Die Taverne "Zum Zaunkönig" (5)

  • "Ihr könnt sie Euch gerne ansehen."


    Als Niro die Karte umdreht, zeigt sie die Drei Stäbe. Überrascht zieht Miriel die Augenbrauen hoch.


    "Auch wenn Ihr noch nicht lange hier sein könnt, so habt Ihr doch ein gewisses Ansehen erworben. Bewahrt die Ruhe, die die Göttin Euch schenkt. Das steht Euch gut zu Gesicht. Ihr seid auf einem guten Weg."


    kommentiert Miriel die Karte. Dann steckt sie sie wieder in den Stapel.


    "Das ist, was die Lächelnde Euch heute sagen möchte."

  • Jolantes Augen wurden groß und sie staunte. Ihr Mund stand offen, die Augen leuchteten und sie sah Miriel unverhohlen an. In ihrem Dorf hatte es auch eine Frau gegeben, die die Karten legen konnte. Sie war eine sehr weise Frau gewesen, von der Göttin gesegnet.

  • "Ich? Ansehen? Ich bin doch nur ein einfacher Schriftgelehrter. Das muss ein Irrtum sein... obwohl, doch manchmal...", Niro läuft vor Verlegenheit rot an. "Naja, manchmal schätzt man meinen Rat. Stimmt... man hat mich schon gelobt, für das, was ich tue."


    Wenn jetzt nur das neugierige Waschweib hier gewesen wäre! Sie hätte das alles mit der angeblichen Zuhälterei in Zusammenhang gebracht.


    "Oh, vielen Dank für Eure Karten. Bekommt Ihr bzw. Eure Göttin etwas dafür?"

  • "Etwas dafür bekommen? Aber nein." meint Miriel und schüttelt den Kopf.


    "Aber wenn Ihr Euch erkenntlich zeigen wollt, so gebt dem nächsten Bettler ein paar Kupfermünzen oder erfreut ein Kind mit einem Apfel. So wird die Freundliche stets eine schützende Hand über Euch halten und Ihr könnt Euch ihr mit Zuversicht zuwenden, wenn alles dunkel um Euch scheint. Sie wird Euch ein Licht sein in ewiger Dunkelheit."


    Dann nimmt sie einen Schluck aus ihrem Becher.


    "Wo kommt Ihr eigentlich her, wenn nicht von der Insel? Dort weiß man, dass hier viele Fremde - nehmt mir den Ausdruck nicht übel, denn fremd bin ich hier wohl eher als Ihr - sind aus aller Herren Länder."

  • Da Niro schon einen Engel hat wirken sehen, ist sein Vertrauen in die Götter ungebrochen. So eine einfache Regel, um den Schutz einer Göttin zu erlangen, findet er sehr sympathisch. Er beschließt es so zu machen.


    "Ich bin in Lodybeydschan aufgewachsen. Meine Eltern waren arme Leute, wie die meisten Leute dort. Die Kluft zwischen arm und reich ist dort sehr groß. Allerdings gibt es auch eine Förderung bestimmter, begabter Untertanen, der ich einen Großteil meiner Ausbildung verdanke. Als ich begann auf Reisen zu ziehen, was eine Voraussetzung für die weiterführende Ausbildung war, brach ein Bürgerkrieg in Lodybeydschan aus.


    Es gibt eine hübsche Anekdote, die ich gerne erzähle, wenn man mich fragt, wie ich in Magonien gelandet bin:


    Ich war auf der Insel Atvia und reiste allein - was in heutigen Zeiten recht gefährlich sein kann. Da traf ich eine Gruppe magonischer Gardisten und fragte sie, ob ich mich ihnen anschließen darf. Sie fragten mich nach meinen Fähigkeiten. Mit einem Schriftgelehrten konnten sie wenig anfangen, so erzählte ich, dass ich auch ein wenig heilen könne. Das sei schon eher zu gebrauchen, sagten sie und fragten, ob ich denn singen könne. Ich verneinte und war schon sicher, dass die Truppe mich fallen lassen würde. Aber im Gegenteil: Sie begannen zu jubeln!


    Diese Art von Humor war mir sehr sympathisch, und nachdem ich das kurze Magonien-Lied der Garde kennengelernt hatte, wusste ich auch, warum sie gefragt hatten. Auf eine Einladung hin, beschloss ich ihnen nach unserem Abenteuer zu folgen. Und hier bin ich nun.


    Um jetzt gleich möglicher Empörung vorzubeugen: Es gibt hier auch ganz fantastische Barden und Bardinnen, deren Können ich bewundere. Zum Beispiel - um die prominentesten zu nennen - auch Talinor, der Wirt hier und Bellaria, zu derem Bardensang ich die Ehre hatte eingeladen zu sein", beschwichtigt Niro.

  • Sich an der Speise gütlich tuend entspannte er sich merklich. Es war eine willkommene Abwechslung zum "Fraß" der letzten Tage. An dem Bier nippte er zunächst vorsichtig, war doch aus anderen Schenken auch anderes gewohnt und es wäre sicher unhöflich einen ganzen Schluck ins Glas zurück zu speien. Doch er war zufrieden und trank in einem Zug aus. Der Krug landete mit einem fast zu lauten Knall auf dem Tisch.


    "Bitte noch ein Bier." rief er aus.


    Der Alte war inzwischen auf dem Zimmer und würde diesen Abend wahrscheinlich auch dort verweilen.

  • In dem Moment als Patjulak sich zu ihm gesellte nahm er noch den letzten Schluck aus dem Milchkrug, dann wandte er sich an den Schankjungen. Seine Augen funkelten verstohlen, aber er war bemüht unauffällig zu erscheinen.


    "Endlich Zeit, was?" er grinste breit. Den rechten Arm auf den Tisch stützend und sich vorbeugend spielt er das Potenzial seiner vollen Größe einschüchternd aus.


    "Der Name des Mannes lautete JeMerik September. Hat der hier übernachtet, oder ist er anderweitig auffällig geworden?"

  • Der Schankbursche blies seine Backen auf


    "Ja, verzeiht, manchmal ist das alles ein wenig seltsam. Erst verirrt sich stundenlang keine Seele hier rein, und mit einem Mal ist der Schankraum mit Gästen gefüllt und man weiß nicht mehr wo hinten und vorne ist. Aber ich habe euch nicht vergessen. Aaaaaaaaaaaalso..."


    Er überlegte kurz


    "...ja, ich erinnere mich an diesen Herrn. Er hat hier übernachtet, ja. Auffällig geworden...hmmmm...was meint ihr mit auffällig? Also demoliert hat er nichts, die Zeche hat er auch nicht geprellt. War eigentlich immer einigermaßen freundlich. Auffällig....tjaaaaaaaaaaaaa...wenn man das als auffällig betrachten kann, er schien von dieser Gardistenspäherin ganz angetan, von dieser Narvi. Hat etwas blöde aus der Wäsche geschaut, als damals dieser Kerl an ihr rumgegrabscht hat....also...hat er irgendwas ausgefressen? Vielleicht fällt mir noch was ein, wenn ich weiß, was hätte auffällig sein können."

  • Wie gewohnt trat Panf mit einem Lächeln auf dem Gesicht in den Schankraum, doch statt sich an einen Tisch zu setzen lief er zielstrebig in richtung Zimmer, er musste endlich ein bischen Schlaf finden ohne Gefahr zu laufen zu ertrinken oder ausgeraubt zu werden.


    Als er den Schankraum durchschritt nickte er Jolante und Patjulak zu.


    Gute Nacht


    Sagte er grinsend und verschwand in seinem Zimmer

  • Delpior schaute, immer noch mit einem Mummeschaum-Oberlippenbart ausgestattet, dem Fremden hinterher und murmelte (mehr zu sich selbst, aber deutlich hörbar)


    "Um die Zeit schon ins Bett? Leute gibt's! Bestimmt von weit her, und eine lange Reise hinter sich. Oder aber...oder aber er hat morgen eine lange Reise vor sich und muss nach weit weg. Oder ganz was anderes."

  • "Das Leben spielt manchmal seltsam, nicht wahr?" lachte sie, nachdem sie die Geschichte gehört hatte.


    "Und was tut Ihr derzeit? Mit was verbringt Ihr Eure Tage?"


    Aus ihrer scheinbar unergründlichen Tasche hatte sie ein kleines Beutelchen geholt und zauberte kleine, runzlige Kugeln daraus hervor. Der Waschbär, dem dieses Geräusch wohl mehr als bekannt war, grabschte gierig nach den Kugeln und stopfte sie sich in die Backen.

  • "Ich studiere hier an der Akademie. Privat unterrichte ich eine Schülerin, die Lesen und Schreiben bei mir lernt. Und dann habe ich noch einen Auftrag von einer Ritterin, eine Abschrift meiner Reisetagebücher für die Bibliothek der Drachen anzufertigen. Das ist ziemlich aufwändig, da darin viele Zeichnungen und Symbole vorkommen", erzählt Niro.


    "Außerdem reise ich auch gerne, wenn ich von interessanten Begebenheiten höre und meine Zeit es erlaubt."


    "Und was tut Ihr hier in Renascân?"

  • Morgaine schluckt ein paarmal um den Kloss in ihrem Hals loszuwerden...dann dreht sie sich langsam um und schlurft zur Tür hinaus....das ihre Akademietasche auf den Boden fällt nimmt sie überhaupt nicht wahr...tief in Gedanken versunken und gegen Tränen anblinzelnd geht sie zurück...




    >>> Meanors Haus

  • "Einen Moment bitte", sagt Niro und springt auf.


    Er hastet Morgaine hinterher. Dummerweise ist es mittlerweile so voll in der Taverne, das es einige Zeit braucht, ehe er sich zur Tür gekämpft hat. Er hebt Morgaine Tasche auf, wundert sich einen Moment darüber und stößt dann die Tür zum Zaunkönig auf.


    Er blickt auf den Dorfplatz, aber Morgaine ist verschwunden.
    Wohin bist Du gegangen, Morgaine, denkt Niro. Zur Bibliothek oder zu Meanor? Tja, wenn ich jetzt noch wissen würde, wo der Principal wohnt, dann wäre das toll.


    Enttäuscht dreht sich Niro wieder um und kehrt mit der Tasche an Miriels Tisch zurück.


    "Seltsam, als ob sie einen Geist gesehen hätte", sagt Niro. "Ob sie enttäuscht war, dass ich mich mit Euch so nett unterhalten habe?", fragt er.

  • Aalok kneift die Augen misstrauisch zusammen, ist aber recht schnell wieder bemüht Patjulak möglichst neutral zu betrachten.


    Patjulaks Frage nun völlig ignorierend geht er über zu seiner nächsten. Er würde keine Fragen beantworten. Wer wüsste schon was die Präfektur als zuviel heraus gegebene Information deuten würde?


    "Hat er gesagt was er in Renascân will?"

  • Als Panf aufwachte fühlte sich das erste mal seit Wochen ausgeschlafen, noch leicht blinzelnd taumelt er in den Schankraum und setzt sich an einen Tisch der gegenüber des Tisches stand an dem Miriel und Niro sitzen.


    Er wandte sich zum Tresen um.


    Könnte ich einen Krug Wasser haben?

  • Patuljak zuckte mit den Schultern


    "Nicht so wirklich. Ein richtiges Gespräch habe ich nie mit ihm gehabt, obwohl er das Zimmer hier langfristig hatte. Was man halt so mit den Gästen redet, man will ja auch nicht aufdringlich sein. Grad wenn weniger los ist sind wir für solche längerfristigen Gäste recht dankbar."


    Er kratzte sich am Kopf


    "Ich habe mal was mitbekommen, dass er was an der Akademie macht oder machen will oder so. Hat auch gerne über Politik geplaudert und hat sich für Geschichten interessiert. Hmmmmmm...was ich mitgekriegt habe, ist er wohl ziemlich klug. Hat zu vielen Sachen, von denen ich nicht mal eine Ahnung habe, zumindest Dinge gesagt, die klug geklungen haben. Manchmal war er wohl ein bisschen, wie soll ich sagen, schroff mit seinem Gesprächspartnern, aber unfreundlich war er nicht, nee."

  • Triumphierend schlägt er die Faust auf Tisch. Ein weiterer Anhaltspunkt. Vielleicht konnte Bellaria weiterhelfen. Moment, sie dürfte noch in Amonlonde sein. Jedoch dürfte die anderen Akademieleiter anwesend sein. Aalok würde sicher jemanden finden.


    Zufrieden mit sich und der Welt und sogar Patuljak stämmt er sich auf und legt die Bezahlung für die Milch plus gutes Trinkgeld wuchtig optimistisch auf den Tisch.


    "Dank Dir, Patuljak."


    Etwas leiser und mit beissendem Ton fügt er hinzu.


    "Der Typ, JeMerik, ist als Gesprächsthema tabu. Sollte mir was Ohren kommen gibts was aufs Maul." seine Worte werden von einem breiten Grinsen begleitet, sind wohl aber dennoch ernst zu nehmen.


    Sich wieder setzend überdenkt er nochmals alle Umstände und ihm scheint noch eine Idee zu kommen.


    "Räumt das Zimmer dieses JeMerik. Ich werde die Sachen bei Gelegenheit abholen lassen. Geht das klar?"

    Vertrauen ist gut, die Garde ist besser.

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  • Der Schankbursche wirkte etwas eingeschüchtert, auch wenn er es gar nicht ungeschickt zu überspielen versuchte. Er nickte


    "Ja, ich erzähle keinem was. Geht in Ordnung. Als er...als er...ich weiß nicht, ob es wichtig ist, also einmal habe ich ihn noch sagen hören, da ging es um Politik, dass sich Magonien überall bei fremden Ländern einmischen würde. Und dass man Delegationen in fremde Länder schicken würde, ohne dafür zu sorgen, dass sie geschützt oder auf die Länder vorbereitet werden. Irgendsowas war es. Und...also..."


    er zögerte


    "...das mit dem Zimmer räumen...könnt ihr das mit Talinor ausmachen? Es ist ja so...ich bin nur der Schankbursche, und ich möchte es mir mit meinem Chef nicht verderben. Einfach so ein Zimmer räumen...das kann ich nicht machen. Das muss Talinor entscheiden."