Auf der Nordstraße

Mitfühlend berührt ihn Kassandra an der Schulter.
"Das Bild hat sie mir gezeigt..."

Er holt tief Luft
Es hat sie sehr getroffen. Und ich...
seine Stimme verliert sich und er tut so, als würde er die Landschaft betrachten.
Als es fast scheint, er würde nichts mehr sagen, fährt er fort

Er war ein guter Schülter, Kassandra, an jenem Tag waren wir verabredet, doch ich...
Er fährt sich durch das Haar
Weder Liadana noch Ana'ren geben mir dir Schuld, sie nicht, aber ich kann nicht...flüstert er

"Dann tu du's auch nicht", sagt sie sanft.

Er seufzt
Als wäre das so einfach

Er gibt sich sichtlich einen Ruck

So, nun weist du es... möchtest du noch etwas über unser Land erfahren? Oder über uns?

"Ich frag dich, wenn mir noch irgendwas einfällt", antwortet sie.
Überlegt kurz.
"Wo wir eh auf der Nordstraße unterwegs sind möchte ich dir etwas zeigen", sagt sie dann und folgt dem Weg weiter zur ehemaligen Komturei.

Mit Liri, Ellemir und den Kindern geht Kassandra die Nordstraße entlang, um zur Baustelle am Rande des Plateaus zu kommen. Da die Kleinen darauf bestehen selber zu laufen kommt die Gruppe nur recht langsam voran.

Alanis wandert, vom Bauplatz kommend, singend die Straße hinunter. Sie hat sich einen Stab aus dem Gebüsch geholt und ist guter Dinge.

In der Ferne sieht sie eine Gruppe aus großen und kleinen Gestalten auf sich zukommen. Erst als sie ein wenig näherkommt, erkennt sie eine bekannte Person. Ein Lächeln legt sich auf ihre Züge.

"Hallo Kassandra!",ruft sie der Gattin des Katschmarek entgegen.

Kassandra sieht überrascht aus, als sie sie erkennt. "Alanis?" Sie kommt auf sie zu, um sie zur Begrüßung in den Arm zu nehmen. "Hey, wie hat's dich den hierher verschlagen?"

Alanis grinst und lässt sich gerne in den Arm nehmen. Sie winkt Liri lächelnd zu und wendet sich dann wieder an Kassandra.

"Hm, lange Geschichte. Die Kurzfassung ist, daß ich auf dem Rückweg von Mythodea ein Schiff mit Mistkerlen gekapert habe und dann hier abgesetzt wurde. Und dann habe ich mir Arbeit auf einer Baustelle gesucht und habe gerade den Tag frei bekommen."

Sie betrachtet die Kinderschar skeptisch, aber nicht ohne Wohlwollen.

"Du arbeitest bei Baul?", fragt Kassandra erstaunt.
Die Kinder, ein etwa dreijähriger, blonder Knabe, der Ähnlichkeiten mit Kassandra aufweist und zwei ältere dunkelhaarige Mädchen und ein Junge, die vom Aussehen eher zu der dritten Frau gehören, erwidern den Blick.

Weit entfernt auf der Straße, nach Amonlonde Stadt hin, tauchen zwei weitere Gestalten auf, die ebenfalls in der Richtung auf den Flußhafen unterwegs sind.

"Ja, genau. Er bereitet gerade irgendetwas vor, bei dem ich wohl besser nicht dabei bin." Sie hebt entspannt die Schultern und lächelt die Kinder an. "Und deswegen habe ich jetzt frei und wollte mich im Zuber im 'Tisch' einweichen gehen. Und wohin seid Ihr unterwegs?"

"Er hat dich weggeschickt?", wundert sich Kassandra. "Wir sind auf dem Weg dahin, uns hat er eingeladen..." Sie schaut die Frau dann genauer an.
"Du siehst... durchgekaut aus. Was ist passiert?"

"Ja, zu meinem eigenen Besten, wie er sagte. Und er hatte einen Blick in seinen Augen, der mich daran nicht unbedingt zweifeln lässt." Sie wird einen Moment lang ernst und als Kassandra sich nach ihrem Aussehen erkundigt, wird ihr Blick noch ein wenig düsterer. "Das erzähle ich Dir, wenn keine Kinder dabei sind. Ist nicht ganz so lustig, was auf den Meeren so alles herumfährt." Dann kehrt ein freundlicher Ausdruck auf ihr Gesicht zurück."Ich denke, man sieht sich sicherlich in den nächsten Tagen einmal in der Stadt."

Kassandra schaut sie einen langen Moment an. "Wenn du heute eh frei hast komm doch heute Nachmittag mal vorbei. Wenn wir wieder zurück sind..."

"Wenn ich nicht störe, sehr gerne."Die Einladung erfreut sie sichtlich, ihre Augen leuchten auf. "Dann will ich Euch nicht länger aufhalten. Wir sehen uns später!"

Sie verabschiedet sich auch von Liri und den Kindern, dann macht sie sich wieder auf den Weg in Richtung Stadt.

"Du störst nicht, nein. Bis später..."

Die beiden Fußgänger, die während des Gesprächs herangekommen sind entpuppen sich als Jala und eine Frau, die ihr, bis auf die weißen Haare und das höhere Alter sehr ähnlich sieht. Als Kassandra sie erkennt wartet sie noch ein Weilchen, bis sie heran ist.

Alanis nickt Jala und der älteren Frau, unzweifelhaft ihre Mutter, im Vorbeigehen zu und freut sich über den verliebten Blick in den Augen des jungen Mädchens. Dann geht sie mit dem für die typischen entschlossenen Schritt auf die Stadt zu und läuft wenig später im berühmten 'Brennenden Tisch'.

Zusammen mit Jala und ihrer Mutter setzt die kleine Gruppe den Weg zur Baustelle fort.

Hjaldir und Diandra schlendern aus der Stadt heraus entlang des Waldes, der die Straße säumt. Leichter Wind säuselt durch die Bäume. Die Sonne ist hinter den Wolken bereits verschwunden. Grillen zirpen im Gras. Hjaldir führt Diandra etwas abseits der Straße durch das Gras.

"Es ist so schön mit dir. Ich habe früher nie soviel Zeit mit Umherstreifen in den Wäldern verbracht. Du machst mich zu einem neuen Menschen wie es scheint."