Die Taverne "Zum Zaunkönig" (5)

  • Niro hätte schreien mögen! Er war zwar geflohen, aber die Merquatorez-Schwestern waren ihm an den Tisch gefolgt. Nun war er eingeklemmt.


    "Ähem... schö... schönen Tag, die ww... werten D.. D... Damen...", stotterte er.

  • Es war einige Zeit her, das Niro die Merquatorez-Schwestern getroffen hatte. Er hatte in der Zwischenzeit fast verdrängt, wie schrecklich sie waren. Dieser eine Satz, "Haaaaalloooooooooooooooo, hüüüüüüüüübscher Maaaaaaaaaaaaaaaan!!!" paralysierte ihn und alle Erinnerungen und Ängste kehrten schlagartig zurück.


    Er konnte nichts sagen und nichts mehr denken - außer Panik.

  • Damorg grüßte in Richtung Niro und bedankte sich bei Morgain für das Bier.


    "Danke Niro mir ist nicht mehr zu helfen."


    Ein Lächeln konnte er sich dabei nicht verkneifen.
    Wieder zu Aalok gedreht, holte er einmal tief Luft und setzte an.


    "Also, ich war auf der Akademie in Amonlonde, eigentlich ein ganz hübesches Örtchen. Ashaba hatte mich dort hingeschickt, ich sollte dort mein Wissen ein wenig erweitern und auch ein paar Kampfübungen mitnehemn, wenn mir das möglich sei. Problem an der Sache ist das der Kampfausbilder, Arnulf war glaub ich sein Name, ein Schinder ist und keine Ahnung davon hat wie man jemanden etwas beibringt. Außerdem hat ihm glaub ich mein Gesicht nicht gepasst.
    An sich wäre das ja nicht schlimm gewesen. Der Hacken an der Sache war dann aber die Prüfung am Nachmittag. Das war ein seltsamer Zauber.Auf einmal ist ein Ork aufgetaucht, der gar kein Ork war, sondern nur Magier, aber er war zum fürchten echt und der konnte auch richtig draufkloppen.
    Und jeder Prüfling musste gegen diesen Ork kämpfen. Bei den anderen hat er keine richtigen Wunde geschlagen, ein Treffer tat ihnen zwar weh, aber sonst passierte nichts. Und als ich an der Reihe war, kam mir der ork auf einma viel stärker vor als zuvor und im Kampf hat er mir dann meine Beine gebrochen oder besser zertrümmert. Die Schulter hat er auch noch erwischt, aber der gehts sowiet schon wieder ganz gut.
    Aber frag mich nicht was da genau passiert ist, magisches Zeug eben, da konnte ja nix gutes bei rauskommen. Aber ich glaub ja das der Arnulf da seine Finger mit drin hatte, weil der hatte den Kampf erst abgebrochen, kurz bevor der Ork meinen Schädel zermatschen wollte."


    Damorg hatte beim erzählen versucht einen klaren sachlichen Ton zu wählen, was ihm aber nicht die ganze Zeit gelang.
    Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier.


    "Tja so ist das passiert, oder so ähnlich ich kann mich auch nicht mehr an alles erinnern und dann haben sie mich wieder zusammengeflickt."

  • Damorgs Beschreibung reißt Niro wieder aus seiner Angststarre. Wie ein Ertrinkender sich an einen Strohhalm klammert, klammert Niro sich an Damorgs Worte, die ihn aus der Panik wieder herausziehen.


    Ich habe schon einmal eine Begegnung mit den Merquatorez-Schwestern überlebt. Ich werde es wieder schaffen!, denkt er sich.


    Er konzentriert sich auf Damorgs Worte und beschließt die Schwestern vorerst aus seinem Geist auszusperren.


    "Hmmm. Das klingt ja übel. D.h., dieser Ausbilder Arnulf hatte einen Hass auf Dich. Und wenn er nicht für die Konsequenzen seiner Handlungen hätte einstehen müssen - weil zuviele Zeugen da waren - meinst Du, er hätte dich getötet bzw. töten lassen? Und warum hatte er Magier dieses böse Spiel überhaupt mitgemacht? Das verstehe ich nicht. Hast Du ihm irgendwie Grund gegeben, Dich zu hassen?

  • Aalok wollte den ernst Hintergrund der Geschichte akzeptieren, aber die aktuellen Umstände ließen es nicht zu das Grinsen von seinem Gesicht zu bannen. Fast ausnahmslos hängt er nur über dem Bier um zumindest das lachen zu unterdrücken.


    Es ist nicht so das die Geschichte ihn erheitern würde. Das tat sie nicht. Jedoch war beim Anblick Niros zwischen Mitleid und Schadenfreude hin und her gerissen.


    Sich zumindest halbwegs zusammen reißend konzentriert er sich auf Damorg. Kriegt jedoch lediglich einen leicht verstümmelten Satz heraus.


    "Die ... ähm ... gleichen Fragen wie der werte Herr dort drüben!"


    Er reißt sich zusammen und spricht leiser an Damorg gewand.


    "Tschuldigung, aber so schräge Umstände sollten selten sein ..." er deutet sehr undeutlich Richtung Niro und Geschwisterpaar. "... sind sie aber nicht."


    Damit versuchte er vermutliche seine Erheiterung zumindest zu erklären und trinkt lieber noch einen großen Schluck.

  • "Ich glaube nicht das es Hass war, er konnte mich einfach nicht leiden, er ist ein Nordmann, da kann ein kleiner Grung schon genügen. Und töten wollte er mich bestimmt auch nicht, sondern mehr eine Lektion erteilen, ich geb ja zu das ich nicht grade ein guter Kämpfer bin und mich den Tag über auch nicht sonderlich loblich verhalten habe. Aber sowas..."


    Damorg schüttelte den Kopf und nahm noch einen großen Schluck.


    "Es war eine Akademie, sowas hätte ich einfach nicht erwartet."

  • "Naja, vielleicht sollten wir das Thema einfach abschließen. Amonlonde hat doch sicher mehr gebracht als nur blaue Flecken?"


    Es ist nicht so, dass das Thema Aalok langweilen würde, auch wenn es teils so wirken mag. Es wird nur an diesem Abend keinen Abschluss finden, den findet es gewöhnlich, wenn man es dem Betreffendem ordentlich heim gezahlt hat.

  • "Ja das hat es. Ich hab eine Vorlesung über Kriegskunst besucht und muss zugebebn, einiges davon noch nie gehört zu haben. Außerdem hab ich dort ein paar ganz nette Leute getroffen und gutes Essen haben sie auch. Was ist hier eigentlich passiert in den letzten Wochen?"

  • "Kriegskunst?"


    Eindeutig hellhörig ruckt er hoch und schein innerlich zu wachsen. In seinen Augen funkelt teifgreifendes Interesse.


    "Erzähl mir mehr darüber. Vielleicht sollte ich mich ebenfalls mal freiwillig melden son paar Feuerschmeißer zu Akademien zu begleiten."


    Er nimmt einen erneuten Schluck von seinem Bier und leert das erste somit.

  • Mit feurigen Blicken über ihre Augengläser hinweg hatte sie - leider recht erfolglos - versucht die Aufmerksamkeit des Herrn Müfteriöf auf sich zu lenken. Jetzt hatte sie angefangen ihn mit dem Zeigefinger an die Schulter zu tipschen. Diesem Mann konnte man einfach nicht widerstehen. Geräuschvoll zog sie den Schnodder die Nase hoch und rückte sich die Augengläser zurück nur um dann weiter den Gelehrten anzutipschen.

  • Auch Niro heuchelt Interesse an der Kriegskunst - ein Thema, was ihm ja überhaupt nicht liegt. Aber alles ist besser, als sich auf die Schwestern konzentrieren zu müssen.


    "Ja, bitte. Erzählt mehr!", sagt er fast flehend.


    Er versuchte das Gegrapsche zu ignorieren.

  • Patuljak kam am Tisch vorbei und konnte sich ebenfalls ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als er Niro in seiner Lage sah


    "Darf ich noch was bringen? Euch oder euren...äh...charmanten Begleiterinnen?"

  • "Der Kerl der die Vorlesung gehalten hat heißt Baul, ein echt netter Kerl. Er ist für die zukünftige Garde von Amonlonde, oder so zuständig. Angefangen hatte er mit ein paar Geschichten von Schlachten und Kriegen, war sehr interessant. Worum es aber eigentlich ging warn Formationen und verschiedene Waffenarten und solche Sachen. Das Wichtigeste war allerdings seine Erklärung dazu wann man kämpfen sollte und wann nicht, wann es sich lohnt eine Stellung zu belagern oder wann man besser fliehen sollte."


    Damorg streckte seinen Krug in die Luft.


    "Noch eins bitte!"
    "und hier ist nichts passiert?" fragte er zu Aalock und Niro schauend.

  • "Ich glaube, ich brauche etwas, damit ich bei Besinnung bleibe. Einen starken Kaffee bitte!", sagte Niro.


    "Und für die werten Merquatorez-Schwestern - nun was trinken die Damen denn?", fragte Niro.


    Während diese giggelten und damit abgelenkt waren, formte Niros Mund lautlos das Wort "SCHLAFTRUNK" in Richtung von Patuljak, und in seinen Augen war wieder dieses verzweifelte Flehen.


    Vielleicht hatte er ja doch Glück und Patuljak verstand, was er meinte. Irgendetwas Betäubendes, damit er unbeschadet fliehen konnte. Andererseits gab es so etwas wohl eher beim Alchimisten, denn in einer Kneipe.

  • "Nein, nichts, was ich mitbekommen hätte", antwortete Niro Damorg.
    "Obwohl... die Fee Sonea und ihr Mann der Redcap wollen sich hier in Renascân niederlassen. Kennt ihr die? Er ist ein unheimlicher Typ mit einer roten Kappe, um die er ein Riesengeheimnis macht und angedroht hat, mich zu töten, wenn ich weiterfragen sollte. Die beiden haben auf dem Bardensang bei Bellaria so komische Emotionskugel verspeist, von denen wir dachten, dass sie die einzige Chance für uns waren, die Geistergeschichte zu lösen. Aber hinterher ging's auch anders. Ansonstens sind es sehr nette Leute. Sie ist auf Mythodea im Magielager ein hohes Tier und hat mir ganz fantastische Aufzeichnungen von dort mitgebracht. Ich glaube, sie sind auch als Gastdozenten im Gespräch, aber genaues weiß ich nicht."

  • "Ja die beiden kenne ich, Sonea habe ich schon auf 2 Reißen getroffen und eben einmal bei Bellaria, wo ich auch Redcap gesehen habe. Sonea ist ja nett, aber eben eine Fee und die sind mir ungeheuer, von Redcap garnicht zu reden. Aber es wird schon mit rechten Dingen zugehen, wenn der Prokurator sie sich hier ansiedeln lässt."

  • Als die Tür sich öffnet, kommt Ashaba herein. Da sie Wappenrock, Kettenhemd und Waffen trägt, kann man davon ausgehen, dass sie gerade von der Wache kommt oder dorthin unterwegs ist. Auf ihrem Barett liegen ein paar Schneeflocken, die aber in der Wärme der Taverne alsbald schmelzen.
    Als sie Damorg und Aalok sitzen sieht, grüßt sie kurz mit einem Kopfnicken und holt sich dann einen Tee am Thresen. Mit dem Becher in der Hand steuert sie auf den Tisch der beiden zu, an dem auch Niro und die Merquatorez-Schwestern sitzen. Als sie Damorgs Haltung sieht, ist ihr sofort klar, dass etwas nicht stimmt.


    "N'abend." meint sie und zieht sich einen Stuhl heran. Dann mustert sie Damorg mit gerunzelter Stirn und fragt ohne Umschweife "Hattet ihr Schwierigkeiten auf der Reise?"

  • "Das klingt garnicht übel. Formationen sind mir ziemlich schnuppe, aber die Frage wann man in einen Kampf ziehen sollte interessiert mich schon."


    Mit dem Themenumschwung nimmt er einen weiteren tiefen Schluck aus seinem Krug. Der ist auch nötig bei dem was er hört.


    "Dreck noch eins. Die gibt es wirklich? Feen und Redcaps? Ich dachte immer das is nur ein weiteres Volk das wir oder das uns in Legenden platt macht."


    Als Ashaba die Taverne betritt prostet er ihr zu. Auf ihre frage geht er nicht ein, dafür klang sie zu formell, nichts für einen lapidaren Spruch. Das sollte Damorg gerne nochmals erzählen.

  • Damorg nickt Ashaba zu und grüßte sie.
    "Auf der Reise nicht."


    Damorg konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.


    "Es gab da einen kleinen Zwischenfall in der Akademie."


    Er wurde wieder ernst.


    "Der Ausbilder in Sachen Kampf ist dort etwas, hmm wie soll ich sagen grob und unbedacht. Arnulf ist sein Name, vielleicht sagt dir das was."


    Damorg nahm einen kräftigen Schluck Bier und wartete ab bevor er weitersprach.