Der Übungsplatz der Garde (Unterstadt)

  • "Gegen Kamills Reaktion wird das hier ein reines Zuckerschlecken gewesen sein."


    Mühsam hievte sie sich auf die Beine und verharrte so einige Sekunden mit schmerzverzerrtem Gesicht. Eigentlich wollte sie möglichst flach atmen.


    "Ich hoffe du nimmst mir die üblen Sprüche von vorhin nicht für bare Münzel. Aber irgendwie musste ich dich ja dazu bekommen, dass du endlich zuschlägst. Und im Übrigen: Das hier war Nahkampftraining, verstanden?"

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Sie musste ein wenig grinsen.


    "Du kannst natürlich auch herumerzählen, dass du einen Vorgesetzten angegriffen hast. Das könnte dir aber ein paar Probleme einbrocken."


    Dann wurde sie wieder ernst.


    "Sieh zu, dass du rasch wieder klar denken kannst. Wir können uns solcherlei Dinge nicht leisten. Du bist Priester. Die Leute brauchen dich."

  • "Mit der Sache musst du wohl allein zurecht kommen. Auch wenn es hart klingen mag. Jammern hilft nichts. Es ist wie es ist und das musst du akzeptieren."


    Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn. In diesem Zustand war er zu nichts zu gebrauchen. Er schien völlig resigniert zu haben. Und wer hätte gedacht, dass der Priester derart schnell sein Herz verschenken könnte?
    Sie nahm an, dass er unerfahren war in derlei Dingen. War die Heftigkeit seiner Emotionen darauf zurückzuführen? Dass er es nicht mit einer gewissen Abgeklärtheit sehen konnte?
    Und bei den Fünfen, sie war sicherlich nicht die Richtige, ihm da raus zu helfen. Im Grunde war sie ihm ja in dieser Sache nicht unähnlich, obwohl ihr so eine Situation bisher erspart geblieben war. Zumindest das.

  • Gerion trat mit seinem Bogen auf den Übungsplatz. Von Frederico hat er sich einen Köcher mit zehn Pfeilen geben lassen. Dann stellte er eine Schießscheibe auf und begann zu Schießen. Die ersten Schüsse machte er aus kurzer Distanz, denn seine Finger waren noch müde vom harten Winter und sein Auge noch nocht so mit seiner Hand verbunden wie er es sonnst gewohnt war.


    Als die ersten Pfeile geschossen waren, leckte sich Gerion über den Mittel- und Zeigefinger seiner Rechten.


    "Jetzt schon rot." Sagte er zu sich selbst und schüttelt den Kopf.


    Nach noch weiteren Pfeilen erhöhte Gerion nach und nach die Distanz. Er ist kein Meisterschütze, das sagt er imme von sich, doch um einen Mann zu treffen, wenn es darauf ankam, dass bekam er doch hin.


    Als er die 50 Schritt dann erreicht hatte, begann er den Bogen mit dem Blick von der Scheibe abgewandt zu spannen, drehte sich dann in einer fließenden Bewegung zu Scheibe hin und lies dann los. Der Pfeil traf die Scheibe im vorletzten Ring. Das Wiederholte er nun einige male, wechselte den Winkel zur Scheibe, die Distanzen und die Drehgeschwindigkeiten seines Körpers. Immerwieder gingen Pfeile fehl, doch von dreien trafen immer mindestens zwei und diese bildeten schon fast ein Muster in der breite einer Männerbrust auf der Scheibe, bevor Gerion sie herauszog und von vorn Begann.


    Das machte er fast zwei Stunden, bis ihm der Arm zu zittern begann.

  • -------> vom Wachgebäude kommend


    Darius kam um die Ecke und schaute sich auf dem Platz um. Tatsächlich fand er dort mehrere Rekruten, die mit dem Schwert fuchtelten.


    "REKRUtEN! VOR MIR IN REIHE ANGETRETEN UND STILLGESTANDEN! ES EILT!"


    Darius wartete ab was jetzt passieren würde.

  • Auf dem Übungsplatz üben grade vier Zweiergruppen Schlagfolgen. Ein älterer Gardist, der mit den ersten in Renascân angekommen ist, trainiert sie. Ein dickliches Mädchen um die 18 Jahre lässt vor Schreck ihr Holzschwert fallen, als Darius' laute Stimme ertönt. Hastig klaubt sie es wieder auf und stellt sich zu den anderen in die Reihe. Gar nicht schlecht. Für Rekruten. Etwas stolz lächelt der Veteran unmerklich.


    Und das hat Darius zur Auswahl:


    Das etwas dickliche Mädchen. Scheinbar sehr bemüht, aber etwas ungeschickt. Sie könnte noch an Selbstbewusstsein gewinnen.


    Eine zierliche, kleine Frau um die dreißig. Scheinbar hat sie sich recht spät erst zur Garde gemeldet. An ihrer Schläfe prangt eine Narbe, die von der Anstrengung rot gefärbt ist. Ihre Figur ist drahtig, fast jungenhaft. Ihre Züge sind kantig und ihre blauen Augen bilden einen faszinierenden Kontrast zu dem schwarzen, kurzen Haar.


    Zwei junge Kerle, scheinbar Zwillinge. Beide sind sportlich, groß. Wenn die jugendlich weichen Züge gewichen sind, könnten beide einmal sehr gut aussehen. In perfekter Habachtstellung, den Blick nach vorn gerichtet, warten sie auf das, was kommen mag.


    Ein Junge um die sechs Jahre. Von ihm hat Darius möglicherweise schon einmal gehört. Er träumt davon einmal in die Garde zu kommen. Er ist flink und seine mangelnde Kraft macht er schon jetzt mit Schnelligkeit und genug Witz wett, so dass er schon manchen alten Hasen mit seinem Dolch "abgestochen" hat. Aus ihm könnte einmal was werden.


    Ein junger Mann mit blonden, lockigen Haaren, die ihm obwohl sie recht kurz geschnitten sind, wirr vom Kopf abstehen. Er ist schmächtig, sein Blick ruhig, fast nachdenklich. Seine Wangen sind gerötet vom Training. Er trägt eine kurzärmelige Tunika. Auf seinem Unterarm ist ein blauer Fleck zu sehen, der sichtlich angeschwollen ist. Er scheint dort einen TReffer abbekommen zu haben. Doch obwohl es bestimmt verdammt wehtut, steht er ohne zu murren in der Reihe.


    Ein sehr gewöhnlicher junger Mann. Seine dunkelbraunen Haare hängen ihm ein wenig in die Augen. Er scheint recht gut trainiert. Er hat ein Allerweltsgesicht, das man schnell wieder vergessen könnte.


    Als letztes ist da noch ein Junge um die fünfzehn Jahre. Grroß, schlacksig. An seinem Kinn wächst der erste Flaum, der mal ein Bart werden will. Seine grauen Augen blicken wach. Er scheint zu wissen, dass er geradeaus zu schauen hat, jedoch manchmal erscheint er sich selbst dabei zu ertappen, wie sein Blick Darius folgt und wendet dann schnell den Blick ab. Seine Hände sind sehnig und scheinen viel Kraft zu haben. Auch wenn er wohl nie ein Bär von einem Mann werden wird, könnte seine Zukunft ihn weit bringen.

  • Darius schritt die Reihe ab und betrachtete alle nacheinander. Zu viel Zeit durfte jetzt auch nicht ins Land gehen.


    Die Kinder schloß er sofort aus seiner Überlegung aus, ebenso den Verletzten. Die Disziplin der Zwillinge imponierte ihm und die anderen beiden jungen Männer schienen auch für die Aufgabe geeignet. Über die dratige Frau würde er sich erst erkundigen, bevor er sie zu einem Einsatz mitnehmen würde. Es muss einen besonderen Grund haben so spät erst zur Garde dazuzustoßen und den sollte man vor einem Einsatz kennen.


    Alles in Allem gefiel Darius was er vor sich stehen sah und nickte.


    "Rekruten... Ich brauche ein oder zwei von euch um im Wald vor dem Osttor nach dem Rechten zu sehen. Da ich nicht weiß was uns erwartet, scheiden die Jüngsten und Verletzten unter euch vor diesen Auftrag erst einmal aus. Euch sei aber gesagt, dass es bestimmt einen anderen Tag noch geben wird. Also Geduld."


    "Du." Er zeigte auf den jungen Mann mit dem blauen Fleck. "Ich weiß, dass das nur ein blauer Fleck ist, aber ich möchte, dass Du Dir das von einer Heilerin anschauen lässt und zwar so schnell wie möglich. Zäh scheinst Du zu sein, das respektiere ich, aber ein zweiter oder dritter Treffer auf diesen Arm und Du wirst wochenlang nicht trainieren können. Das ist nicht der Sinn der Ausbildung."


    Darius zeigt nacheinander auf die Zwillinge, den 'unscheinbaren' und den fünfzehn Jährigen mit dem Flaum.


    "Ihr vorgetreten. Die anderen gehen zurück und üben weiter."


    Er schaute den Veteran, den er wohl vom Sehen kannte.


    "Ich brauche für die Erkundung jemanden, der schnell im Kopf, nicht zu temperamentvoll und auf leisen Sohlen sich bewegen kann. Vor allem brauche ich keinen Helden... Die sind einfach zu schnell tot." Er sprach mit Absicht in einer Lautstärke, dass ihn die ausgewählten Rekruten hörten.
    "Da Du sie trainierst, kennst Du sie besser als ich. Falls Du Dich zwischen zweien nicht entscheiden kannst nehm ich beide mit."


    Er schaute mit Respekt auf seinen Gegenüber.

  • Schweigend trat der Veteran vor. Die Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt. Sinnend schaute er alle der Reihe nach an. Bei dem Fünfzehnjährigen blieb sein Blick länger hängen. Dann nickte er in dessen Richtung.


    "Jarik wird der Richtige sein dafür, Korporal. Er ist jung an Jahren, erst zwei Monate dabei. Jedoch ist er lernwillig und hat eine rasche Auffassungsgabe. Er ist schnell zu Fuß und kann schleichen wie kein Zweiter. Er ist Taurier und hat Haus, Hof und Familie verlassen um hier zu dienen. Sein Vater hat Wölfe für den Präfekten gejagt. Jarik weiß, wie man sich im Wald bewegt."

  • "Danke. Die anderen können weiter machen." Er schaute den Veteran an und nickte.


    "Gut. Jarik. Ich möchte, dass du in Windeseile Dir Folgendes besorgst: einen Prügel, dann ein Lang- oder Kurzschwert, je nach dem mit was Du Dich sicherer fühlst und falls Du mit Pfeil und Bogen umgehen kannst, nimm auch das mit. Beeil Dich. Wir treffen uns am Osttor."


    Darius zeigte in die Richtung, wo Jarik die Ausrüstung bekommen würde. Grüßte nochmal den Veteran und lief Richtun Osttor davon.


    -----> Osttor

  • Nuri stapfte auf den Übungsplatz zu. Es war gerade eher ruhig. Ein paar Neue übten sich im Schertkampf. Lahme Schläge, leicht zu durchschauen für sie. "Keine Kraft dahinter, die müssen noch üben..." Nuri wandte sich einer hölzernen Übungspuppe zu. Die schien ihr ebenbüdig. Vorerst. Als sie ihr Ziel gesichtet hatte und sich kurz davon überzeugt hatte, dass niemand in der Nähe war, ging sie zuelstrebig und immer lauter knurrend auf die Puppe zu. "Ob das Holz wohl hält?" Sie konnte nciht anders, ihre Adern weiteten sich, ihre Muskeln verhärteten und sie ließ es raus. All die Wut über so falsche Menschen, die Freunden in den Rücken fallen. Alles - muss - raus.


    "AAAAAAAAAAARRRR!"


    Mehr brachte sie nicht heraus. Die blinde Wut packte sie und ihr Sichtfeld verengte sich. Nun konnte sie sich nicht mehr zurück nehmen. Ihr Muskeln spannten und zuckten und sie hieb mit ihrem Schwert auf die Puppe ein. Holz splitterte und Kerben entstanden doch noch konnte sie nicht aufhören, alles muste raus, bevor sie wieder zu denken begann. Vor sich sah sie Rannug wie er ihre Freunde angriff. GRUNDLOS angriff. Sie wollte auch keine Gründe wissen, es war einfach unendschuldbar. Sie hieb einfach nur weiter auf die Holzpuppe ein und ließ alles raus...Einfach raus...

  • Nuri begann zu schwitzen, doch sie merkte es nicht, da ihre Haut sich so sehr erhitzte, dass der Schweiß auf ihr zu dampfen begann. Ihr schweres Schwert krachte weiter auf das Holz ein und der Pfahl begann leicht zu knarren. Nuri bekam nichts dergleichen mit und hieb weiter auf ihn ein, in Gedanken Rannug das Handwerk lehrend...

  • Am Rande des Übungsplatzes sammelte sich ein kleines Grüppchen Rekruten. Mit offenen Mündern sahen sie Nuri dabei zu, wie sie die Übungspuppe malträtierte. Ab und zu tuschelten sich die Grünschnäbel etwas zu, niemand wagte es aber, Nuri anzusprechen - man blieb lieber erstmal auf Abstand.

  • ----------> Vom Wachgebäude kommend


    Ashaba steuerte auf eine Bank zu. In der Sonne war es noch einigermaßen warm, während man im Schatten bereits den nahenden Herbst merkte. Sie nahm ihr Schwertgehänge ab und lehnte es neben sich an die Wand. Dann setzte sie sich, streckte die Beine aus und richtete ihr Gesicht mit geschlossenen Augen gen Sonne. Nach wie vor schweigend.

  • Bellaria setzte sich neben Ashaba auf die Bank und wickelte sich etwas in ihren Mantel ein. Auch sie ließ die letzte Stunde in ihren Gedanken noch einmal Revue passieren. Schließlich schüttelte sie den Kopf und atmete die Luft, die sie unbewusst angehalten hatte, mit einem Mal aus. Es war eine Mischung aus Seufzen und Schnauben und wenn möglich schwang Ungläubigkeit in diesem einen Geräusch. Sie drehte den Kopf und ihr Blick wanderte zu der Frau neben sich.