Das Hospital von Renascân (2)

  • Alanis hörte ruhig zu und als Dania geendet hatte, nickte sie ihr zu.


    "Gut, dass ist dann noch einmal die Bestätigung von prominenter Stelle, dass wir es in den meisten Fällen wohl hoffentlich nicht mit einer tödlichen Seuche zu tun haben."


    Sie sandte einen kurzen Blick gen Himmel, so als würde sie von dort Hilfe erwarten.


    "Und sie hat nicht erwähnt, ob es bereits im Anfangsstadium klare Indizien dafür gibt, ob man das eine oder das andere hat?"

  • Alanis brummte unzufrieden. Sie war auch keine Spezialistin für innere Medizin, sondern hätte in dem Fall wohl Luicatus gebraucht. Doch der ließ nichts von sich hören, war also vermutlich wieder auf Reisen.


    "Gut", nickte sie schließlich. "Wir behandeln jetzt alle Eintreffenden auf die Symptome hin, die sie zeigen, und ersparen ihnen vorerst die Rosskur mit den Alaunsalzen und dem Quecksilber. Ich will keinem, der an der minderen Form leidet, durch diese Art der Behandlung ernsthaft schaden. Bei denen, bei denen sich die Symptome weiter fortbilden, kann das Quecksilber dann immer noch eingesetzt werden."

    Sie verzog den Mund zu einer bitteren Grimasse.


    "Wir müssen uns ja nichts vormachen, dass die Behandlung mit dem Quecksilber ebenso gefährlich ist wie die Krankheit selbst und manchmal das Unvermeidliche nur noch schmerzhafter macht und schneller herbeiführt."

  • Alanis dachte einen Moment lang nach, dann erklärte sie:


    "Ich werde mich an die Ausarbeitung eines Behandlungsplanes machen und bin bis zum Ende seiner Erstellung auf jeden Fall im Dienst - ich brauche nicht wirklich viel Schlaf. Ebenso werde ich bei den ersten Behandlungen immer dabei sein und auch ihre Erfolge oder Misserfolge überprüfen. Heute Abend sollen nochmal alle Personen auf der Liste, die sich bisher nicht hier gemeldet haben, aufgesucht und angesprochen werden. Wer das machen soll, steht im neuen Dienstplan, an dem ich gerade arbeite und der in einer Stunde veröffentlicht wird."


    Sie hob das entsprechende Papier kurz an.


    "Wenn sich zeigt, dass alle Heiler und Pfleger gut eingearbeitet sind im Umgang mit der Behandlung, wird es einen ganz normalen Schichtdienst geben. Wir bekommen eh keine neuen Patienten mehr, das sollte also kein Problem sein."

  • Dania nickte wieder.


    "Dann werde ich mich bis dahin ans Auswaschen der Verbände machen. Ich könnte auch den Arnikasud ansetzen. Es könnte von Vorteil sein ihn mit Salbei und Myrrhe zu versetzen...?"


    Fragend schaute sie Alanis an. Alle Pflanzen wirkten entzündungshemmend und abschwellend, Myrrhe trocknete dazu noch aus und war gegen Flüssigkeitsansammlungen direkt unter der Haut immer gut. Diese Sachen kannte sie von ihrer Arbeit als Hebamme recht gut.

  • Alanis nickte.


    "Das ist ein guter Vorschlag. Wir werden das gegen die Geschwulste mitgeben. Wenn sie abheilen - aus dem ein oder anderen Grund - dann machen wir eine Nachbehandlung mit Ringelblumensalbe."


    Sie grübelte kurz nach.


    "Bisher habe ich bis auf eine Ausnahme nur Patienten gesprochen, bei denen die harmlose Variante der Krankheit vorherrschte. Diese waren in den ersten beiden Stadien, in dem es auch zu Symptomen ganz ähnlich eines leichten Fiebers kommen kann. Darauf müssen wir besonders achten und werden dann entsprechend auch darauf behandeln - Bettruhe, in schlimmen Fällen fiebersenkende Mischungen mit Lindenblüten und Pfefferminze, Birkenrinde gegen Kopf - und Gliederschmerzen."

  • "Eine Salbe wäre in diesem Augenblick wohl besser."


    überlegte Dania.


    "Aber das dauert recht lange und damit wäre meine Arbeitskraft gebunden. Wenn Ihr erlaubt, würde ich Esme hinzuziehen. Ich brauche ihr ja nicht zu sagen, dass es für etwas anderes gebraucht wird als die üblichen Arbeiten. Das würde zwar ein wenig was kosten, aber es wäre sicherlich rascher und an die Meisterschaft dieser Frau komme ich nicht einmal annähernd heran. Den Sud kann ich ohne größere Verzögerungen selbst und hier ansetzen, da der wesentlich schneller geht."

  • Alanis hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie es um die Finanzen des Hospitals bestellt war und ob es so eine gute Idee war, an die kleine Handkasse in Edrics Büro zu gehen. Die und ihren Inhalt hatte sie in ihren Unterlagen erfasst und hatte so den Verdacht, dass das noch interessant werden könnte.


    Ergo nickte sie Dania zu.


    "Ich kenne Esme nicht, aber ich höre nur das Beste über sie. Sprecht mit ihr und bittet sie, einen Preis für die benötigte Salbe zu nennen - diesen am Besten sogar schriftlich niederzulegen. Ich übernehme dann die Kosten dafür erst einmal privat."

  • Dania grinste schelmisch.


    ."Sie mag kein Geld nehmen. Sie tauscht nur gegen das, was sie braucht und was die Leute entbehren können. Mein Vater hat doch einen Hof. Vielleicht kann ich ihn darum bitten, sie für das nächste halbe Jahr oder dergleichen mit Kartoffeln zu versorgen. Mein kleiner Bruder wird dann als Bote vermutlich auch ein wenig bei ihr im Haus eingespannt, aber das wird ihm nicht schaden. Vielleicht lernt er sogar noch etwas dabei."

  • "Wunderbar. Dann hat sie sogar etwas Abwechslung. Also biete ich ihr Tomaten und Kartoffeln an."


    Sie nickte Alanis zu und freute sich offensichtlich, dass bisher alles nach Plan verlief. Dann machte sie sich auf zu Esme um den Auftrag zu besprechen.


    Später am Tag kehrte Dania zu Alanis zurück und berichtete, dass soweit alles in Ordnung war. Gerade Salbei hatte Esme in Massen. Myrrhe und Arnika waren hingegen eher rar, aber zumindest für die erste Zeit vorhanden.

  • Alanis dankte Dania zufrieden. In der Zwischenzeit hatte sie ein Schreiben an die Akademie aufgesetzt, in dem sie Quecksilber anfragte.


    "Dann werden wir jetzt erst einmal mit den sanften Mitteln vorgehen. Falls es soweit kommen sollte, dass wir schwere Fälle der Syphilis vorlegen haben, müßte das hier zur Akademie gebracht und das Quecksilber angefragt werden. Die Therapie sprechen wir am besten mit Pater Luicatus an, er hat Erfahrung auf dem Gebiet." Sie zögerte kurz. "Noch will ich es aber nicht absenden. Das ist so, als würde man den Ernstfall quasi heraufbeschwören."

  • Gegen Mittag betritt Tarant das Hospital. Er schaut sich um und bleibt im Gang stehen.
    Soweit er sich erinnern kann, hat er es noch nie von innen gesehen, daher überlegt er kurz wo er Edric wohl finden könnte.
    Dann beschließt er einfach zu fragen und geht zur erstbesten Tür und klopft daran.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • Ruud, der im Vorraum zu den Behandlungsräumen und Schlafräumen gerade damit beschäftigt war, die am Vormittag zusammengebrochene Wartebank mit ein paar Holzklötzen notdürftig zu stabilisieren, zuckte bei dem Geräusch zusammen. Doch dann sagte er sich, dass die Garde wohl kaum klopfen würden, wenn sie das nächste Mal kam, um - ja, was eigentlich?


    Der junge Mann öffnete die Tür, die die Pforte des Hospitals und den Raum miteinander verband. Normalerweise stand sie im Sommer offen, möglicherweise hatte sie ein Patient, den sie vor einer Stunde abgewiesen und zur Garde geschickt hatten, sie geschlossen und keiner hatte sie wieder aufgemacht.


    Als er Tarant sah, rundeten sich seine Augen kurz.


    "Ja, bitte?"

  • Tarant schaut in das ihm unbekannt Gesicht, zu jung für den Leiter.
    "Wo finde ich den Hospitalleiter?"
    Für einen Moment hatte er daran gedacht ihn einfach herbei zu zitieren, sah aber keine Notwendigkeit dazu.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • Alanis hörte die Stimmen im Vorraum und hörte genauer hin. Ein schmales, grimmiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie aufstand, den Kragen ihres grauen Kleids richtete und dann zur Tür ging, um im Rahmen zu erscheinen.


    "Hospitalleitung? Das wäre dann wohl ich. Hallo Tarant."

  • Tarant dreht sich um und schaut Alanis etwas konsterniert an
    "Ist das so?" es klingt nicht wirklich unfreundlich... Tarant halt...
    "Nun denn. Heilerin Alanis, schön euch zu sehen. Würde es euch etwas ausmachen mich ins Wachgebäude der Unterstadt zu begleiten?"
    Es wirkt nicht als Befehl, eher wie eine normale Frage... also so normal wie Fragen bei Tarant halt klingen.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.