Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (2)

  • Alanis erwidert den Kuss und fühlt eine Hitze in sich aufsteigen, die recht wenig mit der Wärme zu tun hat, die eine Bettdecke vermitteln kann. Als sie wieder zu Atem kommt, fahren ihre Finger in seinen Nacken und dort liebevoll über seine kurzgeschnittenen Haare.


    "Ich glaube, dass wir uns ab jetzt immer im Bett unterhalten sollten." In ihren Augen blitzt der Schalk. "Kaum tragen wir keine Kleidung mehr, ist alles kein Problem mehr."

  • Damorg zieht eine Augenbraue nach oben.


    "Wenn die Lösung doch nur immer so einfach wäre."


    Seine eigene Bemerkung übergehend küsste er sie erneut, während seine Hand bereits wieder über ihren Körper bis zu den Hüften gleitet.

  • "Dann wird es wohl eine halbe Stunde. Es ist noch dunkel, also kein Grund zur Sorge."


    Seine Lippen und sein Bart gleiten über ihren Hals und das Schlüsselbein. Seine Hand drückt die ihre fest.

  • Alanis lacht und zappelt ein wenig herum, weil er sie wieder einmal kitzelt.


    "Eine halbe Stunde? Nur?", erkundigt sie sich in gespielt empörtem Tonfall, doch ein leises, unterschwelliges Schnurren liegt in ihrer Stimme. Sie lässt seine Hand wieder los. Jeglicher Widerstand ihrerseits löst sich in Wohlgefallen auf.

  • Ihr Frage beantwortet er nur mit einem Brummen, dann widmet er sich wieder ihrem Körper. Seine Hände ertasten den Leib der ihm nach der langen Zeit schon fast wieder fremd vorkommt, doch daran hat er sich bereits gewöhnt, mehr als einmal lag bereits viel Zeit zwischen ihren Wiedersehen. Der Meinung des Priesters nach beriets viel zu oft. Doch von den düsteren Gedanken der Einsamkeit, lässt sich im laufe der nächsten Stunde keiner der Beiden beeinflussen. Als Damorg langsam zur Ruhe kommend wieder zum Fenster schaut, erkennt er bereits die ersten Sonnenstrahlen die den Horizont in ein trübes Licht hüllen.

  • Alanis ist, an seinen Rücken geschmiegt, einen Arm unter den seinen geschoben und um ihn gelegt, wieder eingedöst, weil die Aufregung des Vorabends und die Anstrengungen der vergangenen Stunde ihren Tribut gefordert haben. Sie erwacht davon, dass er sich bewegt und schlägt schlaftrunken die Augen auf. Leicht den Kopf hebend, realisiert sie, wohin er blickt und was er sieht und lässt den Kopf wieder auf das Kissen sinken.


    "Oh nein", murmelt sie geknickt. Sie hätte sich gewünscht, dass er zumindest noch ein wenig Schlaf im eigenen Bett finden würde. "Später als gedacht. Ich komme mit Dir in die Stadt."


    Derweil sie das sagt, tastet sie mit der Hand nach ihrem Kopf. Um die Platzwunde scheint sich über Nacht ein kapitaler blauer Fleck gebildet zu haben, soweit sie das ertasten kann. Es konnte nicht schaden, doch einmal im Hospital vorbeizuschauen und Edric zudem zu erklären, warum sie wieder für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen würde.

  • "Wie du möchtest."


    Langsam hebt er ihren Arm der über seinen Bauch lieg an und legt ihn beiseite, mit einem Brumme kriecht er aus dem Bett und setzt sich auf die Kante. Stück für Stück zieht er wieder seine Kleidung an, die sich auf seiner Haut kalt anfühlt, war es im Bett doch um einiges wärmer.

  • Alanis wartet geduldig, bis er angezogen ist und genießt die kuschelige Wärme das Bettes noch einen Moment länger als er. Doch schließlich hält auch sie es nicht mehr im Bett. Sie holt aus Schrank und Truhe Unterwäsche, Strümpfe, Unterkleid und ein wollenes Überkleid hervor und zieht sich rasch an. Als sie fertig ist, tritt sie zu dem kleinen Standspiegel auf ihrem Schminktisch und blickt hinein. Sie verzieht leicht das Gesicht. An ihrem Haaransatz sind deutlich die Platzwunde und einiges an Blut zu erkennen und die Haut rundherum ist rotblau verfärbt. So vorsichtig wie möglich kämmt sie sich die Haare und flechtet sie in einen Zopf. Den kleinen weißen Salbentiegel steckt sie in die Tasche ihres Kleids.


    Dann tritt sie in die Küche, in der es im Vergleich zum Schlafzimmer noch einmal deutlich kühler ist. Dort scheint es eine Art unausgehandelten Tierfrieden zu geben. Die Katze döst noch auf den warmen Steinen neben dem Herd und Moclin schnorchelt unter dem Tisch. Sie bückt sich, um dem Gardeköter kurz hinter den Ohren zu kraulen.


    "Frühspaziergang, mein Junge?", fragt sie den Hund und wartete dann auf Damorg.

  • Moclin schlug müde die Augen auf und klopfte mit dem Schwanz auf den Boden. Als Alanis begann ihn zu kraulen, kippte er mit einem Grunzen zur Seite und hob eine Vorderpfote, dass sie an seinen Bauch heran kam.

  • Damorg lässt auch nicht mehr lange auf sich warten und kommt mit einem noch immer vom Schlaf gezeichneten Gesicht in die Küche. Seine Schritte mehr schlurfend, als voller Tatendrang.


    "Ich mach mich am Besten gleich auf den Weg."


    Brummelt er vor sich in, als er noch einmal seinen Blick durch die Küche schweifen lässt. Hund und Katze lassen ihn ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen kommen und entlocken ihm ein Kopfschütteln.


    "Alleine bist du ja nicht mit den ganzen Vierbeinern."

  • Alanis muss lächeln, krault Moclin kurz unter dem Bauch und richtet sich dann wieder auf. Sie wirft Damorg ein Lächeln zu.


    "Ja, ich fürchte für ein Frühstück ist es zu spät." Das klingt bedauernd. "Wie gesagt, ich komme mit in die Oberstadt und gehe dann in's Hospital. Zum Gebet komme ich wohl besser nicht mit. Sonst platzt Deine Novizin."


    Sie öffnet die Haustür und legt sich ihren Mantel um die Schultern, den Schal, den ihr Damorg am vergangenen Tag mit zurückgebracht hat, hinzufügend. Ein beißend kalter Wind herrscht draußen vor, der Schnee glitzert matt im Morgenlicht. Alanis atmet tief durch und verharrt auf der Schwelle, um auf Hund und Mann zu warten.

  • Moclin hatte es noch einmal versucht sich lasziv auf den Rücken zu drehen und so mehr Streicheleinheiten zu erhaschen. Als er aber einsehen musste, dass daraus nichts wurde, rappelte er sich schnell auf, schlug sich dabei den Kopf geräuschvoll an einem Stuhl an und stand dann erwartungsvoll neben Alanis.

  • Woraufhin der Hund dann doch noch einige Streicheleinheiten mehr erhält - vor allem die Stelle hinter dem abgeklappten Hundeohr erhält Aufmerksamkeit -, während Alanis sich fragt, ob sich das Tier wohl überreden lassen würde, mit ihr zusammen den Weg gen Oberstadt anzutreten oder ob er die gemütliche Wärme vor der Glut des Herdfeuers vorziehen würde.

  • Damorg schlottert kurz als ihm eine Böhe des kalten Winds erwischt. Da ihm aber nur die FLucht nach vorne bleibt, geht er mit raschen Schritten durch die Tür an die frische Luft. Den Kopf zieht er ein wenig ein, damit die Kälte keinen Weg unter seinen Pelzkragen findet. Die Arme sind verschränkt vor seinem Körper.

  • Alanis schließt die Tür und beeilt sich, Damorg zu folgen. Wie üblich legt sie den leichten Riegel vor, der eher dazu gedacht ist, die Tür verschlossen zu halten als dass er wirklich dem Zweck gedient hätte, Eindringlinge draußen zu halten.


    Neben Damorg angekommen, fällt sie neben ihm in einen gemächlichen Schritt und bemüßigt sich aufgrund seiner Morgenmuffeligkeit und seines Frierens zu Schweigsamkeit.


    So machen sie sich auf den Weg zum Tempel.

  • Gegen Mittag des Tages kehrt Alanis aus der Oberstadt zurück und verstaut die Einkäufe, die sie gemacht hat.


    Der Rest der Woche vergeht in Frieden und bringt lediglich eine aufkeimende Erkältung, die Alanis mit Kräutertees und viel Schlaf zunächst im Zaum hält.


    Schließlich packt sie ihre Sachen zusammen und macht sich auf den Weg nach Amonlonde, wieder mit Alexandres Schiff, der 'Milan'.

  • An einem lauen Frühlingstag humpelte ein Mann auf das Haus zu. Er besah sich das kleine Gebäude, den Garten, der gänzlich ohne einen Zaun auskam und in dem in der Erde die ersten Frühlingspflanzen wuchsen. Die Fensterläden waren geschlossen. Also war sie noch auf Reisen - oder die Verfolger hatten sie doch noch erwischt. Liam presste kurz die Lippen zusammen, dann ging er zur Tür und klopfte vernehmlich. Stille empfing ihn.


    Liam atmete tief durch und sah sich genau um, bevor er das Haus umrundete und den Teil des Gartens begutachten konnte, der zum Wald hin lag. Einige Vögel zwitscherten und weiter hinten, wo das diskrete Häuschen mit dem Herz in der Tür lag, raschelte ein kleines Tier im Gebüsch.


    Die Hintertür war, wenn man wußte, wie man es machte, lächerlich einfach zu öffnen, wie Liam feststellte. Er sparte sich das jedoch und kehrte zur Vordertür zurück. Scheinbar machte sich auch Alanis hier nicht sonderlich viele Sorgen.


    Er kramte in seiner Tasche und holte einen Kohlestift und ein Blatt Papier hervor. Eine kurze Nachricht war schnell geschrieben, dann schob er das Papier unter der Tür hindurch und humpelte wieder davon.

  • Es war stockdunkel im Stichweg, als sich gegen Mitternacht eine kleine, müde Gestalt in Richtung des kleines Hauses quälte, das dort am Waldrand lag. Vom Hafen kommend, seufzte Alanis glücklich auf, als sie die Umrisse ihres Heims erblicken konnte.


    Die Steine, die sie auf dem Weg zum Haus verlegt hatte, klackerten leise unter der Sohle ihrer Schuhe, als sie in fast andächtiger Stimmung zur Tür ging, den Riegel zurückschob und eintrat. Der muffige Geruch nach Staub und abgestandener Luft war deutlich wahrzunehmen und wurde von der Woge kühler Luft, die sie mitbrachte, durcheinandergewirbelt.


    Alanis ließ die Tür offen, stellte ihr Gepäck ab und ging durch die Dunkelheit zur Hintertür, um auch diese zu öffnen. Erdige, feuchte Nachtluft bemächtigte sich der Küche. Mit einem Schwefelholz entzündete Alanis ein Feuer, holte Wasser vom Brunnen und setzte es auf. Obwohl es spät war, wollte sie auf jeden Fall noch ein Bad nehmen, um sich das Salz von Haar und Haut zu spülen. Sie ging in ihr Schlafzimmer und bezog das Bett neu, klopfte alle Kissen aus und öffnete auch hier das Fenster, fast so, als wolle sie alte Geister austreiben, die sich noch im Haus versammelt hatten.


    Eine ungute Überraschung erwartete sie allerdings im Keller, als sie hinunterstieg, um nach dem Rechten zu sehen. Mit einem Besen prügelte sie ein paar Ratten aus dem Keller und betrachtete sich im Schein der Kerze, die sie mitgebracht hatte, das Malheur. Vermutlich hatten die verrottenden Lebensmittel mit ihrem süßlichen Aroma die Nagetiere angelockt. Alanis seufzte erneut. Da bat man einen Mann einmal um einen Gefallen - . Zweimal, korrigierte sie sich. Das Zeichen für ihre Türschwelle hatte er auch vergessen. Dafür hatte er ihr allerdings ganz andere entzückende Dinge geschenkt.


    Nach der Jagd auf die Ratten geschwitzt und ziemlich erbost stieg sie die kleine Treppe wieder hinauf und beschloss, sich nicht weiter ärgern zu lassen. Eine halbe Stunde später saß sie in ihrer Badewanne und merkte, wie ihr das heiße Wasser und der sachte Duft ihres Badeessenz den Groll aus dem Leib trieben und der Erschöpfung einer langen Reise Platz machten.


    Einige Zeit später lag die Priesterin in ihrem Bett, eingehüllt in ihr liebstes Nachthemd, ein entzückendes Stück, das eigentlich nur aus viel zu dünnem Stoff und Spitze bestand und sich garantiert nicht dazu eignete, jemanden zu wärmen. Das erledigten die Decken und Felle jedoch ganz hervorragend, ebenso wie die leicht zugezogenen Bettvorhänge. Alanis hatte das Fenster lediglich angelehnt, um nach den Wochen auf dem Schiff das Gefühl für die Welt jenseits von Schiffswänden wiederzuerlangen und lauschte den Geschöpfen der Nacht, die sich durch den nahen Wald bewegten, bis sie dann schließlich vollkommen übermüdet einschlief.

  • Am nächsten Tag war es schon Mittag, als Alanis erwachte. Einige Vögel balzten vor dem Fenster herum, fast ohrenbetäubend laut. Die Priesterin streckte sich und lächelte breit. Endlich wieder zuhause - nun, zumindest an dem Ort, der für sie nahe an den Begriff 'Zuhause' heran kam.


    Die vergangenen Wochen hatten ihr viel Zeit zum Nachdenken gegeben und noch immer war sie sich nicht vollkommen sicher, was sie mit ihren Gedanken tun sollte. Und so hatte sie sich entschlossen, die Zukunft einfach auf sich zukommen zu lassen, anstatt immer nur zu grübeln, wie sie vermeiden konnte, dass etwas schiefging.


    Schließlich schwang sie die Beine aus dem Bett und zog sich eines ihrer Sommerkleider an. Dann holte sie ihren Einkaufskorb und machte sich auf den Weg in die Oberstadt, um auf den Markt zu gehen.