Der Tempel Kapals

  • "Ich habe in den Drachenlanden eine sehr interessante Einladung nach Krakant bekommen. Vom dortigen Fürstbischof. Das kann ich wohl kaum ausschlagen", erzählte sie ihm über die Schulter, während sie hinab stieg. "Außerdem wollte ich in Amonlonde vorbeischauen. Kassandra ging es bei unserem letzten Treffen nicht sehr gut."

  • "Diese Einladung ist wohl durfhaus eine Ehre. Dieser Fürstbischof ist ein sehr imposanter Mann. Aber insgesamt klingt das ja eher ancheiner ruhigen Reise.Den Winter möchtest du wieder hier verbringen?"


    Damorg folgte der Priesterin.

  • Alanis zuckte mit den Schultern.


    "Ja, es ist eine Ehre. Ich habe Ramius vor fast sieben Jahren bei meiner ersten Reise nach Krakant kennengelernt. Damals war er noch weit davon entfernt, der mächtigste Geistliche seines Landes zu sein, auch wenn ihm damals schon der Ehrgeiz anzumerken war. Sein Gesichtsausdruck war auf jeden Falls Gold wert, als er mich wiedererkannte. Und es kann nicht schaden, nützliche Kontakte zu knüpfen."


    In der Küche angekommen, drehte sie sich um, um auf ihn zu warten.


    "Keine Ahnung, was ich den Winter über mache. Ich würde gerne mal wieder nach Dargaras. Und einige lupianische Freunde haben für den Jahreswechsel zu einer Zusammenkunft geladen."

  • Alanis lächelte kurz und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Dann wandte sich dann dem Altarraum zu, in dem immer noch ihr Mantel vergessen auf der Bank lag, auf der sie gesessen hatte.


    "Richtig, eher nicht. Es ist viel zu tun."

  • "Bis dann." In Alanis Tonfall ließ sich nicht im geringsten ablesen, was sie fühlen mochte. Sie verzog nur einmal das Gesicht, als sie sich den klammen Mantel anzog, dann strebte sie dem Ausgang entgegen.


    Draußen regnete es inzwischen wieder stärker. Als die Tempeltür hinter ihr zugefallen war, atmete sie tief durch und entschied sich dagegen, die Kapuze aufzusetzen. Der Wind hätte sie eh wieder heruntergeweht. Als sie sich sicher war, dass niemand sie sah, schlug sie ihre Faust mit Wucht gegen die nächste Steinmauer. Haut platzte ab und warmes Blut sickerte über ihre Hand. Mit einem leisen Fluch zog die Priesterin die Hand zurück, atmete gegen Schmerz und Frustration an und trat hinaus in den Regen, um ein wenig durch die Stadt zu gehen.


    Wenig später wurde ihre Silhouette in dem grünen Mantel von Regen und Dunst verschluckte.

  • Eines Morgens schlich ein verschüchterter Junge in den Tempel, in der schmutzigen Hand einen zerknickten Brief haltend. Als er ihn vor drei Wochen bekommen hatte, zusammen mit einem Kupfer, hatte er wirklich vorgehabt, íhn sofort zum Tempel zu bringen. Doch dann war Franz aufgetaucht, mit einem Nest voller Vogeleier. Und später dann Franzens Vater, der sie durchgeprügelt hatte, weil sie die Kleinen hätten umbringen können. Das war natürlich nicht passiert. Sie waren lediglich neugierig gewesen. Wußte doch jedes Kind, dass man Vögeln nichts schlimmes antut.


    Sei es drum. Nach der Sache mit den Vögeln war das Unwetter passiert und sie hatten die Ernte einfahren müssen. Das war so anstrengend gewesen, dass er jeden Abend ins Bett gefallen war wie ein Stein. Und dann war sein neues Brüderchen zur Welt gekommen und der war unglaublich hässlich und zerknautscht gewesen. Und dann, eines Abends, hatte er den Brief unter seinem Kopfkissen wiedergefunden.


    Und nun stand er im Kapaltempel und hatte ein verdammt schlechtes Gewissen. Am liebsten hätte er den Brief, der mit "Damorg, Kestor des Kapaltempels" beschriftet war, einfach irgendwo auf einer der Steinbänke abgelegt, doch er traute sich nicht. Dem Herrn Kapal gefiel es nun einmal, wenn man ihm aufrecht gegenüber trat.


    An diesem Morgen waren die Bänke leer, denn es gab momentan, im Wechsel zum Herbst, viel Arbeit auf den Feldern zu tun.


    "Hallo?", echote daher seine Stimme durch den leeren Tempelraum und klang ziemlich einsam und verloren.

  • Es dauerte einige Herzschläge bis ein älterer Mann in der Kleidung eines Priesters, einem Wappenrock im dunklen rot und braun, aus dem hinteren Teil des Tempels in die große große Halle kam. Sein Haar war bereits grau und auch die Falten in seinem Gesicht waren zahlreich, die Haut wettergegerbt.


    "Den Fünfen zum Gruße."


    Seine Stimme war bestimmt und dunkel.

  • "Die Fünfe zum Gruße." Eigentlich hatte der Junge gedacht, schon fast erwachsen zu sein. Aber es gab im Leben Momente, in dem wohl auch ein Mann sich hinter den Röcken seiner Mutter verstecken wollte. Dieser Moment war einer davon. "Das, ähm, ist für den Kestor. Ich sollte es abgeben. Es ist, hm, leider drei Wochen zu spät." Der Junge schluckte krampfhaft. "Es tut mir Leid."

  • Der alte Priester zog eine Augenbraue nach oben und musterte den Jungen von den Schuhen bis zu seinem Schopf. Er brumte umzufriede, währden sein Blick anschließend weiter auf dem Kind ruhte. Mit einer bestimmten und raschen Bewegung griff er nach dem Brief und schaute sich die Schrift darauf an, erst dann wendete er sich wieder dem Jungen zu.


    "Von wem kommt der Brief?"


    Seine Miene hatte sich sichtlich etwas weiter verdunkelt, als sie bereits schon war.

  • Nun wurde der zehnjährige Bote noch einen Ton blasser. Nackt vor einer gekalkten Wand wäre er wohl nun nicht mehr aufgefallen.


    "Von der -. Also der -." Nun bekam der Junge feuerrote Ohren. Er konnte ja wohl kaum wiederholen, was seine Mutter über die Person gesagt hatte. Er hatte nicht alles davon verstanden, aber er ahnte, dass man solche Worte nicht in einem Tempel benutzen sollte. "Ist was Privates, hat sie gesagt. Die Heilerin Alanis, meine ich."

  • Der Priester brummelte etwas in seinen kurzen Bart, der ebenfalls grau war.


    "Das so etwas nicht wieder vorkommt und nun geh, deine Eltern brauchen bestimmt deine Hilfe auf den Feldern, oder wo sonst auch immer."


    Er schüttelte leicht den Kopf.

  • Der Junge nickte, schluckte noch einmal hart und verließ dann in einer Mischung zwischen Gehen und Rennen, die er für so gerade noch akzeptabel hielt, den Tempel. Draußen vor der Tür, die mit einem seiner Meinung nach viel zu lauten Geräusch zufiel, verschnaufte er kurz. Er hoffte sehr, dass ihm niemand hinterher kam, weil er ein paar schmutzige Fingerabdrücke auf dem Schreiben hinterlassen hatte. Daher machte er sich dann doch recht schnell aus dem Staub.

  • Der Priester wusste genau das der Kestor zur Zeit nicht im Tempel war, also ging er durch die Küche nach oben in das Zimmer, welches im kleinen Turm des Temepels lag. Nachdem er die Tür geöffnet hatte legte er den Brief auf den Tisch, der an einer Wand des Zmmers stand. Noch immer waren hier viele Spuren des Baus zu sehen. Als der alte Mann die Tür bereits wieder hinter sich schließen wollte hielt er kurz inne. Nach einem kurzen Blick zurück auf den Brief, einem Seufzen und einem leichten Kopfschütteln, lies er aber dann doch die Tür hinter sich zu fallen.

  • Am Abend kam Damorg zurück in den Tempel, er war den Tag über unterwegs gewesen und hatte sich um einige Besorgungen gekümmert, auch einige Absprachen mit Handwerkern mussten noch erledigt werden um dem Tempel den letzten Schlif zu geben.


    Sein Hunger hielt sich in Grenzen, also begrüßte er die beiden anderen Priester nur kurz und ging dann in sein Zimmer, welches sich im Turm befand. Erst nachdem er die meisten seiner Kleidungsstück abgelegt hatte und sein Gesicht mit kalten Wasser aus einer Schüssel gewaschen hatte, setzte er sich an den Tisch um noch zwei schreiben aufzusetzen, welche am nächstenn Tag noch die Seidlung verlassen sollten. Dabei bemerkte er erst den Brief, welcher auf seinem Tisch lag.

    Ich hab keine Neurose, es ist nur.. TRITT NICHT AUF DIE FUGE!!!!

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  • Die Schrift, mit der sein Name auf dem leicht schmuddeligen Umschlag notiert ist, sollte ihm wohl bekannt vorkommen. Das Siegel mit dem Elementezeichen ist kaputt, es könnte also sein, dass der Brief schon einmal geöffnet wurde. Oder dass das grüne Siegelwachs einfach aufgrund unsachgemäßer Behandlung weggebröselt ist.


    Das Schreiben ist relativ kurz und entweder hat die Verfasserin bei seiner Anfertigung geweint oder ein Glas Wasser in der Nähe umgeworfen. Bei dem Talent, das der Dame wohl zu eigen ist, könnte wohl beides der Fall sein.


    Unter einem Datum von vor drei Wochen stehen einige knappe Worte auf dem Papier.


    (PN)

  • Rasch war der Brief geöffnet und die Zeilen gelesen. Der Versuch des jungen Priesters ruhig zu atem schlug fehl. Er zerknüllte den Brief und warf ihn in eine Ecke des Raums. Beim Aufstehen fiel der Stul um, auf welchem Damorg eben noch gesessen hatte. Mit schnellen Schritten war er bei seinem Rüstungsständer angekommen, welcher mit lautem Scheppern und Krachen auf dem Boden landete, das Geräusch war wohl im ganzen Tempel zu hören.
    Sein Wutschrei wurde zu einem lauten Schnauben als er ihn unterdrückte. Tisch, Wasserschale und Waffenregal folgten den anderen Gegenständen auf den Boden bis der Priester sich wieder beruhigt hatte.