Tief hängen die Wolken über der Insel, während ich das erste Mal den Boden dieses Landes, welches der Kapitän 'Montralur' geheissen hat, betrete. Hatte ich während der Fahrt gen Südosten noch mit einer sonnenverwöhnten Passage gerechnet, musste ich all' meine Hoffnungen zu Grabe tragen: Dieser Sommer verdient wahrlich seinen Namen nicht.
Schwer hängt der salzige Geruch des Meeres in der Luft und ich bete zu allen Göttern und Heiligen, dass dieser Geruch und der widerwärtige Geschmack auf meiner Zunge eines schönen Tages zu meiner Vergangenheit zählen wird. Ein Ereignis mehr, dass sich zu den schlechten Erinnerungen gesellen möge - ein Ereignis mehr oder weniger wird es nun auch nicht mehr ausmachen.
Das abfällige Zucken meines Mundwinkels wird von dem Geräusch meines Reisekoffers begleitet, den einer der Matrosen unsanft neben mir auf den Kai stellt. Abstand - Abstand ist das Einzige, das hilft sich vor seinem Gestank zu bewahren. Man sollte bei seinen Ausdünstungen nicht annehmen, dass ein Mensch anstatt eines Tieres neben einem steht.
Und mich mit seinen gierigen, kleinen Augen anblickt wie der heruntergekommenste Bettler im nächsten Rinnsal. Doch hilft bei ihm, was auch sonst immer hilft, wenn minderwertige Subjekte um ein erbärmliches Almosen bitten: Ignoranz.
Auf dem Weg zur nächstgelegenen Taverne muss ich feststellen, dass es hier eindeutig an jenem Gesindel fehlt, dass mit vor Hunger weit geöffneten Augen gegen ein kümmerliches Entgeld seine Hilfe beim Tragen schweres Gepäcks feilbietet. Und dem man sein Gepäck anvertrauen kann, wenn man sie - mit der Hand am Dolche - vorran gehen lässt ...
Die Taverne hält im Innenraum das, was sie vom Äusseren Eindruck verspricht - und bei mir die ersten Zweifel aufkommen lässt, ob ich mir - aller Unbillen und Unannehmlichkeiten einer Seepassage zum Trotz - nicht doch schnellstens ein neues Schiff suchen sollte. So lasse ich mich dennoch auf einem freien Platz nieder - der erste Stuhl seit Wochen, bei dem man nicht ein eher mehr als weniger starkes Schlingern ausgleichen muss.
Ein Seufzen entfleucht meiner Kehle, während sich der Wirt nähert.Als er das zweite Mal an meinen Tisch tritt hat er den trockenen Rotwein bei sich, den ich geordert hatte. Mit Genuss trinke ich den zwar nur mittelmässigen aber dennoch teuren Tropfen ...