit eisigen Fingern klammert sie sich am Seil fest und windet es sich auch einige Male um einen der Arme - für's Umbinden würde es nicht mehr reichen.


    "Ich - bin fertig", ruft sie mit schwankender Stimme von unten.

  • "Dann los."


    Mit seinem vollen Gewicht stämmt sich der Priester gegen die Mauer des Brunnens und beginnt an dem Seil zu ziehen. Stück für Stück greift er mit langsamen und kontrollierten Bewegungen weiter nach dem Seil. Es schneidet tief in die Haut seiner Hände und ein Keuchen vor Schmerz kann er nicht unterdrücken.

  • Alanis bemüht sich, nicht allzuviel zu zappeln, obwohl ihr das Seil im Arm das Blut abschnürt, und bemerkt kaum, dass ihr die Schuhe von den Füßen rutschen, um endgültig im Brunnen unterzugehen. Zum Glück ist der Wasserpegel vom Erdboden nicht mehr als zehn Fuß entfernt und der Brunnen scheint gute renascâner Wertarbeit zu sein, denn er gibt keinen Meter nach. Mit der freien Hand greift sie, sobald der Brunnenrand in Griffweite kommt, danach, um ihr Gewicht aus dem Seil zu nehmen. Tatsächlich schafft sie es auch noch, ein Bein hinterherzuschwingen, rutscht über den Brunnenrand und fällt mit Schwung neben Damorg auf den verschneiten Boden. Benommen und keuchend bleibt sie liegen.

  • Wäre Moclin klug gewesen, so hätte er noch ein, zwei Scheite Holz aufs Feuer gelegt um die durchgefrorene und durchnässte Alanis mit einer wohligen Wärme zu empfangen. Hätte Moclin Hände gehabt, so hätte er Damorg beim Ziehen geholfen. Wäre Moclin Manns genug gewesen, mal draußen zu gucken, was da eigentlich los ist, hätte er Damorg vermutlich Handschuhe gebracht und Alanis einen flauschigen Umhang zurecht gelegt.
    Aber Moclin war nicht klug, nicht mutig und hatte auch keine Hände. So saß er mit zuckenden Ohren horchend unter dem Tisch und harrte der Dinge, die da kommen mögen.

  • Als das Gewicht vom Seil genommen wird fällt der Priester nach hinten um und auch einige Wasserspritzer, die kalt wie Eis sind, bekommt er ab. Da der Schock bei dem Priester wohl nicht ganz so tief sitzt, wie bei Alanis ,ist er als Erstes auf den Beinen und geht zu iher hinüber. Eine Hand hat er bereits auf ihrer nassen Schulter.
    "Wir müssen schnell rein."

  • Alanis setzt sich auf, unkontrolliert zitternd und schaut Damorg für einen Moment benommen an, bevor der Sinn seiner Worte bei ihr anzukommen.


    "Ja" , krächzt sie. Im Licht, das aus der offenen Tür fällt, ist gut zu sehen, dass ihre Lippen blau verfärbt sind und auch ihr Gesicht einen fast bläulichen Farbton angenommen hat. Sie versucht, aufzustehen, was erst im zweiten Anlauf gelingt, weil sie so sehr zittert und steht schließlich schwankend da, mit der Hand nach ihrem schmerzenden Kopf tastend.

  • Damorg stützt die Priesterin und führt sie in das Haus. Langsam daruaf bedacht ihr einen sicheren Halt zu geben. Dabei kriecht die Kälte auch ein wenig in seine Knochen, schleicht sich das Wasser doch bei jeder Berührung in seine Kleidung. In der Küche angekommen führt er sie direkt zu der Feuerstelle.