Im Hafen von Rendor II

  • Der Betrunkene schaute den edlen Herrn an und versuchte abzuschätzen, wie schnell der wohl reagieren könnte...


    "Hier wird gar kein Land gewonnen... sucht Euch ne andere - diese Dame und ich haben noch etwas zu bereden... nicht wahr, meine Schöne?"


    Damit torkelte er noch einen kleinen Schritt näher auf Marie zu und ergriff ihr Handgelenk... die wiederum erschreckte und versuchte, sich sofort zu entziehen...

  • Marie schreit: "Vorsichtig!"


    Alle Frauen gehen schnell einige Schritte zurück, um nicht ins Kampfgetümel zu geraten.


    Marie betet inständig, dass es gleich vorbei ist... und beißt sich sehr kräftig auf die Unterlippe... dabei bemerkt sie gar nicht, dass sie zu fest gebissen hat und blutet.

  • Im Gegensatz zu Marie scheint Clarisse weniger Angst zu haben als vielmehr zornig über das unverschämte Gebaren des Fremden zu sein. Trotzdem ihre Cousine sie zurückdrängt, schaut sie interessiert an deren Schulter vorbei. Zwar zweifelt sie keine Sekunde daran, dass der Betrunkene absolut keinen Hauch von Chance gegen den kaozischen Ritter hat, aber wer wußte schon, auf welche dummen Ideen er kommen könnte. Also beobachtet sie jede seiner Bewegungen ganz genau, während sie Marie und Pyra vorschlägt, "Kommt, machen wir ein bißchen Platz, nicht dass ihr nachher noch aus Versehen verletzt werdet!" Sie zieht ihre Cousine & das junge Mädchen ein gutes Stück zurück, so dass sie nicht mehr in der direkten Gefahrenzone stehen.

  • Marie wird mutiger gar der Tatsache, dass ein Ritter mit gezogenem Schwert vor ihr steht:


    "Ich bin keine Hexe... Ihr habt getrunken während der Arbeit. Das dulden wir nicht. Ich hatte Euch verwarnt, ihr hattet Eure Chance, aber Ihr wolltet nicht hören. Mein Vater hätte nicht anders entschieden! Und nun geht, bevor etwas Schlimmeres passiert..."


    Marie drehte sich um, denn sie hatte Rufe hinter sich gehört... die Wachposten des Hafens stürmten auf die Gruppe mit gezogenen Schwertern zu.


    Einer fragte: "WAS ist hier los?" und schaute den Herrn Ritter an.

  • Der Ritter antworte ruhig:
    "Wenn Euch etwas zusteht, Nachbar, so sollt Ihr dies nicht angetrunken in einer dunklen Gasse mit einem Dolch erpressen. Wenn Ihr meint, Euch wurde ein Unrecht getan, tragt es dem Gericht vor. Oder redet vorher mit der Familie de Moriba. Aber so, Nachbar, so geht das nicht."

  • Marie wendet sich an Bedevere:


    "Ihm steht aber doch nichts mehr zu... ich habe ihn ausbezahlt für den halben Monat, den er gearbeitet hatte für uns. Ich weiß also nicht, was er noch will. Ich habe ihm noch nicht einmal den Schaden abgezogen, den er verursacht hat, als er im betrunkenen Zustand die Fässer umgestoßen hat."


    Marie schüttelte den Kopf und sprach nun auf den Betrunkenen ein:


    "Herr Scheerer... ich bitte Euch. Geht nach Hause und schlaft Euren Rausch aus. Denkt doch an Eure Familie und bleibt dem Alkohol fern."


    Marie kannte seine Frau und auch seine beiden Kinder. Sie hatte ihnen schon oft geholfen, wenn die Kinder krank waren und die Medizin wieder einmal zu teuer, weil Herr Scheerer alles versoffen hatte... ihr tat seine Frau und die Kinder leid... aber so jemanden konnte sie nicht beschäftigen. Was wäre, wenn mal etwas richtig Böses durch sein Verhalten passieren würde? Schließlich hatte sie die Verantwortung für viele Arbeiter.


    Die Wachtposten standen noch immer da und warteten: "Madam, wir sollten ihn mitnehmen, wenn er Euch bedroht hat, muss er bestraft werden!"

  • Bedevere packte das Schwert mit, nun, da Wache anwesend waren, wenn er auch vorsichtig blieb. Zu diesen meinte er:
    "Ich denke, es hat sich soweit alles geklärt. Der Herr hier hatte eine andere Ansicht der Dinge und seinen Standpunkt ein wenig zu stürmisch vertreten. Ich habe darauf geachtet, dass niemandem etwas passiert."

  • Gemeinsam mit Pyra ist Clarisse ein Stückchen zur Seite gegangen, um nicht im Wege zu stehen und hat dem Wortwechsel aufmerksam zugehört. Die Diskussion um den verflixten Alkoholkonsum läßt sie einen Moment leicht lächeln, konnte sie sich doch noch gut an ein aprobates Mittel ihres Vaters erinnern, welches hervorragend auf Dauer dagegen half. Ihre Gedanken schweifen ab und mit einem Mal überkommt sie die Sehnsucht nach Hohenfels und die Trauer um ihre Eltern mit einer solchen Macht, dass es ihr nicht gelingt die Tränen, gegen die sie schon so oft und erfolgreich angekämpft hatte, zurückzuhalten. Mit einem kurzen Blick auf die Situation vor ihr, wendet sie sich rasch ab und taucht in den Schatten der Gassen unter. Nur fort, möglichst weit... irgendwohin, wo sie niemand kennt, wo sie eine Weile allein sein kann... solange mindestens, bis sie diesen unsäglichen Schmerz wieder unter Kontrolle hätte. Zügig sucht sie sich ihren Weg.

  • "Vielleicht nehmen Sie ihn mit und bringen ihn ein Stück Richtung nach Hause, Herr Wachtmann. Ich denke, ihm wäre nicht geholfen, wenn er nun eingesperrt wird."


    Der Wachtposten nickte und nahm den Betrunkenen mit. Sie waren schon um die Häuserecke...


    Marie atmete auf. Das war ja noch einmal gut gegangen.


    "Ich danke Euch, Herr Bedevere... es tut mir ja leid für diesen Mann, aber... ich kann ihn so nicht mehr beschäftigen."


    Marie drehte sich um: "Prya... Clarisse, alles in Ordnung?" Marie drehte sich nochmal um... neben Prya stand keine Clarisse mehr...


    "Clarisse? Prya, wo ist Clarisse? Clarisse!" Diese zuckte mit den Schultern - hatte sie doch nicht mitbekommen in den ganzen Trubel, dass Clarisse weg war. Marie ging den Weg auf und ab und versuchte in die dunklen Gassen zu sehen... Panik ergriff sie... wo war sie? warum war sie weg?


    Sie rief umso lauter ihren Namen. Sie ergriff Bedevere's Arm:


    "Wir müssen sie finden! Mein Vater wird ausrasten... warum ist sie nur weg?"

  • Doch trotz des Rufens bleibt Clarisse verschwunden, zu weit schon hat sie sich von ihrer Cousine & dem kaozischen Ritter entfernt, als dass sie deren Rufe noch hören würde. Wahrscheinlicher jedoch, dass sie sie nicht hören will.

  • Der Ritter fluchte leise ob seiner Unachtsamkeit. Er ist hin und her gerissen. Sollte erst Marie Babette nach Hause bringen und dann Clarisse suchen? Oder gleich mit Marie sich auf die Suche machen?
    Er traf eine Entscheidung.
    "Ich glaube, Lady Marie, wir sollten Clarisse schnell suchen gehen. Wenn wir einen Wachposten sehen, sagen wir bescheid, damit die Wache auch suchen geht."

  • Marie war in Sorge...


    "Ja, das ist eine gute Idee... in welche Richtung? Moment... sie kann eigentlich nur in diese Richtung, sonst hätte sie an uns vorbei... ich verstehe das nicht... ich kenne sie zwar noch nicht so lange, aber..."


    Marie schüttelte den Kopf und ging los, Prya in der einen Hand haltend. Sie würde sie auf jeden Fall nicht mehr los lassen. Immer wieder riefen sie Clarisse' Namen.


    Was hatte denn ihre Cousine nicht verstanden, als sie ihr erklärte, nicht alleine in der Stadt herumzugehen. Und dann noch das von eben, als sie angegriffen wurden... war das nicht deutlich genug? Nicht auszudenken, wenn ihr was passierte.


    Ihre Schritte wurden schneller... so weit konnte sie doch nicht sein!


    Vor ihr lagen dunkle Gassen, die von Laternen und dem Licht aus den Häusern erhellt wurden... weit vor ihr in der Ferne bewegte sich eine Gestalt...

  • Der Ritter schaute sich genau um, auch er sah die Gestalt in der Ferne. Schnell gingen sie ihr nach, nur um dann zu merken, dass es sich hierbei um eine Marktfrau handelte, die auf dem Weg nach Hause war. Sie hatte Clarisse indes nicht gesehen.
    "Wir dürfen auch nicht ewig suchen, Lady Marie", begann der Ritter. "Vertrauen wir auch darauf, dass sie alleine heim findet. Vielleicht wollte sie nur einen Moment alleine sein. Wenn dies auch ein denkbar schlechter Ort dafür ist."

  • Gekonnt war Clarisse von Gasse zu Gasse gehuscht und hatte sich auf diese Weise immer weiter Richtung Meer bewegt, bis sie schließlich am Rand des Hafens zum Wasser kommt, wo sie sich endlich in einer Ansammlung von leeren Kisten & alten Fischernetzen verkriecht. Die Arme um ihre angezogenen Knie geschlungen, legt sie den Kopf darauf und vergisst für den Augenblick alles um sich herum.

  • Entsetzt schaut Marie Bedevere an...


    "Und was erzähl ich meinem Vater? Wenn ich alleine nach Hause komme... und sie nicht bei uns ist... er wird einen Suchtrupp losschicken... er wird sich aufregen... er ist doch ein alter Mann!"


    Marie kamen die Tränen und sie versuchte, sie schnell runterzuschlucken... sie wollte nicht vor Herrn Bedevere weinen - was sollte er denn von ihr denken...


    Sie fühlte sich unsagbar erschöpft auf einmal... soviel Aufregung... wäre sie doch nur nicht zum Hafen runtergegangen... nein, sowas durfte sie nicht denken. Dann wäre ihre Cousine auch alleine gewesen in dieser Stadt und wer weiß, was dann passiert wäre.


    Sie schaute Bedevere mit großen Augen an: "Was machen wir jetzt?"