Es ist wohl festzustellen, dass im Larp prinzipiel Götter existieren. Es ist nicht nur so, dass die Charaktere an Götter glauben, sondern durch ihr Wirken beweisen sie auch ihre Existenz. Zum Beispiel durch die durch sie gewirkten Wunder, wie ein Körperheilen von einem Priester, der ja seine Macht durch einen Gott bezieht.
Wir kennen aber auch alle die Anhänger böser Gottheiten, die uns als Gegner auf Cons schon begegnet sind. Und zumindest beim Daynon IV ist die Chaosgöttin Khaszura sogar schon persönlich aufgetaucht - und auch in anderen Ländern sind die Götter zum Teil schon mal personifiziert anwesend gewesen. Viele Spieler haben auch schon die Stimme ihrer Götter vernommen.
Ergo: Die Götter existieren und sind Bestandteil unserer Fantasy-Welt.
Da im Larp aber weder eine wirkliche 'Welt' existiert gibt es auch keine Weltreligion. Jedes bespielte Land hat seinen eigenen Götterhimmel, sein eigenes Pantheon, und einige Spieler haben nochmal ihre eigenen Götter. Das ergibt eine riesige Auswahl an verschiedenen Göttern und damit auch an Priestern und 'normalen' Gläubigen.
Und genau an diesem Punkt beginnt die Fragestellung, die ich hier öffentlich zur Diskussion stellen möchte: Wie allgemein gültig ist der Einfluß und die Einflussphäre dieser Götter? Und: Wie lautet entsprechend die theologisch-theoretische Basis?
Wenn wir davon ausgehen, dass alle Götter existieren und auch überall dort sind, wo ihre Gläubigen sind - theoretisch also überall -, würde das bedeuten, dass über jedem Land im Larp tausende Gottheiten wachen. Ich frage mich, ob die sich nicht ins Gehege kommen ...
Wenn jetzt ein monotheistischer Glaube gespielt wird, wird der Charakter seinen Gott anrufen und die Gottheiten des jeweiligen Landes leugnen. Aber wenn wir davon ausgehen, dass alle Götter existieren, dann dürften diese etwas sauer werden und dem Charakter eine Lektion erteilen. Ähnlich verhält es sich mit Atheisten im Larp.
Wenn nun ein SC in ein Land kommt, dass eng mit seinen Göttern verknüpft ist und diese dort eine entsprechend wichtige Rolle spielen sowie entsprechend stark sind - werden die andere Götter oder Götterglauben überhaupt akzeptieren? Wenn nicht, dann müssten alle Gebete der Andersgläubigen nicht erhört werden.
Das Gleiche gilt, wenn man sagt, dass in jedem Land nur die jeweiligen Götter aktiv sind. Also die Götter immer nur in ihrem Land wirken. Jeder andersartige Glaube in diesem Land ist dann 'sinnlos', da der Gott dort nicht vertreten ist und seinem Gläubigen beistehen kann. In diesem Fall sollte und müsste jeder SC in jedem Land einen anderen Glauben annehmen.
Man kann jedoch auch feststellen, dass sich etliche Götter sehr gleichen. Es gibt faktisch überall eine der Natur verbundene Gottheit, eine Art Kriegsgott gegen das Böse, ein Gott des Lichts und der Gerechtigkeit - zum Teil als viele Götter in einem grossen Pantheon oder mit mehreren dieser Attribute in wenigen Göttern vereint.
Wenn ich nun diesem Gedankengang folge komme ich zu dem Ergebnis, dass es im Grunde nur wenige Götter gibt und diese nur unterschiedliche Namen tragen. So wie z.B. der dorlónische Gott Taphanor (Licht, Gerechtigkleit, Ehre, Kampf wider dem Bösen) mit dem Gott Shiran aus Pahia (ähnliche Attribute). Oder Gaia und Leylinda (Natur, Leben, Heilung) aus Dorlónien.
In diesem Fall ist also nicht der Name ausschlaggebend und ein dorlónischer Taphanorgläubiger kann in Pahia Shiran anrufen, da dieser in Pahia nunmal auf diesen Namen hört. Sicher sind nicht ständig alle Götter kompatibel in all ihren Eigenschaften, aber jeder gläubige Charakter könnte in jedem Land einen seinem Glauben entsprechenden Götternamen finden.
In diesem Fall würden auch Kleriker ihren bevorzugten Gott anbeten können - nur antwortet Jemand mit anderem Namen. Wenn z.B. ein Shiranpriester in Dorlónien seinen Gott um Hilfe anrufen würde, würde Taphanor antworten, da er in Dorlónien bei diesem Namen gerufen wird. Oder wenn Gaia angerufen wird antwortet Leylinda, etc.
Also: Sind die Namen zweitrangig und definiert sich der Glaube über die Attribute, so dass man in jedem Land seinen bevorzugten Gott mit anderem Namen anreden kann, ohne seinen Glauben zu verraten? Oder existieren alle Götter mit unterschiedlichem Namen gleichberechtigt nebeneinander? Und wenn Zweiteres: Auch in jedem Land oder nur in 'seinem' Land?
Jetzt bin ich auf Eure Meinung gespannt ...