Auf den Staßen Montralurs

  • Kurz bildete sich eine steile Falte zwischen Feenas Augenbrauen und sie schüttelte leicht den Kopf.


    Sie kniff die Augen ein wenig zusammen als sie wieder zu Xanthia sah und antwortete in demselben freundlichen Tonfall, wie Xanthia in vorher gewählt hatte und mit ebensoviel Nachdruck.


    "Vergaloppieren, soso", die Ironie in ihrer Stimme war nicht zu überhören.


    "Hm, vielleicht versuchst du trotzdem es mir zu erklären? Wahrscheinlich ist es gar nicht so unsinnig wie du meinst."

  • Im Grunde hatte Xanthia nicht wirklich erwartet, dass sich Feena mit ihrer wagen Antwort einfach so zufrieden geben würde. Dennoch spürte sie, wie sie deren weitere Hartnäckigkeit zu ärgern anfing.


    Du kannst es nicht lassen, oder ?“ grollte sie verstimmt.


    Aber nur Minuten später schüttelte sie über sich selbst amüsiert den Kopf. Schließlich war sie selbst schuld.
    Noch immer nicht wirklich begeistert, aber immerhin mit Ruhe, bemühte sie sich um eine verständliche Antwort. Und begann zunächst mit einer Frage.


    Als Du in Forlond gegen die Nymbra gekämpft hast, wen hattest Du da vor Dir ? Den blutrünstigen Feind, der vernichtet werden muss, um die Welt zu retten ? Ein Wesen, dass nur aus Boshaftigkeit und Grausamkeit bestand und es deshalb nur gut und gerecht war, es vom Angesicht der Erde zu tilgen ?


    Sie sah prüfend zu Feena herüber.


    Oder einen Gegner, der vielleicht aus seiner Sicht mit ähnlicher Motivation in den Krieg zog, um seine Welt zu schützen. Einen Gegner, der Schmerzen und Angst empfindet konnte und gleichsam betrauert wird, weil er Sohn oder Vater, Mutter oder Tochter, Schwester oder Bruder war ?

  • Feena hatte einige Schwierigkeiten damit, ihre Begleiterin zu verstehen. Diese begann immerzu mit einem Thema doch wenn sie es vertiefen wollten, wurde Xanthia ärgerlich. Feena ihrerseits mochte es überhaupt nicht, wenn man sie mit einer Floskel oder nichtssagendem Gerede zum Schweigen bringen wollte. Sie verzichtete diesmal jedoch darauf, auf Xanthias Äusserung zu antworten und wartete stattdessen geduldig, bis diese ihren inneren Kampf ausgefochten hatte.


    Als Xanthia dann begann zu fragen und Forlond erwähnte, stiegen in Feena die Erinnerungen hoch. Sie sah zu Xanthia und ihr Gesicht war ausdruckslos als sie antwortete.


    "Ein Nymbra ist ein von seinem Gott angetriebenes Wesen, dass darauf aus ist, alles was nicht von seiner Art ist zu versklaven, zu opfern oder zu vernichten. Ein Nymbra tut dies mit Vorsatz und er fragt nicht, was seine Gegner empfinden. Natürlich haben auch Nymbras untereinander gesellschaftliche Strukturen, Eltern, Geschwister, vermutlich sogar Freunde. Sie sind nicht dumm oder unintelligent. Aber es hindert sie nicht an ihren Taten."

  • Nun, dass Nymbras alles andere als angenehme Zeitgenossen sind, weis ich Feena,“ erwiderte Xanthia nüchtern „aber das sollte auch hier gar nicht zur Debatte stehen und das habe ich auch nicht gemeint.


    Sie sah zu der Halbelfe


    Aber wie es aussieht, scheine ich mich immer noch nicht klar genug auszudrücken.


    Sie machte eine kurze Pause, in der sie einen anderen Ansatz suchte und begann dann wieder mit den Worten:


    Du hast mich eben gefragt, was es mir erschweren würde, wenn ich Orks und ähnlichem Gesindel Denkweisen, Gefühle und Empfindungen zuschreibe, wie zum Beispiel Dir und mir. Nun, die Orks heißen in Deinem Fall offensichtlich Nymbra und ich meine aus Deiner Antwort herauslesen zu können, dass Du ihnen genau solches Denken und Fühlen absprichst und es keinen Zweifel für Dich gibt, dass es gut ist mit aller Kraft gegen sie zu kämpfen.


    Sie sah wieder zu Feena.


    Wenn ich damit recht habe, möchte ich Dich lediglich bitten, ein mal darüber nach zu denken, wie entschlossen Du Deinem Feind noch hättest gegenüber treten können, wenn dem nicht so wäre.

  • Feena zog erneut die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf.


    "Ich spreche ihnen nicht ähnliche Gefühle und Empfindungen wie die unsrigen ab, Xanthia. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass, wer auch immer an mein Hab und Gut will, meine Freunde oder Familie bedroht oder mir mein Recht auf Leben streitig machen will, von mir bekämpft wird. Und zwar mit derselben Vehemenz, mit der dieses Wesen seinen Angriff führt."


    Feena sah zu Xanthia.


    "Ich mache dabei keinen Unterschied, ob es sich um Orks, Nymbra, Menschen oder Elben handelt. Werde ich angegriffen, werde ich mich verteidigen. Andersherum werde ich nicht hingehen und irgendein Wesen aufgrund seiner Abstammung oder aufgrund meiner Abneigung gegen es vernichten."


    Sie atmete einmal kurz durch und für einen Augenblick nur wurden ihre Züge hart, dann fragte sie:


    "Wo also siehst du ein Problem?"

  • Es gibt kein Problem.“ erwiderte Xanthia ruhig und bestimmt. „ Außer vielleicht, dass ich Dich offensichtlich missverstanden und auf der anderen Seite wieder viel zu umständlich begonnen habe.


    Sie sah Feena offen an, die kurze Veränderung in deren Gesicht war ihr nicht entgangen, doch konnte sie den Grund dafür nicht deuten.


    Deine Sichtweise ist selten!“ meinte sie daher einfach, nicht zuletzt da sie auf Feenas Frage auch keine weitere Antwort hatte.

  • Xanthia lies sich Zeit mit ihrer Antwort. Sie überdachte noch ein mal Feenas Worte und die ihr damit offenbarte Einstellung und meinte dann gedehnt:


    Nun....jedenfalls denke ich sehr ähnlich....oder versuch es zumindest.“ Sie nestelte ihren Wasserschlauch los, um ein paar Schlucke zu trinken.


    " Magst Du auch?" Sie hielt Feena den Schlauch hin.

  • Feena nickte und nahm den Wasserschlauch entgegen.


    "Vielen Dank." Sie nahm einen Schluck und reichte ihn wieder zurueck.


    Ein paar Schritte ging sie schweigend und in Gedanken versunken weiter. Dann sah sie wieder zu Xanthia und ihr Gesicht zeigte, dass sie nachdachte und sich vielleicht nicht ganz sicher war, ob sie eine weitere Frage stellen sollte.


    "Du versuchst es, heisst was? Faellt es dir schwer, sie zu bekaempfen, solltest du angegriffen werden? Oder faellt es dir schwer sie ihr Leben leben zu lassen?"


    Feena war sich der Brisanz ihrer Frage durchaus bewusst, aber sie wollte verstehen und so wartete sie gespannt auf Xanthias Reaktion.


    Bevor diese jedoch etwas sagte, blieb Feena unvermittelt stehen und drehte sich um. Sie hoerte Hufgetrappel, ein Reiter naeherte sich ihnen. Sie wartete und als der Reiter naeher kam, erkannte sie zuerst das Pferd, dann ihn selbst. Ein Laecheln breitete sich auf ihren Zuegen aus.


    Sie sah zu Xanthia und nickte mit dem Kopf in Richtung des schnell naeher kommenden Reiters.


    "Wir bekommen Besuch. Das ist Talris."

  • Xanthia hatte zu ihrer Begleiterin rüber geschaut und als diese ihre Frage formulierte, leise genickt. Und Feenas Befürchtungen zum trotz, antwortete sie freundlich:


    Versuchen soll heißen, das es mir bei weitem nicht immer leicht fällt, den von Dir eben formulierten Grundsätzen zu folgen.


    Sie atmete einmal tief durch und wollte dann fortfahren, als Feena abrupt stehen blieb, sich umdrehte und von Talris sprach. Irritiert wand sich auch Xanthia um und beschattete ihre Augen mit der Hand.


    Na, wenn Du es sagst..“ meinte sie dann schmunzelnd „ Ich sehe nur einen Reiter.


    Xanthia zog ihre Kapuze hoch, so dass man ihre verletze Gesichtshälfte nicht sofort sah und lehnte sich abwartend auf ihren Stab.


    " Wir warten also ?"

  • Feena grinste zu Xanthia rüber. Dann meinte sie:


    "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern auf ihn warten", sie sah Xanthia fragend an, "und die Fortsetzung unseres Gespräches auf einen geeigneteren Zeitpunkt verschieben."


    Sie sah wieder dem sich nähernden Reiter entgegen.

  • Xanthia nickte zustimmend und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen ins Gras. Als ihr auffiel, dass Feena gar nicht zu ihr gesehen hatte, sagte sie leichthin:


    " Sicher, wir können gerne warten."

  • Glurfaxi trabte genüßlich den Weg entlang, seine Mähne wippte dabei frech im Wind eines viel zu warmen Frühjahrs. Das Pferd wußte besser als der Reiter, daß es zuhause war; Es schien jeden Schritt zu genießen.


    Seit sein Reiter in der Ferne endlich einmal andere Reisende erblickt hatte, versuchte er gemütlich aufzuholen, ohne den Eindruck von Eile zu erwecken.
    Das Gewand eines der Reisenden wähnte er sich zu kennen, Sie hatte schon häufiger mit ihm auf Turnieren geschossen, meinte er zu wissen.

  • Während sie darauf wartete, dass Talris näher kam, sah Feena sich, wie gewohnt weiter in der Umgebung um. Als ihr Blick in südliche Richtung fiel, gewahrte sie einen weiteren Reiter, der auf sie zukam.


    Zu Xanthia gewandt meinte sie:


    "Neuerdings scheint dieser Weg häufig benutzt zu werden. Es ist noch ein Reiter in unserer Richtung unterwegs."


    Sie wies mit der Hand in die entsprechende Richtung.

  • Es war nun nicht mehr weit, und er sah, daß sich die Betreffende umgewandt hatte, mit einem Lächeln hob er die Hand zum Gruß, und ritt bis er sie erreicht hatte.
    Kaum dort gewahr er Talris, und fast hätte er vergessen zu grüßen, als die WUt in ihm aufstieg.


    Dennoch fasste er sich und grüßte zunächst einmal die beiden Damen.


    "Aldhayn Grauquell vom Bärengrund zu Montralur, Reichshüter zu Montralur und Erster Ritter. Es ist mir eine Freude euch wieder zu sehen, Feena.
    Es scheint mir ich komme pünktlich um mit euch ein Turnier zu schießen auf Gerund..."


    Er verneigte sich mehr der Form halber, als gekonnte, dann wand er sich der anderen Dame zu.


    "Und ihr seid?"


    Sein Blick wechselte, ohne den Kopf zu wenden, oftmals zu Talris.
    Er hatte sich geschworen dem Herren, der ihn zurückgelassen hatte, eine gehörige Abreibung zu verpassen, und dieser Moment schien nun sehr nah.


    Dennoch gehörte seine Aufmerksamkeit Xanthia, "Wenn Traumwelt und Natur aufeinander Treffen, muss ein Wesen eurer Art entstehen, der lange Krieg gegen den ehrbaren Feind hat mich gelehrt Schönheit zu schätzen zu wissen."
    er lächelte gewinnend, nicht wissend, ob sein Gruß nicht doch ein wenig zu direkt gewesen war.

  • Xanthia hatte auf Feenas Bemerkung hin über die Schulter nach hinten geschaut und wurde nun auch des zweiten Reiters gewahr. Als er schnell näher kam war sie aufgestanden und hatte sich, leicht auf ihrem Stab gestützt, ihm zugewandt, seiner Vorstellung und der Begrüßung Feenas ruhig zuhörend.


    Bei des Herrn Aldhayns recht forschen Frage nach ihrem Namen jedoch, hatten sich Xanthias Augen zunächst leicht verengt, wurden bei seinen weiteren Worten jetzt aber um so größer. Herzhaft lachte sie auf und maß den Mann vor ihr auf dem Pferd mit einer Mischung aus Belustigung, reservierte Höflichkeit und Staunen.


    Nehmt es mir nicht übel, werter Herr ...Aldhayn Grauquell. Aber das Wesen, dass durch ein Aufeinandertreffen von ... wie sagtet ihr.... Traumwelt und Natur entstanden ist, stelle ich mir doch ein klein wenig anders vor.“ gab sie dann schließlich zur Antwort und warf Herrn Aldhayn unter ihrer Kapuze hervor einen weiteren amüsierten Blick zu. .


    Aber ihr fragtet nach meinem Namen und ich sehe keinen Grund ihn Euch vor zu enthalten“ Sie senkte kurz den Kopf zu dem ihr eigenen, fremdländischen Gruß und meinte weiter: „Gestattet...Xanthia Tharei.


    Erneut betrachtete sie den Mann vor ihr aufmerksam.

  • Aldhayn lachte herzlich, es war ehrilch, dennoch schwang noch etwas anderes mit, ob es mit dem anderen Reiter zu tun hatte, wußte man nicht mit Gewißheit zu sagen, aber es war eine naheliegende Vermutung.
    Dann stieg er von Glurfaxi ab und entließ das Tier mit einem leichten Tätscheln zu den kräftig blühenden Wiesen.


    "Ja, ich verstehe was ihr meint," erklärte er Xanthia, während er die Handschuhe auszog, "dieses Wesen dürfte dann vielleicht doch mein wertes Eheweib sein." er schmunzelte, während er ihr die Hand reichte, "Obschon sie auch aus einer Mischung von Nachtmahr und Chaos entstanden sein könnte, es ist mir eine Ehre Milady Tharei."


    Aldhayn hatte sich verändert, zwar war er noch immer der gemütlich wirkende Mann, der er immer war, seine Hände, seine Haut und die Art wie er nun seine Kleidung trug, verrieten jedoch neuerliche Erfahrung unter widrigen Umständen.


    "Verzeiht mir, wenn ich euch aufhalte, ihr seid sicher auf der Durchreise, und möchtet eiligst weiter." bemerkte er, "wenn ich darf, so würde ich mich doch freuen euch Geleit und Gesellschaft anzubieten, vorrausgesetzt, mein Zusammentreffen mit unserem Neuankömmling läßt dies weiter zu...."
    Die letzten Worte klangen seltsam scharf, und man konnte Anspannung in ihm erkennen, als Talris nurmehr einige wenige dutzend Meter entfernt, immer näher kam.

  • Ob Eure Gemahlin wohl diese Worte als Kompliment ansieht?“ Xanthia hob die Augenbrauen. Das Verhalten des Mannes und seine Worte irritierten sie, dennoch blieb sie unverändert höflich und freundlich.


    Sie nahm zwar Aldhayns dargereichte Hand nicht an, beantwortete sie aber mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung.
    Habt Dank, Herr Aldhayn. Doch ist es nicht nötig mir gegenüber von Mylady zu sprechen“ Sie schmunzelte leicht, sah ihren Gegenüber aber immer noch aufmerksam an und hörte ihm bei seinen weiteren Ausführungen zu. Bei seiner letzten Bemerkung zog sie ihre Stirn in Falten und warf Feena zum wiederholtem Male einen fragenden Blick zu. Die Anspannung des Mannes und der Grund dafür waren nicht zu übersehen und bei der Schärfe seiner letzen Worte, wurden Xanthias Augen wieder schmal.


    Sie legte den Kopf leicht schief und blickte Aldhayn mit einer stummen Aufforderung nach Erklärung ins Gesicht. Der Mann war ihr ein Rätsel.